Die interessantesten Weinkellner unserer Zeit
00:00:00: Hi, ich bin Leon, Küchenschiff im Restaurant Tim Rau und mittlerweile auch schon seit über 10 Jahren mit dabei.
00:00:18: 2015 habe ich mir eine Ausbildung im Restaurant Tim Rau angefangen und da lerne ich natürlich auch Raphael relativ schnell kennen.
00:00:25: Ich denke er müsste damals noch Komi oder Demichiff Drang gewesen sein, hatte aber schon zu seiner Zeit eine große Leidenschaft für Wein.
00:00:32: Hat allerdings noch ein paar Jahre gedauert bis wir enger zueinander gefunden haben.
00:00:37: Als ich dann mit den Jahren einige Positionen der Küche aufgestiegen bin, intensivierte sich somit nicht nur unsere Zusammenarbeit, sondern es baute sich auch eine Freundschaft zwischen uns auf.
00:00:47: Was ich an Raphael schätze, dass sie sich nicht nur unheimlich viel Zeit für unsere Gäste nimmt und auf diese besonders gut eingehen kann, sondern nimmt sie auch einfach viel Zeit für seine Kollegen und seine Kolleginnen.
00:00:58: Wenn wir mal Thema zum Fragen Wein haben oder Thema zum Fragen Gastkontakt oder rund um das Thema Restaurant, was wir in der Küche manchmal auch einfach nicht so mitbekommen.
00:01:10: Oder wir fragen ihn halt auch immer nach einer Empfehlung, wenn wir ein Wein brauchen für zu Hause, für einen Sonntagmittag, Sonntagabend.
00:01:17: Dabei trifft er einfach immer den richtigen Nerv und den richtigen Geschmack und gerade bei mir finde ich immer sehr beeindruckend.
00:01:23: Er weiß immer ganz genau mittlerweile, was mir gut schmeckt und woran ich Spaß habe.
00:01:28: Es ist mal was Klassisches, es ist mal was Verrücktes oder Spannendes.
00:01:31: Ich finde eine Empfehlung von Raphael machen einfach immer und fast bei viel Spaß zu trinken.
00:01:35: Es macht es natürlich mit ihm zusammen, guten Wein zu trinken und dabei was sehr Gutes zu essen.
00:01:43: Sei es irgendwie im Restaurant, wenn wir mal zusammen essen gehen.
00:01:46: Oder sei es bei einem privaten Event, wenn wir zu Hause kochen, ich bringe ein bisschen was zu essen mit.
00:01:51: Raphael bringt Wein mit und dabei tauschen wir uns einfach über den Genuss beim Essen und Trinken aus.
00:01:57: Diese Austauschen ist nicht immer nur informativ, sondern macht auch einfach unheimlich viel Spaß.
00:02:02: Gerade weil wir einfach eine ganz ähnliche Vorstellung von neben haben, was Gutes und was uns einfach Spaß macht.
00:02:09: Ähnlich ist das bei der Arbeit im Restaurant zwischen der Küche und dem Service.
00:02:13: Wenn wir zum Beispiel in der Küche neue Gerichte kreieren, weiß er eigentlich immer ziemlich schnell,
00:02:18: welcher Wein dazu passen könnte.
00:02:20: Er hat irgendwie immer so zwei, drei Sachen, die er dann mitbringt zum Probeessen.
00:02:24: Er hat aber glaube ich immer schon eine ziemlich direkte Vorstellung, wie der Wein zum Essen passen soll
00:02:30: und wie er miteinander harmonieren soll.
00:02:33: Und ich versuche ihn aber auch immer so ein bisschen in den Prozess mit einzubinden,
00:02:36: nämlich immer einen Löffel von der neuen Soße gebe, oder einfach andere Komponenten,
00:02:40: sodass er schon mal eine Idee hat, in welche Richtung es geben soll.
00:02:43: Ich habe mal ganz davon abgesehen, dass Raphael nicht nur ein großartiger Gastgeber und Sommelier ist,
00:02:47: ist dann mit den Jahren auch einfach ein guter Freund geworden.
