SOMMELIER

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Die interessantesten Mundschenke unserer Zeit.

Transkript

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00:00:00: Hallo, ich bin Ulrike von der Grüben und ich grüße alle Weinkenner, Weinliebhaber und

00:00:18: solche, die es noch werden wollen.

00:00:19: Ich bin Sportmoderatorin, moderiere seit mehr als 35 Jahren den Sportteil in den Hauptnachrichten

00:00:26: von RTL.

00:00:27: Und genau dieser Job hat mich auch 1989 nach Köln geführt und da habe ich dann sehr schnell

00:00:34: den Gast des heutigen Podcasts kennengelernt, Christina Fischer, die große Sommelier.

00:00:40: Ich glaube jeder, der diesen Podcast hört, hat auch schon von ihr gehört.

00:00:45: Dass wir beide bis heute eng befreundet sind, ist schon ein bisschen verwunderlich, wenn

00:00:50: man weiß, dass ich als gebürtige Gladbacherin, zumindest in einer Beziehung ein echtes kölisches

00:00:56: Mädchen bin, mein Lieblingsgedrängt, ist nämlich nicht der Wein, sondern das Kölsch.

00:01:03: Und das konnte Christina mir auch bis heute nicht austreiben.

00:01:07: Dabei liebe ich es, ihr zuzuhören, wenn sie mit großer Leidenschaft über Wein spricht,

00:01:14: ich bewundere ihr unfassbares Wissen über Trauben, Herstellungsverfahren, Anbaugebiete,

00:01:19: was es da nicht alles gibt.

00:01:21: Sie merken schon, ich habe wirklich keine Ahnung.

00:01:24: Und dann erzählt sie so anschaulich über große Weingüter und die dazugehörigen Familiengeschichten,

00:01:30: dass ich darüber fast mein Kölsch vergessen.

00:01:33: Was uns aber eint, was wir beide lieben, ist das mit Familie und Freunden zusammenzusitzen,

00:01:41: bei gutem Essen, guten Gesprächen, zu lachen, zu feiern, dummes Zeug zu machen, aber auch

00:01:46: mal ernst zu sein.

00:01:48: Hauptsache, wir sind füreinander da.

00:01:50: Und das sind wir.

00:01:52: Christina hat unsere Kinder aufwachsen, sie in ihr Ferienhaus auf Panrot war und ist für

00:01:57: uns immer ein ganz besonderer Ort.

00:01:59: Sie ist in jeder Hinsicht die beste und großzügigste Gastgeberin, die ich kenne.

00:02:05: Ach und wir haben noch eins gemeinsam.

00:02:07: Wir haben uns nämlich beide am selben Abend in unserer heutigen Ehemänner verliebt.

00:02:14: Aber die Geschichte kann sie Ihnen ja vielleicht gleich selber erzählen.

00:02:19: Viel Spaß dabei.

00:02:20: Ein herzliches Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Somelier, die interessantesten

00:02:48: Mundschenke unserer Zeit.

00:02:49: Meine heutige Gästin ist für mich eine der spannendsten Weinpersönlichkeiten, an die

00:02:54: eine ganz eigene Leidenschaft nicht nur in sich trägt, sondern niemals verloren hat.

00:02:59: Und mit ihrer Lebendigkeit, mit ihrer ganz besonderen Arzt, verstehen Menschen zu begeistern,

00:03:03: Kollegen zu begeistern, ja auch Winzer zu begeistern.

00:03:06: Sie selber wurde legendär durch ihr Restaurant Fischers Weingenussentafelfreuten in Köln,

00:03:12: in welchem sie Wein-Service, Wein angeboten vor allen Dingen Wein- und Speisenkombination

00:03:16: auf einer ganz eigenen Ebene gelebt hat.

00:03:19: In der Öffentlichkeit bekannt wurde Christina Fischer durch ihre über fünfjährige Präsenz

00:03:24: beim Vox-Koch-Duell.

00:03:26: Weitere TV-Auftritte hatte sie bei der Arte Weinprobe und doch ist sie nachhaltig präsent

00:03:32: durch ihre Standardwerke, ihre Bücher Weinwissen, Riesling, Weingenussentafelfreuten und nicht

00:03:38: zuletzt eines der Bücher, die sich auf intensivste Weise mit Wein und Speisen, der Kombinatorik

00:03:44: und der Großartigkeit auseinandergesetzt haben, dem Buch Wein und Speisen jedem zu empfehlen.

00:03:49: Ausgezeichnet wurde sie vom Decanter, vom Wine-Spectator, als Zommliere des Jahres vom

00:03:54: Gomio, erhielt die Auszeichnung der Weinschule des Jahres vom Gomio und hat vom VDP die

00:03:58: silberne Ehrennadel.

00:04:00: Und heute, und darüber freue ich mich, ist sie hier, ist sie unser Gast.

00:04:03: Herzlich willkommen, liebe Christina Fischer.

00:04:06: Wie bei diesem Podcast ist es auch bei Weingütern.

00:04:13: Hinter diesem Podcast stehen Menschen, da stehe ich auf der einen Seite und heute in der aktuellen

00:04:17: Episode ist dort Christina Fischer.

00:04:19: Aber auch bei den Weingütern.

00:04:20: Hinter guten, hinter hervorragend, hinter außergewöhnlichem Weingütern stehen auch Menschen.

00:04:26: Und beim Weingut Selman, mitten im Burgenland ansässig, steht die mittelburgenländische

00:04:32: Winzer-Legende Albert Selman, zusammen mit seiner Frau Sylvia und den Kindern Francesca

00:04:37: und Konstantin, auf über 2000 Tektor.

00:04:41: Von den Südausläufern des Oedenburger Gebirges bis hin zum Günter Bergland erstreckt sich

00:04:46: das Mittelburgenland.

00:04:47: 2,3% davon, nämlich 50 Hektar, nennt das Weingutgeselman rund um Deutschkreuz sein Eigen und lässt

00:04:54: dort Weine entstehen, die Burgenländischer, die Österreichischer nicht sein können,

00:05:00: aber durchaus auf Augengehöhe mit außergewöhnlichsten europäischen Spitzenweinen agiert.

00:05:06: Warum?

00:05:07: Natürlich ist es auf der einen Seite das Klima, es sind die sonnereichen Tagessen, die

00:05:11: kühlen Nächte, in denen die Temperaturkurve bis in den Herbst hinein ideale Bedingungen

00:05:16: für Kraftvolle und trotzdem viel nestsreiche Weine bietet.

00:05:20: Der sehr nahe Neusiedler See und das Mikroklima mit starken panonischen Einflüssen, welche

00:05:26: durch relativ warme, trocken gemäßigte Jahresverläufe dazu beitragen, dass diese Region einzigartig

00:05:33: ist.

00:05:34: 100 Punkte Höchstbewertung erhielt Geselmann vom Falschabwein geht.

00:05:38: Die 90er Schallmauer lassen sie jedes Jahr spielend hinter sich.

00:05:42: Es sind Weine, die dort erzeugt werden, die legendär sind, sowohl im Rotwein als auch

00:05:47: im Weißweinbereich.

00:05:49: Weine, die eigenständig, Weine, die außergewöhnlich sind.

00:05:51: 19,5 Punkte beim Gomio und weit über 90 bei Robert Parker sprechen für sich.

00:05:57: Seit 1719 gibt es das Weingut doch, was Albert Geselmann zusammen mit seiner Familie hier

00:06:02: auf die Beine gestellt hat, ist legendär.

00:06:04: Albert Geselmann weiß zu Recht, wir haben mit unseren Rotweinen schon früh neue Maßstäbe

00:06:09: in Österreich gesetzt und Recht hatte.

00:06:11: Doch es sind nicht nur die Rotweine, außergewöhnliches Sauvignon blanc, großartige Chardonnets und

00:06:16: sehr beeindruckende Graubugunder haben, mich persönlich von diesem Weingut mehr als überzeugt.

00:06:22: Und von so einem Weingut begleitet, unterstützt und supportet zu werden, er hat uns auf ganz

00:06:26: besondere Weise daher vielen Dank für die Unterstützung dieser aktuellen Podcastfolge

00:06:31: und vielen Dank für die ganz besonderen Weine.

00:06:34: Und ein großes Dankeschön auch dem hiesigen Vertriebspartner, dem Handelshaus Schlumberger.

00:06:38: Ich muss dir was gestehen.

00:06:40: Ja.

00:06:41: Und zwar, dass ich dich, obwohl wir uns ja, ich bin 2000 nach Kölnberg-Schglattbach gekommen,

00:06:49: du warst allgegenwärtig, aber ich hab dich eigentlich erst letztes Jahr kennengelernt.

00:06:54: Das weiß ich auf dem Schiff.

00:06:56: Das war ja eine ganz andere Situation, als wir beide realisiert haben, dass wir Sekt

00:07:01: nicht aus Piccoloflaschen trinken wollen.

00:07:03: Ja.

00:07:04: Das war ja auch eine Erfahrung, die wir vorher noch nicht hatten.

00:07:06: Nee, es war in der Veranstaltung für die Weingesion.

00:07:10: Da hab ich realisiert, was du eigentlich für ein unfassbar tiefsinniger Mensch bist.

00:07:17: Also bei all dem, der Erfolg sprach ja immer für dich, das fand ich schon immer sehr

00:07:22: bemerkenswert.

00:07:23: Aber wie, also viele machen das ja so Ustela Mengen oder machen dann eben so mal, jetzt

00:07:29: machen wir mal die Veranstaltung, aber du bist so für mich sehr bewundernswert, durchdacht

00:07:35: organisiert, sehr akribisch, wie du mit deiner Gesamtmaterie umgehst.

00:07:41: Das hat mich dermaßen bewundert und da hab ich gemerkt, ich kannte dich gar nicht.

00:07:45: Sylvia, das finde ich ein wunderbares Kompliment, aber es beweist eindeutig, dass du mich

00:07:52: nicht so ganz häufig siehst.

00:07:53: Also ich bin sicherlich eins gar nicht und das ist strukturiert und koordiniert.

00:07:58: Sobald ich ein Partner habe, mit dem ich zusammen arbeite, der das hat, dann funktioniert das

00:08:04: wie am Schnürchen.

00:08:05: Ich bin einfach, ich glaube, dass ich erzogen worden bin, um zu arbeiten, klassische Ausbildungen

00:08:13: im Hotel, als Hotelfachfrau und dass ich vieles aus dem Bauch herausmache, dass ich glaube

00:08:20: ich auch einen ganz guten Sinn für Situationen habe.

00:08:24: Aber Struktur und mich zu organisieren, habe ich in der Tat viel später gelernt und ich

00:08:30: habe feststellen müssen und es ist eigentlich auch heute noch so, dass ich wirklich gerne

00:08:34: Partner habe, mit denen ich zusammen arbeite, die einfach diese Struktur mitbringen.

00:08:39: Also insofern nehme ich das Kompliment, aber es ist wunderbar, aber es spricht nicht so

00:08:48: ganz der Wahrheit.

00:08:49: Dann kann ich es vielleicht über die Akribie definieren, dass du Sachen sehr tiefsinnig

00:08:55: betrachtest oder angehst oder auch, ich habe dich ja mit den Gläsern seiner Zeit betrauen

00:09:01: dürfen, wie intensiv du diese Gläser durchgespielt hast.

00:09:05: Wie du gesagt hast, dem Wein würde ich da herausprobieren und dort, aber dort ist er

00:09:09: ganz anders.

00:09:10: Es sind so Feinsinnigkeiten, die man sich bei vielen Zommeläges oder Zommeläern wünscht,

00:09:17: aber die weniger an den Tag legen.

00:09:19: Also kennengelernt habe ich dich ja damals über dein Restaurant, über Fischers Weingenussentafel

00:09:25: freuten.

00:09:26: Wie kam es eigentlich zu dem Namen?

00:09:27: Gibt es da eine Geschichte zu oder einfach Weingenussentafel freuten?

00:09:30: Es gibt überall Geschichten dazu.

00:09:33: Also das war die Zeit, als man die Namen nahm und einfach einen Apostoph drangesetzt hat,

00:09:39: Müller, Meyers, Müllers, Fischers und so weiter.

00:09:43: Fischer ist ja jetzt nicht ein Name, der so ganz besonders ist und hat sehr wenig mit

00:09:49: Wein und Speisen zu tun.

00:09:50: Und wir haben hierin, ich erinnere das noch sehr gut, mit meinen damaligen besten Freunden

00:09:56: und meinen Schwiegereltern.

00:09:58: Ein wunderbaren Abend gehabt im November und haben, ich glaube, es war eine 6,5 Kilo ganz

00:10:04: gebraten, die ausgesprochen viel Fett verloren hat, aber ganz bestlich war und haben uns

00:10:11: den Namen überlegt und da kam eine ganze Menge raus.

00:10:14: Aber de facto ging es damals schon los mit Riesling oder Weinstein, also diesen Begriffen,

00:10:23: die irgendwie Wein impliziert haben, was mir aber nicht gereicht hat.

00:10:27: Also ich wollte die Tafelfreuden einfach mit in den Namen bringen.

00:10:32: Und das ist im Grunde ein Wortspiel, was im Laufe der Wochenmonate zusammengekommen ist

00:10:39: und entstanden ist.

00:10:41: Aber und zwar nach diesem Abend ganz klar, dass der Wein noch alle spielen musste, aber

00:10:47: genauso auch das Essen da noch alle spielen musste.

00:10:49: Wo stand zu diesem Zeitpunkt Köln im Verhältnis zu Wein?

00:10:56: Ich glaube, das waren nicht so unbedingt die besten Freunde, oder?

00:10:59: Köln ist bekannt als Bierstadt.

00:11:02: Und das ist es heute noch, eine wunderbare Bierstadt mit wunderbaren Menschen, die alle

00:11:09: ziemlich genussfreudig sind und sowohl Bier als auch Wein können.

00:11:13: Aber damals war es gab Gastronomie, natürlich gab es Gastronomie, es gab besternte Gastronomie.

00:11:20: Also wir waren sogar in Sachen zwei Sterne unterwegs, der goldene Flug damals.

00:11:25: Ja, drei Sterne sogar, ne?

00:11:27: Ich war das erste drei Sterne Restaurant.

00:11:29: Ich bin mir nicht mehr so ganz sicher, ich möchte nichts Falsches sagen, aber mag sein.

00:11:33: Ich glaube, dass du es vielleicht besser weißt, wie auch immer.

00:11:35: Man servierte dort ein Konsumee, also eine richtig gute doppelte Rinderbrühe mit Blattgold

00:11:41: und Trüffeln und sowas.

00:11:43: Also und das kostete damals unsagbar viele hundert Mark oder sowas oder 95 Mark.

00:11:49: Es gab Rino Cassati, verinnerst dich vielleicht auch noch und es gab Racke Silberstein, also

00:11:54: es gab Sterne Restaurants in Köln.

00:11:57: Aber es gab überhaupt keine mittelständige Gastronomie, die in Sachen Wein und gutem

00:12:04: Essen, also ich sag mal so unter einem Sterne Niveau unterwegs war, so 15, 16 Punkte.

00:12:09: Das war selten.

00:12:11: Es war in der Mitte eigentlich gar nichts zu finden.

00:12:14: Es gab dann erst wieder die Brauerei Kultur.

00:12:16: Und insofern ist es einfach so gewesen, dass ich durch meinen Aufenthalt in England, in

00:12:24: London ganz viele Möglichkeiten kennenlernen durfte, die mit Weintrinken zu tun hatten,

00:12:30: und das war ein unkompliziertem Weingenuss damals, also aus unserer damaligen Sicht,

00:12:34: das ist jetzt auch schon ein paar Tage her.

00:12:36: Und mich entschlossen hat, dass man Wein einfach auch anders servieren können müsste

00:12:41: als in einem Sterne Restaurant mit diesem ganzen Zirkus, der einfach in dieser wunderbaren

00:12:48: Sterne Gastronomie mit dabei ist.

00:12:50: Also mit Lachen und mit Freude und mit Austausch und das war eigentlich das Ziel und das bin

00:12:58: ich damals angegangen.

00:12:59: Und wir hatten eine offene Küche.

00:13:01: Das war ganz großartig, weil man als Service-Mensch zuschauen konnte, wie unsere Kollegen die

00:13:09: Köche arbeiten.

00:13:10: Man merkte, wenn die Stress haben, umgekehrt konnten, aber auch die Köche uns beobachten

00:13:15: und sahen das umgekehrt genauso.

00:13:17: Und was für noch viel besser war, sie waren nicht hinter irgendeiner Tür verschankt,

00:13:22: sondern sie konnten die Gäste sehen.

00:13:24: Und wenn sich dann ein Tisch einfach umgedreht hat oder die Anwesenden, die am Tisch saßen

00:13:28: und haben dann mal den Finger gehoben und haben die Küche gegrinst, dann ist das ein

00:13:33: Lob, was so mancher Küchenchef selten direkt vom Gast bekommt oder bekommen hatte zu der

00:13:39: Zeit.

00:13:40: Und das hat unserem Konzept ganz, ganz, ganz arg geholfen, dass wir vom Service her und

00:13:47: von der Küche her untereinander mehr Respekt voreinander bekommen haben vor unserer Tätigkeit.

00:13:52: Es hat mir geholfen, in die Töpfe zu gucken, im wahrsten Sinne des Wortes, also mir das

00:13:58: Kochwissen anzueignen, die ganzen Lebensmittelkenntnisse.

00:14:01: Und wir haben unsere Köche vom Wein überzeugen können, die vorher ganz Klavieraffin waren.

00:14:07: Das ist ja auch eher in der Tat selten, dass ein Koch eine gewisse Weinaffinität hat.

00:14:12: Also jeder, der außenstehende denkt, es gehöre zusammen.

00:14:15: Aber ich kenne vielleicht eine Handvoll Köche, die Verständnis um Wein haben.

00:14:20: Das soll nicht despektierlich gegen Köchengemeins sein oder Köchen gegenüber gemeins sein, sondern

00:14:25: es ist manchmal so bedauerlich, dass wir natürlich ganz viel Freude am Essen, am Genießen

00:14:30: haben.

00:14:31: Aber umgedreht finden wir unsere Leidenschaft ganz selten in der Weisenshumpf gespiegelt.

00:14:37: Daher hast du da, glaube ich, auch ganz viele Türen geöffnet oder eben auch dieses Bewusstsein

00:14:42: bei auch vielen Köchen geöffnet, dass das sehr gut zueinander gehört.

00:14:47: Darf ich fragen, wo das bei dir anfing?

00:14:49: Bist du ein Gastruckkind?

00:14:50: Also bist du in einer Gastronomie groß geworden?

00:14:52: Ja, also ich bin, sagen wir so, also Wein und Speisen hat bei uns zu Hause eine Rolle gespielt.

00:15:00: Aber es war nicht so, dass meine Eltern sich genau überlegt haben, was sie zu welchem

00:15:04: Wein jetzt unbedingt essen wollen.

00:15:06: Kenngelernt habe ich das eigentlich erst in England und in meinem Werdegang.

00:15:15: Also ich musste zeitlebens irgendwie immer jobben, weil ich mit dem Azubi-Gehalt nicht

00:15:20: so ganz zufrieden war und gerne essen ging.

00:15:23: Da muss man einfach ein bisschen Kleingeld haben.

00:15:25: Man muss sich das erwirtschaften und es hat mir nicht geschadet, also viele kleine Restaurants

00:15:29: von innen kennenzulernen und auch die Art und Weise, wie die arbeiten.

00:15:33: Und das kam und auf das Thema Wein und Speisen, das war mir dann schon klar, weil man zum Beispiel

00:15:41: Roger Souverain hatte damals ein Restaurant in Belgien, in Scholzeshof, die hatten auch

00:15:45: nur offene Küche.

00:15:46: Es war so ein bisschen unser Vorbild.

00:15:47: Da gab es ein Weinmenü zu dem Menü, das habe ich das erste Mal dort kennenlernen dürfen.

00:15:55: Und das passte dann zum Essen.

00:15:57: Das heißt, ich wusste schon, dass es Situationen gab, dass Wein und Speisen sich perfekt ergänzen

00:16:03: können.

00:16:04: Ich wusste aber nicht, warum.

00:16:05: Das braucht da einfach ein paar Jahre, weil für einen jungen Menschen ist das, ich sage

00:16:12: mal, ein großes Wollknall, was vor einem liegt und man weiß nicht genau, wo der Anfang

00:16:16: ist und wo das Ende ist und wie kommt man da jetzt dran und wie kommt man an das Wissen

00:16:20: dran.

00:16:21: Und es gab zu der Zeit auch einfach noch nicht so viel sommelierschulen, um genau zu sein.

00:16:25: Es gab gar keine.

00:16:27: All das fing später an.

00:16:30: Und so eines meiner Lieblingsbeispiele ist, als ich hier in Köln war und auf irgendeiner

00:16:36: Rejocha-Probe, wie damals zwischen den Teildienst oder in der Teildienstpause stattfanden, also

00:16:43: zwischen dem Mittagsservice und dem Abendservice, dann weiß man, dass man dann zwei Stunden

00:16:49: Zeit hat und dann wurden, ich glaube, 20 Rejocha-Weine serviert und man musste die probieren

00:16:56: und dann saß ich schon mal Pan gegenüber und der roch an den Wein, der probierte die

00:17:02: Weine und spuckte sie wieder aus.

00:17:05: Und dann habe ich gedacht, okay, da muss was dran sein, weil ich habe die Weine nicht

00:17:11: ausgespuckt.

00:17:12: Ich habe mich damals ehrlich gesagt nicht getraut.

00:17:14: Und das hatte dann zur Folge, dass ich zum Abendservice so ein bisschen mit einem leichten

00:17:19: Schwips gekommen bin.

00:17:20: Und da wusste ich, dass ich Spucken lernen muss, um in dieser Branche weiter vorwärts

00:17:26: zu kommen.

00:17:27: Also das sind so ganz essentielle Dinge, die man heute natürlich sofort beibereckt bekommt

00:17:32: als junger Mensch.

00:17:33: Und das Wein lernen hatte immer ganz essentiell mit Spucken auch zu tun.

00:17:38: Das war damals nicht ganz so üblich.

00:17:40: Das zeigt vielleicht auch so ein wenig, wie rudimentär du letztlich dann auch begonnen

00:17:49: hast oder wie weit unten man damals anfangen musste.

00:17:53: Also Sachen, die man heute entweder aus dem Fernsehen, aus dem Medien oder von Kollegen

00:17:58: vermittelt bekommt, gab es damals ja noch nicht.

00:18:00: Also das war ja ein ganz, ganz neues Feld, was du dann bespielt hast.

00:18:04: Oder dass es eben auch nur eine Person in einem Lokal gibt, die den Wein aussucht, den empfiehlt,

00:18:13: darüber kommuniziert.

00:18:14: Die Gäste berät, das war in Deutschland ja fast undenkbar, außer jetzt bei den Riesenrestaurants,

00:18:21: wie eben den benackten goldenen Flug oder später Aubergine etc. in der normalen Gastronomie

00:18:27: und denkbar.

00:18:28: Und somit hat man ja auch gar nicht die Möglichkeit gehabt, dass man eine eigene Idee oder eine

00:18:34: eigene Philosophie darum aufbaut.

00:18:36: Wann hat das bei dir angefangen, dass du dich dann richtig intensiv mit Wein beschäftigst?

00:18:41: War das in England?

00:18:42: Warst du für die Gastronomie in England oder wie hat es dich nach England getragen?

00:18:46: Ja, ich habe Sprache lernen, Sylvium, ich musste die Sprache lernen.

00:18:50: Und in der Schule war ich immer ein bisschen faul und mir war schon klar, dass ich Englisch

00:18:56: lernen müsste, um überhaupt weiterzukommen.

00:18:58: Und Französisch stand auch auf meinem Speckzettel.

00:19:01: Aber lange Rede, kurzer Sinn.

00:19:02: Die springen jetzt gerade nochmal die Zeit zurück.

00:19:04: Das war, als wir Fischers Weinges und Tafelfreuden eröffnet haben, es war Mitteende der 80er

00:19:10: Jahre.

00:19:11: Das ist der 80er Jahre, so früh.

00:19:14: Das hatte ich ja auch in Schirm.

00:19:15: Der 90er Jahr.

00:19:16: Als ich nach Köln kam aus England, das war Mitteende der 80er Jahre und dort fing das

00:19:22: an, dass ich die erste Weinkarte machen musste.

00:19:24: Dort war ich angestellt.

00:19:25: Und da war es wirklich, wie du sagst, dass nur die Sternerestaurants einfach auf die

00:19:31: Sternerestaurants, einfach Sommeljes hatten, die gearbeitet haben.

00:19:35: Und bei uns war es dann so, dass wir langsam anfingen, um uns um den Wein zu kümmern.

00:19:41: Also das war im Grunde die Geschichte.

00:19:43: Und dann zehn Jahre weiter Mitte der 90er Jahre, Mitteende der 90er Jahre war es eben

00:19:51: so, dass man versucht hat, das ganze Team für den Wein zu interessieren.

00:19:56: Das war zum Beispiel etwas, was ich auch in der Sterne Gastronomie kennengelernt hatte,

00:20:01: dass man eine Servicebesprechung macht und dass man vorher darüber redet, welche Weine

00:20:05: empfohlen werden sollen und welche Weine auf der Karte sind.

00:20:09: Also dass man einfach dieses Thema Produktkenntnis weiterspielt.

00:20:13: Und der Küchenchef hat immer erzählt, was es halt zu kochen gibt, zu essen gibt.

00:20:17: Und das, denke ich, sind ganz wichtige Faktoren, die junge Leute, Serviceleute wissen müssen,

00:20:23: wenn sie auf den Kunden zugehen.

00:20:25: Wichtig ist das Ziel ist eigentlich die Augenhöhe mit dem Gast.

00:20:29: Also mit dem Gast unterhalten zu können und auf einer gewissen Augenhöhe und einfach

00:20:35: etwas vermitteln zu können.

00:20:36: Und dazu muss man wissen, worum es geht.

00:20:39: Hattest du in dem Zeitpunkt Vorbilder?

00:20:44: Also du bist da ja schon sehr oder wirkst sehr zielstrebig oder als hättest du ein Ziel,

00:20:51: eine Vorstellung, eine Vision, bist du jemanden nachgeeifert?

00:20:56: Also hatte ich jemand geprägt oder ist das Eigeninitiativ entstanden?

00:21:01: So, es gab natürlich Menschen, die mich geprägt haben.

00:21:05: Auf der einen Seite waren das die Winzer, die damals unterwegs waren.

00:21:09: Da fällt mir sofort Bernhard Breuer ein, der einer meiner echten Protégés war, der

00:21:14: mir total geholfen hat und mich unterstützt hat.

00:21:18: Der überhaupt die Gastronomie in Deutschland zu der Zeit extremst unterstützt hat.

00:21:22: Der immer auch im Ausland war, das heißt der wusste wie in anderen Ländern der Wein

00:21:28: serviert wird.

00:21:29: Der in allen möglichen Arten von Gastronomie unterwegs war und auch genau wusste was

00:21:35: gut war.

00:21:36: Und das war eine große Hilfe.

00:21:37: Ich erinnere mich an ein schönes Anekdötchen von Stotten, der gesagt hat.

00:21:41: Eigentlich haben die Winzer von den Gastronomen gelernt, dass sie andere Weine machen müssen.

00:21:47: Und das war super interessant.

00:21:49: Ja genau, weil damals wurden ja in Deutschland französische Weine vornehmlich in den Gastronomien

00:21:56: serviert, auch in der Sternekastronomie, die ja meist im Süden lag, also angrenzend

00:22:01: zur französischen Grenze.

00:22:03: Und wenn man ein bestimmtes Gericht hatte, wie zum Beispiel irgendetwas mit einer Beur

00:22:09: Blanc, also ein gebratenes Fischfilet mit einer Beur Blanc, da ging man in den Keller und

00:22:13: holte Schassanemonrasche, Pönimonrasche und man konnte damals keine riesigen großen

00:22:19: Gewächse servieren, weil die gab es noch nicht und keine Burgunder, die man auschecken

00:22:23: konnte.

00:22:24: Also Riesling war zu der Zeit süß oder sauer und das hat sich verändert.

00:22:28: Also insofern war das auf Winzer Seite ganz wichtig, dass die Winzer, die heute schon lange

00:22:34: dabei sind wie Paul Füst zum Beispiel, wie Werner Knipser, die einfach großen Erfahrungsschatz

00:22:40: aufweisen konnten, dass die uns junge Leute geprägt haben.

00:22:43: Und auf der anderen Seite waren es natürlich die Sommelier, die in anderen Betrieben gearbeitet

00:22:48: haben und zu denen man dann ja wirklich so ein bisschen aufgeschaut hat.

00:22:53: Ein Beispiel natürlich, Paula Bosch, ganz klar, die erste Sommelier, die sich wirklich in

00:22:58: unserem Beruf so breit gemacht hat auf eine positive Art und Weise und sich einen Namen

00:23:03: erarbeitet hat, aber dann auch Jungs wie Bern Kreis zum Beispiel in Stuttgart oder Hans

00:23:10: Henning-Burgelsch fällt mir ein, Hamburg ist in der Handel tätig, aber das sind echte

00:23:15: Korrifhen, was das Weinwissen angeht und die sind null aufgeblasen oder wichtig tourisch,

00:23:23: sondern die haben einfach das Handwerkszeug und haben das Stück für Stück erlernt und

00:23:28: das waren immer Herrschaften, von denen man ja immer noch was mitnehmen konnte.

00:23:33: Und das hat mich geprägt.

00:23:35: Und die Organisations, das Wissen um die Organisation habe ich im Hotel gelernt.

00:23:41: Wenn man weiß, wie Veranstaltungen organisiert werden und die bis ins kleinste Detail schon

00:23:47: mal organisieren musste, dann weiß man, was alles schiefgehen kann.

00:23:52: Und das versucht man einfach zu umgehen.

00:23:55: Das ist ganz, ganz simpel die ganze Geschichte.

00:23:57: Braucht einfach nur ein bisschen Zeit.

00:23:59: Was ich bei dir sehr bewundernswert fand und was für mich auch mal ein ganz großes Vorbild

00:24:05: war, was ich Anfang der 2000er kennenlernen durfte und sich aber über die Jahre getragen

00:24:13: hat, dass du auf der einen Seite und das vergessen viele in einer sehr treue Seele bist, Winzern

00:24:19: gegenüber, also jetzt um im Bezug auf Winzern zu sprechen.

00:24:24: Also bei dir stehen viele Winzer ganz, ganz weit oben auf der Hitlist und das aber nicht

00:24:28: nur für ein Monat oder ein halbes Jahr bis eben der nächste High End Winzer kommt.

00:24:34: Du hast gerade Breuer und Knips genannt, aber eben auch, du liebst auch eine sehr enge

00:24:39: Freundschaft zu Rebhölzern und so weiter.

00:24:45: Also es sind immer ganz viele mehr über das eigentliche Geschäftsverhältnis hinausgehende

00:24:51: Verbindung zu dem Winzern.

00:24:53: Liebst du da auch dieses Geben und Nehmen?

00:24:55: Bist du aber trotzdem offen für neue Winzer und hast da ganz viele gefördert und gefordert.

00:25:01: Aber was ich eben toll fand war, du hast deine Winzer niemals außer Acht gelassen oder

00:25:07: fallen lassen und diesen Brückenschlag, den kriegen wenige hin.

00:25:10: Das finde ich ganz toll.

00:25:13: Was ich bei dir auch noch toll fand, du hast weit über deine eigene, oder deine eigene

00:25:19: Tätigkeit hinaus gedacht und hast ja großartige, das sind ja schon Standardwerke verfasst, sei

00:25:27: es dein Riesling Buch, sei es dein Wein und Speisen Buch und den Sprung geschafft, was

00:25:33: viele versuchen, aber kaum jemand geschafft hat, du bist ins Fernsehen gekommen.

