SOMMELIER

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Die interessantesten Weinkellner unserer Zeit

Transkript

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00:00:00: Herzlich Willkommen zu Sommelier, die interessantesten Weinkenner unserer Zeit.

00:00:04: Ja, Wein ist auch so ein intimes Thema, ne?

00:00:07: Weil man sich, ich habe bis jetzt zweimal in meinem Leben eine Situation gehabt.

00:00:11: Da habe ich ein Wein probiert und habe danach Gänsehaut bekommen.

00:00:16: So, das war so und da braucht sich dann auch einmal fünf Minuten für mich und den Wein.

00:00:21: Unsere heutige Gästin ist aus der Weinbank Hamburg, Katharina Iglesias.

00:00:28: Dadurch nimmst du auch sofort die erste Anspannung, wenn du auf die Leute zugehst und sagst,

00:00:33: "Hey, wir haben eine Dutzkultur, ist es für dich okay, wenn ich du sage?"

00:00:37: So, also bei mir ist immer so, wenn mich immer fragt hast du ein Lieblingswein.

00:00:41: Ich habe kein Lieblingswein, bei mir ist es halt immer stimmungsabhängig, worauf ich gerade Lust habe.

00:00:45: Einer tatsächlich, seitdem ich das beides hatte, habe ich meine Bordeauxkarte von, ich glaube, 50 auf 200 Position ausgebaut.

00:00:55: Rotären und Portweinen sind bei mir kein großes Thema, muss ich ganz ehrlich gestehen.

00:01:00: Aber dafür dann ab und zu mein Kavi, gerade jetzt hier im Sommer, also ich muss zugeben,

00:01:04: ich habe aktuell ungefähr so 15 Süßweine im Ortenauschank,

00:01:09: dass man sich halt immer, immer so ein bisschen durchverkosten kann.

00:01:13: Ja, der Vorteil an den süßen Weinen ist, dass sie sich viel länger offen halten.

00:01:17: Man sich viel länger halt Glasweise auch verkaufen kann.

00:01:21: Total, ich sage halt auch immer, wenn du ein Wein in die Karaffe gibst, du kannst den Wein viel geben.

00:01:27: Du nimmst den Wein aber halt auch wahnsinnig viel.

00:01:30: Deswegen ist es immer so ein Zwiespalt für mich.

00:01:33: Gereifte Weine, wie gesagt, entscheide ich immer erst nach und probieren, ob ich ihn in die Karaffe gebe oder nicht.

00:01:40: Weil ich sage immer, wenn ein Wein wirklich der 30 Jahre in der Flasche eingesperrt ist

00:01:45: und du gibst ihm auf einmal ganz viel Luft.

00:01:48: So, was passiert dann mit ihm?

00:01:51: Du hast zwei Optionen, entweder es nimmt ihm ganz viel oder es gibt ihm ganz viel oder es nimmt ihm halt ganz viel.

00:01:58: Und dann kann er halt wahnsinnig schnell auch einfach mit der Luft oxidieren.

00:02:02: A) Wenn ich da echt ein Weißwein drin habe, der eher jung und frisch ist, sollte der halt auch kühl getrunken werden.

00:02:10: Und dann wird er viel zu schnell warm.

00:02:12: Und B) Find ich es auch vom Gästekontakt eher schöner, wenn man da nach 0-1 schon wieder an Tisch gehen kann und sagen kann,

00:02:19: hey, was darf es denn bei euch neu sein oder wollt ihr einen neuen Wein ausprobieren oder so.

00:02:23: Dadurch, dass wir, weil wenn du dann so viele Gläser formen hast,

00:02:28: musst du auch mindestens von jedem Glas 24 bis 48 Gläser da haben.

00:02:33: Da haben wir halt so ein bisschen das Problem, wir haben keinen Lagerplatz.

00:02:37: Und B) Wir haben wahnsinnig viele Veranstaltungen halt einfach bei uns, weil wir halt einfach im Daily Business sind.

00:02:42: Und der Gläserbruch ist auch echt sich zu unterschätzen.

00:02:46: Also wir haben über 300 Gläser, die jährlich kaputt gehen und das ist halt auch immer mit Kosten verbunden.

00:02:52: Ich sage jetzt mal, wir haben schon so tagtäglich so zwischen 30 und 40 offene Weine.

00:02:58: Total, also ich habe schon mal Lust, so ein Glass Tasting zu machen, so ist es nicht.

00:03:05: Also ich liebe ja unterschiedliche Veranstaltungsformen und ich habe schon Lust, so etwas zu machen.

00:03:10: Allerdings ist es bei mir in der Weinbank einfach nicht umsetzbar, dass ich sage, ich stelle da zehn verschiedene Gläser hin.

00:03:16: Auch wenn es dem Wein natürlich teilweise gerechter werden würde.