00:02:50: Genau gesagt, irgendwie ein Sportsfreund, denn wir teilen neben der Leidenschaft zur Gastronomie auch das Hobby des Laufens.
00:02:56: Gehen wir hin und wieder mal gemeinsam joggen und bestreiten mal mehr, mal weniger ambitionierte Wettkämpfe,
00:03:02: sei es in 10 Kilometern laufen, halbmarathon oder ein ganzer Marathon.
00:03:07: Ja, dabei versuchen wir uns gegenseitig immer so ein bisschen zu motivieren, uns Richtung Zielinie zu pushen.
00:03:13: Und während des Laufens kommt dann aber immer wieder das Thema des Genusses auf
00:03:19: und wir überlegen uns, womit wir uns nach dem nächsten langen Lauf kulinarisch belohnen können.
00:03:24: Ganz viel Spaß beim Zuhören.
00:03:48: Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Sommelier, die interessantesten Weinkähler unserer Zeit.
00:03:54: Wir sind dank unseres heutigen Gastes in der Bundeshauptstadt in Berlin und einem der,
00:03:58: ich denke, bekanntesten Restaurants Deutschlands und dass es nicht despektilig gemeint einer der bunten Hunde der Kochwelt ist.
00:04:04: Tim Rauer, im Restaurant Tim Rauer.
00:04:06: Und daneben zu bestehen, also neben diesem Charakterkopf Tim Rauer, dafür braucht man Charakter und das hat er.
00:04:12: Ich freue mich auf Raphael Reichert, den Sommelier des Restaurants Tim Rauer.
00:04:17: Ich finde es großartig ist, seit zwölf Jahren in dem Restaurant und hat sich dank seiner Kompetenz,
00:04:23: seiner Leidenschaft, seiner Beständigkeit zum Chef Sommelier hochgearbeitet.
00:04:26: Und er hat Charakter.
00:04:28: Und das merkt man eigentlich schon fast beim ersten Wort.
00:04:30: Es ist nicht nur die Stimme, die ein fast erstarren lässt, es ist nicht nur die Geradlinigkeit in der Wortführung.
00:04:35: Es ist die Substanz, die vielen kleinen Nuancen, die zwischen den Sätzen fallen und die unfassbar viel tiefsten haben.
00:04:43: Deswegen hat es so viel Spaß gemacht mit Raphael, der nun nebenbei bemerkt,
00:04:47: Vice-Präsident der Jury bei der World Best Sommelier Selection war, zu sprechen.
00:04:52: Ihn zu fordern, manchmal ein bisschen zu provozieren, mit ihm zu lachen und zu erfahren, wie er die Welt des Weines sieht.
00:05:00: Und bevor wir gleich ins Gespräch einsteigen, habe ich noch ein Hinweis in eigener Sache.
00:05:04: Nicht wenige von euch, die den Podcast regelmäßig hören, wissen natürlich,
00:05:08: dass wir immer diese kleinen Werbeeinblendungen haben, die ihr fast ein eigener Podcast sind,
00:05:12: die immer fünf Minuten dauern, wo wir versuchen, Weine und Produzenten aus der Schlumbergergruppe zu präsentieren, darzustellen,
00:05:19: um wenig zu erklären, auch ein bisschen Wismitt auf dem Weg zu geben.
00:05:22: Und wir haben nicht wenige Zuschriften, Anregungen, einfach die Bitte erhalten, das ein wenig ausführlicher zu gestalten.
00:05:29: Also über die Weingüte, über die Produzenten, über die besonderen Weine der Schlumbergergruppe zu reden.
00:05:34: Und deswegen gibt es ein neues Podcast-Format.
00:05:37: Und das schon bald. Am 2. September gibt es die erste Folge von "Sommelier und Tour".
00:05:43: Und im Rahmen dieses Podcast präsentieren wir Produzenten aus der Schlumbergergruppe.
00:05:47: Wir beginnen mit der Säckkehlerei Schlumberger aus Wien am Dienstag und dann immer wieder Dienstags eine neue Folge.