00:25:38: Koch du, Elva, glaube ich, ein ganz prägener Punkt bei dir, oder?

00:25:42: Ja, hohes Glück würde ich jetzt mal sagen.

00:25:45: Glück?

00:25:46: Ja, ich glaube schon, es war einfach eine gute Situation, es war eine gute Zeit und

00:25:50: fällt mir ein Satz von Bernhard Breuer dazu ein, den ich bei solchen Sachen noch immer

00:25:56: konsultiert habe und gesagt habe, soll man das machen?

00:26:00: Macht das überhaupt Sinn?

00:26:01: Koch-Duell, also die haben mich da gefragt, oder der Markus hat mich, Markus Delmonego

00:26:07: fragte mich, ob ich mit zum Casting gehen wollte und habe ich mir natürlich Gedanken

00:26:12: gemacht, ob das Sinn machen würde.

00:26:14: Und der Bernhard Breuer hat gesagt, doch, du musst alles ausprobieren und wenn du das

00:26:18: gerne machst und es gut machst, dann kannst du es weitermachen, dann wird es in deinen

00:26:22: Reporter einfließen und du lernst immer nur dazu.

00:26:26: Recht hat er gehabt, ich denke, dass man auch in den Jahren zwischen 25 und 40 so viel

00:26:33: Kraft hat, dass man einfach viel mehr angeht, sich viel weniger Gedanken macht und das

00:26:39: Fernsehen war natürlich damals, das haben wir schon alle sofort gemerkt an den Köchelsendungen,

00:26:44: das war Multiplikator hochziehen und das war mir auch sofort klar.

00:26:48: Aber ich habe nicht damit gerechnet, weil wie gesagt, Markus Delmonego fragte mich,

00:26:52: ob ich zum Casting inbegleiten würde, was ich gerne gemacht habe und auch da habe ich

00:27:00: gedacht, was passiert da heute, dass ich irgendwie was sagen musste, war mir klar, mir war klar,

00:27:07: dass ich irgendwie meine Handwerk mit einbringen wollte, weil nur reden können viele, aber

00:27:15: das Handwerk gehört eben dazu.

00:27:17: Und dann habe ich mich entschlossen, voller Sorge und voller Erfurcht einfach ein paar

00:27:21: Flaschen Wein mitzunehmen, ein paar Gläser mitzunehmen und die gleiche Situation, die

00:27:27: im Restaurant herrscht am Tisch, damals in unserem Fischersweinen genussene Tafel freut

00:27:31: und das habe ich einfach nachgespielt.

00:27:33: Und ich glaube, es waren damals alle oder fast alle Someliers Deutschlands am Start

00:27:39: und haben einen Casting absolviert und es machte peng und ich hatte den Job.

00:27:44: Ich war die einzige, die erst war wirklich Wahnsinn und ich habe überhaupt nicht erfassen

00:27:49: können, was da passiert.

00:27:51: Meine erste Sendung war mit Frank Buchholz und Alexander Herrmann, da ist mir das Herz

00:27:56: dann noch mehr in die Hose gerutscht und die Sendung spielte sich folgendermaßen ab,

00:28:01: das einfach 20 Minuten man Zeit hatte, einen Wein auszusuchen und die Köche in dieser

00:28:07: Zeit diese Gerichte kochten und wenn man gut zugehört hatte zu Beginn, dann wusste man,

00:28:13: dass sie kochen und wir hatten hinten einen Weinsweinschrank, wir hatten einen Rotweinschrank

00:28:17: und ein kleines Buchegal, in welchem zum Beispiel das Oxford Weinlexikon stand, weil

00:28:22: Handys gab es damals noch nicht.

00:28:24: Und wenn du irgendeine Geschichte über ein bestimmtes Fass erzählen wolltest, wie

00:28:31: viel Liter das faste und wie es getoastet wird und wie es hergestellt wird, dann ist

00:28:36: man in diesen 20 Minuten nach hinten gelaufen, hat sich überlegt, welchen Wein man präsentieren

00:28:42: möchte und hat das dann nachgelesen im Oxford Weinlexikon oder zum Beispiel die Begebenheiten

00:28:49: über die Anbaugebiete wie viel Hektar und so weiter und so weiter.

00:28:53: Also das war schon ernsthafte Arbeit, also ich habe so relativ spielerisch in meiner Arbeitszeit

00:28:59: den Anführungszeichen sehr viel gelernt und es hat mir einfach geholfen, sehr flexibel

00:29:06: zu werden, was Moderation angeht, auf Situationen sehr schnell reagieren zu können und das

00:29:13: ist glaube ich fast fünf Jahre, fünf oder sechs Jahre gelaufen, also mit den Köchen

00:29:17: noch viel länger, weil die haben eher angefangen, wir sommerliess kamen später dazu und es

00:29:22: war natürlich, es wäre einfach großartig, weil wir dann ab sofort auch jeden Tag ein

00:29:27: volles Restaurant hatten, mittags wir haben es und das wiederum, halb uns sehr viel

00:29:34: Wein verkaufen zu können, weil Wein wurde damals noch ein bisschen anders als heute

00:29:38: verkauft, wir waren eines der ersten Restaurants, welches Glasweißer ausgeschenkt hat, also

00:29:45: auch das habe ich bei Roger Souvera im Scholteshof das erste Mal erlebt und wir haben 0,15

00:29:51: ausgeschenkt, zu meiner Zeit eigentlich erlaubt das Maß, was kein Eichmaß ist, das glaube

00:29:58: ich auch heute noch so und ich habe auch mal eine Strafe, deswegen bekommen musste mal

00:30:03: eine ganze Weinkarte umschreiben, doch ernsthaft und habe das auch getan und habe ein paar

00:30:10: Monate gewartet und habe es dann wieder gemacht, warum?

00:30:15: 0,1 ist ein kleiner Schluck, das Glas ist wirklich so seicht bedeckt und 0,2 ist ein

00:30:23: Glas, was einfach viel zu gut gefüllt ist und 0,15 liegt genau in der Mitte, es reicht,

00:30:30: wenn man davon zwei, drei Gläser am Abend trinkt oder vielleicht auch nur zwei, wenn

00:30:35: man Auto fahren muss und wenn man eine Flasche 0,75 durch 5 teilt, dann ist es so, dass man

00:30:41: genau fünf Gläser aus dieser Flasche herausbekommt und das ist natürlich auch rein rechnerisch,

00:30:48: super interessant für den Gastronom, einfach um das nachvollziehen zu können und so haben

00:30:53: wir dieses Maß genutzt und haben unglaublich viele Weine Glasweißer ausgeschenkt und

00:30:58: durch die vielen Gäste, durch die Quantität der Gäste, war uns möglich auch Qualität

00:31:04: im Restaurant zu servieren, weil wir uns jetzt sicher waren, dass wir die Weine auch verkaufen

00:31:08: würden.

00:31:09: Plus ein weiterer Zusatzeffekt, all die Mitarbeiter, die bei uns gearbeitet haben und die jungen

00:31:15: Sommeliers, die auf den Sommelierschulen in Koblenz unterwegs waren zum Beispiel,

00:31:20: die konnten in ihrer Arbeitszeit extrem viele Weine verkosten und konnten so relativ spielerisch

00:31:27: trainieren.

00:31:28: Das war ein Effekt, der sowohl auf die Gäste ausgestrahlt hat als auch rückwärts in

00:31:34: die Mitarbeiter.

00:31:35: Also, nebendessen, dass es bestimmt eine positive wirtschaftliche Nebenerscheinung dabei gibt,

00:31:44: war es natürlich auch wahnsinnig anstrengend.

00:31:46: Das war ja eine Sendung für alle, die ein bisschen jünger sind, das nicht mehr kennen,

00:31:50: das lief zu dem Sendeplatz, wo heute, glaube ich, oh Gott, wie ist das, wenn ein perfektes

00:31:54: Dinner läuft, also auf Wox um 19 Uhr, 18.00 Uhr und 19.00 Uhr.

00:31:59: Und das war ja über eine lange Zeit, über fünf, sechs, sieben Jahre die Kochsendung,

00:32:04: fast auch die einzige Kochsendung.

00:32:06: Und ihr wart damit so mit die prominentesten kulinarischen Menschen im deutschen Fernsehen,

00:32:13: die neben Biolack dann irgendwie wahrgenommen wurden.

00:32:16: Was hat das mit dir gemacht?

00:32:18: Also, ist sowas eher Freude oder Leid?

00:32:20: Das wäre ich denke, wenn du in Köln auf der Straße umhergeschlendert bist, dann gab es

00:32:27: nicht wenige, die dir ein leichtes Halluzug geworfen haben, oder?

00:32:31: Das ist ja nicht immer ein Geschenk, oder?

00:32:33: Das stimmt.

00:32:34: Aber so stimmt was.

00:32:36: Also, ich würde jetzt nicht behaupten, dass ich ein echter Promi war.

00:32:39: Ich habe zeitweise auch Autogrammkarten gehabt.

00:32:42: Das war ein ganz komisches Gefühl, Silvio, Autogrammkarten zu haben.

00:32:46: Das ist schon ein bisschen verrückt, aber die wurden in der Tat auch angefordert.

00:32:52: Und da wir immer Publikum hatten, auch verteilt.

00:32:55: Man hat sie dann gebraucht und hat sie als Visitenkarte abgegeben.

00:32:59: Und das war in Ordnung.

00:33:00: Aber manchmal passiert es mir heute noch.

00:33:03: Jetzt bei der Mainzer Weinbörse hat mich jemand angesprochen.

00:33:06: Und das ist dann ganz witzig, weil das wirklich jetzt schon so lange her ist, dass man immer

00:33:11: noch erkannt wird, weil diese Leute, die waren damals, die müssen relativ jung gewesen

00:33:15: sein, als sie das geschaut haben.

00:33:18: Und es hat mit mir Folgendes gemacht, dass ich wirklich erkannt habe, man muss relativ

00:33:27: zügig an dem, was die Köche kochen, erkennen können, welchen Wein man serviert.

00:33:32: Das heißt, mir war schlagartig klar, dass ich mein Weinwissen insofern erweitern musste

00:33:38: auf die Produktkenntnis in der Küche, um dem Küchenchef oder den Jungs in der Küche

00:33:45: sagen zu können, was ich denn jetzt genau von ihnen brauche, um den Wein zu dem Food

00:33:51: parenten zu können.

00:33:53: Wenn man das Thema bei Licht betrachtet, ist es so, dass die Weinflasche abgefüllt

00:33:57: ist.

00:33:58: Der Wein ist so, wie er ist.

00:33:59: Den kann man nicht mehr verändern.

00:34:01: Aber der Koch oder der Küchenchef oder das Küchenteam hat immer die Möglichkeit,

00:34:06: die Speise auf den Wein zu zu kochen.

00:34:09: Also eigentlich, ja, es ist eigentlich der perfekte Ansatz.

00:34:13: Im Grunde müsste es so funktionieren, dass man sich den Wein aussucht und dass man dann

00:34:18: im Grunde dazu das Essen bestellt.

00:34:21: Und das ist natürlich genau der umgekehrte Weg, der heute stattfindet.

00:34:25: Meistens bestellt man das Essen und sucht dann den Wein aus.

00:34:27: Und das bringt dann so manch einen Gast an den Rande des Wahns, speziell in der heutigen

00:34:33: Zeit.

00:34:34: Also bei uns war es einfach so, dass man wirklich die Komponenten, Soße, Beilagen,

00:34:40: Gemüse, Kartoffeln, Pasta, was es sonst so gab und einfach Proteine, sprich Fleisch oder

00:34:47: Fisch, dass das auf einem Teller war und dass die Soße eigentlich die einzelnen Bestandteile

00:34:51: verbunden hat.

00:34:52: Die Soße ist ja die Seele eines Gerichtes.

00:34:56: Und wenn man heute manche Speisen anschaut oder probiert, die wirklich köstlich sind,

00:35:02: dann hat man ganze Landschaften auf dem Teller liegen.

00:35:04: Und das ist dann manchmal extrem schwierig, einen Wein zu einer Speise zu kombinieren,

00:35:11: weil ich sage jetzt mal, das fängt auf der einen Seite an und hört relativ kräftig

00:35:16: auf der anderen Seite auf.

00:35:17: Und dann werden physikalische Aspekte genutzt.

00:35:21: Also man denke nur an die ganze Molekulaküche.

00:35:23: Ich denke, dass wir es damals mit dem Einstieg deutlich einfacher hatten, als das heute der

00:35:28: Fall ist.

00:35:29: Einfach schon, aber dadurch, dass ihr ja Wegbereiter wart, hattet ihr es auch nicht einfach, weil

00:35:36: ihr natürlich Dinge komplett neu definieren und vieles, was heute vorgegeben ist, ja komplett

00:35:42: neu fundieren musstet.

00:35:43: Also ihr wusstet ja nicht, was richtig und was falsch ist und was gefragt ist oder

00:35:47: ob die Gäste auch, die ja heute viel bewandert da sind, ob die so weit mitgehen und muss

00:35:51: viel Überzeugungsarbeit.

00:35:52: Ich will da jetzt gar nicht mit dem deutschen Rotwein anfangen, der damals ein absolutes

00:36:00: Neben-Schauschplatz war oder jetzt Riesling-Kabinett, also Riesling mit Fruchtzüßes, das war ja

00:36:05: gerade in der Zeit immens verpönt, obwohl das so geniale Speisebegleiter seid.

00:36:09: Also ihr wart ja ständig am Kämpfen und am Renovieren und am Überzeugen und auch

00:36:14: manchmal gegen die Vorstellung der Gäste reden.

00:36:16: Ihr braucht trotzdem diese höfliche Überzeugungskraft, jemanden in seinem Geschmack zu bestätigen,

00:36:23: aber trotzdem neu zu definieren, was ja auch nicht so einfach ist.

00:36:27: Ja, ja, ich glaube zum ersten Teil der Frage würde ich sagen, das wechselt ständig, weil

00:36:33: du kannst nie auf deinem Wein wissen und dann Food-Pairing-Wissen stehen bleiben, weil

00:36:37: auf einmal gibt es Natural-Wines und Orange-Wines und was passiert denn dann?

00:36:42: Wie werden die denn einsortiert in das ganze Thema und sind auch Weintypen?

00:36:47: Also man muss immer dazulernen und wenn ich heute Wein- und Speisenseminare gebe, zum

00:36:55: Beispiel an den Hochschulen, da habe ich Winzer vor mir sitzen, dann ist es eigentlich immer

00:37:00: so, dass ich versuche auch die Nettrolls und die Orange-Wine einzubinden und auch süße

00:37:05: Wein, restsüße Weine oder auch Schaumweine einzubinden, weil das immer so ein bisschen

00:37:09: die Stiefkinder sind, die so am Rande liegen bleiben.

00:37:13: Also natürlich mussten wir damals anfangen, aber ich glaube, wenn sich jemand mit Wein-

00:37:19: und Speisen abgibt, dann muss er eigentlich ständig irgendwo unterwegs sein und er muss

00:37:25: auch ein Febel fürs Kochen haben und er muss, es tut mir leid, aber er muss auch ein paar

00:37:29: Lebensmitteltechnische, also chemische Hintergründe haben und ohne die geht es nicht, hat man

00:37:35: keine Chance.

00:37:36: Man muss schon wissen, was wie reagiert und warum es so reagiert.

00:37:41: Darf ich darauf vielleicht nochmal nachher ganz intensiv eingehen, weil da gibt es ja

00:37:46: glaube ich kaum so kompetente Ansprechpartner wie dich, die sich so intensiv damit auseinander

00:37:52: gesetzt haben.

00:37:53: Was mich noch interessieren würde, du hast ja den damaligen Gruben vom Kochtuell durchaus

00:37:58: verstehen und greifen können.

00:38:00: Das heißt, wahrscheinlich wurdest du am Anfang davon überwältigt oder überrollt, aber

00:38:05: du hast dir dann diese Not zu Tugend gemacht und hast verstanden, dass die Leute interessiert

00:38:09: sind, dass Wein mehr als eine Restaurantbegleitung, sondern auch Entertainment sein kann und

00:38:14: hast ja damals eine Agentur ins Leben gerufen oder hast angefangen zu moderieren, hast

00:38:21: angefangen Wein zu präsentieren und wurdest dort schon auch so ein kleiner Weinstar oder

00:38:29: so ein Weinpopstar ähnlich mit Zommi-Konsult oder mit Markus zusammen.

00:38:36: Das war ja glaube ich auch ein ganz großer Meilenstein deiner persönlichen Karriere.

00:38:39: Ja, es war eigentlich das zu der Zeit, Markus Delmoniego übrigens auch eins meiner Vorbilder,

00:38:45: der in seinem Kopf eine wahre Weinbibliothek trägt.

00:38:51: Damals natürlich noch die eher die francophile Weinwelt in und auswendig kennt und wirklich

00:38:57: überall Bescheid wusste, seinen Master of Wine dann auch gemacht hat, dass der natürlich

00:39:02: sehr viele Anfragen hatte für Moderationen, aber eher so der ernsthaften Art und Weise.

00:39:09: Der war gefragt als Bordeaux, Fachmann und konnte Auskunft geben und wusste wirklich

00:39:14: alles über die Weine dieser Welt.

00:39:16: Und auf der anderen Seite bei mir war es genau wie du es gesagt hast, ein bisschen mehr auf

00:39:22: dem Thema Entertainment fundiert, was natürlich auch mit der Sendung kochtduell zu tun hatte,

00:39:29: weil ich relativ schnell lernen musste, zügig zu reagieren und die Weine auszusuchen zu

00:39:37: der Speise und sich die Köche hinterher in Spaß gemacht haben, zum Beispiel Frank Buchholz.

00:39:42: Der hat dann einfach irgendwann Mitte der Sendung eine kleine Chili-Schote in die Luft

00:39:46: gehalten, in die Kamera und hat gesagt, Christina, guck mal hier, was ich in der Hand habe,

00:39:50: da musste ich dich jetzt mal ganz schnell darum kümmern und dann saß ich hinten, ich hatte

00:39:54: ein Monitor, das heißt ich konnte mit einem Augen mit einem Ohr die Sendung verfolgen

00:39:58: und da ist mir das Herz in die Hose gerutscht, weil ich jetzt sage ich mal irgendwas Trockenes

00:40:03: ausgesucht hatte, was überhaupt keine Schärfe vertragen konnte und dann musste ich mich nochmal

00:40:08: umorganisieren und die Jungs haben sich riesen Spaß daraus gemacht, weil sie auch wussten,

00:40:13: wie genau und fundiert ich das Versuche auszusuchen und das war dann für mich, dass ich das

00:40:20: schon manchmal schwierig war, aber wir haben dann immer herzlich gelacht und ich konnte

00:40:25: natürlich auch wieder ein Thema in meinem Take auf diese Sache einzugehen und zu sagen,

00:40:30: ich habe jetzt blitzschnell gewechselt, weil ABCDE und das war dann ganz lustig.

00:40:35: Also insofern habe ich schon gelernt, dass dieses Entertainment gut zu nutzen ist und

00:40:43: ich verrate jetzt mal ein Geheimnis Silvio, ich habe mal eine Stelle oder sagen wir so,

00:40:50: ich hatte, konnte eine Stellung in einem Sternerestaurant, an einem sehr bekannten Sternerestaurant

00:40:54: nicht weiterführen, weil mir von Chefseite beschieden wurde, dass ich zu laut lache im

00:41:00: Restaurant und doch und als junger Mensch habe ich, da habe ich mir schwer Vorwürfe gemacht

00:41:07: und irgendwann habe ich gedacht Mensch, ich bin jetzt so erzogen und ich finde, dass Gastronomie

00:41:12: mit Spaß zu tun haben muss, mit Lachen zu tun haben muss und das muss anders werden

00:41:17: und wir müssen das einfach anders gestalten und das war einer der Bausteine für Fischers,

00:41:23: Weingenuss und Tafelfreuden, einfach das ganze Thema zu öffnen, die Gäste teilhaben

00:41:27: zu lassen, den Wein am Tisch Glasweise zu servieren, mit den Gästen ins Gespräch zu

00:41:33: kommen, zu lernen, was die damaligen Gäste gerne trinken wollten und daraus ist dann

00:41:41: auch so ein bisschen diese Art Entertainment entwachsen, dass man, dass man die Leuten in

00:41:46: die Augen geschaut hat, mit denen ein Gespräch geführt hat und das wirst du auch erlebt

00:41:51: haben in der Weinkultur bar und den Leuten so ein bisschen aufs Pferd geholfen hat und

00:41:56: ihnen sehr mutigt hat über Wein zu sprechen, auch wenn sie es vielleicht noch gar nicht

00:41:59: konnten vorher, weil Wein ist schlicht und ergreifend ein Gefühl und Gefühle haben wir

00:42:05: alle, also insofern ist das völlig normal, nur das war zu meiner Zeit und sicherlich

00:42:11: auch im Anfang zu deiner Zeit eigentlich gar nicht so Usus, dass man das so geäußert

00:42:19: hat oder so gesehen hat.

00:42:20: Es hat sich immer schon jeder getraut über Essen zu sprechen, ja stimmt, das schmeckt,

00:42:26: das schmeckt nicht, aber beim Wein wurden die Leute oder die Gäste vorsichtig.

00:42:30: Jeder von uns merkt, dass alkoholfreie Alternativen oder alkoholfreie Getränke oder eben auch

00:42:51: alkoholfreie Wein immer mehr am Präsenz gewinnt.

00:42:53: Eines der Produkte, die ich in letzter Zeit probieren durfte und die mich wahnsinnig

00:42:56: überzeugt haben, ist It's Not a Sin.

00:42:59: Es ist keine Sünde.

00:43:00: Ich finde dieses Produkt gerade zum heutigen Thema in der Kombination von der Getränke

00:43:05: und der Speisenwelt unfassbar spannend und denke, dass It's Not a Sin die ein oder andere

00:43:11: sehr herausfordernde Speise begleiten kann.

00:43:14: Verantwortlich für dieses außergewöhnliche Produkt zeichnet sich das Haus Falkenberg

00:43:18: und um die Informationen dazu aus allererster Hand zu bekommen, dachte ich mir, kontaktiere

00:43:23: ich doch einen der beiden geschäftsführenden Gesellschaften, Herrn Peter Bohnen.

00:43:27: Also lieber Peter Bohnen, was ist denn nur keine Sünde?

00:43:30: Also, was ist denn It's Not a Sin?

00:43:32: Und vor allem und mehr dessen, was begeistert euch an dieser doch sehr eigen und sehr besonderen

00:43:37: Szene der alkoholfreien Getränke oder der alkoholfreien Weine?

00:43:40: Die alkoholfreie, ich nenn's mal Szene, ist eine Pionierszene.

00:43:46: Also da tut sich sehr viel Neues.

00:43:48: Es ist sehr spannend.

00:43:49: Es gibt viele Richtungen und Tendenzen.

00:43:51: Wir verfolgen die ganze Thematik schon sehr, sehr lange.

00:43:56: Der Tilmann, Geschäftspartner und Önologe in unserem Unternehmen ist mit Sicherheit schon

00:44:02: seit 15 Jahren intensiv dabei, auch hier und da zu verkosten und hat die ganze Entwicklung

00:44:09: beim alkoholfreien Wein auch verfolgt.

00:44:12: Ich finde, es gibt generell drei Stufen, über die man sprechen kann.

00:44:18: Es gibt den reinen entalkoholisierten Wein.

00:44:21: Da hat sich sehr viel in den letzten Jahren ja technisch getan.

00:44:27: Wir haben Aroma-Rückgewinnungsmethoden verbessert, das heißt über verschiedene Böden, wird

00:44:34: bei der Destillation, werden bestimmte Aromen rückgewonnen, die dem Wein wieder zugeführt

00:44:39: werden.

00:44:40: Wir haben auch bei der Art der Lese, vor allem beim Lese Zeitpunkt, dazu gelernt.

00:44:46: Das heißt, es wird eher gelesen, wenn es um alkoholfreien Wein geht, um danach ja nicht

00:44:53: so viel Zucker, so viel Alkohol zu haben, sodass man gar nicht so viel Alkohol entziehen

00:44:59: muss.

00:45:00: Also, hier ist eine ganze Menge Wissen und Verständnis, Prozesskenntnis dazugekommen.

00:45:05: Dennoch gibt es momentan Limits, sensorisch, geschmacklich.

00:45:10: Ich würde auch nie sagen, dass man alkoholfreie Weine primär für Weintrinker macht.

00:45:20: Das kann nicht die Zielgruppe sein, weil Weintrinker wissen, wie Wein schmeckt.

00:45:26: Und das wird man mit dem alkoholfreien Wein nie erreichen.

00:45:29: Wir müssen, wenn wir es mit Bier vergleichen, ja auch sehen, dass wir beim Bier vielleicht

00:45:34: 4,5 Prozent Alkohol entziehen müssen, wenn wir ein alkoholfreies Bier haben wollen.

00:45:39: Beim Alkohol reden wir dann über 11, 12, 13 Prozent.

00:45:42: Das ist schon nochmal ein Unterschied.

00:45:44: Und deswegen ist also die Sensorik, der Geschmack, das Erlebnis, was sich bei alkoholfreiem Wein

00:45:50: habe, immer in gewisser Form limitiert.

00:45:53: Jetzt gibt es die zweite Stufe und das heißt, ich kann CO2 zufügen.

00:46:00: Ich weiß, ich kann den Wein ein bisschen lebendiger machen.

00:46:05: Ich kann also bis zur Grenze des Perrweins, glaube ich, 2,5 Prozent bar zugeben.

00:46:12: Das bringt ein bisschen mehr Lebendigkeit.

00:46:16: Das nimmt diesen Ton, der beim Endalkoholisieren entsteht.

00:46:20: Im Nimmter ist die Schärfe und macht das ganze Produkt lebendiger, spannender.

00:46:25: Die dritte Stufe für uns beim Endalkoholisierten Wein ist dann die dosierte gekonnte Zugabe

00:46:32: von Aromen, in unserem Fall von natürlichen Aromen.

00:46:36: Das heißt, wie kann ich mit natürlichen Aromen von vielleicht bitterer Röschenschale, Ingwer,

00:46:45: wie kann ich aber auch mit Estragon, Rosmarin, Himbeer, wie kann ich diesen endalkoholisierten

00:46:51: Wein?

00:46:52: Wie kann ich den spannender gestalten?

00:46:55: Wie kann ich den mehr Charakter geben?

00:46:57: Tiefe, Fülle?

00:46:58: Und wie kann ich den auch beim zweiten und dritten Schluck oder Glas noch lebendig halten?

00:47:03: Das ist eine Wissenschaft für sich, da die richtige Balance zu finden, die Aromen nicht

00:47:09: so zu dosieren, dass sie das ganze Produkt überlagern.

00:47:12: Und ja, das haben wir gemacht.

00:47:14: Das haben wir genannt "Itsnot-des-Sinn".

00:47:17: Das heißt, wir haben so ein bisschen die Verhältnisse umgedreht.

00:47:20: Wir haben den Spruch "Es ist keine Sünde", Alkohol zu trinken, umgedreht, dass wenn man

00:47:26: heute mit sechs, sieben, acht Leuten am Tisch sitzt und alle sind weinselig drauf und bestellen,

00:47:33: bestellen die zweite und dritte Flasche und man sagt dann, ich trink aber keinen Alkohol,

00:47:38: ich würde aber gern mitfeiern, dass man ein bisschen provokant sagt, das ist doch keine

00:47:42: Sünde, oder?

00:47:43: So, und dann die Balance hinzukriegen, zu sagen, ich habe einen sehr guten Grundwein,

00:47:49: einen Riesling, ich habe die richtige Menge CO2 zugegeben und habe dann die Aromen nicht

00:47:55: überdosiert.

00:47:56: Dann kann man Getränke schaffen, die echt Spaß machen, die Lust machen, die auch von

00:48:02: den Kalorien natürlich deutlich unter dem Wein liegen, weil Alkohol ja auch hochkaliorisch

00:48:06: ist.

00:48:07: Und da hat man ein ausgewogenes Produkt, was für sich ein Erlebnis ist.

00:48:10: Die Flasche für sich muss ein Erlebnis sein, das Label "Storytelling" muss ein Erlebnis

00:48:13: sein und das Produkt vor allen Dingen.

00:48:15: Und das geht unserer Meinung nach nur, wenn man mit natürlichen Aromen arbeitet.

00:48:20: Und ja, dabei wünsche ich mir viel Spaß, jetzt nur das Sinn, ist mit Sicherheit für

00:48:25: das eine oder andere Menü und für den einen oder anderen Gang eine sinnvolle Begleitung

00:48:30: und Bereicherung und bereitet euch hoffentlich viel Freude und Spaß.

00:48:34: Ich erinnere mich an die Zeit, als dem Zommi, der an den Tisch kam mit einer gewissen Erfurcht

00:48:49: entgegentrat, seine Heiligkeit ist erschienen und es haben natürlich auch manche, manche

00:48:56: Zommi sind reflektiert, dass sie mit ganz, ganz viel Wein wissen sich entweder sehr,

00:49:01: sehr leerhaft oder sehr dominant präsentiert haben, weit aus dem Fenster gelehnt haben.

00:49:08: Die wirst du alle erlebt haben.

00:49:11: Toll, dass du dann ein Restaurant hattest, wo man auch lachen durfte.

00:49:14: Also das Lachen, der zum Programm gehört, das kann ich auch bestätigen.

00:49:17: Also es gab wenige Locker und trotzdem eben fundierte Restaurants wie das Deine.

00:49:24: Wenn du jetzt diese unterschiedlichen Gäste, Typen in deinem Restaurant nimmst, also die

00:49:30: auf der einen Seite sehr fordern, auf der anderen Seite einfach nur Spaß haben wollen,

00:49:35: welche waren dir persönlich während dieser Zeit am liebsten oder welche sind dir heute

00:49:39: noch am liebsten?

00:49:40: Also eigentlich sind mehrere Gruppen von Gästen, eigentlich sind es die Gäste, die Spaß haben

00:49:50: wollen und ich glaube es ist schon so, dass man als Somelier oder als Service Mitarbeiter

00:49:55: in erster Linie mal die Gäste betrachten muss, denn der Kunde ist König und es geht

00:50:01: einfach um den Kunden.

00:50:03: Es geht nicht darum, dass ich jetzt meine Idee von Riesling dem Kunden erklären muss.

00:50:08: Also wir haben auch schon junge Sommer, die es bei uns gehabt haben, dann haben die Gäste

00:50:12: zu mir gesagt, Frau Fischer, tun sie mir einen Gefallen, da hinten den Herrn, mit dem möchte

00:50:16: ich nichts zu tun haben, der verkauft mir immer Riesling, auch wenn ich ihn gar nicht will.

00:50:19: Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, wer gemeint ist.

00:50:24: Ich glaube schon.

00:50:25: Aber ganz klar ist es natürlich, dass es darum geht, was der Gast möchte und ich muss rausfinden,

00:50:33: hat er jetzt lieber Spaß an einem schmelzigen Burgunder oder wenn er Rotwein trinkt, hat

00:50:39: er liebter Frucht, liebter Säure oder hat er mehr Freude an Tanninen, mag er lieber ein

00:50:44: Maul voll Wein, also was Fülliges, Kräftiges und ich kann das schlecht verbal rausfinden

00:50:52: alleine, weil der Gast dann ein bisschen überfordert ist oder manche Gäste überfordert sind.