00:03:19: Also ich sage mal, ich habe so einen Deal mit den Mitgliedern.

00:03:23: Wenn sie den Wein aus dem Fach trinken, dann wollen wir auch gerne mitprobieren.

00:03:27: Ich finde immer an der Weinkarte erkennt man die Leidenschaft eines Tommeljes oder die Vorlieben.

00:03:34: Ich will so volle Abende haben und die Mitglieder Wein proben machen.

00:03:40: Und ich dann vorne am PC arbeite, kann es gut mal sein, dass ich dann da vorne mit sechs Gläsern sitze.

00:03:46: Weil ich halt überhaupt nicht zum Verkosten komme.

00:03:48: Deutschland klar ist immer noch unser Steckenpferd.

00:03:51: Wir sind wahnsinnig Jahrgangstief aufgestellt.

00:03:55: Ich glaube, der älteste, ja gut, ich habe der älteste Rieslingenjahrgang trocken, den ich auf der Karte habe.

00:04:01: Große Gewächse, wirklich von namenhaften Winzer formulieren, dass man so rum ist.

00:04:05: 96 Kirchenstück von Bückling Wolf.

00:04:08: Und da sind wir halt echt breit aufgestellt, dass wir viele

00:04:14: Winzer, Lagen, Jahrgangstief einfach da haben.

00:04:19: Also bei uns kann man wahnsinnig viele Vertikalen trinken, wenn man das wirklich möchte.

00:04:23: Wenn ich Vertikalen mache, beispielsweise habe ich jetzt in den Sommerferien.

00:04:30: Gehen wir immer auf eine Viertageswoche, da mache ich noch zusätzlich den Samstag zu.

00:04:34: Dafür pflege ich eine neue Veranstaltungssreihe in den fünf Wochen immer ein.

00:04:39: Den nennt sich Wine Summer und da präsente ich immer so kleine Mini-Vertikalen.

00:04:45: Und das wird halt wahnsinnig gut angenommen, so dass es eher so ist, dass die Mitglieder

00:04:49: Lust haben, dann so eine Vertikale von mir moderiert zu trinken, als sie selbstständig

00:04:55: von der Karte zu bestellen.

00:04:56: Da passen halt wunderbar zwölf Personen rein und ich finde

00:05:00: 12 Personen ist die perfekte Größe für eine Flasche Wein, weil man dann wirklich so ein

00:05:06: bisschen auch konzentriert durchverkosten kann und man auch viele Weine miteinander verkosten kann.

00:05:12: Also ich muss zugeben, junge Weine gebe ich gerne die Karaffe und bei gereiften

00:05:20: Wein tue ich mich persönlich immer schwer. Das entscheide ich immer nachdem ich einen

00:05:23: ersten Schluck probiert habe. Da könnte ich niemals pauschal sagen, den musst du auf jeden Fall

00:05:27: in die Karaffe geben, sondern immer erst probieren und dann entscheiden. Aber was total schön ist,

00:05:33: die sitzen halt alle an einem Tisch. Es ist völlig egal, wie alt man ist. Es geht halt da

00:05:38: einfach wirklich um den Weingenuss. Bei uns steht der Wein ganz klar im Vordergrund und wenn du

00:05:43: Wein affin bist und lustig über Wein zu unterhalten, dann bist du bei uns halt goldrichtig. Du

00:05:48: musst dich überhaupt nicht mit Wein auskennen. Ich meine, ich lerne auch noch tagtäglich von

00:05:52: mir mit wie dann dazu. Das ist halt einfach wahnsinnig schön, dass wir uns halt einfach

00:05:57: alle gegenseitig was beibringen. Wein ist halt auch wahnsinnig gesellig und das verbindet

00:06:04: halt miteinander und so kommen sie halt alle ins Gespräch. Da leg ich dann immer drei Themen fest.

00:06:10: Da gibt es zu jedem Thema so 10 bis 15 Fragen und da ist es halt so lustig. Also nicht nur die

00:06:16: richtige Antwort gewinnt, sondern halt auch die kreativste. Also wenn man wirklich konzentriert

00:06:23: verkostet, finde ich unseren Tasting Room halt echt perfekt, weil es ist halt ein neutraler Raum.