00:05:56: Es ist ein bisschen anders als bei diesem Podcast. Wir wollten das Format ein wenig komprimieren,
00:06:00: also keinen drei, vier Stunden Format machen, sondern eine Stunde, manchmal eine halbe Stunde
00:06:05: und teilen einem Weingut auf auf zwei Wochen.
00:06:08: Es gibt in der ersten Woche eine kleine Vorstellungsrunde, eine etwas kürzere Folge, manchmal geht die, ja wie gesagt, 30 Minuten.
00:06:14: Jetzt in dem Fall ist es direkt ein bisschen länger geworden, also wir sind bei 50 Minuten.
00:06:18: Und in der Woche danach gibt es eine etwas intensivere Vorstellung des Weingutes der Produzenten.
00:06:23: Also ich würde mich freuen, wenn ihr dabei seid, wenn ihr mal rein hört.
00:06:26: Ab Dienstag überall, wo es Podcast gibt, also bei Apple Podcast, bei Spotify, bei Deezer, bei RTL Plus, bei YouTube.
00:06:33: Wenn ihr Freude beim hören habt und mir vielleicht ein teils Feedback gebt.
00:06:36: Vielen Dank dafür, weil wir gerade beim Danke sind, auch ein großes Dankeschön an die Schlumberger-Gruppe.
00:06:41: Mit den Handelshäusern Segnetz, Konzio Vini, Schlumberger und der Privatkundenportal Brema war ein Kollekt dafür,
00:06:48: dass sie dieses Projekt unterstützen, begleiten und auch wirtschaftlich fundieren.
00:06:53: Denn danke Ihnen, ist er heute hier.
00:06:55: Herzlich willkommen, lieber Raphael Reichardt!
00:07:00: Ich habe mich bei dir echt gewundert, ich bin geboren in Heidelberg.
00:07:04: Und dann aber die Ausbildung im Travelsharm, also im Kurhaus in Bins hat die Ostseeurlauben Wurz verhaftet?
00:07:11: Oder wie kommen wir nach Bins?
00:07:13: Tatsächlich überhaupt keinen Bezug zur Ostsee gehabt.
00:07:17: Ich bin kurz vor der Wende in Heidelberg geboren und meine Eltern sind nach der Wende einfach mit mir als damals noch einzig im Kind
00:07:26: in den Osten nach ein Stückchen außerhalb von Berlin nach Brandenburg gekommen,
00:07:32: mit der Aussicht dort beruflich fortfahren zu können als gut ausgebildete Mediziner im Westen.
00:07:39: Und dann bin ich in Rand Berlin aufgewachsen und bin damit eigentlich in meiner ganzen Genese,
00:07:46: auch wenn das die echten Berliner nicht gerne hören, eigentlich Berliner,
00:07:50: habe dann in Berlin irgendwie alle wichtigen Entwicklungen eines Kindes und Jugendlichen durchgemacht
00:07:56: und bin dann tatsächlich nach dem Abitur, nachdem in Berlin irgendwie von der Ausbildung nichts so richtig gepasst hat, weggegangen.
00:08:05: Und dann war Rügen bzw. Travelsharm eine gute Idee über einen entfernten Kontakt, der gesagt hat, du, dann geh doch weg.
00:08:14: Das war damals die beste Idee, auszuziehen, alleine zu stehen und Rügen war auch schön, aber tatsächlich eine Zufallsgeburt.
00:08:21: Ist ja witzig, berührt natürlich meinen Herz, weil ich im Binz aufgewachsen bin und der Kurplatz sozusagen meine Kindheit und Jugend war,
00:08:29: wie uns da regelmäßig irgendwie getroffen haben und ich da meine intensiven ersten Alkoholkontakte hatte,
00:08:34: was nicht unbedingt rumreich ist, aber daher habe ich ein ewig eingebranntes Bild vom Kurhaus.
00:08:40: Wow, ich habe die Erinnerungen, habe ich natürlich auch an Exzesse auf dem Kurplatz, aber grundsätzlich hatte ich,
00:08:50: bevor ich zum Bewerbungsgespräch mit einem Zug sehr lange übers Land in Mecklenburg-Vorpommern gefahren bin,
00:08:57: keinerlei Bezug zu diesem Ort und wusste irgendwie auch nur theoretisch, dass es diesen Ort gibt.