00:50:59: Es gibt Gäste, die können das ganz klar äußern, was sie gerne trinken, welche Weintüpen

00:51:02: sie trinken, aber andere Gäste können das nicht und dann fanden wir das damals total cool,

00:51:08: mit zwei Flaschen an den Tisch zu gehen und die Gäste ausseuchen zu lassen.

00:51:11: Und das war am Anfang auch möglich, weil wir natürlich nicht vom ersten Tag an überrannt

00:51:16: worden sind, Gott sei Dank, hat uns Zeit gegeben zu lernen.

00:51:20: Aber man merkt dann schon relativ schnell, dass viele gestern ähnlichen Geschmack haben,

00:51:27: gerade die Unerfahrenen, die suchen eigentlich immer etwas, was sie fassen können, also

00:51:33: was sie mögen, was samtig ist, was schmelz hat, das kann man sicherlich als Schablone

00:51:38: auf viele Weintrinker, die gerne Weintrinken legen und in meiner Zeit war es ja auch so,

00:51:44: dass Saurépsorten wie Sauvignon Blanc zum Beispiel einmal Mode wurden.

00:51:49: Und dann kam es aus Neuseeland, gab es plötzlich Cloudy Bay, also ein wunderbarer,

00:51:55: herzerfrischender Sauvignon Blanc.

00:51:57: Das kannten wir damals in Deutschland gar nicht.

00:52:00: Der Wein war im Stahltank ausgebaut, der hatte nie ein Holzfass von innen gesehen, geschweige

00:52:05: denn ein altes, vielleicht nicht ganz so sauber geputztes Weinfass, sondern der war strahlend

00:52:11: blank und hatte diese grünen, frischen, grasigen, wie man heute sagt, wirklich Tabilen herum

00:52:18: und hat richtig trinklos bereitet.

00:52:21: Und das trinken Leute gerne, also Weine, die sie so wiedererkennen, die frischer haben,

00:52:27: die Spaß machen, die man gut trinken kann, also Frucht, ja, aber es darf nicht alles

00:52:32: zu kompliziert werden und so anstrengend und es darf nicht zu viel Säure haben.

00:52:36: Also das ist jetzt mal so eine Schablone, die funktioniert und so kann man dann im Laufe

00:52:41: des Abends rausfinden, gerade wenn man Glasweise ausschenkt, finde ich jetzt den nächsten Vorteil,

00:52:47: dass man dem Gast mehrere Erlebnisse servieren kann und das wiederum hat mit Service Qualität

00:52:52: zu tun und hat mit dem Miteinander zu tun, was man im Restaurant leisten kann, was eigentlich

00:52:57: immer für mich die Idee war, also eine Mischung zwischen Weinbar und Essen, also Gastronomie

00:53:05: zu haben.

00:53:06: Und wenn die Leute Flaschenweise bestellen müssen und zu zweit sind, dann geht das nicht.

00:53:11: Hast du keine Chance, da musst du den Menschen helfen, verbal eine Flasche auszusuchen, das

00:53:16: heißt du hast immer so ein bisschen den Pfad, dass sie Leute nicht so ganz genau darstellen

00:53:22: können, was sie eigentlich trinken wollen und dann auch Sorge haben, was zu bestellen,

00:53:26: was sie nicht kennen und das führt dann vielleicht dazu, dass sie die Dinge trinken,

00:53:30: die sie kennen und dann aus dem Kreislauf nicht rauskommen, ich sage jetzt mal aus dem

00:53:34: Pinogridio-Kreislauf nicht rauskommen.

00:53:36: Den gibt es leider heute noch, diesen unsäglichen Pinogridio, den die ganze Welt trinkt, dass

00:53:43: es eine Mode, die Jahrzehnte angehalten hat und auch heute noch so ist und wir fanden

00:53:50: es damals richtig avant-garde-istisch und total cool den Gästen möglichst viele Weine

00:53:56: präsentieren zu können und sie Teile haben zu lassen.

00:53:59: Das heißt, wenn ein Tisch hinten links was Tolles probiert hat und der kannte vorne

00:54:03: rechts seinen Tisch und dann haben wir das hin und her geschoben und die Leute haben das

00:54:06: verkostet und diese Weinlust ist einfach gewachsen.

00:54:10: Und das hast du mich ja ganz am Anfang gefragt, wie war das damals in Köln?

00:54:13: Ich glaube schon, dass wir mit unserem Restaurant Weingenuss und Tafelfreuden einfach großen

00:54:19: Anteil hatten, dass in Deutschland diese Lust an Wein, an unkompliziertem Weingenuss erwacht

00:54:26: ist und das zieht sich durch.

00:54:28: Aber das Wort unkompliziert muss nicht bedeuten, dass es einfach ist, sondern das kann schon

00:54:34: auch auf hohem Niveau sein.

00:54:35: Das heißt, dass man schon weiß, worüber man spricht.

00:54:38: Es geht nur darum, dass man so serviert, dass viele Leute Spaß daran haben.

00:54:44: So wie wenn du nach Italien gehst, dann ist irgendwie Essen und Trinken viel einfacher

00:54:48: oder wenn man heute nach Spanien geht, ist alles irgendwie unkomplizierter und die Qualität

00:54:53: ist entsprechend höher und die Weinpreise sind entsprechend niedriger.

00:54:57: Vielleicht mal ein Modell über was man nachdenken sollte.

00:55:02: Durchaus.

00:55:03: Also ich finde es grundsätzlich, als auch bewundernswert, euch gegenüber eine Flasche zu empfehlen

00:55:08: mag vielleicht am Anfang ein bisschen mehr Räderaufwand oder ein bisschen mehr Dominanz

00:55:12: oder was auch immer bedeuten.

00:55:14: Aber es ist im Laufe des Abends einfacher, wenn du sagst, ich empfehle vier, fünf oder

00:55:19: zwei, drei verschiedene Weine beim Glas.

00:55:21: Fängt man ja immer wieder mit dieser gleichen Schleife an und hat letztlich den gleichen

00:55:26: Zeitaufwand.

00:55:27: Also ich muss viel mehr Service und viel mehr Gästekontakt, viel mehr Gästeüberzeugung,

00:55:31: viel mehr auch Wortkraft letztlich aufwenden, aber eben auch Zeitkraft, das ja auch irgendwo

00:55:36: durchkalkuliert werden müsste.

00:55:38: Ich glaube, Servier hat dir dabei geholfen, dass du diese eigene Ausdrucksweise hast,

00:55:46: also ein Maul voll Wein oder ein Mund voll Wein habe ich bisher nur von dir gehört.

00:55:50: Es passt aber auch zu dir.

00:55:51: Es macht dich eben so besonders, dass du die Dinge beim Namen nennen kannst und damit

00:55:57: eine gewisse Stimmigkeit erzeugst, wie lange brauchst du ungefähr, um einen Weintyp am

00:56:03: Tisch zu erkennen.

00:56:04: Also was sind so typische Fragen, die du dem Gast stellst oder wie hast du es du dich

00:56:09: ran oder was ist für dich so ein Erfolgskonzept dabei, um den Geschmack des Gastes, um ihn

00:56:14: auch so vom typischen Pinokritzchen Charakter wegzubringen?

00:56:17: Ja, es ist eigentlich, sagt man ja, also eigentlich müssen wir zwei Perspektiven betrachten.

00:56:25: Einmal der Staat als junge Frau, da war ich ganz froh, wenn ich es mit Burgund auf

00:56:31: Pfexen zu tun hatte oder jemand, der sich an der Loa auskannte, dann habe ich nicht besser

00:56:36: wässerisch getan, sondern ich habe die Öhrchen gespitzt und habe die Leute reden lassen und

00:56:41: habe was dazu gelernt.

00:56:43: Also das heißt, ich habe versucht, sobald ich erkannt habe, dass ein Gast mehr über

00:56:47: Wein wusste, als ich habe, ich einfach zugehört und habe Fragen gestellt, um weiterzukommen

00:56:52: und solche Gäste tun das natürlich eher kund als die, die nicht so gut Bescheid wissen.

00:56:57: So und jetzt betrachtet man den Berufsgastronom.

00:57:00: Man hat eine Ausbildungszeit von zwei bis drei Jahren, je nachdem man macht vielleicht

00:57:05: noch ein bisschen Sommelier-Schule oder lernt noch was dazu.

00:57:09: Also man braucht gar nicht so ganz lange, aber was man letztendlich alles können muss,

00:57:14: um den Glas zu erkennen.

00:57:16: Also ich habe es mal so ein bisschen verglichen mit Fremdsprachen-Korrespondent.

00:57:20: Also du musst möglichst viele Fremdsprachen sprechen.

00:57:23: Du solltest ein abgeschlossenes Psychologie-Studium haben, du solltest eine Kochausbildung haben

00:57:30: und man sollte auch eine Sommelier-Ausbildung haben und noch die Sommelier-Schule und noch

00:57:33: mehr besucht haben.

00:57:34: Und das bedeutet eigentlich eine wesentlich längere Lehrzeit und so wächst das natürlich

00:57:41: zum zweiten Parameter meines Lebens zusammen, dass ich heute mit wesentlich mehr Erfahrung

00:57:45: an die Sache rangehen kann und ja heute auch viel gezielter die Gäste frage und eher zum

00:57:53: Ziel komme.

00:57:54: Weil ich natürlich meine eigene Sprache benutze, also ich versuche eigentlich immer eine Tür

00:58:01: zum Herzen des Gastes zu öffnen, das Vertrauen zu bekommen.

00:58:05: Und das finde ich bei unserem Beruf extrem wichtig und das ist leider etwas, was nicht

00:58:10: immer so funktioniert.

00:58:11: Einfach glaube ich oft, weil die Servicemitarbeiter unsicher sind und weil sie nicht so genau

00:58:17: Bescheid wissen und sich vielleicht gar nicht so viel trauen und vielleicht auch nicht so

00:58:21: viel Produktkenntnis haben.

00:58:22: Das wächst im Laufe der Zeit und wenn man diesen Zugang hat, dann vertrauen einem die

00:58:28: Gäste und dann passiert was ganz Entscheidendes.

00:58:30: Dann läuft Service auch wesentlich runder und dann darf man sich auch trauen, bestimmte

00:58:36: Fragen zu stellen.

00:58:37: Und man muss schon ein Gefühl haben für den Gast und wenn man dann merkt, dass er sagt,

00:58:42: auch Riesling ist jetzt nicht so unbedingt meins, dann sollte man an dem Tag verzichten,

00:58:47: Riesling zu servieren.

00:58:48: Ich muss diesen Gast jetzt nicht vom Umgegen teil überzeugen und es geht viel einfacher,

00:58:55: wenn ich irgendwann am Ende des Abends von einem Reparatur Riesling spreche und dann

00:58:58: werden die Gäste neugierig und dann fragst du mich schon von ganz alleine, was es denn

00:59:03: mit diesem Reparatur Riesling auf sich hat.

00:59:05: Das finde ich ist insofern auch eine relativ spannende Geschichte, weil Riesling zu verkaufen

00:59:10: macht.

00:59:11: Natürlich macht es sich viel Spaß, weil es viele Facetten gibt.

00:59:13: Auf der anderen Seite gibt es ja auch ganz, ganz viele andere, nicht nur Rebsorten, sondern

00:59:17: eben auch Weinländer aus Baustile.

00:59:19: Wie groß war eure Karte im Fischers?

00:59:22: Ihr wart ja, ihr hattet ja nicht die kleinste Karte in der Stadt.

00:59:25: Nee, hatten wir nicht.

00:59:26: Also wir hatten aufgrund des offenen Ausschanks, also wir hatten eigentlich fast immer 50 offene

00:59:30: Weine im Ausschank, also rot und weiß.

00:59:34: Und wir haben Positionen zwischen 800 und 1000 gehabt.

00:59:38: Also da ist viel zusammengewachsen und mein Steuerberater hat mich ab und zu gefragt,

00:59:47: ob ich dann noch alle Tassen im Schrank hätte.

00:59:49: Aber das muss man dann auch haben.

00:59:53: Und ich glaube, alle Restaurants oder alle Weinbars, die sich heute mit Wein beschäftigen,

00:59:58: haben, ich glaube, eine größere Auswahl und können das auch sehr gut verkaufen.

01:00:04: Und ich war neulich mal in der Heimat in Frankfurt, dass es eine große Freude, diese Tiefe der

01:00:09: Weinkarte erleben zu dürfen und die vielfältige Weinauswahl aus den unterschiedlichen Ländern

01:00:15: und aus den unterschiedlichsten Gebieten.

01:00:17: Und das ist dann natürlich eine Weinkarte, bei der jeder von uns, der sie in die Hände

01:00:22: bekommt, sich erst mal von seinen Mitgästen verabschiedet für 20 Minuten und diese Weinkarte

01:00:29: studiert.

01:00:30: Aber es ist eine große Freude, solch wohl gepflegte Weinkarten zu treffen oder zu finden und

01:00:37: die Weine dort aussuchen zu dürfen.

01:00:39: Man darf aber auch nicht vergessen, dass damals war eine andere Zeit.

01:00:42: So als du dein Restaurant hattest ein 50-offene Wein, hier war der keine Weinbar, wo die

01:00:47: Leute zum Wein erleben, Wein trinken hingegen, sondern noch vornehmlich zum Essen ausging

01:00:51: und Wein eine angenehmes Begleitmittel oder eine angenehme Begleiterscheinung dabei waren.

01:00:57: Und da habt ihr dann schon revolutionär, wo oder was ihr revolutionär unterwegs, ich

01:01:02: glaube ganz revolutionär und ganz neu war, dass du auch damals in deinem Team, also dass

01:01:07: du nicht nur der Sommie warst und ihr hattet viele Foodrunners, sondern ihr wart ja noch

01:01:14: richtiges Sommietheam und ganz, ganz viele deiner Ziehkinder sind heute selber unfassbar

01:01:18: erfolgreich.

01:01:19: Das hat aber auch ganz viel mit Vertrauen zu tun, denn so eine Weinkarte ist natürlich

01:01:24: auch ganz, ganz viel Kapital und dass das ordentlich betreut und begleitet wird, dass

01:01:28: die Weine nicht veraltern.

01:01:29: Es hat ja auch mit ganz viel mit Mitarbeiterkoordination oder eben auch mit Arbeiterprägung

01:01:36: oder mit der Schulung zu tun, weil ja viele von denen völlig unbelegt zu dir kamen und

01:01:42: du sie zu dem gemacht hast, was sie eigentlich sind.

01:01:45: Wie kann man das Vertrauen aufbauen oder lag die Weinkarte immer in deiner Hand?

01:01:49: Nein, auf keinen Fall, weil das habe ich blitzschnell erkannt, wenn das alles in meinen Händen liegen

01:01:56: würde, dass ich dann für andere Dinge keine Zeit mehr haben würde.

01:02:00: Und das war eigentlich so, dass wir auch durch die Geschichte, dass wir jeden Abend ein Service-Meeting

01:02:07: hatten mit den Köchen und den Serviceleuten, dass wir besprochen haben, wie die Gerichte

01:02:13: zubereitet werden und die Küche uns gesagt hat, was sie noch extra hat, was verkauft

01:02:17: werden könnte und umgekehrt, wie die Weine verkostet haben.

01:02:21: Also wenn diese offenen Weine müssen jeden Tag vor Service beginnen, neu verkostet werden,

01:02:26: das haben wir immer im Team gemacht und alle konnten binnen kürzester Zeit einen oxidativen

01:02:33: Wein von einem frisch geöffneten Wein unterscheiden, also ein Wein der Luft gezogen hat, zu einem

01:02:40: Wein der Frisch-Encorktes zu unterscheiden und Fehltöne wurden einfach so auch wesentlich

01:02:46: eher erkannt, weil man das Training hatte.

01:02:48: Wir haben jeden Mittag zusammen im Team gegessen, Köche wie Serviceleute und das

01:02:56: ist dann zu einer Art Familie herangewachsen.

01:02:58: Das heißt, die Leute haben gerne bei uns gearbeitet und ich habe gerne mit diesen Leuten gearbeitet.

01:03:04: Und das geht nur, wenn man den Leuten Freiheit gibt.

01:03:07: Und dadurch, dass ich mal erlebt habe, dass man mir gesagt hat, dass ich zu laut gelacht

01:03:11: hätte im Restaurant, habe ich das Thema auch einfach ganz anders angefasst.

01:03:17: Und die zweite Antwort ist einfach, dass man natürlich, wenn man mittags 60 Gäste hat

01:03:24: und abends 60 Gäste hat, schon da, also um die 100 Gäste pro Tag, also da kommt eine

01:03:30: ganze Menge zusammen plus Bankettveranstaltungen, bei denen auch noch Wein getrunken wird.

01:03:36: Das heißt, wir haben über Quantität auch eine ganze Menge verkaufen können und die

01:03:41: Leute haben bei uns mehr als nur ein Glas getrunken.

01:03:45: Pro Kopfumsatz war relativ hoch.

01:03:47: Wir waren mitten in der Innenstadt.

01:03:49: Man konnte Straßenbahn fahren, Taxi fahren.

01:03:52: Viele Büros waren rund um uns herum.

01:03:55: Und dadurch, dass zum Beispiel Mineralwasser es kostenlos gab für Weintrinker.

01:04:00: Das haben die so großartig.

01:04:02: Ja, da haben die Leute einfach Spaß gehabt und haben gesagt, okay, das ist jetzt hier

01:04:06: ein Restaurant, wo die Weinpreise vernünftig sind, wo ich engagierten persönlichen liebevollen

01:04:12: Service bekomme.

01:04:13: Und ich werde auch nicht mit 10 Euro pro Flasche für eine Wasser über den Tisch gezogen.

01:04:19: Bei uns gab es halt immer Gerolsteiner Mineralwasser kostenlos dazu.

01:04:24: Und das war großes Kino.

01:04:26: Auch da habe ich übrigens mal eine Anzeige bekommen von neidischen Gastronomenkollegen

01:04:32: via Hotelengaststättenverband.

01:04:34: Aber das hat nicht gefruchtet und ist dann auch Gott sei Dank nicht durchgekommen.

01:04:37: Also, es ist insofern die Welt ist ein bisschen verrückt.

01:04:42: Aber ich will sagen, es hat mit dem Team zu tun.

01:04:46: Und das ist auch etwas, das man merkt, wenn man ein Restaurant betritt, was für eine

01:04:52: Stimmung herrscht.

01:04:53: Und wenn die Stimmung im Service-Team gut ist, dann legt sich das auf die Gäste.

01:04:58: Also, ich kann heute, wenn ich ein Restaurant betrete, höre ich am Murmeln der Gästesscha,

01:05:04: wie die Stimmung ist.

01:05:05: Das habe ich sofort.

01:05:07: Also, das auch zu dem Gefühl für die Gäste.

01:05:09: Aber an dem Murmeln kann ich dir sagen, ob das eine gute Stimmung oder eine schlechte

01:05:12: Stimmung ist.

01:05:13: Das habe ich gelernt im Laufe der Jahre.

01:05:17: Das ist wie so ein Summen an Bienenstock.

01:05:21: Also, zwei ganz wichtige Punkte zum einen mit dem Wasser.

01:05:26: Das fand ich damals unfassbar.

01:05:29: Ich finde es heute im Nachhinein noch unfassbarer.

01:05:32: Auf einen so großen Umsatzfaktor, also wo man ja ohne Frage auch ein Großteil seines

01:05:39: Inkampens hat, darauf zu verzichten, zum Wohle des Weines.

01:05:42: Aber trotzdem fair zu kalkulieren, dass man nicht denkt, man müsste es einem mit dem anderen

01:05:46: zu faszinieren.

01:05:47: Und das alles dann letztlich zum Wohl der Gäste wäre.

01:05:50: Jeder von uns weiß, dass man ja zumindest in gleichem Maße, wenn ich doppelt so viel

01:05:55: Wasser zum Feind trinken sollte, um den Tag und auch den Folgetag einigermaßen entspannt

01:06:00: zu verleben oder eben den noch zu überleben.

01:06:02: Daher fand ich das sehr weitsichtig und habe das, wie gesagt, sehr bewundert.

01:06:08: Und auch bei anderen, diese Feinsinnigkeit, das hattest du mir damals auch gesagt, dass

01:06:14: du, wenn du aus einem Seminar kommst oder in den Arm-Service, du erstmal in den Raum

01:06:21: reinhörst, wie ist die Grundstimmung.

01:06:23: Und wahrnehmen konntest du also, wie auch die Leute bei dir im Restaurant drauf waren.

01:06:27: Dazu gehört ja sehr viel Sensibilität, dass man den anderen erstmal aufnimmt, bevor

01:06:32: man sich selber einbringt.

01:06:33: Nicht so wie so ein Dampf, weil sie da drüber rüber rollt.

01:06:38: Fand ich sehr interessant.

01:06:40: Bei der Kartengestaltung, bei der Weinkartengestaltung warst du da konzeptreu.

01:06:45: Also hattest du eine Vision oder hast du einfach gekauft, was bunt ist und das irgendwie dann

01:06:51: zusammengeschuss hat und das war deine Weinkarte?

01:06:53: Also zum einen hatten wir es damals deutlich einfacher, weil die Weinwelt, du hast es

01:06:59: vorhin schon mal erwähnt, deutlich kleiner war.

01:07:01: Das heißt, es gab gar nicht so ganz viele Gebiete, wie es heute gibt.

01:07:04: Also wenn du heute eine umfassende Weinkarte hast, dann musst du wesentlich mehr Gebiete

01:07:09: bedienen.

01:07:10: Das Zweite war, dass ich groß geworden bin mit den ganzen deutschen Winzern und den

01:07:14: großen Gewechseln, dass ich diese Entwicklung hautnah miterlebt habe.

01:07:20: Also beispielsweise haben wir, das ist der Bergg Schlossberg von Bernhard Breuer, 1998 haben

01:07:28: wir, glaube ich, 180 Flaschen Glasweise ausgeschenkt.

01:07:30: Das ist heute überhaupt nicht mehr möglich, weil der Wein unbezahlbar geworden ist und

01:07:36: das war damals großartig, weil wir beweisen konnten, dass diese Weine einfach zukünftig

01:07:44: Bestand im Restaurant haben würden und wir eben nicht mehr in den besagten Keller gehen

01:07:48: mussten und französische Weißweine zu holen.

01:07:50: Und so hat sich die Karte natürlich gefüllt.

01:07:56: Und ich war immer stets bemüht, einfach auch Weinbaugebiete, die nicht so bekannt waren

01:08:01: zu erkunden, wie zum Beispiel damals die Loire, die ja aufgrund des Global Warming noch viel

01:08:07: kühler war und die Rotweine, speziell die Cabernet-Front, deutlich mehr Gerbststoff hatten,

01:08:13: deutlich grüner waren, als sie das heute sind.

01:08:15: Die werden heute reifert, die sind heute viel angenehmer zu verkosten und die Shannon

01:08:21: Blancs einfach von der Säure her wirklich kräftig waren.

01:08:25: Und ich habe so viel gelernt, ich bin an diese Loire oder zu dieser Loire-Messe gefahren,

01:08:31: wo ich übrigens auch Bernd Kreis wieder getroffen hatte, der als einzigster Deutscher

01:08:35: sommelier an der Loire unterwegs war.

01:08:38: Und das waren dann Gebiete, die mich extrem interessiert haben, also wo ich eingestiegen

01:08:45: bin und das ist genauso wie heute die Leute, die das Jura erkunden und das Jura total

01:08:50: aufholt ist.

01:08:51: Und so gab es natürlich auch bei uns Weinanbaugebiete, wie es Napa Valley zum Beispiel, was gerade

01:08:59: bekannt wurde, damals auch noch bezahlbar war.

01:09:02: Also das waren Anbaugebiete, die hoch interessant waren, überhaupt Kalifornien war hoch interessant

01:09:08: für uns.

01:09:09: Und eben Neuseeland hatte ich auch bereits vorhin erwähnt, weil dort Weinstylistiken

01:09:12: entstanden, die wir hier in Deutschland noch gar nicht hatten.

01:09:15: Und insofern hat man natürlich als sommelier genau diesen Jagdinstinkt entwickelt, den

01:09:22: alle sommeliers heute haben.

01:09:24: Also jeder versucht einfach seine Karte mit tollen, mit innen Sachen zu füllen, die

01:09:31: die Insider kennen, die den Insidern bewusst sind.

01:09:34: Bestimmte Weine waren damals schon rar, aber auch Bordelezer, Tropfen und Burgundawahne

01:09:42: gab es noch zu günstigeren, wesentlich günstigeren Preisen, als das heute der Fall ist.

01:09:46: Und dann haben wir natürlich die Weine auch gekauft und haben sie auf der Karte gehabt.

01:09:50: Aber das alles war wesentlich einfacher abzudecken und wesentlich einfacher zu verwalten.

01:09:56: Und ich muss jetzt schon gestehen, wenn du mich nach dem, nach dem, nach der Balance dieser

01:10:03: Karte fragst, bekamen sie halt im Laufe der Jahre deutlich mehr deutsches Gewicht bedingt

01:10:09: durch die großen Gewächse.

01:10:10: Und natürlich waren dann manche Gebiete etwas stärker vertreten und andere Gebiete waren

01:10:18: dann vielleicht nur mit einem oder zwei Weingütern vertreten.

01:10:21: Und das war so, ja, wenn es aus war, war es aus, sondern hat man irgendwann was Neues

01:10:26: gekauft und wir haben auf der Karte die Weine, von denen nur noch ein bis drei Flaschen da

01:10:31: war, mit einem kleinen Sternchen erkennt, zeichnet.

01:10:34: Damit jeder wusste erkennbar, was das bedeutet, auf was er sich einlässt, wenn man noch ein

01:10:39: halb mit zehn Leuten eine Flasche mit einem Sternchen bestellte, als Gast, dann konnte

01:10:44: das auch in die Hose gehen, dass dann vielleicht nur noch eine Flasche da war und dann konnte

01:10:47: man darüber reden und der Gast wusste Bescheid.

01:10:50: Schöner und fairer Gedanke, weil es bringt kaum etwas so bedauerlich, wenn man in der

01:10:54: Runde ist und sagt, jetzt wollen wir den XY-Wein trinken und dann bei der zweiten Flasche

01:10:59: hört es bereits auf und meistens ist dann der Folgewein, auch wenn er besser ist, dann

01:11:02: nicht so passend oder so folgen, wenn man so in dieser Stimmung drin ist.

01:11:07: Also zu solchen Gedanken oder zu solchen Ansätzen muss man ja mehr oder weniger erst finden.

01:11:15: War das die einzige Weinkarte, die du je geschrieben hast oder wie viele Weinkarten hast du in deinem

01:11:21: Leben schon erstellt oder überarbeitet oder begleitet?

01:11:25: Also dadurch, dass ich beim Deutschen Weinhinzitut in der Jury bin für die ausgezeichnete Weingastronomie

01:11:33: sehe ich jedes Jahr uns ganz, ganz viele Weinkarten.

01:11:36: Und es ist großartig zu sehen, wenn man sich dann da reinkniet.

01:11:41: Man schaut diese Karte an, man geht ins Internet, da sind plötzlich Orte, Gebiete, die ich

01:11:48: in meinem Leben noch nicht gehört habe, wo diese Restaurants liegen und es sind Betriebe

01:11:53: mit komischen Namen und wenn man dann entdeckt, welche Tiefgründigkeit diese Karten haben

01:11:57: und welchen Trinkenspaß die bieten und wie sie sortiert sind, dann muss man der Sache

01:12:03: auf den Grund gehen.

01:12:04: Man muss von da hin fahren, finde ich.

01:12:06: Und muss, ja, muss ich einfach ein bisschen schlau machen und muss verstehen, was es

01:12:12: für ein Konzept ist und wie es funktioniert und insofern sehe ich eine ganze Menge Weinkarten.

01:12:17: Und ich sehe leider immer noch die Weinkarten, die schon zu unserer Zeit gab und die ein

01:12:21: bisschen antiquiert sind.

01:12:22: Das ist einfach so, wenn man als Gastronom so viel arbeiten muss, dass man nicht vor

01:12:27: die Tür kommt und keine Vergleichsmöglichkeiten hat.

01:12:31: Wenn man keine Möglichkeit hat, sich weiterzubilden, dann bleibt man in seinem Trott und das ist,

01:12:38: finde ich, der Tod eines jeden Berufes.

01:12:41: Städte Weiterbildung ist, glaube ich, das A und O und auch heute noch bemühe ich mich

01:12:47: sehr darum, weil dieses Karussell der Weinwelt sich immer schneller dreht und die Stile,

01:12:54: die Trends wechseln, auch wenn das bei Wein immer etwas länger dauert, weil gute Weine

01:13:00: erst zeigen müssen aufgrund ihrer Lagerfähigkeit, ihres Potentials, ob sie wirklich zu guten

01:13:07: Weinen und zu fantastischen Weinen taugen.

01:13:09: Aber es ist schon so, dass sich verschiedene Trends festsetzen.

01:13:15: Das hat einfach auch mit der technischen Entwicklung zu tun.

01:13:18: Das hat mit dem Global Warming zu tun.

01:13:21: Das hat damit zu tun, wie junge Leute Wein trinken heutzutage.

01:13:25: Also mit ganz vielen Facetten unserer Gesellschaft hat es einfach zu tun.

01:13:29: Wenn man da ein bisschen dranbleiben möchte, muss man einfach was tun.

01:13:34: Also dann muss man dranbleiben und muss sich informieren, wie die Weinwelt tickt.

01:13:39: Wenn du so eine Weinkarte siehst, wonach kannst du beurteilen, ob das eine gute Weinkarte

01:13:44: ist oder keine gute Weinkarte?

01:13:46: Gibt es dafür dich bestimmte Parameter?

01:13:47: Ja, es gibt natürlich die klassischen Parameter, die wir alle in der Berufsschule schon gelernt

01:13:52: haben oder die man wissen sollte, wenn man eine Weinkarte erstellt, beispielsweise ein

01:13:57: Inhaltsangabe sollte vorhanden sein.

01:14:00: Die Weinbaugebiete sollten nachher aufgelistet sein, dass man weiß, wo man sich befindet.

01:14:05: Also es gibt ganz klassische Parameter und danach kann man natürlich eine Weinkarte ausrichten.

01:14:12: Es ist auch völlig in Ordnung, dieses zu tun.

01:14:14: Aber ganz interessant ist vielleicht auch, wenn man ein bisschen mehr auf den Gast fokussiert

01:14:22: ist und auch auf die Art und Weise, wie die Gastronomie aufgebaut ist.

01:14:25: Also ist es etwas für junge Leute oder ist es etwas für ein Sternerestaurant für Freaks,

01:14:32: die in dreistelligen Summen Weine trinken?

01:14:36: Das ist ein großer Unterschiede.

01:14:38: Und ich glaube, dass manche moderne Weinkarte in frischen, jungen Restaurants, wo man vielleicht

01:14:45: dafür Glasweise trinkt, die nach Rebsorten beispielsweise sortiert sind, also Riesling,

01:14:50: Weißburgunde, Pinot Blanc, Pinot Noir, Cuisse, beispielsweise.

01:14:57: Das macht dann einfach Freude und der Gast kann sich da ganz gut zurechtfinden, weil

01:15:02: er hat dann innerhalb des Sauvignon Blancs beispielsweise die Vergleichsmöglichkeiten.

01:15:07: Was ich auch ein tolles Konzept finde, was die Henne Weinbar hier in Köln bei uns fährt,

01:15:14: mit dem sommelier Fabriestum, den ich sehr schätze und der eine hochinteressante Weinkarte

01:15:20: hat, der unterteilt das Ganze in drei Gruppen und er schreibt von Classic, also klassisch.