00:06:28: Du wirst nicht abgelenkt von irgendwas und du hast keine Fremdgerüche. Das heißt eigentlich,

00:06:32: es ist ein Raum, der perfekt abgestimmt ist auf das Wein trinken und auf das Einlassen auf den

00:06:37: Wein. Also du brauchst schon einen Raum, wo du A. deine Ruhe hast, B. ein gleichbleibendes Licht

00:06:43: hast, damit du halt auch nicht abgelenkt wirst. Klar, ich sage jetzt mal schon, bei uns könnt

00:06:48: es ab und zu heller sein, damit du dann die Farbe vom Wein besser erkennen kannst. Aber das ist dann

00:06:53: meckern auf hohem Niveau. Ansonsten finde ich das schon vom Trinken her, vom Ablenken her und so

00:06:58: weiter bei uns echt super oder optimal auch einfach um Weinverkostung zu machen, um konzentriert

00:07:04: Weinverkostung zu machen. Wenn man jetzt wirklich mit Freunden da ist, ob ich jetzt, also ob man jetzt

00:07:11: mit Freunden eine Flasche Wein trinken möchte, sich gar nicht unbedingt über den Wein unterhalten

00:07:14: möchte, da finde ich beispielsweise auch Locations direkt in der Sonne. Also wenn wenn im Sommer die

00:07:20: Sonne scheint und es warm ist, würde ich auch nicht unbedingt zu mir in die Weinbank runterkommen.

00:07:25: Für mich ist es wahnsinnig faszinierend, wie vielschächtig die Weinwelt ist, wie vielschächtig die

00:07:33: Aromen sind, das Terroir. Und das komplette Gespräch findet ihr ab morgen bei Sommli. Die

00:07:40: interessantesten Weinkeller unserer Zeit auf dieser Plattform oder überall wo es Podcast gibt.

00:07:45: Und wenn man bei mir runter geht, du gehst halt diese Treppe runter und dann hast du halt kein

00:07:51: Tageslicht, dann bist du wie in so einer ganz anderen Welt. Bei mir ist es halt so, wenn die Leute kommen,

00:07:56: von der gestrefften Arbeit, die sind bei mir schon gleich fünf Stufen ruhiger.

00:08:00: Diese Ausgabe Sommli, die interessantesten Weinkeller unserer Zeit, wird unterstützt von

00:08:06: den Weingütern Rudolf May in Rettstadt im Frankischen, dem Weingut Markovic im Kanonbrum in

00:08:11: Österreich und Josef Troha im Begrund, sowie von unserem Partner, der Schlumberger Gruppe.

00:08:17: Vielen lieben Dank dafür. Wenn du wirklich mit Freunden einfach nur was trinken möchtest und

00:08:23: nicht Wein verkosten möchtest, würde ich eher in die Sonne gehen. Und ich aber sage, ich möchte

00:08:27: Wein verkosten und den Wein besser verstehen, finde ich es halt bei mir unten total gut. Es ist

00:08:32: halt immer so ein bisschen die Sache, was möchte man. Für eine Weinverkostung zu uns, für einfach so

00:08:36: in der Sonne ein Wein schlürfen, ist man bei uns halt am Fehlern Platz. Aber was ich halt total

00:08:42: schön finde, und das schätze ich sehr, ist, dass sie mit Lieder 24/7 Zugang haben. Wir kennen es alle,

00:08:48: wir sitzen in einem Restaurant, wir haben eine unfassbar schöne, ich will grad sagen, Community

00:08:53: untereinander. Also wir sind mit den richtigen Menschen da, wir haben ganz tolle Gespräche miteinander.

00:08:58: Man hat noch nur Lust, eine Flasche Wein zu trinken, die Kellner im Restaurant machen,

00:09:02: aber schon Druck, weil die Feierabend machen möchten. Ja, trinkt ruhig in Ruhe aus, wir würden

00:09:06: aber gern schon abkassieren, da fühlt man sich halt dann auch unwohl. Und dann kann man aber sagen,

00:09:12: ja, dann kann man aber sagen, hey, ich habe ein Fach in der Weinbank, kommen lass uns da hingehen,

00:09:16: da können wir noch in Ruhe eine Flasche Wein trinken. So, bei uns ist es halt so, es ist mir

00:09:20: völlig egal, ob noch drei oder vier Tische da sitzen oder nicht, ich gehe. Und das liebe ich halt.

00:09:26: So die Gäste oder meine Mitglieder haben keinen Stress, dass sie gehen müssen. Ich habe keinen

00:09:31: Stress, dass ich auf die Mitglieder unbedingt warten muss. Und das ist ein ganz, ganz anderes

00:09:35: Miteinander. Natürlich ist es so, dass ich sage, hey, darf ich euch schon abkassieren. Aber selbst

00:09:39: wenn ich Abrechnung gemacht habe und noch da bin und die Mitglieder sagen, Boah, Katarina,

00:09:43: ich möchte unbedingt noch den Wein haben, dann gebe ich die in den Raus und sage den halt einfach,

00:09:47: hey, schreib ihn einfach auf. So, dann haben wir da so ein Papierzettel, wo sie dann ihre Fachnummer

00:09:52: aufschreiben, den Wein aufschreiben. Und dann durch ist halt nächsten Tag nach. Also bei uns ist

00:09:57: wahnsinnig viel auf Vertrauensbasis.