01:15:28: Er schreibt von Funky, Freak und er schreibt von Ikenwinen und jeder weiß, was Ikenwine

01:15:34: sind und insofern ist er natürlich mit dieser Einteilung bei den Gästen schon drei Schritte

01:15:41: weiter, weil jeder Gast sieht an der Preisgestaltung und an der Auswahl der Weine, in welcher Abteilung

01:15:48: er sich befindet und nicht immer ist ein sommelier pünktlicher am Tisch, gerade wenn

01:15:53: die Restaurants und die Weinbars voll sind.

01:15:56: Also dann ist es ganz gut, wenn der Gast vorher schon mal ein bisschen in die Nase, die Weinkarte

01:15:59: stecken konnte.

01:16:00: Ich freue mich an das.

01:16:02: Ja, finde ich ganz wichtig und auch eine offene Weinkarte zählt dazu und vielleicht auch

01:16:07: dann die eine oder andere Weinbeschreibung, aber das jetzt eben bitte nicht mit 20 Aromen,

01:16:13: weil die sagen nichts aus, sondern eher mit Qualitätsbezeichnungen.

01:16:16: Also es ist ein leichter frischer Wein, ist sehr ausdrucksvoll im Duft, ist sehr im Holz

01:16:24: ausgebaut, ist alkoholreich, ist körperreich, hat ja Potenzial.

01:16:29: Also das sind alles Begriffe, die mir persönlich jetzt mehr helfen, als wenn ich die Aromen

01:16:36: vor mir habe.

01:16:37: Will du sagst persönlich, hast du da auch nur eine persönliche Betrachtungsweise?

01:16:41: Weil das sind ja jetzt so eine hochprofessionelle Ansicht auf eine Weinkarte, wenn du die bewerten

01:16:46: sollst, gibst du persönliche Vorlieben auch, dass du sagst, wenn die Karten besonders kreativ

01:16:51: sind, besonders fundamentiert, Jahrgangstief in der Breite, welche Karten gefallen dir

01:16:56: als persönliche Weinfachfrau am besten?

01:17:01: Also das sind die Pluspunkte, das ist die Kühe, die da noch dazukommt.

01:17:06: Man sollte natürlich, wenn man Weinkarten bewertet, also wie bei der ausgezeichneten

01:17:13: Jury, bei der ausgezeichneten Weinkarte in der Juryarbeit, dann sollte man ja schon

01:17:21: versuchen, dieses Thema relativ objektiv anzugehen und dann kommen natürlich Dinge wie Jahrgangstiefe

01:17:28: dazu, das finde ich ganz großartig.

01:17:30: Also wenn man sieht, dass der sommelier bewusst gesammelt hat und die Weine eben nicht so

01:17:35: ganz jung auf die Karte gesetzt hat, sondern die Jahrgänge ist nach und nach rausrückt

01:17:39: und da sieht man einfach was ein Zommelier auch zu verleisten, vermarkt indem er im Hintergrund

01:17:45: die Weinauswahl dirigiert und also wirklich ein Konzertauftritt aus dieser Weinkarte bastelt.

01:17:52: Das heißt, er muss die Weine so und so lange zurückhalten und darf sie erst dann präsentieren,

01:17:57: wenn sie wirklich auch trinkreif sind, gerade wenn es bei großen Weinen der Fall ist.

01:18:01: Das sind für mich enorme Pluspunkte und Pluspunkte sind auch, wenn es Weine sind, die

01:18:07: aus speziellen Gebieten kommen, die jetzt gerade absolut interessant für Freaks sind, wie

01:18:14: zum Beispiel Cool Climate Gebiete oder vulkanische Böden wie die Azoren, also einfach Inseln,

01:18:23: die noch gar nicht so bekannt sind, von denen wir relativ wenig Wein bekommen, weil die

01:18:28: meist einem eigenen Land getrunken werden.

01:18:30: Aber das sind interessante Dinge, so wie wir damals der Loire hinterher gelaufen sind,

01:18:36: so wird es heute das Jura, was das Paradies ist für viele andere und Rebsorten oder Weine,

01:18:44: von denen wir nie gehört haben, wo plötzlich auch ein Qualitätsspektrum einsetzt und das

01:18:49: finde ich dann schon großartig alte Reben zum Beispiel.

01:18:53: Es ist ein ganz schützenswerte Weine, von denen man immer mehr Tiefgründigkeit dann auch bekommt

01:19:01: und sind Weine, die es nicht ganz so häufig gibt auf dieser Welt.

01:19:05: Die meisten es auch mehr Aufwand erfordern oder eben auch mehr Erklärungsbedarf haben,

01:19:10: weil sie eben nicht den Mainstream dann entsprechen und manchmal einfach auch ganz anders schmecken

01:19:17: als so dieser normale Weingeschmack.

01:19:19: Hast du eine Empfehlung für einen Gast, der sich vielleicht nicht traut, mit dem Zommi

01:19:24: zu reden oder wo gar kein Zommi ist, wenn der jetzt eine Weinkarte bekommt, sich zurecht

01:19:28: zu finden?

01:19:29: Das ist schwierig und das ist auch nicht mit drei Worten zu beschreiben.

01:19:35: Also so ein bisschen Grundkenntnis schadet dann nicht, dass man nicht eben bei den besagten

01:19:41: Pinot Grigio wieder landet.

01:19:42: Und wenn, dann sollte man versuchen den Wein erst versuchen zu können, wenn man sich nicht

01:19:50: sicher ist, dass es eigentlich auch ein ganz gutes Argument und dann kann man ja sehen,

01:19:54: dass die Weine die Glasweise ausgeschenkt werden, dass es die auch als Flasche gibt

01:19:58: und insofern kann man dann einfach freundlich bitten, ob man den Wein vielleicht den und

01:20:02: den vorher noch mal verkosten darf, wenn das nicht zu viel Aufwand bedeutet und dann ist

01:20:07: man sich sicher oder lieber einen offenen Wein trinken und dann auf die nächste Seite

01:20:14: zugreifen.

01:20:15: Aber das ist schon schwierig aus einer Weinkarte etwas auszusuchen, die völlig ohne Beschreibung

01:20:20: dort steht.

01:20:21: Also das fällt mir schwer.

01:20:22: Das kann man schwierig machen.

01:20:27: Also wenn man jetzt bei den deutschen Weinen bleibt, dann könnte man sagen, dass vielleicht

01:20:33: im Moment ein Trend herrsch, der ganz interessant ist, dass die Mitte, die Mitte der Weinkwalität

01:20:41: eigentlich im Moment immer besser wird.

01:20:44: Und das ist ja auch die interessante Qualität im Restaurant.

01:20:46: Und dann muss man allerdings wissen, dass wir eine Klassifikation haben in Deutschland,

01:20:51: wie in anderen Ländern auch.

01:20:53: Und das ist einfach in der Pyramide, mit einer Pyramide zu vergleichen ist, die halt unten

01:20:58: als Basis die Gutsweine hat.

01:21:00: Dann gibt es die Ortsweine.

01:21:01: Das sind die Weine, die rund um die Orte liegen.

01:21:04: Und dann gibt es die Lagenweine.

01:21:06: Und wenn ich jetzt zum Essen ausgehe Silvio, dann mag ich jetzt nicht unbedingt einen

01:21:10: Ortswein trinken, weil, Entschuldigung, dann mag ich nicht unbedingt einen Gutswein trinken,

01:21:15: weil das ist doch relativ einfach.

01:21:17: Und das hat man vielleicht auch zu Hause im Kühlschrank, wo man abends nach Hause kommt,

01:21:23: sondern man möchte ein bisschen was Besseres haben.

01:21:25: Vielleicht jetzt nicht unbedingt gleich ein großes Gewächs gerade, wenn es noch Jugendlich

01:21:29: ist, sondern Lagenwein.

01:21:31: Man möchte in die Mitte.

01:21:33: Und die Mitte sind das Herzstück.

01:21:35: Und damit landet man bei den Ortsweinen.

01:21:38: Und da, glaube ich, gibt es eigentlich wenig falsch zu machen im Moment in Deutschland.

01:21:43: Da kann man sich dann schon mal trauen, eine Flasche zu bestellen.

01:21:46: Und dann muss man halt wissen, welche Rebsorte man am liebsten hat.

01:21:50: Und dann geht da nicht mehr ganz so viel schief.

01:21:52: Könnte funktionieren.

01:21:53: Kann man das so sehen, dass der Ortswein mehr oder weniger die große Herausforderung für

01:22:01: dem Winzer ist, weil der Lagenwein, da versucht der Winzer ja, die Lage sprechen zu lassen.

01:22:05: Beim Gutswein geht es ja oft um die Rebsortentypizität, die herausgearbeitet wird.

01:22:11: Aber dem Ortswein eine ganz eigene Identität zu geben, er fordert ja vielleicht sogar

01:22:15: noch ein bisschen mehr Aufwand, als das andere arbeiten zu lassen.

01:22:18: Welcher mit Weingutzphilosophie zu tun hat, oder?

01:22:22: Ja, das sehe ich auch so.

01:22:24: Es hat mit Weingutzphilosophie zu tun.

01:22:26: Und man muss natürlich diesen Ortswein etwas mehr Leben einhauchen und ihn etwas mehr Platz

01:22:32: geben, ihn etwas mehr Qualität geben, als sie das vielleicht vormals hatten.

01:22:37: Und wenn man sich diese Pyramide vorstellt, muss die für jeden, ich sage jetzt bewusst,

01:22:43: für jeden Kunden nachvollziehbar sein.

01:22:45: Nicht jeder kommt unbedingt bis an die Spitze der großen Gewächs- oder der Lagenweine,

01:22:51: weil ihm das einfach zu teuer ist.

01:22:53: Aber die Ortsweine sollte man schon eckrunden.

01:22:56: Und das ist in anderen Gebieten ganz genau so, das kann das per Grund sein.

01:22:59: Und dann wird man fündig, also man kann sich da schon ein bisschen orientieren und das sind

01:23:06: die Weine, die schon ein bisschen besser sind als die Gebietzweine und schon ein bisschen

01:23:11: feiner sind.

01:23:12: Und in Deutschland ist es gerade in der Qualität halt sehr besonders, weil die Winzer an diesem

01:23:21: Fakt gerade intensiv arbeiten, das merkt man.

01:23:24: Also das macht mir Freude.

01:23:26: Und für mich sind das deswegen gastronomisch sehr gut geeignete Weine, weil sie bezahlbar

01:23:30: sind und sie haben eigentlich eine relativ hohe Qualität.

01:23:33: Und das hat man vielleicht nicht in anderen Ländern so parallel, dass man sagen kann,

01:23:38: der und der Weintyp, damit könnt ihr nichts falsch machen.

01:23:40: Kannst du selber noch Wein trinken?

01:23:43: Also nicht degustieren oder nicht irgendwie ich arbeite mich daran ab, sondern einfach

01:23:48: so ein richtig appetitliches Glas Wein?

01:23:50: Das ist eine komische Frage natürlich.

01:23:54: Ja, dass man so dem Thema drin ist und dann so die ganze Zeit und immer wieder eine Herausforderung

01:24:00: und dem Wein runterdeclinieren, aber einfach so hoch appetitlich, wie du so schön sagst,

01:24:06: ein Maulvoll Wein, geht es noch?

01:24:07: Ja, aber es ist ja auch eine Frage der Situation und der Laune sind.

01:24:12: Also ich glaube, es gibt einer der wenigen Köche, die extrem Weinaffin waren, war Ingo

01:24:18: Holland, also unser großer Gewürzpapst und der hat mal zu mir gesagt, Christine, es gibt

01:24:24: nichts Besseres als in der Provence anzukommen, ein frisches Baguette zu essen mit etwas gesalzener

01:24:30: Butter und dazu ein eiskalten Rose zu trinken.

01:24:33: Ja, war herrlich.

01:24:34: Recht hat er.

01:24:35: Siehst du den Zommel je mehr als Lexikon, also als Weinempfehler, der aus seiner eigenen

01:24:43: Bibliothek heraus arbeitet oder als Speisenbegleiter.

01:24:49: Also siehst du deine primäre Aufgabe zwischen dem bei, also kann man das separieren oder

01:24:53: ist das, geht es sowieso Hand in Hand?

01:24:57: Also der Zommel je ist für mich das Bindeglied zwischen der Küche und dem Gast mithilfe

01:25:04: des Weinkellers und ein guter Zommel je weiß um die Möglichkeiten der Weinpaarung, also

01:25:12: der Weinpartnerschaft zu dem Essen und er macht eigentlich in erster Linie dem guten

01:25:19: Gast einen tollen Abend und das ist seine wesentliche Aufgabe und dazu gehört es auch,

01:25:24: dass der Teller rechtzeitig entfernt wird, dass das Glas sauber ist, ordentlich ist,

01:25:30: dass der Wein temperiert ist, dass er aufpasst ob dem Gast der Wein schmeckt und das I-Tüpfelchen,

01:25:38: das Zünglein an der Waage wäre dann, wenn er den Wein trifft, den der Gast gerne haben

01:25:44: möchte oder zumindest wenn der Gast einfach sitzt und wohlig sein Essen genießt und den

01:25:49: Wein trinkt und das sieht man, man sieht einem zufriedenen Gast an, wenn es ihm schmeckt,

01:25:54: wie wohl als auch und das hat also unsere Crew kann ich wohl so sagen und auch mich immer

01:26:00: glücklich gemacht, wir haben viel Freude daran gehabt solche Menschen bewerten zu dürfen

01:26:06: ja und die lassen sich dann einfach auch auf solche Situationen ein und vertrauen.

01:26:09: Das ist ein Riesenunterschied, wenn man Leute in der Tat in einem Weinaffin oder Genussaffin

01:26:16: Ort trifft, sie sich betrachtet beim Essen und wenn du Leute beim Döner oder beim McDonald's

01:26:22: liest, also es ist ein total unterschiedliches Essverhalten, ich habe noch nie jemanden

01:26:26: beim Döner oder beim McDonald's irgendwie genießen sehen, also dieses leichte Lächeln,

01:26:30: diese Augen die dann dabei leuchten, wenn man so den ersten Hubs auf der Zunge hat und

01:26:36: das ist dann für mich so eine ganz andere Art von Lebensfreude eigentlich, wenn man das

01:26:41: so wahrnimmt und ich glaube so Lebensfreude.

01:26:44: Ja, glaube ich bin ich bei dir, aber vielleicht auch mit unserer Generation zu tun, also ein

01:26:50: lieber Freund von mir, Toni Asks, der verkauft Pommes und Wein und da sehe ich eher, dass

01:26:56: die Pommes Spaß machen und Satt machen und dass eigentlich der Wein und die Musik und

01:27:01: das Umfeld, der Barhabitus und das Beinandensein die große Öffnung sind für den Wein und

01:27:09: dass der Wein eine große Rolle spielt, aber eben nicht die Beziehung zwischen Pompfritt

01:27:14: und Wein, gibt es garantierte Beine die das Ex tremen gut für 100%, bin ich völlig davon

01:27:22: überzeugt, wir fallen auch schon ein paar ein, aber es passt nicht jeder zarte riesigen Kabinett

01:27:27: zu Pommes und insofern ist es natürlich, ja, ist es einfach eine Brücke und die hilft

01:27:35: dieser Gastronomie viel Freude zu machen, aber das was du gerade geschildert hast ist

01:27:40: ja, ist was anderes, ist vielleicht ein bisschen tiefgründiger und vielleicht auch ein bisschen

01:27:44: fundierter und es hat also wieder damit zu tun wozu der Gast Lust hat.

01:27:50: Was du noch nicht weißt, was ich schon weiß, da ich ja ein bisschen im Vorfeld aufzeigte,

01:27:55: Toni war letzte Woche unser Gast, also mit dem habe ich das jetzt schon aufgezeichnet und

01:28:01: er hat in der Tat von einem unfassbar legendären Erlebnis mit dir zusammengesprochen von der

01:28:09: Kombination von Wein und Speise, dass er dich angesprochen hat und dich als mehr oder

01:28:13: weniger die Königin der Wein-Speisen-Kombinatorik in Deutschland gebeten ihm eine Lehrstunde

01:28:22: zu geben, hat danach haltig von geschwärmt, also von den Instastories und so weiter, was

01:28:26: ja bei Toni immer mit dazu gehört, mal abgesehen, wo wir es ja alle so ein bisschen miterleben

01:28:30: durften gehabt haben, sie gibt ganz ganz viel Lachen auf der einen Seite, was dich auch

01:28:34: auszeichnet, aber eben auch sehr viel Lehrreiches und nicht erst seitdem kochtuell ist das

01:28:40: ja so deine Königsdisziplin, du hast ja auch so eines der Standhaltwerke geschrieben

01:28:45: mit Wein und Speisen, was ich von einigen gehört habe, die nicht nur einmal gelesen

01:28:50: haben.

01:28:51: Wie kommst du zu dem Wissen, wie erklärst du das, gibt es da Regeln, kannst du mir einen

01:28:58: Kurzabriss geben, kann ich kurz mal Toni sein oder hilf mir weiter?

01:29:19: Ich habe keine Ahnung, wie Christina zu italienischem Wein steht, aber wenn ich ihr einem präsentieren

01:29:25: durfte, dann sehr gerne, einem von dem aus dem 1971 von Giovanni Neri, Jacomos Vater,

01:29:32: gegründeten Weingut, also sprich eines der innovativsten Brunello-Weingüter, welches

01:29:38: seit Jahren zu den absoluten Lieblingsweingütern von Robert Parkas Monika Larner zählt, gelistet

01:29:45: wird, gefeiert wird, 200 Hektar Landgehören zum Weingut und 75 Hektar davon sind mit

01:29:51: Reben gepflanzt, verteilt auf sieben Lagen.

01:29:54: Der Rest erstreckt sich über toskanische Wälder, Olivenhaine und Getreidefelder.

01:29:58: Inzwischen ist mit Jacomos Sohn, der nach seinem Großvater, ebenfalls Giovanni heißt,

01:30:03: bereits die dritte Generation in Zweingut eingestiegen, also die Zukunft ist gesichert.

01:30:08: Im Jahre 2001 wurde der topmoderne geräumige Keller in den Hang gebaut, bei welchem man

01:30:14: ein sehr geschicktes Verhältnis zwischen Barrics und großen Fässern gewählt hat.

01:30:18: Den Wein, den ich heute für Christina aufmachen würde, wäre der Tnutanuva aus dem Jahre

01:30:23: 2019.

01:30:24: Natürlich sind Punkte nicht das Elementare, aber wenn so ein Wein beim Fallstaff 100

01:30:29: Punkte bekommt, beim Wien um 99 bekommt, beim Wein wisse 98 bekommt, bei Robert Parker

01:30:35: 97 ist das mehr als erwähnenswert.

01:30:38: Dieser Wein ist eine Blende aus den Lagen Zetine und Pietradonice, welches früher

01:30:42: ein Marmor Steinbruch war.

01:30:44: Aus dem jemals dort abgebauten Stück wurde die Theke im Verkostungsraum von Casanova

01:30:50: Di Neri gemacht.

01:30:51: Aus 32 bis 35 Monaten im gebrauchten französischen 500 Liter Tounot, verliehen dem Songjuwese

01:30:57: diese intensiv dunkelwürzige, monumentalen, beeindruckende, saftige, schwarzkirsch-brombeer

01:31:03: Aromatik mit leichtrauchigen, kräutrigen, mentholigen, minzigen Untertönen.

01:31:09: Aus diesem großen Jahrgang ein Wein, der zum Megaerlebnis wird.

01:31:13: Am Gaumen ein Feuerwerk.

01:31:15: Wow!

01:31:16: Die Tannine feinstrukturiert griffig und so hat man das Gefühl, dass dieses Topweingut

01:31:19: im Jahr 2019 über sich selber hinausgewachsen ist.

01:31:23: Und aufs Neue demonstriert, wo die Benchmark-Ebene für ein Brunello di Montalcino zu suchen

01:31:29: ist.

01:31:30: Was für ein Wein.

01:31:31: Was für ein Wein für jetzt, für die Zukunft.

01:31:33: Was für ein Weinerlebnis.

01:31:34: Also, das finde ich jetzt richtig schön, weil ich habe den Tag mit Toni auch sehr genossen

01:31:47: und habe mir halt Gedanken gemacht, warum der das so will.

01:31:49: Aber weißt du was, ich fand es auch total cool, dass der Toni gesagt hat, Christina,

01:31:55: ich brauche eine Lehrstunde in Sachen Wein und Speisen.

01:31:58: Dann habe ich gesagt, okay, dann gibst du mir eine Lehrstunde in Sachen Social Media.

01:32:01: Hat er gesagt, mach da.

01:32:03: Kann er.

01:32:04: Dann kann er sehr gut und besser als wir wahrscheinlich.

01:32:08: Aber es ist total schön und ich habe viel Freude gehabt und das ist jetzt wirklich eine Art

01:32:13: von Gastronomie, die sehr besonders ist.

01:32:17: Dann freue ich mich, dass so jemand, der sowieso erfolgreich ist in seinem Beruf, also auch

01:32:22: in der Somerilie, der sich immer weitergebildet hat, dass der sich nochmal hinsetzt und versucht,

01:32:29: der Sache ein bisschen tiefer auf den Grund zu gehen und ein bisschen mehr Input zu bekommen

01:32:33: und dann auch nachfragt.

01:32:35: Und da merkt man eben, dass man nie auslernt und so sehe ich das auch.

01:32:41: Also so versuche ich zum Beispiel jetzt mehr über Natural Wine und Orange Wine mehr Informationen

01:32:48: zu bekommen.

01:32:49: Und damit ich diese Argumente, die man dann in den Seminaren mit den Studenten bekommt,

01:32:54: Frau Fischer, ist das nicht eine Generationenfrage, damit ich die entkräften kann.

01:32:58: Und deswegen habe ich bei den Parings immer natürlich auch Natural and Orange dabei,

01:33:04: um zu zeigen, was funktioniert und was geht.

01:33:06: Und da glaube ich, ist es echt extrem wichtig, so ein bisschen auf der Höhe der Zeit zu

01:33:12: bleiben.

01:33:13: Und da sind wir dann eine große Familie und jeder kann von jedem lernen und jeder hat

01:33:18: irgendwie eine Facette, wo er sich besonders dafür interessiert.

01:33:23: Und bei mir ist durch diese offene Küche einfach auch das Kochen gekommen und dass

01:33:27: ich gerne koche.

01:33:28: Und so habe ich angefangen, einfach auf die Weine zu zu kochen.

01:33:32: Also ich bin jetzt bei Weibend kein Sterne, koch und ich kann auch nicht für ein ganzes

01:33:36: Restaurant kochen.

01:33:37: Aber ich habe mir schon erarbeitet, was zusammen passt.

01:33:42: Und ja, wir könnten das vielleicht mal ausprobieren mit so ein paar Basics, wenn du Lust hast.

01:33:49: Also es gibt ja so Weine und Speisen Kombinationen, die man als Faustregeln bezeichnen kann.

01:33:54: Und ich glaube, die wichtigsten Faustregeln, die wir alle kennen, sind die historisch gewachsenen

01:34:00: Faustregeln.

01:34:01: Also denkst du an die Loire, denkst du an Ziegenkäse und Sancer.

01:34:05: Ja.

01:34:06: Passt.

01:34:07: Denkst du an das Elsass fällt mir Munster ein und Gewürztraminer ein Pering, was immer

01:34:16: passt.

01:34:17: Denke ich an England, denke ich an Portwein und Stilton.

01:34:23: Also ist ein wunderbares Paar, denkt ihr an Cocovins fällt mir Pinot Noir dazu ein.

01:34:30: Denke ich an Stakes, fallen mir Bordelezer Cueves dazu ein.

01:34:37: Also so gibt es einfach Faustregeln, die Maultaschen.

01:34:41: Das hört gar nicht auf bei mir, dann fällt mir der Trolli rein.

01:34:45: Also es sind einfach gewachsene, historisch gewachsene Kombinationen, die funktionieren

01:34:52: und die meist in den Anbaugebieten entstanden sind, weil natürlich die Winzerfrauen irgendwann

01:34:58: kapiert haben, was am besten passt und weil natürlich Espresshühner im Begrund gibt

01:35:03: und irgendwann an einem Sonntag das Hundrandlauben musst du in den Topf wanderte und dann natürlich

01:35:10: mit Pinot Noir abgelöscht wurde.

01:35:13: Und so sind solche Gerichte entstanden und haben natürlich auch immer einen großen

01:35:18: Bestand auf unserem Weinwissen.

01:35:20: So kann man anfangen, das ist relativ einfach.

01:35:22: Aber die Küche hat sich verändert, wir haben uns verändert, die Welt dreht sich weiter

01:35:27: und deswegen rede ich von Faustregeln.

01:35:29: Und ich fände es schön, wenn wir jetzt mal versuchen, wir haben ja heute nur den Sinn

01:35:37: des Hörens, den wir nutzen können.

01:35:40: Wir können weder unsere Nase den Geruch nutzen, noch haben wir das Augenlicht.

01:35:44: Also ich glaube, mit den Augen gehen 90 Prozent aller menschlichen Entscheidungen in 10.

01:35:50: Sekunden schnelle, in 100.

01:35:52: 100.

01:35:53: Sekunden schnelle von Statten, die sind jetzt ausgeschaltet.

01:35:56: Sie können uns nur hören und wir müssen jetzt einfach versuchen, unsere Eindrücke,

01:36:02: auch die Haptik ist nicht spürbar, also der Tastzinn.

01:36:08: Wir müssen versuchen, das, was wir jetzt schmecken, irgendwie ins Hören zu packen.

01:36:12: Das wird bestimmt ganz interessant werden.

01:36:14: Ich glaube, es ist aber durchaus möglich, also gerade weil du das ja wunderbar beschreiben

01:36:17: kannst.

01:36:18: Wir werden sehen.

01:36:19: Und der eine oder andere kannst du ja auch nachempfinden.

01:36:22: Du hast ja vor, das relativ handfest auch zu vermitteln.

01:36:26: Und die ein oder anderen Elemente sind ja nicht unbedingt markfremd daher.

01:36:32: Was dürfen wir tun, um Wein und Speis mal so richtig intensiv zu erleben?

01:36:37: Ja, vielleicht einfach nochmal auf die Aromen und den Geschmack zurückkommt.

01:36:45: Im Englischen heißt es Flavor, ist ganz interessant.

01:36:48: Da wird nicht unterschieden zwischen Aromen und Geschmack.

01:36:51: Und wir haben auf der einen Seite die Aromen und auf der anderen Seite den Geschmack.

01:36:56: Das heißt, wir haben die Grundgeschmack-Saten, Salz, Säure, Süße, Bitterkeit, Umami und

01:37:02: Fett.

01:37:03: Die beiden Letzt genannten sind dazu gekommen.

01:37:06: Sicherlich für manche einen heute etwas Unbekanntes hat er nicht so ganz gewusst und hatte gedacht,

01:37:11: das gäbe nur vier, aber es gibt halt ein bisschen mehr.

01:37:14: Und das Fett ist so, dass was als Letztes dazu gekommen ist, ganz einfach die Erklärung

01:37:20: lautet, dass es ein auskleidendes Mundgefühl ist.

01:37:24: Und das kann auch jeder nachvollziehen, wenn man ja, wenn man Mayonnaise am Gaumen hat

01:37:29: und das am Gaumen verteilt, entsteht eine Art Film, für den man einfach ein bisschen

01:37:35: braucht, bis der sich wieder löst.

01:37:37: Das heißt, das Ganze merkt man ohne, dass man Aromen dazu braucht.

01:37:42: Und jetzt komme ich schnell nochmal zwischendrin auf die Aromen zurück.

01:37:46: Die Aromen zerlegen die Dinge in Einzelheiten, sprechen wir beispielsweise über Zitronen,

01:37:53: über Zitrusfrüchte.

01:37:55: Dann kann man sich vorstellen, dass man Amalfizitronen riecht oder dass man normale Zitronen riecht,

01:38:03: dass man Mandarine riecht, dass man Orange oder sogar Pampelmuse riechen kann.

01:38:08: Und das alles passiert in unserem Kopf.

01:38:10: Das geht über die sogenannte retronaselle Passage.

01:38:13: Das ist die Passage, die hinten am Rachen entlang läuft.

01:38:19: Und das passiert parallel zum Kaun.

01:38:21: Und wenn man sich die Dase zuhält und versucht einfach mal jetzt weit zu probieren, stellt

01:38:27: man fest, dass man nur noch die Geschmackssinn hat.

01:38:31: Das ist genauso, als wenn man erkältet ist und einfach nicht mehr schmecken kann.

01:38:36: Und dann wäre man auch nicht in der Lage, die Unterschiede der Zitrusdrücke zu schmecken.

01:38:40: Und so sammelt der Mensch in seinem Leben so eine Art Aromenbibliothek in seinem Kopf.

01:38:45: Und das wird beim Kaufvorgang automatisch, wird das ans Hirn geleitet und das Hirn übersetzt

01:38:52: das dann und zerlegt es dann.

01:38:54: Und dann ist es so, dass der Essende dann das Aroma auch benennen kann.

01:38:59: So kommt das zustande.

01:39:00: Und die Grundgeschmacksarten, diese sechs, über die wir jetzt sprechen, die werden gelegt,

01:39:07: auch wenn man eine verstopfte Nase hat.

01:39:09: Also jeder kann salzig spüren, jeder kann sauerspüren, Bitterkeit, Süße und auch umarmisch

01:39:16: spürt man und auch diesen auskleidenden Fettfilmen kann sich jeder vorstellen.

01:39:20: Und wer mir das nicht glaubt, kann sich die Nase zuhalten und dann einen Schluck Wein

01:39:25: im Mund verteilen und dann wird er feststellen, dass er die Fruchtigkeit erst wahrnehmen kann,

01:39:29: wenn er die Nase loslässt.

01:39:31: Also wieder atmen kann.

01:39:33: Ich habe das gerade mal gemacht und ich finde, ich mache das immer wieder gerne.

01:39:37: Wenn man so stark von den Aromen geprägt ist, dass man sich gar nicht auf Schmecken konzentrieren

01:39:42: kann.

01:39:43: Also dadurch, dass wir ja auch so eine automatische Abfolge haben in der Wertigkeit unserer Sinnesvahrnehmung,

01:39:48: kommt der Schmecken oftmals weit aus nach dem Riechen oder nach dem Sehen und man vernahlt

01:39:54: sich das manchmal.

01:39:55: Aber wenn man sich eben die Nase zuhält, dann spekt man ganz intensiv, konzentriert sich

01:39:59: darauf und es ist ein solches Sinnesvergnügen.

01:40:01: Also süße Säure oder eben auch Fertigkeit bewusst wahrzunehmen.

01:40:05: Also bin ich ganz wohl bei dir.

01:40:06: Ja, stimmt.

01:40:07: Und das Fett ist natürlich dann auch klar, dass es dazugekommen ist durch dieses Auskleiden.

01:40:13: Und der nächste Punkt ist Umami.

01:40:15: Also das ist was, was wir, ich glaube, in der heutigen Zeit sehr oft hören.

01:40:19: Es gibt sogar Umami-Pasten und alles Mögliche.

01:40:23: Und Umami ist ein uraltes Küchengeheimnis, das fermentierte Soßen.

01:40:28: Das ist das Salz eines Puffs.

01:40:29: Hoteins, eine Aminosäure.

01:40:31: Das wird durch freie Glutaminsäure erzeugt.

01:40:35: So, so hört sich alles unheimlich schlau an.

01:40:37: Also, bekannte ist das Salz, was als Glutamat auch

01:40:41: als Geschmacksverstärker genannt wird.

01:40:43: Und ich glaube, viele können sich noch erinnern, dass es mal Maggi gab.

01:40:47: Das ist jetzt künstliches Umami.

01:40:49: Und heute benutzt man Sojasauce dazu und das ist einfach Umami, was ja, was da ist.

01:40:57: Und ich habe jetzt Folgendes überlegt.

01:40:59: Ich glaube, Silvio, ich hatte dir eine kleine Liste geschickt,

01:41:04: damit du das jetzt auch alles hast, dass es nicht vom Himmel fallen muss.

01:41:07: Also, ich habe jetzt hier so ein kleines Stück Norialge.

01:41:11: Das sind diese Algen, die man benutzt, um Sushi einzuholen.

01:41:17: Und ich würde so ein kleines Stückchen Wassermal empfehlen.

01:41:21: Ja.

01:41:22: Damit die Zunge so etwas feucht wird.

01:41:25: Und dann legst du dieses Algenstück auf deine Zunge.

01:41:28: Es klebt sofort am Gaumenfest, wie du merkst.

01:41:32: Vielleicht noch ein Stück Wasser.

01:41:37: Und was passiert?

01:41:39: Was kann das spürt?

01:41:42: Es ist eine richtig intensive Fettigkeit.

01:41:45: Was Totes, ja.

01:41:50: Und es entwickelt sich vor allem viel Geschmack.

01:41:54: Die ich vorhin das Vasignum hätte.

01:41:56: Der bleibt und bleibt und geht gar nicht weg.

01:42:00: Und Umami ist geschmacksverstärkend.

01:42:04: Also, es verstärkt den Geschmack aller Lebensmittel,

01:42:08: ohne einen echten Eigengeschmack zu haben.

01:42:10: Und wenn man jetzt bei den europäischen Lebensmitteln bleiben würde,

01:42:14: dann denkt ihr vielleicht an Parmesan.

01:42:17: Das sind so die Salzkristalle, die im Käse sind.

01:42:20: Wenn man Parmesan ist, ist es ein Geschmack, der sehr lange bleibt.

01:42:24: Konzentration, natürliche Konzentration.

01:42:27: Das heißt, Fett verdunstet durch die Reifung.

01:42:30: Entschuldigung, Flüssigkeit verdunstet durch die Reifung.

01:42:33: Fett konzentriert sich und Salz konzentriert sich.

01:42:36: Und es wäre konzentriertes Tomatenmark.

01:42:39: Auch das ist ein hoher Umami-Träger.

01:42:41: Und wir haben uns gerade in die asiatischen Küchen gegeben.

01:42:45: Wir hatten jetzt einfach ein Stück Alge.

01:42:48: Und wenn man das mit Zahlen hinterlegt,

01:42:50: dann sind die beiden genannten Dinge die Lebensmittel,

01:42:54: die ich gerade gesagt habe, der europäischen Küche sind die höchsten.

01:42:58: Also auch mit hundtausend 200 Milligramm pro 100 Gramm.

01:43:05: Und das ist eine ganze Menge.

01:43:07: Wenn man in die asiatischen Küchen schaut

01:43:10: und man über fermentierte Sojaprodukte spricht oder Algen,

01:43:14: die haben dann bis zu 1700 Milligramm pro 100 Gramm.

01:43:18: Und gerade die Komboalgen, mit denen man daschie zubereitet.

01:43:22: Das ist extrem hoch und ufuschwatze Bodenpaste.

01:43:27: Sadellen sind großartig, getrocknete Pilze wie Chitake zum Beispiel.

01:43:32: Das alles sind extreme Geschmacksbringer in der asiatischen Küche.

01:43:38: Also in den asiatischen Küchen muss man eher sagen.

01:43:42: Und so kann man das auch mit natürlichem Gutamat nachvollziehen

01:43:47: und kann sich daran orientieren und an der Stelle vielleicht sagen,

01:43:51: dass umami immer sehr förderlich für alle Weine ist.

01:43:55: Das nächste wäre halt Salz.

01:43:58: Welts? Auch wenn ich kurz fragen darf, welts den Geschmack der Weine noch mal

01:44:02: intensiviert und trägt.

01:44:04: Also ich schmecke das jetzt immer noch witzigerweise.

01:44:06: Und kann das auch, wenn mich das sehr begeistert,

01:44:09: kann das auch der Grund sein, warum ich zum Beispiel Parmesan übernudeln

01:44:13: beziehungsweise ich mag total gerne Nigri machen.

01:44:17: Also sprich jetzt die Sushi, was in diesen Algen,

01:44:21: in den Nori-Algen eingewickelt ist mit Avocado oder mit Gurke.

01:44:26: Dass ich eigentlich nur diese Algen mehr oder weniger zum Zusammenhalten nehme,

01:44:30: aber als Geschmacksträger für den Reis und für so neutrale Sachen wie Gurke oder Avocado.

01:44:35: Dass die deswegen.

01:44:37: Natürlich.

01:44:38: Jetzt wird das für mich schlüssig.

01:44:40: Jetzt ja.

01:44:41: Ja und Sojasauce, die man meistens auch noch dazu ist.

01:44:45: Und in dem Moment bist du dann natürlich ganz klar auf einer extremen Umami-Bombe,

01:44:50: also positiv gesehen und also Reis alleine.

01:44:55: Der gesäuerte Reis hat wenig Geschmack.

01:44:58: Und ich glaube Gurken sind jetzt kein typisch asiatisches Ingredient für Sushi.

01:45:04: Das ist so ein bisschen mehr Deutsch.

01:45:06: Und also die Avocados kommen von den California Rolls.

01:45:09: Also das ist mehr so aus Kalifornien dazugekommen.

01:45:13: Es gibt ja unterschiedliche Sushi mittlerweile.

01:45:15: Aber diese Umamitik von der Alge, die jetzt in dem Fall beim Noriblatt

01:45:23: auch noch geröstet ist und getrocknet ist, also noch ein bisschen mehr Umami aufweist

01:45:28: und dann zusätzlich die Sojasauce.

01:45:30: Das gibt Umami und es gibt eine gewisse Salzigkeit.

01:45:34: Die kommt auch dazu, die total positiv ist zum manchen Weintypen.

01:45:38: Und das hilft extrem, um dem Wein ein Gerüst zu verpassen.

01:45:44: Und der Wein kann dann einfach noch besser auf die Sushi eingehen.

01:45:48: Also so kann man das dann übersetzen beispielsweise.

01:45:51: Super interessant.

01:45:52: Oder wenn ein Gericht mit Daschi gekocht ist,

01:45:55: dann hat man eigentlich auch schon ziemlich gewonnen,

01:45:58: weil Daschi sind Tunfischflocken und die Algen, die Komboalgen gemeinsam.

01:46:04: Erhitzt und daraus entsteht ein Sud.

01:46:07: Wenn man mit dem Würst braucht man kein Salz mehr, man braucht kein Gewürz mehr.

01:46:12: Das ist einfach extrem feinfuchtig und sehr hilfreich für die Beziehung zum Wein.

01:46:20: Was man vielleicht auch noch sagen kann in der europäischen Küche.

01:46:23: Fleischbrün, Hühnerbrün sind auch extreme Umamiträger.

01:46:28: Also auch die helfen immer wieder bei der Kombination von Wein und Speisen.

01:46:33: Mhm.

01:46:34: Du hattest mit Salz angefangen, da hat ich hier unterbrochen.

01:46:38: Ja, das macht nichts.

01:46:39: Das kommt ja wieder mit Salz und so.

01:46:42: Also ich glaube, wenn du jetzt irgendwie hast du einen kleinen Bugunder zufällig zuhand.

01:46:49: Also so ein Brot und Butter Bugunder für jeden Tag.

01:46:54: Graubugunder, dein Litterchen Fritsch oder ein Graubugunder?

01:46:58: Ja, würde gehen. Mach mal, wenn du hast.

01:47:00: Hab ich gerne.

01:47:02: Ich mach das gleiche.

01:47:05: Die Glasform ist dabei egal, oder?

01:47:08: Jetzt ist so rein vom Parry.

01:47:10: Oder ist da etwas Schmäleres Glas nehmen, um das so live zu erleben oder so ein Bugunderglas?

01:47:15: Oder was soll ich da?

01:47:17: Also ich würde für diese, um die Pairings zu lernen, um die Faustregeln zu verstehen, würde ich das so genannte Allrounderglas nehmen.

01:47:26: Also ein Glas, was ungefähr in der Mitte steht, ein etwas ausgeprächten Bauch hat, ein etwas höheren Kamin hat sich wieder schließt.

01:47:36: Also im Grunde das Glas, was bei allen Glas-Serien mittlerweile, Gott sei Dank ist das ja heute so, eigentlich das Einstiegsglas ist.

01:47:44: Ich habe diesen Graubugunder vom Fritsch Salm von der Nahl.

01:47:50: Ah, super.

01:47:51: Du durftest passen.

01:47:54: Das ist jetzt total witzig.

01:47:55: Ich bin auch an der Nahl.

01:47:57: Das gibt Frische.

01:48:01: Das Graubugunder ist wirklich ganz anders und man hat so ein leicht frischen Duft, so was Nussiges.

01:48:05: Also ich habe das zumindest.

01:48:06: Und man probiert immer zuerst den Wein, weil der Wein sich durch jegliche Zugabe von Speisen verändert.

01:48:15: Und das, was man jetzt gerade gehört hat, was der Silvia gemacht hat, ist ganz wichtig, dass man den Wein so ein bisschen durch den Gaumen zieht,

01:48:23: dass das, wo junge Leute mal frucht belachen müssen, wenn sie uns alte Sobbel probieren hören und die denken, das ist unfein,

01:48:30: ist es aber gar nicht.

01:48:30: Es gibt dem Wein mehr Sauerstoff und man hat die Möglichkeit, einfach mehr über den Wein zu verstehen.

01:48:36: Ich mache das gleiche.

01:48:42: Also mein Wein ist relativ balanciert, hat eine moderate Tiefe, hat moderate Länge,

01:48:50: ist also wirklich dieser viel gerühmte Brot und Butter, Graubugunder,

01:48:54: den man so abends aus dem Kühlschrank holt und denkt, wunderbar, das ist jetzt ein guter Apparat.

01:49:00: Und dazu kann man, ja.

01:49:02: Ist die Temperatur dabei für dich wichtig, wenn du gerade Kühlschrank sagst?

01:49:06: Ich habe sie jetzt ein bisschen temperiert.

01:49:08: Ich habe sie so 10 bis 12 Grad, also nicht ganz bei Kühlschrank Temperatur, weil ich finde, dass der Wein dann so bestmöglich seine Potenz, seine Kraft

01:49:16: und trotzdem auch seine Eleganz und seine Frische im Balance bringen kann.

01:49:21: Das ist 100 Prozent richtig, dem würde ich zustimmen, Silvio.

01:49:24: Aber es gibt dann auch wieder persönliche Präferenzen, und es gibt Leute, die gerne etwas kühler trinken.

01:49:30: Das schadet jetzt der Sache, die wir vorhaben, schadet das nicht, der Faustregel.

01:49:34: Also das kann man sowohl gekühlt als auch etwas wärmer wahrnehmen.

01:49:38: Denn so ein Brot und Butterwein ist eher rebsortenorientiert.

01:49:43: Der soll die Rebsorte zeigen, das ist in der Regel das Aushängeschild eines Weingutes.

01:49:48: Und er hat Frucht, Frische.

01:49:51: Und wir machen jetzt was, was er an ein anderes Getränke erinnert, an Tequila.

01:49:56: Wir nehmen etwas Salz.

01:49:57: Ich glaube, das kennen alle, dass man etwas Salz auf die Handkuhle streut.

01:50:03: Und wenn man jetzt ein Salz hat, was so ein bisschen geblättert ist, wie die Köche das gerne benutzen, damit die Haptik angerät wird,

01:50:10: da muss man es ein bisschen sehr bröseln.

01:50:14: Und dann drückt man etwas Zitronensaft aus dem Schnitz, was du hoffentlich vor dir liegen hast, auf das Salz.

01:50:21: Da werden die Erinnerungen wahr.

01:50:23: Ja, da werden die Erinnerungen wahr.

01:50:25: Aber du bekommst nicht den dicken Kopf, der sonst auf Tequila folgt.

01:50:29: Nein, aber es ist jetzt a) ganz interessant, ich sage das jetzt schon, weil gleich habe ich was im Mund und kann nicht so gut sprechen.

01:50:37: Der Geschmack von Salz und Zitrone ist ein extrem positiver, wenn man gutes Salz benutzt.

01:50:43: Und wenn man das ablegt und gleich danach den Wein folgen lässt, dann bekommt der Wein sozusagen etwas Unterstützung,

01:50:52: geschmacksverstärkende Unterstützung.

01:50:54: Das versuchen wir jetzt.

01:50:55: Okay.

01:50:56: Also die Verbindung von Salz und Zitrone macht schon Lust.

01:51:01: Das merkt man.

01:51:12: Mein grauber Gunder war etwas leichter und er hat jetzt etwas mehr Intensität bekommen.

01:51:18: Das heißt, dass Salz, die Kombination von Salz und Zitrone, geschmacksverstärkend und hilft,

01:51:27: diesem kleinen Wein einfach etwas mehr Volumen zu bekommen.

01:51:30: Und das gleiche könnte man mit einem großen Gewächs machen.

01:51:34: Das gleiche könnte man auch mit einem Rotwein machen.

01:51:37: Also die Kombination von Salz und Säure wird in den Sommelierkreisen "Tekila"-Effekt genannt.

01:51:44: Das habe ich in Koblenz so gelernt bei Herrn Dating.

01:51:47: Und als ich das das erste Mal hörte, habe ich mir einen Kopf gefassten und habe gedacht, der spinnt.

01:51:52: Aber es ist was dran.

01:51:54: Und ich kann das auch belegen, stellt euch vor, ihr hättet eine beur blanc.

01:51:58: Die besteht hauptsächlich aus Butter und ist sehr gehaltvoll.

01:52:05: Wenn in dieser beur blanc kein Salz wäre und kein Zitronensaft, könnte man die nicht essen,

01:52:12: weil sie einfach zu gehaltvoll wäre und sie würde gar nicht die Kehle hin approachen, so ungefähr.

01:52:17: Und erst Salz und Zitrone machen diese Soße zu dem großen luftigen Gedicht, was sie eigentlich darstellt,

01:52:23: zu der Besonderheit.

01:52:24: Dass man nicht aufhören möchte, diese Soße zu löffeln und zu essen,

01:52:29: das ist dieser Kombination von Salz und Zitrone zu verdanken.

01:52:34: Und ich habe ziemlich lange als Sommerjäger gebraucht, das zu verstehen.

01:52:38: Die Köche wissen das eigentlich von Anfang an.

01:52:42: Und deswegen ist es eigentlich wichtig, dass Köche auch ein bisschen mehr über Wein wissen,

01:52:46: dass man sich mit denen darüber unterhält.

01:52:48: Also ein Effekt, der extrem wichtig ist und Süße, Bitterkeit, auch für die zwei Grundgeschmacksarten.

01:52:57: Süße findet man natürlich in Süßweinen.

01:53:02: Mit Süße muss man vorsichtig umgehen.

01:53:04: Und Bitterkeit ist etwas, was kleine Kinder in sich tragen.

01:53:09: Jedes kleine Kind spuckt alles, was bitter ist, sofort wieder aus.

01:53:12: Und wir Menschen haben uns daran gewöhnt, wir erwachsenen Menschen.

01:53:16: Wir trinken Kaffee, wir trinken Campari, trinken Amaros.

01:53:22: Warum Amaros? Amaros sind so genannte Bitter, die eigentlich sehr bitter sind.

01:53:26: Aber durch die hohe Süße, die sie haben, schmecken sie dann wieder.

01:53:30: Und so merkt man, dass Süße und Bitterkeit eigentlich ganz gut miteinander funktionieren.

01:53:34: Und es gibt viele Hausfrauen und auch Köche leider, die Zucker ins Spargelwasser tun.

01:53:40: Und das ist etwas, was die Weine dann später ziemlich übel nehmen können in der Kombination.

01:53:46: Aber das war so ein kleiner Ausflug einfach

01:53:50: jetzt in die in die Welt der Aromen und

01:53:55: in die Welt der Grundgeschmacksarten.

01:53:59: Also, dass man den Geschmack praktisch süß, sauer, salzig, bitter, umami und fett als Geschmack bezeichnet.

01:54:06: Die physikalische Variable, wenn man so will, Strukturen, Texturen, also was knusprig ist, hart, ist weich, ist oder wässrig, ist Temperaturen.

01:54:15: Also ob etwas kühl serviert wird oder ob etwas warm serviert wird.

01:54:20: Beispielsweise ein Vanille-Eis, schmeckt, wenn es gekühlt ist, total ausgebogen.

01:54:25: Wenn es warm wird und flüssig wird, merkt man den hohen Anteil an Zucker.

01:54:30: Die Süße wird durch die Kühle halt gebremst.

01:54:33: Das ist die physikalische Variable.

01:54:35: Und dann gibt es den sogenannten Trigeminus-Nerv, der einfach Schärfe und Kühle transportiert.

01:54:42: Also in Englisch sagt man cool und hot.

01:54:45: Also Minze ist cool, nicht cool im Sinne von angesagt, aber und Schärfe.

01:54:52: Also wie in einem guten indischen Restaurant.

01:54:54: Es ist hot, es ist pieksend, es macht etwas mit dem Nerv.

01:54:57: Und es gibt die sogenannte Arztringenz, das was man bei Rotweinen spürt oder generell Weinen, die im Holz ausgebaut sind.

01:55:05: Die sehr viele Gerbstoffe haben, die weisen eine gewisse Arztringenz auf.

01:55:09: Und das ist das, was den Mund so etwas pälzig gestaltet.

01:55:12: Also das sind auch eher Dinge, die man spürt, die aber nicht durch die Zunge zu spüren sind, sondern durch diesen Trigeminus-Nerv.

01:55:21: Und das ist eigentlich hochinteressant, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen.

01:55:26: Und das sind jetzt, sage ich mal, das kleine einmal, eins, was man wissen muss.

01:55:30: Wenn man dann weitergeht in den Weintüken und beispielsweise überlegt, was passt zu welchem Wein.

01:55:40: Ich hatte vorhin etwas über Souvenir Blanc erzählt und als die ersten Souiries auf den Markt kamen,

01:55:46: haben wir die Weine geliebt und fanden die ganz großartig.

01:55:50: Und gleichzeitig haben wir uns als Soumiers gefragt, was kann man denn zu diesen Weinen in Gottes Namen kombinieren?

01:55:58: Also zu diesem extrem ausdrucksvollen, grünen Vegetabilen.

01:56:06: Übrigens auch ein Begriff, den ich von den Soumiers, die aus Koblenz kam, genannt habe,

01:56:12: die irgendwann die Weine beschrieben als Vegetabil. Und ich habe gesagt, was? Wie bitte?

01:56:17: Aber Vegetabil bedeutet einfach, dass die Weine grün sind, sehr grünlich ausgeprägt, ohne im Sinne Unreif zu sein,

01:56:24: sondern dass sie einfach das gewisse, frische Grüne haben, auch vielleicht ein bisschen mehr in die Reife gehen können,

01:56:31: nach Stackelbären schmecken, nach reifen Stackelbären.

01:56:35: Und dazu probieren wir jetzt mal einen Souvenir Blanc. Ich hoffe, du hast einen.

01:56:39: Ja.

01:56:40: Wenn ich zu meiner Empfindung von eben noch Kurzstellung beziehen kann, ich fand das total spannend.

01:56:51: Die Zitrusfrische mit dieser leichten Salzigkeit in Kombination mit dem Grauburgunder,

01:56:58: weil die auf einer Augenhöhe miteinander kommunizierten.

01:57:02: Und einer hat dem anderen den Staffelstab so in den Mund gelegt.

01:57:08: Sie gingen ineinander über und waren trotzdem ein Ganzes. Also man hat ein unfassbares Harmoniegefühl gehabt.

01:57:13: Es gab nichts, was das andere dominiert hat. Man hat trotzdem jedes Element in sich separat oder separiert geschmeckt und wahrgenommen.

01:57:20: Und das fand ich sowohl vom Nachgeschmacks- und Richtigaufregenden.

01:57:23: Es hinterließ eben diese animierende Appetitlichkeit, dass ich es immer wieder haben möchte und immer wieder probieren möchte.

01:57:29: Also es war ein sehr, sehr schönes, sehr einfaches und positives Sinne, weil verständliches Experiment.

01:57:35: Aber es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es hätte mir eigentlich gereicht.

01:57:38: Also ich hätte immer nur wieder das probieren können, weil es so animierend war.

01:57:42: Du hast das wunderbar auf ganz, ganz, ganz hohem Niveau gesagt.

01:57:47: Und wichtig finde ich jetzt wieder, dass diese Empfindung von jedem nachempfunden werden kann.

01:57:56: Sowohl von Sommeljäs, die ausgebildet sind, als auch von normalen Weingenisern,

01:58:01: die sich auf diese Art und Weise etwas fortbilden wollen.

01:58:04: Und das Thema Salz und Zitrone, dass die Wein unterstützend sind und dem Wein was Gutes tun,

01:58:11: das ist eigentlich die Aussage. Und man kann das dann noch so feinfühlig, wie du es gerade gesagt hast, ausdrücken völlig richtig.

01:58:20: Und das macht es aus. Und wenn man es dann probiert hat, denkt man, es hätte ich eigentlich schon eher drauf kommen können.

01:58:26: Das ist so wie mit vielen Dingen im Leben. Man spürt es dann und denkt, klack, natürlich, begegnet mir ja ständig in meinem Leben.

01:58:34: Und jetzt das nächste Beispiel, Sauvignon Blanc. Was hast du im Glas?

01:58:40: Ich habe aus der Tourin, Chateau de Pestle, in Sauvignon Blanc, aus dem Jahr 2022, also mit einer gewissen Frische, aber auch schon im Jahr Reife,

01:58:50: sehr mineralisch, aber nicht so überanstrengend wie jetzt ein so Sausage, wie für Mezettere.

01:58:56: Und ich wollte auch keinen zu duftigen nehmen, aber eben einen ganz klaren puristischen, sehr rebsorten, echten Sauvignon Blanc aus dem Loa-Altal.

01:59:02: Ja, ich bin auch bei Sauvignon, witzigerweise. Ich habe 2022 auch ein etwas reiferen Jahrgang vom Weingut Völker aus Moosbach in der Falz.

01:59:13: Und das macht viel Freude, auch die leichte Reife, wunderbar.

01:59:20: Wenn man das jetzt gleich nochmal so ein bisschen auslaufen hört, dann merkt man, dass wir die Wein auch ausspucken, weil wir wollen noch ein bisschen miteinander reden.

01:59:39: Wir haben noch acht Stunden vor uns. Ja, da sind neun.

01:59:45: Da haben wir schon hinter uns.

01:59:47: Und das ist jetzt die Frage, wie kommt man mit solch einem Wein so recht, was verträgt der?

01:59:54: Und da gibt es eine wunderbare Faustregel, das Sauvignon Blanc, Muscatella und auch Scheurebe.

02:00:01: Also all diese drei unterschiedlichen Weintypen sich bestens vertragen mit allen grünen Gemüsesorten.

02:00:08: Und mit Kräutern. Ich muss jetzt grad mal schlocken, mir ist das Wasser im Mund zusammengelaufen.

02:00:15: Also das bedeutet, dass man beispielsweise zu Kini grillen könnte, dass man Fäntchen dünn reiben kann, Roh als Salat anrichten kann.

02:00:27: Auch das würde funktionieren. Also alles, was grün ist, grüner Spargel zum Beispiel, super zu diesen drei genannten Weintypen,

02:00:35: die nicht zu tiefkundig sein sollten, vielleicht nicht im Holz ausgebaut sein sollten, eher im Stahltank.

02:00:41: Und ich glaube, das sind jetzt unsere beiden Weine. Davon gehe ich mal aus, auch bei deinem.

02:00:46: Und diese Weine können halt ebenso die gerade genannten Gemüse als auch Kräuter.

02:00:53: Und ich habe so eine grüne Soße gemacht, das ist eigentlich keine Größe.

02:00:57: Im Grunde ist es so eine Art Tapinade aus frisch geschnittener Petersilie, ein bisschen Basilikum, ein bisschen Koriander.

02:01:03: Das Grün von den Frühlingszwiebeln, Salz, Zitrone, oh Wunder.

02:01:09: Hört euch jetzt klar, warum das schon wieder auftaucht.

02:01:12: Also ich habe ein bisschen Olivenöl, damit es eine Bindung gibt.

02:01:15: Ich habe Kapern klein geschnitten und ich habe Tagiaske-Oliven, das sind ligurische Oliven.

02:01:21: Übrigens die einzigen Ohne Stein, die wirklich die einzigen schwarzen Oliven ohne Stein, die wirklich schmecken.

02:01:27: Die Köche nehmen die oft zum Kochen, machen viel Freude, um damit auch was zu smogen und das hinterher dazu zu geben.

02:01:35: Und dann noch ein kleines Sardellenfilet rein, alles klein gehäckselt, mit der Hand geschnitten, nicht kuttern, damit keine ätherischen Noten frei werden.

02:01:45: Und das vermengen, und das habe ich jetzt vor mir und ich probiere das jetzt mal und versuche mein Sauvignon dazu.

02:01:55: Zuerst den Wein oder zuerst die Paste in den Mund nehmen.

02:01:59: Ich hatte meinen Wein gerade schon probiert.

02:02:01: Ich weiß nicht, wenn du den Wein musstest, du zuerst verkostest Silvio.

02:02:05: Okay.

02:02:07: Nochmal, der Wein verändert sich sofort, sobald er eine Speise spürt.

02:02:24: Das ist jetzt so eine Tappinade, die aus rohen Kräutern zusammengestellt ist, die eine leichte Bindung durch etwas Fett hat.

02:02:33: Olivenöl, auch noch Kapern, die in einer Lake gelegen haben.

02:02:40: Die Oliven, die schwarzen Oliven, was haben wir vorhin gesagt?

02:02:43: Schwarze Oliven haben, umami, Sardellen, was haben Sardellen?

02:02:47: Unmengen von umami.

02:02:49: Also alles hilfreiche Dinge, die kommen.

02:02:52: Und wenn man das jetzt gemeinsam mit dem Wein verkostet,

02:02:55: ist da eine unglaubliche Bindung bei mir zumindest.

02:03:07: Ich hoffe, dass es bei dir auch so funktioniert.

02:03:09: Geh ich völlig konformt, es ist für mich wie ein absolut perfekter Dialog.

02:03:15: Also wie ein Gespräch zwischen Wein und Speise.

02:03:18: Und man hat beim guten Gespräch niemals jemanden, der den anderen irgendwie dominiert,

02:03:24: sondern sie sind beide auf Augenhöhe, aber man hat trotzdem ein Gesprächsführer dabei.

02:03:28: Also einer, der die Fragen stellt oder einer, der das Thema aufwirft und so ist dabei auch.

02:03:33: Also die Speise ist für mich schon etwas intensivere,

02:03:38: weil es halt das, was du mir, ich hoffe, ich habe es im richtigen Verhältnis zusammengestüppelt und zusammengemischt,

02:03:45: aber unglaublich aromatisch und mit einmal kommt der Wein dort mit aufs Tablett,

02:03:50: so als würde er eben zu diesem Thema noch was dazusagen, blüht auf

02:03:54: und dann kommt die Speise und sie wird noch intensiver, noch aromatischer

02:03:57: und dann kommt der Wein wieder und diese Wechselkommunikation macht wahnsinnig viel Spaß.

02:04:02: Ja und das muss man jetzt mal nochmal ganz klar sagen.

02:04:07: Ich habe dem Silvio nur die Weintypen genannt

02:04:10: und ich habe ihm nur gesagt, was er wie mischen soll oder haben soll heute.

02:04:16: Er hat es möglicherweise völlig anders angerichtet oder zusammengestellt als ich,

02:04:20: möglicherweise weniger Salz oder mehr Salz oder Zitrone oder was auch immer

02:04:25: und dennoch funktioniert es und das ist eben das Wichtige jetzt bei den Faustregeln,

02:04:31: dass es eher auf den Weintypen ankommt als auf den Wein, den man jetzt besonders benennt

02:04:39: und dass es wiederholbar ist und egal für welche Leute.

02:04:43: Also das finde ich jetzt ganz wichtig und die Faustregeln lautet für mich jetzt

02:04:47: in dem Moment gleich und gleich ergänzt sich, also grünes und grünes,

02:04:51: ergänzt sich in dem Moment extrem gut.

02:04:54: Wir würden die Tappinade ja auch nicht einfach alleine essen,

02:04:58: sondern wir würden dazu einen gebratenen Fisch servieren

02:05:02: oder vielleicht einen Poladenbrust zum Beispiel.

02:05:05: Man könnte auch einen Kalbsrücken dazu oder ein simples Kotlet

02:05:09: kann man verfeinern mit dieser frischen Tappinade

02:05:13: und es funktioniert trotzdem zu Sauvignon Blanc, Scheurebe und Muscatella

02:05:19: und das ist das Interessante an der ganzen Geschichte

02:05:22: und es funktioniert immer wieder und deswegen ist es eine Faustregel.

02:05:26: Also Faustregeln, gleich und gleich, gesellt sich gerne,

02:05:30: in dem Fall ist es mit diesen Rebsorten,

02:05:32: mit Sauvignon Blanc, Muscatella und Scheurebe so,

02:05:36: dass sie sich total gut ergänzen mit grüben Gemüse und grüben Geräutern.

02:05:40: Funktioniert immer, kann man unterschreiben.

02:05:43: Tolles Erlebnis, also vielen vielen Dank dafür

02:05:48: und es ist vorallem die Nachvollziehbar.

02:05:50: Also man kann das in dieser Art der Kombination,

02:05:55: in dieser Art auch der Wechselwirkung der beiden Elemente

02:05:59: aber eben auch in der geschmacklichen Auflösung

02:06:03: richtig herrlich nachvollziehen.

02:06:05: Ich finde, es geht einem manchmal mit Wein,

02:06:07: es geht einem manchmal mit Musik so, wenn man so was hört,

02:06:11: was einen sehr berührt hat, dann sucht man danach

02:06:14: und dann versucht man es danach abzugleichen

02:06:16: und das wäre zum Beispiel so eine Geschmackskombination,

02:06:18: wo ich sage, wenn ich das nochmal habe,

02:06:20: dann habe ich so dieses Wow-Gefühl und dann suche ich danach

02:06:23: und dann genieße ich das.

02:06:25: Ja und die Köche können das je nach Stand einfach umsetzen.

02:06:28: Es gibt auch tolle Gerichte mit Rohr, Gurke und mit Tunfisch

02:06:31: beispielsweise fällt mir ein

02:06:33: und auch das würde dazu funktionieren.

02:06:35: Also die Proteine des Fisches oder des Fleisches

02:06:38: tun den Sauvignon Blanc überhaupt nichts an

02:06:41: und ergänzt kann man vielleicht sagen,

02:06:43: das ist jetzt die Kühe, wenn der Wein im Holz ausgebaut wäre,

02:06:46: dann müssten wir einfach ein bisschen mehr Reichhaltigkeit

02:06:49: in Form von Fett haben.

02:06:51: Also das wäre dann die Pufferzone, die man bräuchte.

02:06:54: Aber wir bleiben jetzt einfach mal bei den Basic Faustregeln

02:06:57: und wenn man die Faustregeln begriffen hat,

02:06:59: dann hat man von dem Wolknol, was ich anfangs erwähnte,

02:07:02: den Anfang gefunden, weil dann kann man selber weiterarbeiten.

02:07:06: Und ich habe einen wundervollen Brie-Demo auf dem Tisch

02:07:12: oder auf dem Teller und ich habe einen reifen Parmesan

02:07:16: mit 24 Monate Reife auf dem Teller, also zwei ganz verschiedene Käse-Typen

02:07:22: und meine Damen und Herren, ich wage mich jetzt aufs glatte Eis.

02:07:25: Warum? Weil Silvio in der Weinkultur war,

02:07:29: mit so viel Käse zu tun hatte und mit so viel Wein zu tun hatte,

02:07:32: dass ich hier eigentlich nur auf die Nase fallen kann.

02:07:35: Inwiefern?

02:07:37: Weil ich glaube, du weißt es viel besser als ich.

02:07:39: Ja, das schon, aber du kannst es glaube ich besser erklären.

02:07:43: Das ist das Interessante dabei, dass du es in Worte kleiden kannst

02:07:46: und ich es einfach mache.

02:07:48: Ich glaube, ich habe kein Wort, lieber Silvio.

02:07:52: So, jetzt würde ich dich bitten, zwei Gläser zu nehmen

02:07:55: und in das linke Glas ein bisschen Spätburgunder einzugießen,

02:07:59: den ich hier zumindest habe.

02:08:03: Da habe ich einen hiesigen Spätburgunder aus dem Hause Karl Friedrich aus.

02:08:08: Das sieht nicht sehr wertschätzel.

02:08:10: Super, ja.

02:08:13: Ich bin an der A genanntet, das ist jetzt auch ein bisschen hiesig.

02:08:17: Ich wollte gerade sagen auch hiesig.

02:08:19: Ich habe es schon mal an der A genanntet, genau.

02:08:22: Beim Weingut Stark Linden habe ich gerade kennengelernt

02:08:26: und fand es ganz interessant.

02:08:30: Und das ist ein Spätburgunder, der in gebrauchten Holzfässern ausgebaut ist,

02:08:38: der auf einem schiefer Grund gewachsen ist,

02:08:42: der aber auch noch mit einem großen Verwitterungsanteil daherkommt.

02:08:46: Das heißt, er im Osten der A, wo die A sich so ein bisschen öffnet

02:08:50: und etwas breiter wird und die Böden etwas tiefer werden.

02:08:56: Und ins rechte Glas würde ich dich bitten, ich weiß nicht, was du hast.

02:09:01: Die Frage war Bordeaux-Cueve, also sprich Cabernet Sauvignon, Merlot,

02:09:06: Cabernet Franc, empfehlerein sortig oder als Cuevé.

02:09:13: Ich bin in das Bordeaux gegangen, weil ich dachte,

02:09:19: ich hätte die Aufgabe bekommen, dann sollte ich das auch,

02:09:22: ich habe es dann wahrscheinlich zu zu Wort, treu genommen

02:09:27: und habe von einem relativ jung, sehr engagierten Weingut

02:09:35: eine gedrittelte Cuevé von Cabernet Sauvignon, Pétis, Verdot und Merlot.

02:09:41: Kommt aus dem Midoc.

02:09:45: Schade, ist handelbar.

02:09:52: Und die Gerbschlauchstruktur, wie würde ich sie beschreiben?

02:09:57: Sie ist präsent, trotzdem mit einer angenehmen Seidigkeit,

02:10:00: aber du hast präsente, keine grüne Gerbschlauch,

02:10:03: sondern so ein bisschen diesen letrigen Typ dabei.

02:10:06: Also diese schon sehr würzige, geschmackvolle, strukturierte,

02:10:11: ein bisschen kernig, aber eben nicht krass grün.

02:10:15: Ja, super.

02:10:17: Also finde ich toll ausgewählt, weil wir Grundverschieden sind.

02:10:21: Ich bin in Rheinhessen gelandet.

02:10:23: Ich habe eine Cuevé aus Cabernet Sauvignon, Merlot,

02:10:26: vom Weingut Kuppenbacher, es ist ein relativ junges Weingut.

02:10:30: Und ja, man hat auch natürlich eine ganz andere Gerbschlauchstruktur

02:10:35: und andere Zanine, als wir das beim Spätburgunder spüren

02:10:40: oder beim Pinot Noir.

02:10:43: Wir sind deutlich kräftiger, die Farbe ist wesentlich intensiver

02:10:48: und der Wein kommt mit etwas mehr Kraft daher

02:10:53: und ist auch wärmer gewachsen als der Pinot Noir sicherlich

02:10:57: und ein ganz anderer Weintyp von seinem Wesen.

02:11:01: Wenn wir jetzt auf den Käse kommen, Bride Mo,

02:11:05: ist ein Brie, wie der Name schon sagt,

02:11:08: ein Weißschimmelkäse mit einem erhitzten Teig,

02:11:11: der ein bisschen Reife hat, also wo der Kern jetzt nicht mehr

02:11:14: so ganz kalkig ist in der Mitte, sondern der schon ein bisschen läuft,

02:11:20: wenn ich gleich Schwierigkeiten habe, den von meinem Teller loszukriegen.

02:11:23: Aber er hat eine leichte Würze, eignet sich deshalb sehr gut

02:11:27: für dieses Experiment.

02:11:29: Und der Parmesan Bumami beladen, ja, natürlich konzentriert,

02:11:35: weil die Flüssigkeit im Laufe der zwei Jahre etwas entwichen ist

02:11:39: und er hat eine Fett- und Salzkonzentration, also ein ganz anderer

02:11:43: Gaumeneindruck, auch ein gepresster Erhitzterteig,

02:11:47: der einfach länger gereift wird, also eine ganz andere Ausprägung

02:11:52: und da weißt du wahrscheinlich auch viel besser Bescheid als ich,

02:11:56: aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Käse eigentlich

02:12:00: viel besser Weißweine passen als Rotweine, aber man verbindet

02:12:05: oftmals Rotwein mit Käse, weil es am Ende eines Menüs stattfindet.

02:12:11: Und ich habe zwei Käse ausgesucht, die mit bestimmten Rotweintypen

02:12:16: eigentlich ganz gut funktionieren.

02:12:19: Da habe ich mich auch immer gefragt, woher das eigentlich rührt,

02:12:22: dass man diese Faustregel hat.

02:12:25: Also das kann natürlich eine Erklärung sein, dass es am Ende des Menüs ist,

02:12:28: dass der Käsegang serviert wird, da meistens der Rotwein entweder noch offen ist

02:12:32: oder man gerade in der Rotweinlaune ist, aber das kann ja so nicht,

02:12:38: also für eine so fundamentale Regel nicht der Grund sein.

02:12:43: Also es hat mich in der Tat, ich hatte auch mal die Erkenntnis,

02:12:46: gerade wenn du in Richtung Ziegenkäse gehst, wenn du in Richtung Schafskäse gehst,

02:12:50: ist eigentlich ein Weißwein der absolut perfekte Partner

02:12:53: und eben selten sind Rotweine wirkt eher kontraproduktiv,

02:12:56: hat dann in Erklärung für gesehen, gelesen oder gefunden.

02:12:59: Daher bin ich jetzt bei Parmesan, bei dem Pri, sehr gespannt,

02:13:03: wie die beiden sich damit kombinieren lassen.

02:13:06: [Musik]

02:13:22: Oh ja, der ist jugendlich.

02:13:24: Die Nummer 33 der 2020er Gesellmann Opus Eximium

02:13:28: zeigt in dieser jetzigen Phasen eine unfassbare Fruchtpräsenz.

02:13:33: Kraftvolle Kirsche, Kraftvolle Prombeer, eine ganz zarte Kräuternote.

02:13:37: Doch so richtig finde ich überzeugt dieser Stoffige Gaum

02:13:40: und man braucht fast Stunden, um zu deklinieren diese Waldbeeraromen.

02:13:44: Die Lakritze, die Vanille, den Nougat,

02:13:46: das geschmeidiges, ausgewogenen Spier von Frucht und Holz,

02:13:49: auf sich wirken zu lassen.

02:13:51: Diese seidigen, feinen Tannine, diese bereichernde, geschmackserhebende Wirkung,

02:13:56: den ewig langen Abgang wahrzunehmen.

02:13:58: Ja, schon in der Jugend ein absoluter Hochgenoss,

02:14:01: und ich bin gespannt, wie er sich mit einigen Jahren der Reife präsentiert.

02:14:05: 2011 begann er mit der Umstellung auf Bio,

02:14:08: und seit 2015 ist Gesellmann komplett zertifiziert.

02:14:12: 1988 kreierte der Rotwein-Pionier und Seniorchef Engelbert Gesellmann

02:14:17: den Opus Eximium Nr. 1,

02:14:20: um einen außergewöhnlichen, herausragenden Rotwein aus Österreich

02:14:24: mit Weltmarschstab zu vinifizieren.

02:14:26: In den ersten Jahren waren Cabernet, Sauvignon, Pinot Noir

02:14:29: noch ein ganz fester Bestandteil in dieser Küwe,

02:14:31: und seit dem Jahre 2000 gibt es nur noch die Audokton-Rebsorten Blaufränkisch,

02:14:35: St. Laurent und Zweigeld, aus welcher sich diese Küwe zusammensetzt.

02:14:39: Seit über 30 Jahren gibt es die Küwe,

02:14:42: und seit über 30 Jahren ist es eine Bestätigung für das Schaffen

02:14:45: und diese Verbindung von Tradition und Fortschritt der Jahrgang 2020.

02:14:51: Die Küwe Nr. 33 besteht zu 60% aus Blaufränkisch,

02:14:54: zu 30% aus Zweigeld und zu 10% aus St. Laurent.

02:14:58: Die Trauben kommen aus Weingärten, die 30 und 70 Jahre alt sind.

02:15:02: Natürlich von Hand gelesen beginnt die Ernte Mitte September

02:15:06: beim St. Laurent, gefolgt vom Zweigeld

02:15:08: und den Abschluss bildet der Blaufränkisch Anfang Oktober.

02:15:11: Die Lesen in diesem Jahr dauerte 21 Tage bis zum 19. Oktober.

02:15:15: Jede Rebsorte wird separat vinifiziert,

02:15:18: die traditionelle Maischeggärung erfolgt im separaten Stahltang

02:15:21: mit täglichen 2- bis 4-maligen Untertauchen des Maischuhuttes.

02:15:25: Natürlich spontan.

02:15:26: Die BSA erfolgt in Holzfässern

02:15:28: und dann verbringt der Wein 24 Monate in kleinen Eichenfässern,

02:15:33: bis er letztlich küritiert und im großen Holz fast zueinander finden kann.

02:15:38: Erstaunlicherweise wird dieser Wein auch in Halbenflaschen, also 0,375,

02:15:43: und dann in verschiedenen Größen bis zu 18 Liter Milch abgefüllt.

02:15:48: Wäre doch was für ein Schönarm zu zweit oder ein Schönarm mit Kristine.

02:15:51: Ich glaube schon, dass es daher ruht, Silvi.

02:15:57: Ich bin eigentlich deiner Meinung, weil es zum Ende des Menüs stattfindet

02:16:02: und man meist nach dem Käse noch ein Dessert bekommt

02:16:07: und unsere deutsche Regelkäse schließt,

02:16:10: der den Magen ja eigentlich nicht so ganz stimmig ist.

02:16:13: Aber anyway, das ist zwei Käse, von denen ich das Gefühl habe, sie passen.

02:16:18: Und ich würde jetzt beginnen mit dem Spätbegründer, zuerst den Brieferkosten

02:16:23: und dann den Parmesanverkosten und umgekehrt würde ich es machen,

02:16:27: dann hinterher mit dem Bordur-Küvé und erst den Brieferkosten.

02:16:31: Oder wenn wir den Parmesan im Gaumen haben, dann erst den Brieferkosten

02:16:36: und dann den Parmesan hinterher.

02:16:38: Bis gleich.

02:16:42: Bis gleich.

02:16:43: Dazu müssen wir aber erstmal die Weineschelle verkosten,

02:16:46: nebeneinander um die Unterschiede nochmal festzustellen.

02:16:50: Also der fruchtbetonte, also bei mir fruchtbetonte Spätbegründer

02:17:04: mit nur leichter Holznurse,

02:17:08: versus dem etwas kraftvolleren Bordur-Küvé,

02:17:14: ich habe an die Sauvignon Merlot bei mir.

02:17:17: Ins andere Reife, viel mehr Gerbststoff am Gaumen.

02:17:32: Jetzt nehme ich mir etwas von dem Brie-Demo.

02:17:39: Der sich sofort im Gaumen festklebt,

02:17:49: wunderbar den Gaumen ausfüllt, die leichte Nussigkeit zeigt.

02:17:55: Und es entsteht so eine Kremigkeit, so eine milchige,

02:17:59: gesanfte Kremigkeit, so was schmeicheln das.

02:18:02: Das ist ganz herrlich, also so dieses Pilzige,

02:18:05: was den Käse durchaus auszeichnet, auch attraktiv macht,

02:18:10: aber es geht so fast ganz nicht verloren und es bleibt

02:18:12: so ein richtiger Gaumenstreichler über.

02:18:15: Ja, das ist der Reife geschuldet, die der Käse jetzt hat

02:18:21: und an der Qualität eines guten Brie-Demo.

02:18:25: Und wenn jetzt der Spätbegründer oder der Pinot Noir hinterherläuft,

02:18:29: merkt man, dass die Tannine sich extrem zurücknehmen

02:18:34: und der Wein sich total öffnet und es wird viel mehr Frucht,

02:18:39: die sich plötzlich öffnet und die in den Vordergrund drängt.

02:18:46: Also richtig herrlich, eine Saftigkeit, die mit dem Käse sich verbindet

02:18:52: und noch dazu finde ich, was schön ist, den Gaumen sauber macht.

02:18:56: Der Fettfilm ist wie weggeblasen.

02:18:59: Es bleibt genussvolles Erlebnis.

02:19:04: Aber nicht zu überfordern, zu über anstrengend,

02:19:08: es gibt ja so manchmal Kombinationen, die sind so überstrapazierend,

02:19:14: dass man zwar in dem Thema drin ist, damit beschäftigt wird,

02:19:17: aber es fehlt so dieses eigentliche, sich drin fallen lassen

02:19:20: und die Harmonie spüren.

02:19:22: Ja, absolut.

02:19:28: Und jetzt versuchen wir nochmal den Parmesan,

02:19:32: der auch wunderbar duftet,

02:19:44: mit dem Pinot noir, mit dem Spätsbegründer.

02:19:55: Hab ich bei Weitem nicht so das Harmoniegefühl,

02:19:57: sondern der Parmesan, finde ich, pusht den Pinot ganz extrem.

02:20:03: Er spielt mit einmal viel intensiver,

02:20:05: die Frucht kommt viel intensiver heraus,

02:20:08: die Säure ist vom Käse gefressen,

02:20:12: hat aber trotzdem so eine gewisse Frische mit dabei

02:20:15: und schmeckt eigentlich so die Kopfnote des Weines,

02:20:19: ganz, ganz intensiv.

02:20:21: Ja, und ich finde, dass die Bitterkeit der Gapstoffe

02:20:24: viel mehr zu Tage tritt als bei dem Pairing davor.

02:20:29: Also, als wenn der Wein sich so ein bisschen

02:20:31: gegen den Käse wehren würde, oder der Käse gegen den Wein.

02:20:34: Das vermag ich jetzt gar nicht zu sagen,

02:20:36: aber es ist kein Pairing, was mir genussvoll am Gaumen bleibt.

02:20:41: Also, da habe ich den Geschmacklichen

02:20:44: mehr Wert nicht so dabei, wo ich sage,

02:20:46: ach, das muss ich wieder probieren.

02:20:50: Ja, ist so.

02:20:52: Das war beim ersten war das viel angenehmer.

02:20:55: Das lassen wir jetzt gerade mal eine Sekunde so stehen

02:20:58: und wippen uns den Bordeaux-Cuevé.

02:21:02: Wir fangen jetzt wieder mit dem Briede-Morocke.

02:21:05: Das ist der Bordeaux-Cuevé.

02:21:07: Wir fangen jetzt wieder mit dem Briede-Morocke an.

02:21:12: Wir haben wieder diese auskleidende Trämigkeit am Gaumen.

02:21:29: Diese wunderschöne Würze des Käses.

02:21:33: Was passiert erst mit dem Wein?

02:21:43: Interessanterweise kommen die grünen Aromen richtig heraus.

02:21:46: Also, dieses Paprika, dieses bisschen minzige.

02:21:50: Die eigentliche Struktur geht komplett verloren

02:21:53: und der Wein wirkt fast ein bisschen gesichtslos.

02:21:56: Ja, absolut.

02:21:59: Und dazu, der Fettfilm bleibt am Gaumen.

02:22:03: Also, es gibt eigentlich keinerlei Vereinigung.

02:22:07: Es gibt eigentlich nur eine Kombi, die noch schlimmer ist.

02:22:10: Ziegenkäse und ein Bordeaux-Cuevé.

02:22:12: Das ist krass.

02:22:13: Frischer Ziegenkäse.

02:22:15: Das will man nie wieder.

02:22:18: Nein, wirklich nicht.

02:22:20: Also, es ist fast ins Unappetitlichgehende.

02:22:23: Ja.

02:22:25: Das kann sich aber auch jeder vorstellen.

02:22:27: Der sich jetzt vorstellt wie ein Joghurt-Schmeck-Donner,

02:22:29: ein Magakwag.

02:22:31: Und das dann beispielsweise zu einem Wein mit Gerbstoffen

02:22:34: kann man genau sich vorstellen, was dann am Gaumen passiert.

02:22:37: Und in eine ähnliche Empfindung hatten wir jetzt gerade

02:22:40: mit dem Briede-Morocke und dem Bordeaux-Cuevé.

02:22:44: Ganz schnell auf zum Parmesan.

02:22:54: Was tust du in der Empfehlung, wie groß die Einzelnelemente sein sollen?

02:22:59: Sollte es immer die möglichst gleiche Menge sein?

02:23:02: Oder sollte ich das eine ein wenig kleiner portionieren?

02:23:06: Also, ein bisschen größer Stückchen Wein

02:23:09: oder ein kleineren Stückchen Parmesan?

02:23:12: Oder wie wäre es ideal, um das so richtig intensiv zu greifen?

02:23:16: Wenn schon, dass beides die gleiche Gewichtung haben sollte.

02:23:20: Also, wenn man jetzt den Mund voll Käse hat

02:23:22: und dann ein mini-Schluckchen Wein dazu gibt,

02:23:24: dann wird der Käse oder könnte die Gefahr bestehen,

02:23:27: dass der Wein gar nicht zum Zuge kommt.

02:23:30: Und umgekehrt, wenn man zu viel Wein trinkt

02:23:32: und zu wenig Lebensmittel am Gaumen hat,

02:23:35: könnte vielleicht das Lebensmittel gar nicht sich durchsetzen

02:23:38: und gar nicht das zeigen, was es eigentlich kann.

02:23:50: Toll, wie der Bordeaux getragen wird.

02:23:53: Wahnsinn.

02:23:55: Also, wie die Tannine geschliffen werden.

02:23:58: Trotzdem, die Säure noch da ist, wie der so im Nachgeschmack

02:24:02: sich mit dem Parmesan so richtig die Hände zu reichen vermag.

02:24:06: Und beide sich so ganz doll in die Länge ziehen.

02:24:12: Und manchmal hat man ja so ein Käse auf der Zunge,

02:24:17: wo man denkt, jetzt schmeckt doch, schmeckt doch, schmeckt doch.

02:24:20: Aber der Wein macht den Käse in seinem Nachgeschmack

02:24:24: noch mal appetitlicher

02:24:27: und lässt einen selber noch mal so richtig nachschmatzen und nachschmecken.

02:24:31: Also, öffnet es euch, die Spatiappele?

02:24:34: Ja, und da gibt es einen Wein, ich meine,

02:24:37: mir braucht eigentlich immer ein paar Jahre, bis es sich öffnet in der Regel.

02:24:40: Es ist immer ein bisschen kantiger

02:24:42: und hat ein bisschen sperrigere Gerbstoffe und Tannine,

02:24:45: aber es gibt ja auch einen Schwergang, ob sie reifer sind oder weniger reif.

02:24:48: Und dieser Käse ermöglicht dem Wein,

02:24:53: sich viel charmanter und eleganter zu zeigen.

02:24:56: Das heißt, dass man einfach total die Fruchtnoten spürt,

02:25:00: dass man diesen Wein gerne trinkt

02:25:03: und dass die beiden sich parallel bewegen, also Käse und Wein.

02:25:06: Und es macht große Freude, das miteinander zu verkosten.

02:25:10: Und das müsste jetzt auch kein Parmesan sein,

02:25:13: es könnte auch ein Sprint sein oder ein Mittel,

02:25:17: also ein Mittel, ein alter Gouda, der genau diese gleiche Konzentration aufweist

02:25:22: oder ein Mimolett, also diese orange Kugel aus Belgien.

02:25:25: Also, alle Käsesorten, die eigentlich auf die gleiche Art und Weise hergestellt sind,

02:25:30: funktionieren mit diesem Weintyp.

02:25:33: Und das ist das Interessante,

02:25:35: ebenso verhält es sich auch mit dem Weißschimmelkäse.

02:25:38: Was man vielleicht sagen kann, die Qualität ist entscheidend.

02:25:42: Also, wenn wir einen industriell hergestellten Kammenbär haben,

02:25:46: ich sage es mal, wo ist Kammenbär, so deutsch,

02:25:49: dann geht das Experiment sicherlich nicht so gut wie mit einem hochwertigen O-Milchkäse.

02:25:54: Und das Gleiche gilt auch für die gereiften trockenen Käse.

02:26:00: Also auch da sind natürlich hochwertige Käse einfach die besseren Paten,

02:26:04: wie wir das gerade auch schon gesagt haben bei den Thaliasco-Liven und so weiter und so weiter.

02:26:08: Also, das sind auch wieder Faustregeln, die immer funktionieren.

02:26:12: Und sie könnten jetzt nehmen, was sie wollten.

02:26:15: Der Bordeaux-Typ würde nie funktionieren mit dem Bride-Maud.

02:26:19: Und der Pinot Noir würde nie funktionieren mit diesen gereiften salzigen umamihaltigen Käsen.

02:26:31: Und was funktionieren würde,

02:26:33: es gibt jetzt viele, die den Finger erheben und sagen,

02:26:35: natürlich funktioniert ein wunderbar gereifter großer Bordeaux-Läser Wein,

02:26:40: eine Trovaille mit einem Bride-Maud, natürlich tut er das,

02:26:43: aber das ist dann ein Bordeaux, der mindestens 20 Jahre auf dem Buckelheit oder 25,

02:26:48: der einfach schon viel geschliffener und reifere und andere Aromen hat.

02:26:55: Also die, die mehr ins Herbst glaubt gehen, die diese Lederaromatik haben.

02:26:59: Und das funktioniert dann schon.

02:27:01: Aber dann ist die Reife das, was die Gerbstoffe abgeschliffen hat im Laufe der Jahre,

02:27:07: sensorisch zumindest und was den Weg öffnet zu dem Bride-Maud.

02:27:12: Der eben auch eine guntsche Eleganz dann langsam bekommt.

02:27:15: Also diese Tiefe, was viele an Beginn der mögen oder eben auch das entdeckungswürdige, die Vielschichtigkeit.

02:27:20: Ich finde, weil du das gerade angesprochen hast,

02:27:22: einen Punkt, mit dem wir ganz, ganz oft konfrontiert werden,

02:27:26: inwieweit man einem Durchschnittlichen von einem hochwertigen oder einem minderwertigen, von einem hochwertigen Wein

02:27:33: unterscheiden kann, also sprich, keine Ahnung, das Kauter Supermarktwein mit einem, der handwerklich produziert würde.

02:27:39: Ich finde die Parallele zum Käse da auch ganz, ganz spannend, ganz interessant.

02:27:43: Und das sind so Beispiele, wo man das richtig greifen kann.

02:27:47: Also wo man dann eben auch so diese limitierte Geschmackstiefe eines etwas einfacheren Weines

02:27:51: durchaus greifen kann, weil genau das dabei nicht passiert.

02:27:54: Also wenn ich jetzt einen hochwertigen Käse nehme und ich in zwei verschiedene Klassen von Wein

02:27:58: und versuche die miteinander zu kombinieren, dann wirkt auf der einen Seite der Wein

02:28:02: vielleicht mit seinem Alkohol, mit seiner Säure oder sonstiges, aber diese Entwicklung

02:28:06: oder diese Kommunikation mit der Speise kommt überhaupt nicht zum Tragen.

02:28:10: Und das passiert, wenn der Wein die Komplexitäten, die Tiefe, eben seinen Mehrwert dadurch ausspieren kann.

02:28:15: Und bei dem Käse genauso, wenn ich ein Römischkäse habe, dann habe ich eine andere Geschmackstiefe,

02:28:21: die ich anders mit Wein kombinieren kann, was ich auch durchaus nachvollziehen kann,

02:28:25: auch wenn ich noch nicht mal irgendwie der große Weinexperte oder große Käseexperte bin,

02:28:30: weil ich es einfach schmecken kann aus der Forderung des einen mit dem anderen.

02:28:36: Ja, da ist was dran. Wobei ein hochwertiges Lebensmittel meiner Meinung nach

02:28:41: einem moderaten Weintyp immer auf die Sprung hilft.

02:28:46: Also das ist so meine Erfahrung, aber ich finde das völlig richtig

02:28:50: und es ist schon so, dass hochwertige Weine oder bestimmte Weintypen,

02:28:55: die erfordern auch eine besondere Lebensmittelauswahl.

02:29:00: Das funktioniert oft mit ganz einfachen Sachen nicht.

02:29:04: Aber das ist jetzt schon wieder die Kühe. Lass uns da nicht zu sehr vertiefen,

02:29:07: weil sonst verwischen wir wieder das, was wir gerade aufgebaut haben, nämlich die Basics,

02:29:12: die sogenannten Faustregeln. Und ich finde ich eigentlich ganz wichtig,

02:29:16: dass man die erstmal inne hat, auf die weiteren Dinge, die da kommen können,

02:29:24: kommen die Leute selber. Und ich versuche immer, die Leute zu bremsen,

02:29:28: wenn sie sagen, aber Frau Fischer, kann man nicht auch X und Y oder Z und F und B und C,

02:29:33: kann man alles, aber versuchen sie erstmal die Basics zu begreifen.

02:29:39: Wenn die da sind, dann kann man daran weiter basteln.

02:29:42: Und ganz ehrlich, wer einmal infiziert ist, der bastelt immer.

02:29:45: Also bei allen Dingen, die ich esse, die ich trinke, gucke ich oder schaue ich,

02:29:49: überprüfe ich den Geschmack des Weines.

02:29:51: Das ist jetzt nicht so, dass man abends zu Ende wäre.

02:29:54: Wenn das mal nicht 100%ig passt, dann stelle ich das Weinglas weg,

02:29:57: esse mein Essen und trinke den Wein hinterher.

02:30:00: Aber ich überprüfe das immer. Das ist einfach so.

02:30:04: Und manchmal klappt es besser und manchmal klappt es schlechter.

02:30:07: Und so ist mein Wissenschatz auch gewachsen im Laufe der Jahre.

02:30:11: Das ist ja wahrscheinlich die Berufs- und Lebenskrankheit, die wir dann irgendwann innehaben.

02:30:15: Ich glaube auch, Silvio.

02:30:19: Ich würde jetzt gerne wechseln zu einem ganz interessanten Experiment,

02:30:24: wo ich mir wünschte, wir hätten jetzt noch eine Bratwurst vom Grill dazu.

02:30:27: Aber die haben wir nicht.

02:30:30: Was ist das größte Problem beim Grillen?

02:30:33: Das ist wahrscheinlich die Raucharomatik.

02:30:38: Was machen die meisten Leute beim Grillen auf ihr Fleisch oder auf ihre Bratwürste?

02:30:47: Ketchup.

02:30:49: Was sind die Hauptbestandteile von Ketchup und Barbecue-Sauce?

02:30:54: Nein, wenn man hinten auf die...

02:30:58: Es gibt ja ganze Regale voll.

02:31:00: Also im besten Fall ist es Tomate, völlig richtig.

02:31:03: Entschuldige, bitte.

02:31:08: Aber wenn man auf diese regalweise Barbecue-Sauce und Ketchup-Sorten sich anschaut

02:31:11: und die Flasche einfach mal umdreht, dann findet man eigentlich in 99 Prozent hinten

02:31:16: auf den Flaschen als ersten Bestandteil nicht das Tomatenpüree,

02:31:21: sondern man findet Zucker und Brandweines sich.

02:31:26: Und für mich gehört das oder gehören diese beiden Intrigenzien zu den größten Feinden der Weine.

02:31:32: Also mit Zucker umzugehen ist relativ schwer für trockene Weine

02:31:36: und mit Brandweines sich umzugehen.

02:31:38: Das hat mit dem Zitronensaft, den wir vorhin hatten, mit dem wunderbaren Salz nichts mehr zu tun,

02:31:44: sondern es ist einfach eine ganz gastige Säure.

02:31:48: Und das tut vielen Weinen weh.

02:31:50: Und insofern würde ich sagen, dass beim Grillen die Raucharomen eigentlich für manchen Rotweinen ganz hilfreich sind

02:31:57: und für manches gut gekühlte Bier noch viel hilfreicher.

02:32:00: Aber dass diese Soßen, die einfach oftmals serviert werden, ohne sich kundig zu machen,

02:32:08: dass das schon wirklich treffen kann.

02:32:12: Und ich habe dich gebeten dafür, ein etwas kräftigeren Wein mit einem etwas höheren Alkoholgehalt auszusuchen,

02:32:17: den man ruhig kühlen könnte ein bisschen, den man jetzt nicht unbedingt bei 18 Grad salmieren sollte,

02:32:22: weil er dann im Sommer beim Grillvergnügen Ruckzuck 30 hat und dann ist es Glühwein.

02:32:28: Den muss man also etwas kühler auf den Tisch bringen, damit er auch noch ein bisschen seine Kühle hält

02:32:35: in dem warmen Sommerwetter, bei dem man ja da eigentlich grillt.

02:32:39: Was hast du, Sylvie?

02:32:43: Die leicht gereiften Chirase aus dem McLaren-Wheel, aus dem südostralischen von Hasegroove.

02:32:48: Zarte 14,9 Volumenprozent, also daher, der Sommer kann kommen.

02:32:52: Ich bin bei The Walls Stanley Groovy.

02:32:58: Das ist ein superinteressanter Wein, der eigentlich aus Kalifornien kommt.

02:33:04: Aber ich glaube, wir haben den gleichen Importeur, weil mich nicht alles täuscht.

02:33:08: Kann doch durchaus sein, ja.

02:33:10: Also, hier sind wir in Walla Walla, Washington.

02:33:12: Und das ist ein Wein, der portugiesische Rebsorten hat

02:33:18: und aus Turiga Nacional zu einem Drittel besteht, aus Ciorra,

02:33:22: aus, ja, nicht nur portugiesisch, also aus Rebsorten, die ich nicht mal aussprechen kann.

02:33:26: Sau, also Sau, würde ich es aussprechen, aber schreib sie nicht wie Sau.

02:33:31: Tintacau, der rote Hund, es hat 8% Mellow, etwas Mouveldre, etwas Connoise,

02:33:37: etwas Cabernet Sauvignon, etwas Cabernet Franc, und Tempranillo, 1%.

02:33:41: Also, das geht so abwärts runter.

02:33:44: Und der Wein, ja, ist, wenn man an ihm riecht, hat man schon einen ganz anderen Duft,

02:33:53: als wir das bei den Weinvorherrten, das ist viel mehr an Pflaume orientiert,

02:33:58: an einem wunderbaren, konzentrierten Fruchtmarkt.

02:34:05: Also, man merkt, dass es ein etwas wärmeres Gebiet ist.

02:34:10: Und dennoch habe ich Konzentration im Duft.

02:34:19: Extrem gut eingebundenes Holz, wunderbare Reife, Fäffrigkeit, Würze,

02:34:26: also ich habe jetzt ein etwas hochwertiger Wein, weil ich Lust hatte auf den.

02:34:32: Und freue mich, dass ich den aufgemacht habe, und ich spüre, die 15 Volumen-Pozente hier hat

02:34:38: nicht so ganz, also sehr gut eingebunden, muss ich sagen.

02:34:41: Wie sieht es denn bei dir aus?

02:34:43: Finde ich auch, also ich glaube, das ist das Kunststück auch dabei,

02:34:45: dass man diesen Aromträger oder eben auch dieses Füllwerkzeug, den Alkohol ganz gut einbinden kann,

02:34:53: dass man das als geschmackliche Opulenz wahrnimmt, aber nicht brandig oder eben dominant oder erschlagen wirkt.

02:35:00: Ja, und das ist die Kunst dieser Weine.

02:35:04: Und wenn immer ich solche Weine treffe, ist das ganz großartig.

02:35:09: Man könnte auch vielleicht den Wein aus dem Priorat ausgesucht haben, auf Schiefer gewachsen.

02:35:15: Auch das wäre möglich, die gehen auch in die ähnliche prozentuale Höhe.

02:35:20: Die Balance ist dann schön, und mir macht es Spaß, wenn die Weine dann diese frische haben.

02:35:25: Und wir haben jetzt eine ganz interessante, ich weiß nicht, ob es dir möglich war, diese Soße zu bekommen.

02:35:31: Es gibt so eine Barbecue-Soße, da ist ein Krokodil vorne drauf.

02:35:36: Die habe ich leider nicht gesparen.

02:35:38: Das war leider das Problem in der...

02:35:42: Gabs nicht, macht ja nichts, ist kein Problem.

02:35:45: Aber ich sage dir, warum das gut ist, weil diese Soße natürlich hergestellt ist und keine Verstärker hat.

02:35:52: Also da stehen erstmal als allererste 57% Tomatenmark hinten drauf.

02:35:58: Also Honig als Süßer und verschiedene andere Dinge, Raucharoma, Melasse natürlich.

02:36:03: Also alles natürliche Zusatzstoffe, Knoblauch.

02:36:07: Und das macht mir die Freude an dieser Soße, die ich in der Tat sehr gerne für solche Experimente benutze.

02:36:14: Und also alle, die das jetzt nachmachen, die sollten vielleicht eine Bratwurst dazu haben.

02:36:20: Das haben wir jetzt nicht, weil unsere wäre schrumpflich geworden im Laufe des Gespräches.

02:36:25: Also wir probieren die Soße lieber Silvio.

02:36:28: Ich habe auch einen sehr hohen Tomatenmark-Anteil, oder Tomatenanteil in der Soße.

02:36:33: Das war mir dann dabei recht wichtig, deswegen vorhin auch meine Aussage,

02:36:36: dass Tomaten und Raucharoma hat das Dominante dabei wären.

02:36:40: Ja.

02:36:41: Wenn die Soße jetzt gut ist, dann habt ihr eben keinen Zuckergeschmack im Vordergrund

02:36:46: und keinen Säuregeschmack im Vordergrund, sondern ihr spürt die Tomate

02:36:49: und ihr spürt dieses tolle Raucharoma.

02:36:52: Und eine dezente Schärfe.

02:36:55: Also eine Dezent ist eigentlich mehr Picanze als Schärfe.

02:36:59: Und dazu dann diesen Wein.

02:37:02: Ich finde, der mit einmal recht frisch wirkt.

02:37:06: recht frisch, recht lebendig wird.

02:37:09: Der Alkohol findet, die fast noch wenig verloren.

02:37:14: Also er wirkt fast verspielt.

02:37:17: Und es ist aber trotzdem präsent, also kann sich zeigen.

02:37:22: Und diese magische Fruchtaromatik kann sich wunderbar mit dem Tomaten verbinden.

02:37:28: Das finde ich sehr, sehr interessant.

02:37:30: Ja.

02:37:31: Es ist bei mir so abwechselnd.

02:37:32: Also ich habe die Frucht, dann habe ich wieder die zarten Gerbstoffe.

02:37:36: Also das wechselt ab.

02:37:38: Und das an solcher Wein, also ich glaube auch der, den du hast, extrem gut mit Fett funktioniert,

02:37:43: kann man sich aufgrund des hohen Alkoholgehaltes und des Gehaltes der Weine,

02:37:48: diesen Körperreichtum auch gut vorstellen.

02:37:52: Also das sind ergänzt sich gegenseitig.

02:37:55: Und dazu diese Soße bedeutet einfach im Umkehrschluss,

02:37:59: dass es funktioniert.

02:38:01: Also mit anderen Worten, ihr habt einfach vielleicht nicht den richtigen Wein zum Grillen.

02:38:07: Also ein leichter Rosee oder der Ristinkabi tut es dann leider nicht so ganz dazu.

02:38:12: Ich denke, dass ein etwas körperreicherer Wein, der eben vielleicht daraus im Priorat kommen könnte,

02:38:20: aus der neuen Welt, Sylvia Wanne, in neuen Welt, ich war in einer neuen Welt.

02:38:23: Also die neue Welt, bezeichnet man halt sowohl USA als auch Australien.

02:38:28: Und es könnte auch was sein, aus dem Ossillon zum Beispiel oder aus den Zilien,

02:38:33: also Weine, die ja die ein bisschen höher am Alkoholgehalt sind, die etwas saftiger sind

02:38:39: und etwas runder sind, wenn sie Struktur besitzen, umso besser.

02:38:44: Und ich würde sie, also ich, Christina würde sie ein bisschen kühlen,

02:38:48: damit sie einfach auch Spaß bringen beim Grillen, weil was zeichnet natürlich das Bier aus.

02:38:53: Es ist eiskalt in der Sommerhitze und es ist leicht süßlich,

02:38:58: was sich wunderbar verbindet mit diesen kräftigen, würzigen Aromen der Barbitursauße.

02:39:03: Das ist das Geheimnis, warum das Bier einfach so gut passt.

02:39:07: Soll es ja weiterhin...

02:39:09: Außerdem zuträglich für den Grillarm, weil die Gespräche viel offener werden,

02:39:12: als wenn man da irgendwie zu leicht...

02:39:15: Sie werden aber mit deinem Bein auch offener, mit meinem glaube ich auch offener.

02:39:20: Also finde ich jetzt ganz interessant, dass diese etwas kraftvolleren Rotweine

02:39:25: sehr gut zu kräftig gewürzten Gerichten passen und gut funktionieren,

02:39:29: weil sie die Vikanz einfach schlucken, das machen die ganz locker.

02:39:33: Und das Fett der Bratwurst, das schlucken sie auch,

02:39:36: ihr könnt jetzt auch Lammkortletz nehmen, die auf dem Feuer gebraten worden sind.

02:39:40: Also lauter solche Dinge passen wunderbar zu solchen Barbikusurusen und zu solchen Aromen.

02:39:48: Und super interessant, wenn der Wein eine gewisse Struktur und Textur hat,

02:39:52: dann hat man nicht das Gefühl, man hat so ein fülliges Gericht und noch ein fülliges Wein.

02:39:56: Uns würde alles irgendwie Marmelade oder zu viel werden,

02:39:59: sondern sie sind auf Augenhöhe und ebenbürtige Partner

02:40:03: und können sich dadurch wunderbar ergänzen und austauschen.

02:40:06: Ja, total. Also es geht mir ganz genau so.

02:40:09: Das ist sehr förderlich und das Problem, was man eigentlich immer hatte

02:40:13: oder was ich früher hatte, war, dass ich dachte,

02:40:15: man kann keine hochfertigen Weine zum Grillen trinken.

02:40:18: Weil irgendwann immer wieder pikante Aromen auf deinem Teller landen,

02:40:23: sei es durch eine Beize oder durch irgendeine Soße,

02:40:26: das passiert eigentlich, da kann man machen, was man will,

02:40:29: das kickt man immer wieder irgendwie auf den Grillteller.

02:40:32: Das ist so... also große Freude finde ich das, macht viel Spaß.

02:40:36: Und eröffnet einem Parallelen, dass man vielleicht mit Montree

02:40:41: mit einem eiskalten Bier, aber dann vielleicht nochmal wechselt zwischendurch.

02:40:44: Auch das darf man ja.

02:40:46: Das ist gar kein Problem, da sind wir ganz offen.

02:40:49: So, und jetzt habe ich noch einen Abschluss mitgebracht

02:40:53: und habe dich gebeten dir das auch zu besorgen.

02:40:56: Um genau zu sein, wir sind wieder bei Bitterkeit.

02:41:02: Wir haben die ligerischen Tagiaske-Oliven.

02:41:05: Wir haben ein bisschen Baguette als Pufferzone,

02:41:09: falls das notwendig sein sollte.

02:41:11: Also im Grunde kannst du ein paar Oliven auf das Baguette legen.

02:41:15: Die sind ja schon auch mit Olivenöl getränkt.

02:41:18: Und dir parallel dein... ich weiß nicht, was hast du?

02:41:23: Ich habe ein Rieslingkabbie und du?

02:41:25: Ich habe die Kernvorgabe bekommen.

02:41:27: Also genau den du mir befohlen hast.

02:41:30: Was hast du in Russland?

02:41:33: Leider ein... ich bin großer Fan von Klüsserat Wein, von Eva Klüsserat.

02:41:38: Und wir hatten den Schiefer eigentlich mehr oder weniger,

02:41:43: nicht als Brot- und Butterwein.

02:41:45: Oder vom Schiefer heißt der ja richtig, in der trockenen Variante.

02:41:48: Und ich mag aber auch den fruchtigen Kabi.

02:41:51: Ich mag diese lebendigkeit, diese perfekte Struktur.

02:41:54: Und Weine muss man auch sagen, mit einem unfassbaren Preisleistungsfelden.

02:41:58: Also daher... gerne ausgeschenkt, verkauft und selber getrunken.

02:42:03: Ja, ich bin auch bei Eva Klüsserat beim 20er-Riesling-Kabinett

02:42:07: aus der 3. Heimer-Apotheke.

02:42:09: Und ja, der Wein ist jetzt vier Jahre alt.

02:42:13: Und Kabi ist, wenn die dann fünf Jahre alt sind,

02:42:19: sind sie perfekt zu Wein und Speisen.

02:42:21: Aber selbst dieser 2020er zeigt jetzt schon eigentlich,

02:42:25: was er hat, Größe und Vielschichtigkeit.

02:42:29: Er klärt der Tanz über die Zunge und so ein richtiger Sonntag-Nahmittagswahl.

02:42:34: Ich weiß nicht, ob die Schwarzen Oliven zum Sonntag-Nahmittag passen.

02:42:37: Aber das ist auch nicht, was wir jetzt zeigen wollen.

02:42:39: Wir wollen eigentlich zeigen, dass Bitterkeit durchaus zu verbinden ist.

02:42:46: Dass es eben nicht das Gefühl ist, was kleine Kinder haben.

02:42:49: Dass es irgendwas hat mit Gift, dass man es wieder ausspucken muss.

02:42:54: Sondern, dass man sich traut, solche Dinge in sein Essen einzubauen.

02:43:00: Und nichts anderes sind ja diese Faustregeln, die wir heute hier präsentieren.

02:43:04: Ich beise jetzt mal ein Stück ab, dann dauert es einen kleinen Moment,

02:43:07: bis ich das gekaut habe.

02:43:10: Ich mag das sehr gerne, weil ich bin dir einen Schritt voraus,

02:43:20: weil du ihm noch erzählen durftest.

02:43:22: Ich mag das sehr gerne, weil die Oliven unglaublich reinwirkt.

02:43:28: Sie wirkt sehr oliwig.

02:43:30: Das klingt sehr banal, das klingt sehr einfach.

02:43:32: Aber es ist wie ein Katalysator für die Oliven selber.

02:43:39: Man hat ihr dieses bittere Kleid geraubt.

02:43:42: Und sie wirkt dann so richtig nackig.

02:43:44: Das finde ich zumindest in meiner Wahrnehmung sehr schön.

02:43:47: Ich hoffe, ich habe es richtig geschmeckt.

02:43:49: Sie verliert total diese Bitterkeit, die auch so ein bisschen kommt.

02:43:57: Das ist so lange im Glas verschlossen.

02:44:00: Das hier einfach nicht natürlich ist.

02:44:02: In dem Moment ist es natürlich, aber nicht natürlich,

02:44:04: gerade wenn sie eingelegt wurde, sondern sie ist jetzt geöffnet.

02:44:07: Das Glas ist geöffnet.

02:44:09: Und wenn dann dazu dieser Kabinett kommt, mit der zarten Süße.

02:44:13: Ich denke, wir sind da ungefähr bei 40 Gramm Restzucker.

02:44:16: Und ich finde es fast noch besser ohne Boot.

02:44:25: Ich habe jetzt beide Varianten probiert.

02:44:27: Das Boot hat Stärke.

02:44:30: Stärke ist, wenn man das kaut, wird das zu süße.

02:44:34: Wandelt sich um am Gaumen.

02:44:36: Und die Oliven ganz rein.

02:44:39: Einfach eine Sparzeitagierske-Olibe.

02:44:43: Oder ihr könnt auch eine Calamata nehmen aus Griechenland.

02:44:45: Auch das würde funktionieren.

02:44:47: Das ist ein auch toller Oliven.

02:44:49: Dazu ein etwas reifernden Rest in den Kabinett.

02:44:52: Und dann merkt man wunderbar, wie die Süße des Weines,

02:44:56: die Bitterkeit, die Würzigkeit der Oliven nivelliert.

02:45:00: Und in dem Fall sogar noch etwas Gutes,

02:45:03: wie das Lebensmittel tut, genauso wie du es gerade beschrieben hast.

02:45:06: Also das bedeutet, dass man Weine mit einer leichten Restsüße,

02:45:10: mit einer fruchtigen Restsüße, also mit einer Fruchtsüße,

02:45:15: extrem gut zu speisen einsetzen kann, die mit etwas Bitterkissen

02:45:20: gesegnet sind.

02:45:22: Und da gibt es viele Dinge.

02:45:24: Da gibt es Artischocken.

02:45:26: Das Beispiel etwas, was wir früher noch als Feind des Weines

02:45:29: gepriesen haben, ist aber lange nicht mehr so.

02:45:31: Wenn das damit gekocht wird, funktioniert das wunderbar.

02:45:34: Und es gibt viele Gerichte, die mit Bitterkeit zu tun haben.

02:45:38: Und Bitterkeit wirkt eigentlich sehr förderlich.

02:45:41: Und wirkt genauso, wie es eure eigentlich Speichel erzeugen.

02:45:46: Also man bekommt Lust auf mehr.

02:45:49: Und das genau passiert hier in dieser Kombination.

02:45:53: Und man muss sich einfach diesen Grundsatz merken,

02:45:56: dieser Verbindung, dass solche restsüßen Weine sehr gut mit bitteren

02:46:00: Lebensmitteln funktionieren oder bitter angehauchten Gerichten.

02:46:04: Und das kann einen dazu bringen, dass man wirklich mal

02:46:07: ein Kabinett, ein Riesling-Kabinett öffnet, der ein bisschen älter ist.

02:46:10: Z.B. auch gastronomisch gesehen ein super Wein,

02:46:13: weil der kann ruhig mal im Keller vergessen werden.

02:46:16: Und man muss sich unbedingt schlechter, sondern mit mehr Reife

02:46:19: entwickelt er sich auch und zeigt dann einfach noch mehr Facetten.

02:46:22: Manche große Freude.

02:46:24: Also das sind jetzt, glaube ich, die, ich glaube, die basic Dinge,

02:46:28: die man verbinden kann, die einfach total viel Spaß machen.

02:46:31: Und wenn man die Faustregeln-Intos hat, wie gesagt,

02:46:34: dann kann es eigentlich nur weitergehen.

02:46:36: Und dann die nächste Eben.

02:46:38: Also was man damit allein mit dieser Kombination jetzt so alles machen könnte,

02:46:41: finde ich so reizvoll.

02:46:42: Auch jetzt wird man schon kreativ, das keine Ahnung,

02:46:44: Umer Liesel mag keine Oliven.

02:46:46: Wahrscheinlich ist der Bitterton den Sie nicht mag, aber wenn man

02:46:48: dieses Erlebnis mal die Oliven mit dem Riesling probieren lassen würde,

02:46:52: ich glaube, da würde Umer Liesel zum Oliven-Fan werden.

02:46:55: Und dann kommt es so in die nächste Ebene, wo man einfach nochmal

02:46:58: anders versucht zu schmecken.

02:47:00: Und so, dass das sind jetzt so absolute Wow-Elemente.

02:47:03: Gibt es auch so No-Gos, wo du sagst, macht das bitte nicht.

02:47:07: Man hat ja früher immer gesagt, keine Ahnung,

02:47:09: Blatt Spinat und Rotwein oder Austern und Rotwein oder sonstiges.

02:47:13: Hast du da irgendwas, wo du sagst, daran kann ich das festmachen.

02:47:16: Kombiniert bitte diese Dinge niemals?

02:47:19: Ja, das ist ja das Thema.

02:47:22: Es gibt immer irgendeinen Rotwein, der zu irgendeiner Auster passt.

02:47:25: Das wird es garantiert geben.

02:47:27: Es gibt im Bordeaux-Lay, gibt es eine sehr bekannte Ausstandfirma,

02:47:30: die sehr nachhaltig Austern erzeugen, auf sehr...

02:47:33: Kaviar erzeugen, schuldige Kaviar erzeugen, auf sehr hohem Niveau.

02:47:37: Und da geht es eben um die Kombination von Kaviar und

02:47:41: Bordeaux, auch das funktioniert.

02:47:45: Ja, aber wir wollen ja jetzt irgendwo die Faustregeln wieder hervorkramen.

02:47:49: Und wir haben gesagt, wir wollen eine Regel schaffen,

02:47:51: an der man sich orientieren kann.

02:47:53: Natürlich kann man... es gibt unzählige Bücher,

02:47:56: die tolle Sommelier geschrieben haben,

02:47:58: oder Restaurantleiter und beschrieben haben,

02:48:01: oder Journalisten, wie toll Bordeaux so der und der Auster passt.

02:48:07: Aber was nutzt das denn dem normalen Weinfreak,

02:48:12: dem normalen Weinfex, dem normalen Weintrinker?

02:48:15: Gar nichts.

02:48:16: Weil an dieser Auster kommt am Zweifelsfall gar nicht ran.

02:48:19: Und es müsste dann auch wirklich ganz genau der exakt selbe Bordeaux sein.

02:48:24: Kein anderer Jahrgang, nein, sondern der gleiche Jahrgang,

02:48:27: der Silbijahrgang.

02:48:29: Und das ist dann ganz schwer nachzuvollziehen.

02:48:32: Also ich glaube, dass wir mehr gut tun,

02:48:35: wenn wir als Sommeliers Dinge weitergeben,

02:48:39: die nachvollziehbar sind für unsere Kunden.

02:48:42: Zurück kommt auf den ersten Teil deiner Frage.

02:48:48: Würde ich sagen, was funktioniert überhaupt nicht?

02:48:50: Es ist Essig und Zucker.

02:48:52: Das sind wirklich Feinde des Weines.

02:48:54: Was glaube ich auch noch schwierig ist,

02:48:57: sind so ganz scharfe, ätherisch schmeckende Zwiebeln,

02:49:01: was wirklich lange auf der Zunge bleibt.

02:49:04: Also wenn die ätherische in Schärfe umschlägt,

02:49:08: der Zwiebeln und extreme Chili-Scherfe.

02:49:11: Also es gibt einen Level von Schärfe.

02:49:14: Wenn der überschritten wird, dann gibt es auch keinen Wein,

02:49:17: mehr der zu passt.

02:49:19: Dann ist es feierabend.

02:49:21: Dann geht eigentlich nur noch ein Joghurt-Drink.

02:49:23: Also der irgendwo versucht das zu löschen,

02:49:25: was man im Gaumen angerichtet hat.

02:49:27: Schmerzmindernd sozusagen.

02:49:29: Oder schmerzlindernd.

02:49:31: Genau.

02:49:33: Das sehe ich auch so.

02:49:35: Das wären jetzt so meine Hauptfeinde.

02:49:38: Ansonsten sehe ich, dass nicht mehr so drastisch wie das früher war.

02:49:42: Es gibt auch tolle Kombinationen zu Mattjes-Herring.

02:49:48: Selbst da hat man früher das als Feind bezeichnet.

02:49:51: Wer dazu schon mal einen tollen Montillardo getrunken hat,

02:49:56: der sagt auch, das passt wunderbar.

02:49:58: Also es gibt eigentlich immer gute Kombinationen.

02:50:01: Aber das, was ich gerade genannt habe, sind für mich so die ...

02:50:04: Da ist Hopfen und ...

02:50:06: Das hätte ich fast gesagt, Hopfen und Mattjes.

02:50:08: Da ist jeder Traum gern verloren.

02:50:11: Stimmt in der Tat nicht.

02:50:16: Wenn man es einmal für sich selber implantiert hat,

02:50:18: dann kann man es fühlen.

02:50:20: Und das ist vielleicht so eine Herangehensweise,

02:50:23: dass man sich trauen sollte oder trauen muss, zu fühlen.

02:50:25: Wein zu fühlen, Geschmack zu fühlen.

02:50:27: Sich darauf einzulassen, das imaginär miteinander zu kombinieren.

02:50:31: Und dann das einfach zu erleben.

02:50:35: Was hält sich von Schokolade und Wein?

02:50:37: Bist du da ein Fan von oder eher weniger?

02:50:40: Oder macht das ein, das andere noch komplizierter?

02:50:45: Ich würde die Frage mit Jein beantworten.

02:50:49: Also für mich ist Schokolade süß.

02:50:51: Und man ist sie in der Regel am Ende eines Menüs.

02:50:55: Oder man ist sie zu einer Zeit, wo man keinen Wein trinkt.

02:50:58: Insofern sind mir jetzt eher die Kombination

02:51:02: zwischen trockenen Rotwein oder trockenen Wein und Schokolade.

02:51:06: Die brauche ich nicht so.

02:51:08: Weil am Ende eines Menüs möchte ich jetzt nicht unbedingt

02:51:11: noch trockenen Rotwein trinken.

02:51:14: Sondern dann geht es eigentlich mehr um Banules oder Portwein.

02:51:19: Das sind dann so die Kombis, die ich schätze.

02:51:22: Und da gibt es natürlich Dinge, die total gut passen.

02:51:25: Aber auch da habe ich versucht, das mal auf Faustregeln runterzubrechen.

02:51:30: Und da ist jemand in Deutschland unterwegs,

02:51:34: der Herr Schell, der sitzt in Württemberg.

02:51:36: Und ein Schokoladier, der macht tolle Schokoladensorten.

02:51:40: Und da habe ich gemeinsam mit Helena Mariskall,

02:51:44: die mit mir das Diploma WC gemacht hat,

02:51:48: den Weinakademiker, mit der habe ich tolle Kombinationen gefunden,

02:51:53: die ein bisschen mehr Allgemeingültigkeit haben.

02:51:56: Die Helena ist von Hause aus Lebensmittelchemikerin.

02:51:59: Und die hat immer zu mir gesagt,

02:52:01: Christina, so wie du das erzählt,

02:52:03: hört sich das ganz toll an, aber funktioniert,

02:52:05: tut das ganz anders.

02:52:07: Und das hat mich dazu gebracht,

02:52:09: dass ich ein bisschen mehr nachlesen musste und mehr lernen musste.

02:52:12: Und es war auch gut so.

02:52:14: Und eine Faustregel lautet,

02:52:16: dass man vielleicht auch die Schokoladen,

02:52:18: genau wie die Käsesorten, in Gruppen unterteilt.

02:52:21: Und da geht es eigentlich immer wieder

02:52:23: um den unterschiedlichen Kakao-Gerhalt.

02:52:26: Und wenn man Milchschokolade,

02:52:29: ich weiß nicht, warst du schon mal im Museum,

02:52:32: im Schokoladenmuseum in Köln?

02:52:34: Natürlich.

02:52:36: Ja, und dann kennst du auch diese wunderbaren Schaukästen

02:52:40: mit den Häufchen der Indrigenzen.

02:52:43: Und dann ist es auch so,

02:52:45: dass man sich auch immer wieder

02:52:47: über die Schokolade, was in welcher Schokolade drin ist.

02:52:50: Also so eine 30-prozentige Milchschokolade

02:52:53: mit dem Kakao-Gerhalt von angeblich 30 Prozent.

02:52:56: Die besteht zum großen Teil als Kakaobutter.

02:52:59: Und was es heute gibt,

02:53:02: ist halt gut,

02:53:04: dass die Schokoladen ein bisschen Salz enthalten.

02:53:07: Also so wie die Oma gesagt hat an den Pfannkuchen-Teig,

02:53:10: was dran, das hilft.

02:53:12: Und wenn ihr die Schokolade mal ganz genau probiert,

02:53:14: dann merkt ihr zum Ende des Kauens,

02:53:17: merkt ihr, dass noch mal so ein Schubgeschmack kommt.

02:53:20: Und das ist nicht der Geschmack,

02:53:22: sondern das ist, dass wieder die Geschmacksgebung,

02:53:26: die Geschmacksverstärkung des Salzes.

02:53:29: Und in dem Fall, also alle Milchschokoladen

02:53:32: mit 30 Prozent Kakao-Gerhalt

02:53:34: passen unglaublich gut zu Riesling mit leichter Fruchtzüße.

02:53:37: Also kann auch ein trockener Riesling sein,

02:53:39: der so, ich sag mal, 8 Gramm oder sowas hat.

02:53:42: Breszsocker, das passt wunderbar.

02:53:45: Und interessant ist auch das weiße Schokoladen mit Nüssen.

02:53:50: Also so diese, die heißen die denn,

02:53:53: die mit den goldenen Haselnüssen,

02:53:55: die gibt es ja auch in weiß.

02:53:58: Und dass man dazu extrem gut trockene Bugunder-Sorten,

02:54:02: die im Holz ausgebaut sind,

02:54:04: also wo die Weine einen BSA,

02:54:06: einen biologischen Säureabbau gemacht haben

02:54:09: und im Holz ausgebaut worden sind,

02:54:11: also eher so ein bisschen Burgundescheinen,

02:54:13: dass die wunderbar trockene Weine zu solchen Schokoladen passen.

02:54:17: Ja, passt, aber will man das,

02:54:19: wenn man solche Schokolade, ist das frag ich mich.

02:54:22: Aber es funktioniert, es ist eine Faustregel.

02:54:25: Hab ich noch nie probiert,

02:54:27: würde ich gerne mal einfach um das Erlebnis willens.

02:54:30: Teils spannend, also das ist das Tolle.

02:54:33: Man kann sich eindecken mit ganz vielen weißen Schokoladen mit Nüssen,

02:54:38: also wer da wirklich ganz weit vorne ist, kann ich nur sagen,

02:54:41: sind die Leute, die sich damit beschäftigen

02:54:44: und die Schokolade auch für Wein herstellen.

02:54:46: Dann kann man sich viel Geld sparen

02:54:48: und viel Schokolade, viel Kalorien.

02:54:51: Gibt es bei dir was, wo du sagst,

02:54:57: das ist so ein absolut perfektes Setting für Wein,

02:55:00: also so von der Umgebung her,

02:55:03: das braucht der Wein, um den Wein in seiner absoluten, idealen Performance zu erleben.

02:55:10: Also sagst du keine Ahnung, die Luftfeuchtigkeit,

02:55:13: lila Räume morgens um 11.30 Uhr

02:55:17: und dann mit Bach und die Symphonie.

02:55:26: Bei mir kommt es eher auf die Stimmung an

02:55:29: und auf die Menschen, die bei mir sind.

02:55:32: Das hat mit dem Erlebnis zu tun, mit dem Umfeld

02:55:38: und vor allem mit den Menschen.

02:55:41: Wein lieber alleine oder in Gesellschaft?

02:55:44: Du hast ja eigentlich gesagt, in Gesellschaft,

02:55:47: aber um ihnen so in der Tiefsinnigkeit zu entdecken,

02:55:50: lieber auch in Gesellschaft oder das dann lieber alleine?

02:55:54: Ich finde auch in Gesellschaft, das macht extrem viel Freude

02:55:59: und es bringt einen weiter,

02:56:02: Weine mit Menschen zu verkosten, die ähnlich gesinnt sind,

02:56:06: weil auch da wir alle unterschiedlich gepolt sind

02:56:09: und jeder was von sich geben kann, was der andere vielleicht nicht gerade so mitbekommt

02:56:13: und man hat eigentlich ein umfassenderes Bild

02:56:16: und wenn Menschen auf dem gleichen Level verkosten,

02:56:18: ist das eigentlich ein großes Geschenk,

02:56:20: wenn man Weine miteinander verkosten kann

02:56:22: und darüber sprechen kann, ohne Rechthaberei usw.

02:56:27: Gehe ich völlig konformativ.

02:56:29: Ich finde es aber manchmal auch interessant mit Menschen zu verkosten,

02:56:32: die nicht auf dem gleichen Level sind,

02:56:34: weil man selber sehr verkopft ist und sehr freaky unterwegs ist,

02:56:38: oder ich zumindest,

02:56:40: und wenn dann jemand so ganz unbedarft,

02:56:42: seine Meinung und seine Empfindung zum Besten gibt,

02:56:45: dann gibt es sich für mich manchmal eine Abbiegung,

02:56:47: die ich vorher gar nicht genommen hätte.

02:56:49: Das ist für mich total spannend.

02:56:51: Also gar nicht so, dass man probiert mit welchen,

02:56:53: die noch weiter sind, weil das manchmal auch interessant,

02:56:55: aber auch manchmal dieser Schritt zurück,

02:56:57: den man selber überspringt, macht unglaubliche Freude.

02:57:00: Also ich bin da auch im Teamgesellschaft

02:57:03: und lieber zusammenweinen probieren und sich austauschen.

02:57:06: Gibt es für dich irgendwas, was du mit Weine niemals tun würdest,

02:57:09: also wo du sagst, oder eine Situation, wo Weine nicht passt?

02:57:13: Weine und Autofahren heißt es,

02:57:15: und ich denke, alles, was mit Konzentration zu tun hat,

02:57:21: also wenn man ein Vorträger hält,

02:57:23: oder wenn man was schreibt, also wenn man ein Text zusammenschreibt,

02:57:28: dann funktioniert Alkohol gar nicht.

02:57:32: Mir ist wohl bewusst,

02:57:33: dass einige der wichtigsten Schriftsteller

02:57:36: unter Alkoholeinfos geschrieben haben,

02:57:40: das sind dann Genies, auch das sind wieder die Ausnahmen,

02:57:42: die nicht die Regel sind.

02:57:44: Also man muss dann auch seine Sinne so zusammenhalten können,

02:57:49: dass man, gerade wenn man schreibt,

02:57:51: das ist ja was ganz anderes, als wenn man formuliert.

02:57:57: Also in Sommerli am Tisch, das ist das größte, was es gibt,

02:58:00: man kann jedes Mal was Neues erzählen,

02:58:02: man kann die Welt jeden Tag neu erfinden,

02:58:04: aber wenn man was aufschreibt,

02:58:06: dann steht eigentlich immer die Frage dahinter,

02:58:08: was ist die Aussage.

02:58:10: Und die muss dann auch da sein.

02:58:14: Also ich weiß nicht, wie es anderen geht,

02:58:16: aber ich brauche dazu Konzentration.

02:58:18: Das funktioniert ja nicht mit Alkohol bei mir.

02:58:21: Ich kann das auch nicht vortragen

02:58:24: und vorher irgendwie eineinhalb Flaschen Wein trinken

02:58:26: und dann noch einen großen Vortrag halten.

02:58:28: Ich bin dann auch raus aus dem Thema,

02:58:30: weil mich dann auch andere Emotionen begleiten

02:58:32: und ich in diesem Vortrag eigentlich

02:58:34: so meine authentischen Emotionen sein möchte.

02:58:36: Daher bin ich da, oder beim Schreiben oder sonst.

02:58:39: Also gehe ich völlig konform.

02:58:41: Was wärst du geworden? Wärst du kein Astronomen

02:58:43: oder kein Gastronomen?

02:58:45: Also du bist ja eigentlich weit mehr als ein Astronomer.

02:58:48: Du bist ja Journalistin, du bist Referentin,

02:58:50: du bist Gastronomen, aber all das mal weggewischt.

02:58:54: Was wärst du dann?

02:58:57: Kann ich nicht sagen,

02:58:58: weil damit habe ich mich nie beschäftigt.

02:59:00: Ich war immer zufrieden und ich habe in meinem Beruf

02:59:03: ganz viel erlebt.

02:59:05: Ich habe viele Abbiegungen genommen

02:59:08: und die Chance gehabt, vieler Leben zu dürfen.

02:59:11: Insofern hat mir mein Beruf sehr viele Facetten gegeben

02:59:15: und die sind eigentlich immer noch da.

02:59:18: Ich habe immer noch viel Freude dran.

02:59:21: Insofern stellt sich die Frage bei mir nicht.

02:59:24: Was ja auch so ein lebendiges Beispiel ist,

02:59:26: dass du zwar immer mit Wein zu tun hattest,

02:59:28: aber den in jeglicher Art von Klavier-Tour

02:59:31: bespielt hast und so richtig ausgerollt,

02:59:33: ausgereizt und trotzdem dir selber treu geblieben bist.

02:59:37: Findest du Ausgleich?

02:59:39: Hast du ein Hobby oder ein Sport?

02:59:43: Bist du heimlichem Marathonläuferin?

02:59:46: So sehe ich aber nicht aus.

02:59:49: Um nochmal auf die fehlende Schokolade zurückzukommen.

02:59:55: Köttnäppchen.

02:59:57: Da sind wir nicht mehr zugekommen,

03:00:01: aber wenn wir den Kakao-Gehalt erhöhen auf 70%,

03:00:05: dann muss man einfach Banjuls her,

03:00:08: und es muss ein Portwein her, ein Vintage am besten.

03:00:11: Da verstecken sich ganz viele Kalorien, lieber Silvio,

03:00:14: nicht nur da.

03:00:16: Ich esse gerne, ich trinke gerne Wein,

03:00:19: ich beschäftige mich gerne mit dem Thema

03:00:22: und ich müsste mich sicherlich wesentlich mehr bewegen

03:00:25: und mehr Gymnastik machen, als ich tue.

03:00:28: Ich träume im Moment noch von der Zeit,

03:00:31: die irgendwann kommen wird, die irgendwann kommen muss,

03:00:34: aber die leider noch nicht da ist.

03:00:36: Das kenne ich, also jetzt ist es,

03:00:38: seitdem ich gerade ganz frisch aus der Gastronomie heraus bin

03:00:42: und eigentlich mehr sitze bzw. mit dem Kopf arbeite,

03:00:45: merke ich, wie wenig man sich bewegt

03:00:47: und was eigentlich das für ein Segen ist,

03:00:49: was man früher, wenn die Füße geschmerzt haben,

03:00:51: aber man bewegt sich

03:00:53: und mit einmal fehlt einem das regelrecht.

03:00:56: Darf ich fragen, es klingt ein bisschen provokant,

03:00:59: so was gar nicht gemeint, was du eigentlich machst.

03:01:02: Du hattest ja, und damit warst du legendär,

03:01:04: dein Restaurant, du bist überall mal zugegen

03:01:08: in der Jury bei dem Projekt, bei dem Vortrag

03:01:11: und ich frage euch immer, was du alles machst,

03:01:14: also was du alles weißt und welchen Tiefs sind,

03:01:16: auch unterwegs bist.

03:01:18: Aber gibt es irgendwie so ein Projekt,

03:01:20: was so dein Kernprojekt ist, was man benennen könnte

03:01:22: oder gibt es eine Vision, woran du arbeitest,

03:01:24: was wir künftig von dir erwarten können dürfen?

03:01:30: Ich glaube, dass ich durch meine unterschiedlichen Tätigkeiten

03:01:35: Expertise erreicht habe, die sicherlich gastronomischer Art ist.

03:01:39: Also ich weiß ziemlich genau, wie Köchenticken,

03:01:42: ich weiß ziemlich genau, wie ein Restaurant aufgebaut ist,

03:01:45: welche Stellschrauben man bewegen muss,

03:01:48: um das Team zusammenzubringen.

03:01:50: Also vieles meiner Tätigkeit findet im B2B-Bereich statt,

03:01:54: also Aus- und Weiterbildung,

03:01:56: Off- und Online-Seminare.

03:01:59: Da sind Kooperationen mit großen Hotels,

03:02:02: also beispielsweise haben wir mit dem Hyatt in Mainz jahrelangen

03:02:05: jedes Jahr sehr erfolgreich eine riesengroße Veranstaltung gemacht

03:02:09: mit Wein und Speisen, wo 250 Leute zu Gast waren

03:02:13: und das war eins, aber die Gäste wirklich egal,

03:02:18: welchen Wissenstand sie hatten,

03:02:20: auf funktionierende Pairings getroffen sind,

03:02:23: was eben entsprechend Vorarbeit auch bedeutet hat.

03:02:26: Ja, ich schreibe, ich mache Texte,

03:02:30: ich bin ein bisschen journalistisch tätig,

03:02:33: ich bin ehrenamtlich tätig,

03:02:35: weil ich denke, dass gerade wir, die ein bisschen älter sind

03:02:39: und sich jetzt noch für das Thema interessieren,

03:02:42: irgendwo den Leuten, die was hören wollen,

03:02:46: einfach auf was weitergeben können.

03:02:48: Das war bei mir auch so, ich habe auch von solchen Menschen profitiert

03:02:51: und ein Restaurant habe ich nicht mehr.

03:02:55: Ich bin da ganz froh, wenn ich jemand brauche,

03:02:57: dann arbeite ich mit gastronomischen Betrieben zusammen

03:03:00: und wenn die anfangen aufzuräumen, dann gehe ich nach Hause.

03:03:03: Ich habe ein Fach in der Weinbank Köln,

03:03:07: das ist auch sehr schön, das ist eine Wine-Community

03:03:10: und dort haben wir viele Seminare.

03:03:12: Also ich mache schon noch eine ganze Menge Dinge,

03:03:15: aber eigentlich auf einem ganz anderen Niveau

03:03:17: und ich mache es gerne auch mit Leuten,

03:03:20: mit denen ich gerne zu tun habe

03:03:22: und ich habe einfach Spaß, mich weiterzuentwickeln,

03:03:25: noch was dazu zu lernen

03:03:27: und es wird sicherlich im Laufe der Jahre weniger werden,

03:03:30: aber es ist eigentlich überhaupt kein Problem.

03:03:33: Ich vermisse nichts, ich möchte gerne noch ein bisschen reisen,

03:03:37: ich möchte meinen Garten erleben und, und, und.

03:03:39: Also ich habe keine lange Walle Silvio.

03:03:42: Gemüsegarten oder Blumengarten?

03:03:45: Ne, bei Gemüse bin ich leider noch nicht, das habe ich noch nicht geschafft.

03:03:48: Das hat einfach damit zu tun,

03:03:50: dass ich noch viel zu oft unterwegs bin

03:03:53: und für Gemüse muss man zu bestimmten Zeiten

03:03:56: im Garten sein, da geht es.

03:03:58: Genau, die richtige Jantezeitpunkt ist fatal.

03:04:00: Wenn du jetzt nochmal die Chance hättest,

03:04:03: einen Tag, eine Woche in irgendeinem Restaurant

03:04:06: als richtig als Zommeljähre tätig zu sein,

03:04:09: welches wäre das?

03:04:11: Völlig unverbindlich, kannst du durch die Reihen tanzen.

03:04:15: Was ich nicht sagen, das ist, also ich muss,

03:04:20: was ich sagen kann, ist, dass es mich manchmal juckt in den Fingern,

03:04:23: wenn ich so erfolgreiche Restaurantkonzepte sehe,

03:04:26: so wie zum Beispiel jetzt auch das von Toni oder, also,

03:04:29: so ganz andere Konzepte, weißte, die funktionieren,

03:04:32: da mache ich mir Gedanken, was kann man da machen,

03:04:34: wie kann man da was umsetzen, oder auch die Hände weinbar,

03:04:37: finde ich, wie die zusammenarbeiten,

03:04:39: auf welchem Niveau und wie die miteinander umgehen,

03:04:42: wie sortiert sie sind, und es einfach ganz, ganz große Freude dazu zu schauen,

03:04:46: aber da ich weiß, was dahinter steckt,

03:04:50: und da ich bei mir selber merke, das kennst du ja auch,

03:04:53: hast du ja auch gerade selber gesagt, du hattest es nur auf die Füße bezogen,

03:04:56: aber es ist ja auch so, dass man die alteinstudierten Abläufe

03:05:00: einer Gastronomie, die notwendig sind,

03:05:02: um solcher einen Abend am Laufen zu halten,

03:05:06: die vergisst man auch nach und nach.

03:05:09: Es ist schon, es gehört eine ganze Menge Geist auch dazu,

03:05:12: und Beweglichkeit solche Abende durchzuziehen,

03:05:15: wenn das Restaurant voll ist.

03:05:17: Und wenn ich überlege, dass nach manchen Abenden,

03:05:23: nach Proben oder so, dass ich dann einfach wirklich jetzt nach den letzten Tagen

03:05:27: Mainzer Weinbörse, Landweinmarkt in Effringen-Kirchen,

03:05:31: da bin ich einfach durch, da bin ich froh,

03:05:33: wenn ich dann einen Tag für mich habe und einfach mal ausatmen kann.

03:05:37: Insofern brauche ich kein eigenes Restaurant mehr

03:05:41: und ich beseh nämlich jetzt auch nicht irgendwo mitzuarbeiten.

03:05:45: Okay, könnte sein, dass man sagt,

03:05:47: irgendwie einen Tag im, keine Ahnung, noch mal im alten Ebuli

03:05:50: oder bei Escoffee jedermals oder,

03:05:53: aber will ich dir auch gar nicht in den Mund legen.

03:05:55: Vielleicht darf ich aber noch abschließend,

03:05:57: wenn du bei dir selber zusammen,

03:06:00: oder wenn du bei dir selber zu Hause aufräumst,

03:06:04: welches deiner Weinutensilien würdest du als allererstes wegschmeißen

03:06:08: oder wenn du die finden würdest,

03:06:10: als ehemaliges Geschenk würdest du sofort weiterverschenken

03:06:13: und was bräuchtest du unbedingt in deinem persönlichen,

03:06:17: ja, revertor an Weinutensilien?

03:06:21: Also, die Dinge, die ich nicht brauche,

03:06:23: habe ich alles schon weggeschmissen, Silvio.

03:06:26: Was war das? Also, mich interessiert,

03:06:29: was braucht man nicht, wenn man das irgendwie zum Zimmern?

03:06:32: Es gibt so, es gibt zum Beispiel, ah, was fällt gerade was ein?

03:06:35: Es gibt so eine Stange, eine Metallstange,

03:06:38: die kannst du Wasser reinfüllen

03:06:40: und kannst es frieren im Tiefgrüffach.

03:06:42: Das kannst du dann in die Flasche hängen,

03:06:44: völliger Blödsinn.

03:06:46: Zum Kühlen.

03:06:47: Da gibt es viel bessere Möglichkeiten, um den Wein zu kühlen,

03:06:49: also sowas braucht man nicht.

03:06:51: Und ja, also was ich jetzt ganz wichtig finde,

03:06:54: ist dieser Öffner, von dem ich nicht mal weiß, wie er heißt, der.

03:06:58: Im Grunde sieht es aus wie eine Klammer, hat rechts und links

03:07:01: zwei Hebel, die man jeweils zwischen fast...

03:07:04: Spangenkorkenzieher.

03:07:06: Danke, ich wusste bis heute nicht, wie das heißt.

03:07:09: Also, sowas braucht man für reife Weine mit älteren Korken,

03:07:13: weil die kann man so am Stück rausholen.

03:07:16: Und ganz hilfreich ist auch eine sogenannte Hebamme.

03:07:19: Also, das ist ein Gerät, welches man hat,

03:07:24: vier Greifer, Metallgreifer, die unten nach innen gebogen sind.

03:07:30: Und über diesen Greifarmen ist ein kleiner Metallring.

03:07:33: Das heißt, man kann diese Greifarme ein bisschen locker machen,

03:07:36: kann dieses Gerät in die Flasche einführen

03:07:39: und kann den Kork, das Korkstück, was unten drin ist,

03:07:42: einkreisen mit den Greifern

03:07:46: und kann dann den metallen Ring runterziehen

03:07:49: und so das Ganze festigen.

03:07:51: Und diese Hebarme fastern dieses Stück Kork

03:07:54: und man kann es unbeschadet aus der Flasche holen.

03:07:56: Und das ist schon eine tolle Erfindung.

03:07:58: Das ist zwar ein uraltes Gerät, aber es ist genial.

03:08:01: Total Vergessenheit, ja.

03:08:04: Und dropst, finde ich, auch ganz hilfreich.

03:08:07: Wenn man hat die Situation, dass ein Korken abricht,

03:08:10: das passiert, wenn noch so ein Scheibchen übrig ist,

03:08:13: man kriegt ja nicht raus.

03:08:15: Man kann nur noch irgendwie reindrücken

03:08:17: und dann ist eine Hebarme eigentlich so ein Himmelsgeschenk,

03:08:20: was ein S-Wort ist.

03:08:22: Und wenn dann der Flaschenhals von innen verklebt ist

03:08:25: mit Korkresten, mit Dingen, die aus dem Korken stammen,

03:08:29: Leim oder was auch immer, dann ist eben ein Dropstop wichtig,

03:08:33: weil man den reinschieben kann

03:08:35: und kann damit den Wein an diesen Klebstoffresten

03:08:38: vorbeileiten durch den Metall.

03:08:40: Und das ist für den Wein viel besser.

03:08:43: Er verliert dann keinen Geschmack oder verändert sich nicht.

03:08:46: Ist auch total verkannt oder unterschätzt,

03:08:49: eine Rated, finde ich.

03:08:51: Wenn man ein Wein mal ohne Dropstop probiert

03:08:53: und einmal mit Dropstop,

03:08:55: dann kann man so richtig spüren,

03:08:57: dass eben auch diese Klebereste

03:08:59: teilweise geschmackseinschüchternd,

03:09:02: die für den Wein sind.

03:09:04: Und das finde ich mal kannt.

03:09:07: Toll.

03:09:09: Und das hat schon Wolf Salwei gemacht.

03:09:13: Er ist vor ganz, ganz, ganz vielen Jahren

03:09:15: mit zwei Flaschen Beinen über die Mainzer Weinbörse gelaufen.

03:09:18: Hat jeden, der wollte oder nicht wollte,

03:09:20: verkosten lassen.

03:09:22: Und der war einer schwierig und einer war gut.

03:09:25: Und das Geheimnis war,

03:09:27: dass der Wein, der besser schmeckte mit einem Dropstop,

03:09:30: konnte man nicht sehen,

03:09:32: weil der ganz im Flaschenholz drinsteckte.

03:09:34: Und der andere war ausgeschenkt ohne Dropstop.

03:09:37: Und der hatte diese Klebereste im Hals.

03:09:40: Und insofern war ich da geheilt

03:09:43: und habe verstanden, dass es so ist.

03:09:45: Und seitdem mache ich das auch so.

03:09:48: Das sind so Erlebnisse.

03:09:50: Und das ist so losgelöst davon,

03:09:52: dass man mehr Wert hat,

03:09:54: wo man immer wieder auch nach 5 oder 10 oder 20 oder 30 Jahren

03:09:57: in diesem Business immer wieder überrascht ist.

03:09:59: Selbst wenn ich mal zwei verschiedene Gläser nehme,

03:10:02: bin ich trotzdem überrascht,

03:10:04: obwohl man das ja rein vom Kognitiven durchaus durchspielen kann.

03:10:07: Aber das Live zu erleben,

03:10:10: und da hört Wein niemals auf, Spaß zu machen.

03:10:13: Ja, stimmt.

03:10:15: Das ist richtig.

03:10:17: Es gibt so viele Dinge im Hintergrund,

03:10:19: wenn man die weiß,

03:10:21: dass das einfach extrem hilfreich ist,

03:10:24: den Wien-Service besser zu bewältigen

03:10:27: und dem Wein was Gutes zu tun.

03:10:30: Und das ist ja unser Ziel.

03:10:32: Und wir wollen den Wein so feinfühlig,

03:10:35: wie möglich ins Glas bringen,

03:10:37: damit er auch so facettenreich,

03:10:39: wie möglich wieder rauskommt.

03:10:41: [Musik]

03:10:46: Eine ganz tolle Folge.

03:10:49: Eine sehr inspirierende Folge.

03:10:51: Eine sehr euphorische Folge.

03:10:53: Jede unserer Episoden,

03:10:55: jede unserer Sonneyes und Sonneern

03:10:57: haben eine ganz eigene Identität,

03:10:59: haben eine eigene Geschichte.

03:11:01: Und ich finde, und das mochte ich an dieser Folge,

03:11:03: ist großartig, wenn man diesen Beruf,

03:11:05: wenn man die Leidenschaft, wenn man die Energie,

03:11:07: wenn man die Grundlagen für sich selber

03:11:09: einmal wieder neu definieren und erleben kann.

03:11:12: Das geht mir manchmal so,

03:11:14: dass ich mich immer wieder mit einem Wien probiere.

03:11:16: Ich entdecke es, obwohl ich es weiß, immer wieder neu.

03:11:18: Und es ging mir so bei dieser Wein- und Speisenkombination

03:11:21: jetzt mit der Großmeisterin, mit Christina,

03:11:23: wie Wein und Speisen so ineinandergreifen können.

03:11:26: Das, was wir täglich im Restaurant,

03:11:28: das, was wir täglich in Weinfachgeschäften

03:11:30: oder in Weinbaas leben,

03:11:32: das wieder einmal zu erleben, nicht nur aus der Theorie,

03:11:34: nein, rein aus der Praxis heraus, ist so großartig.

03:11:37: Vielen lieben Dank, liebe Christina,

03:11:39: für den Input, für deinen Geist,

03:11:41: für deine Energie, für deine Euphorie,

03:11:43: für deine Realität, für deinen Humor einfach für dich.

03:11:45: Und auch ein ganz großes Dankeschön euch für's Zuhören.

03:11:48: Vielleicht sogar fürs Mitmachen, fürs Nachmachen, fürs Selbsterleben.

03:11:51: Aber eben auch für die Begleitung, fürs Teilen, fürs Kommentieren,

03:11:54: fürs, und da würde ich mich ganz besonders darüber freuen, fürs Bewerten.

03:11:58: Egal wo ihr diesen Podcast hört, ob auf Spotify,

03:12:00: ob auf Apple Music, ein kleines Like,

03:12:03: eine kleine Bewertung, würde uns natürlich in der Präsenz in der Reichweite

03:12:06: sehr, sehr helfen.

03:12:08: Danke fürs Kommentieren, danke fürs Fragen stellen,

03:12:11: danke einfach für euch fürs dabei sein und fürs Begleiten.

03:12:14: Und abrubbbegleiten, ein großes Dankeschön auch der Schlumbergergruppe

03:12:18: mit den Handelshäusern Segnet Schlumberger,

03:12:21: Konziowini und dem Privatkundenportal Bremer Weinkollekt.

03:12:24: Dank euch, dank eurer Unterstützung, sowohl wirtschaftlich als auch händisch,

03:12:28: können wir dieses Projekt realisieren.

03:12:30: Vielen, vielen Dank.

03:12:32: Ein ganz großes Dankeschön unserem zweiten heutigen supporter,

03:12:39: unserem Begleiter und unserem Unterstützer, der Firma Feigenberg.

03:12:42: Die Firma Feigenberg ist in der Weinzene allgegenwärtig und nahezu jedem bekannt,

03:12:47: aber, und das macht das Ganze besonders, nicht nur in der deutschen Weinzene,

03:12:51: denn sie sind Visionäre, sie sind Pioniere, sie sind Wegbereiter

03:12:54: und sie sind darüber hinaus mehr als einfach nur Weinhändler.

03:12:57: Doch wie es dazu kam, was sie auszeichnet und was ihr Motor ist,

03:13:00: dafür habe ich noch einmal Peter Bohnen,

03:13:02: einen der beiden geschäftsführenden Gesellschaften,

03:13:04: gebeten, uns etwas über Feigenberg zu erzählen.

03:13:07: Feigenberg ist mit Sicherheit Teil der deutschen und internationalen Weingeschichte,

03:13:11: wofür man sich natürlich nichts kaufen kann.

03:13:14: Klar, aber es ist immer ganz spannend, die Wuchzeln, die Herkunft eines Unternehmens zu kennen.

03:13:19: Und Feigenberg ist ein schon relativ eiles Unternehmen,

03:13:23: drei Jahre vor der französischen Revolution,

03:13:25: 1786 vom Peter Josef Feigenberg gegründet worden,

03:13:30: die ursprünglich aus den Niederlanden kam,

03:13:33: der sich sehr geschickt beim Weinhandel angestellt hat,

03:13:36: unter Napoleon im Rahmen der Sikularisierung des Liebfrauenstift erworben hat.

03:13:41: Napoleon hat zur Finanzierung seiner Armee die eroberten geistlichen Güter

03:13:48: dann häufig verkauft, um Geld in die Kassen zu bekommen.

03:13:52: Und Peter Josef Feigenberg hat zugeschlagen und hat damit damals ein Wein geschaffen,

03:13:59: der recht exklusiv war, der nur in Worms auf den Weinbergen rund um die Liebfrauenkirche gewachsen ist

03:14:08: und geerntet wurde.

03:14:10: Das ist die Original-Liebfrauenmilch, bevor sie dann zu einem mehr oder weniger Massenphänomen wurde.

03:14:19: Das war ein recht exklusiver Wein.

03:14:21: Über den Feigenberg dann damals sehr bekannt wurde, der Wein war allerdings rechtlich nicht geschützt,

03:14:28: oder sehr dann häufig auch nachgearmt wurde.

03:14:32: Feigenberg ist heute Verstärker für deutsche Weine in Übersee,

03:14:37: vor allen Dingen in den USA, wo Feigenberg International eine eigene Firma,

03:14:42: nach amerikanischem Recht, dafür sorgt, dass in über 40 US-Staaten die Weine vertrieben werden,

03:14:48: über Distributeure.

03:14:50: Das sind sowohl namhafte Weingüter wie J.J. Primm, Johannes Hof, Huber,

03:14:57: Weingüter wie Alex Flüger aus der Falz, zum Beispiel, Schloss Saarstein.

03:15:03: Auf der anderen Seite dann auch eigene Marken, die Feigenberg immer schon als Negation abgefüllt hat,

03:15:11: Feigenbergweine, eigene Moselweine.

03:15:15: Wir machen das nicht nur in Amerika, wir machen das auch seit über 50 Jahren in Japan,

03:15:21: wo unser Kooperationspartner Santori die Weine vertreibt.

03:15:26: Wir machen das im Baltikum, wir machen das in Skandinavien, in China.

03:15:32: Wir sind quasi eine Plattform für deutschen Wein der Versuch,

03:15:38: deutschen Wein als Nische, aber vielleicht als beste Nische, die es zu entdecken gibt,

03:15:45: zu kommunizieren und auch zu entwickeln.

03:15:48: Es geht nicht nur ums Verkaufen, es geht darum auch den Wein zu positionieren,

03:15:51: darzustellen zu erklären und das ist unsere Aufgabe und das machen wir mit großer Freude weltweit.

03:15:57: Das Winzergeschäft ist eine Kunst für sich, Wein zu machen, ist eine Kunst für sich,

03:16:02: Wein herzustellen, ist eine Kunst für sich, aber Wein zu vermarkten ist wieder eine ganz eigene Kategorie

03:16:09: und das ist unsere Aufgabe und wenn wir dazu etwas beitragen können, dann machen wir das sehr gerne.

03:16:15: Es ist sehr aufwendig, es ist ein sehr komplexes Gebiet, weil man auf die unterschiedlichsten Regionen eingehen muss.

03:16:20: Selbst in Amerika kann man nicht sagen, es gibt den amerikanischen Markt, die Küstenregionen,

03:16:25: sei es New York oder die Metropole Los Angeles, San Francisco, trinken zum Beispiel

03:16:32: und kaufen damit auch ganz anders Wein ein als der Mittelwesten zum Beispiel.

03:16:36: In Japan gibt es unterschiedlichste regionale Befindlichkeiten zu bedenken,

03:16:41: in China trinkt man auch nicht überall das Gleiche.

03:16:45: Also man muss nicht nur auf das Land, sondern auch auf die Regionen eingehen,

03:16:48: man braucht die richtigen Partner, die richtigen Distributeure, die richtigen Beeinflusser.

03:16:53: Das ist ein sehr komplexer kommunikativer Prozess und das ist unsere Aufgabe

03:16:58: und das macht uns sehr viel Freude den deutschen Wein entsprechend zu kommunizieren und auch zu entwickeln natürlich.

03:17:06: [Musik]

03:17:26: Hier ist Christine Ballet.

03:17:28: Als Französin habe ich zuerst die deutsche Gastronomie live und intensiv erlebt.

03:17:33: Dann kam die Selbstständigkeit als freiberufliches Summeliere.

03:17:38: Es begann vor 25 Jahren in Köln, wo ich heute noch lebe,

03:17:44: so wie meine Freundin Christine Fischer, über die ich heute gerne sprechen möchte.

03:17:49: Unsere erste Begegnung war Mitte den 90er Jahren, das ist fast 30 Jahre her.

03:17:56: Ich hatte gerade meine IAC geprüftes Summeliereausbildung absolviert

03:18:01: und wurde zu einer Frauen-Wahlenprobe im Rheingau angeladen.

03:18:06: Sie wurde von Rudi Knöll organisiert.

03:18:11: Es war eine spannende Probe.

03:18:14: Christine Fischer war für mich so beeindruckend.

03:18:19: Sie war so kritisch und Herausforderung.

03:18:22: Es war wirklich Power pur.

03:18:26: So war Köln für mich angesagt, nicht nur privat, sondern auch beruflich.

03:18:32: Viele Weinproben von in Kristinas Restaurant statt.

03:18:37: Fischers Restaurant war cool.

03:18:39: Es war eine aufregende Zeit.

03:18:42: Kristina begeisterte mich immer wieder, nicht nur durch ihre Vox auftritt,

03:18:48: sondern durch ihre Aktivität.

03:18:52: Neben dem Restaurant war sie auch für die Summeliere Union engagiert.

03:18:58: Sie hatte so viele Ideen, so viele Projekte, dass ich irgendwann folgt dabei war.

03:19:05: Weinseminare im Fischers Restaurant.

03:19:09: Weinreise für die Summeliere Union.

03:19:12: Pro Weinparty.

03:19:14: Wir sprechen von mehr als 1000 Gäste.

03:19:17: Kristina war für die Gesamtorganisation verantwortlich.

03:19:22: Ich habe mich immer wieder gefreut, mit ihr zusammenzuarbeitet.

03:19:26: Nabwuchsförderung, das war eine Idee von ihr.

03:19:31: Sie hat jahrelang sich dafür engagiert, junge Summiliers mit ins Boot zu nehmen.

03:19:39: Es war ein Projekt der Summeliere Union, den ich auch mit begleiten durfte.

03:19:45: Und ich habe auch noch das Projekt "Dank Kristina" erlebt.

03:19:49: Diese jahrelangen Zusammenarbeit ist großartig.

03:19:53: Kristina ist für mich ein Vorbild, treibende Kraft, eine Lokomotive.

03:20:01: So entsteht eine Freundschaft, die wir bis heute pflegen.

03:20:04: Du stellst etwas Arbeit, nach wie vor, aber auch viel Freizeit, die wir miteinander verbringen.

03:20:10: Wolken, plaudern, latte Macchiato trinken, aber auch gemeinsam kochen.

03:20:17: Natürlich dabei. Essen, trinken, die Herausforderung bleibt, nach wie vor Wein genutzt.

03:20:26: Passt der Wein zum Essen. Warum?

03:20:29: Ich liebe diese Diskussionen.

03:20:33: Kristina ist für mich eine Geniesserin, durch und durch, wie schön daran teilzuhaben.

03:20:42: [Musik]

Über diesen Podcast

Sie sind Superhelden! Sie sind Sommeliers. Die Experten der Weinwelt, der Worte, der Menschen und des Genusses. Denn sie können einfach alles. Sie sind Gastgeber, Schreiber, Trendsetter, Wissenschaftler, Influencer, Vermittler, Gestalter, Forscher und vieles mehr.
Und oft ist es schade, dass man diese Multitalente, die es verstehen, uns in wenigen Minuten zu begeistern, nicht und nirgends länger und intensiver kennenlernen kann. Wie gerne möchte man sie so richtig ausquetschen? Viele von uns denken an kurze und doch prägende Wortwechsel mit diesen versierten Weinprofis, oft jahrelang zurück. Welche Berufsgruppe vermag sonst so nachhaltig zu beeindrucken? Wir präsentieren die Interessantesten unter ihnen und haben mit ihnen gesprochen. In diesem Podcasts schaffen wir es, diese besonderen Charaktere sicht- und greifbar, hörbar und verständlich zu machen und ihnen zu entlocken, was deren Geheimnisse sind. Einmal in der Woche lädt Silvio Nitzsche einen Gast zum mehrstündigen Zwiegespräch und vermag es, höchst persönliche Erfahrungen und echtes Insiderwissen zu einem unterhaltsamen Hörerlebnis zu machen. Silvio Nitzsche betrieb bis zum letzten Jahr über 15 Jahre lang die WEINKULTURBAR in Dresden/Striesen, die vielfach als beste Weinbar Deutschlands ausgezeichnet wurde. Er selbst erhielt nahezu jede branchenrelevante Auszeichnung, wurde mehrfach als „Sommelier des Jahres“ geehrt und erhielt den „Award of Honor“. Damit ist er selbst einer der interessantesten Sommeliers unserer Zeit und geradezu prädestiniert, diesen besonderen Podcast zu hosten.
Jeder und jede seiner Gäste bekommt die gleichen Fragen, und doch ist jedes Gespräch anders. Ein Podcast für alle, die Freude am Wein und/oder am Gastgeben haben.
Unterstützt und begleitet wird dieses Format von den Weingütern aus dem Programm der Schlumberger Gruppe, die mit den Handelshäusern Schlumberger, Segnitz und Consigliovini sowie dem Bremer Weinkolleg aktiv ist. Die Branchenunterstützung wird in diesen Unternehmen sehr groß geschrieben. Der 2006 verstorbene Hermann Segnitz hat bereits Mitte der achtziger Jahre den „Sommelier des Jahres“ und den „Maitre des Jahres“ ausgelobt und seine tiefe Wertschätzung für diese besonderen Menschen öffentlich kundgetan. Mit diesem Podcast schließen wir an die historische Tradition an und führen sie in zeitgemäßer Form weiter.
Sei ein Teil dieses Projekts und folge, like, teile, kommentiere und liebe einfach deinen neuen Lieblingspodcast.

von und mit Silvio Nitzsche

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