00:09:03: Und habe dann dreieinhalb Jahre dort eine gute Zeit gehabt, aber doch Berlin auch immer wieder sehr vermisst ehrlicherweise.
00:09:09: Das glaube ich, weil du ja da wirklich, ich meine, du hast viele Leute drum herum, aber es ist ein Dorf.
00:09:13: Eigentlich ist nichts anderes als ein Dorf.
00:09:15: Es ist im Sommer ein sehr volles Dorf und man hat keine Zeit, weil man da oben, also zumindest zu meinen Ausbildungszeiten,
00:09:22: noch viele Stunden, viele Tage wenig frei gearbeitet hat und man im Sommer von der Schönheit relativ wenig hat
00:09:29: und im Winter besteht der Ort halt nur noch aus Gastronomen, die sich Langweilen und Überstunden abbauen
00:09:35: und man dann im Bistro Cappuccino hängt und abends Pizza ist und fast Bier trinkt
00:09:41: und viel mehr gab es nicht zu tun und im Sommer für die schönen Seiten der Insel hatte ich wenig Zeit.
00:09:47: Ist das aber nicht witzig, dass niemand es wirklich geschafft hat, dort eine kultige Weinkultur in irgendeiner Form zu etablieren.
00:09:55: Gut, es gibt das Monte Vino, es gab Stefanie Döhring und mit dem Weinlade, die haben es relativ cool geschafft,
00:10:02: aber eigentlich ist der Ort doch irgendwie präsigniert, dass man da eine richtig absolute Smucks gab es mal,
00:10:07: aber eine richtig absolute coole Weinbarheit mit Champagner rauf und runter.
00:10:12: Gab es eigentlich nie wirklich, oder?
00:10:14: Man hat halt, glaube ich, im Gegensatz zu Sylt, die ja nun sozusagen immer wieder das Vergleichspondent sind,
00:10:20: einfach es nie geschafft, diese Kaufkraft dahin zu locken
00:10:25: und ich habe 2009 angefangen zu lernen und hatte während meiner Ausbildungszeit immer wieder Gäste
00:10:31: aus den sogenannten alten Bundesländern, die mir gesagt haben, na wir sind jetzt zum ersten Mal hier im Osten
00:10:36: und na wir sind ja überrascht, hier ist es ja doch schöner und die Leute sind wirklich netter als wir dachten
00:10:41: und das war über 20 Jahre nach der Wende
00:10:46: und ich glaube, dass da einfach noch viel viel viel Zeit vergeht, bis sich das etabliert hat
00:10:51: und dass dann die Menschen, die kommen und sagen, na die ist ja nicht Sylt, wir gehen nach Rügen,
00:10:56: die etablieren sowas nicht, die kommen dahin und erwarten, ich kann genauso shoppen, essen, trinken, machen, tun,
00:11:03: kommen dahin und sehen, es gibt die Infrastruktur nicht und sagen sich dann im Jahr drauf, na ja gut, dann halt doch wieder Sylt
00:11:09: und daran krank, glaube ich, das System damals schon bis heute
00:11:13: und man hat das irgendwie verpasst.
00:11:15: Weil ich total schade finde, weil das Umfeld eigentlich so wunderschön ist,
00:11:18: man kann eben außer Baden am Strand hängen so viel Natur eigentlich genießen.
00:11:22: Bist du mal von der Mauer gesprungen?
00:11:24: Von welcher Mauer?
00:11:26: Beim Kurplatz, da gibt es ja eine Mauer oben, das war für uns so siemte, achte Klasse, war das so
00:11:31: das crazy Ding, dass wir oben von der Mauer gesprungen, ich glaube es sind vier oder fünf Meter hoch,
00:11:35: also es ist wirklich mega bescheuert da runter zu springen, aber mit genügend...
00:11:39: In den Sand?
00:11:40: Leichtsinnigkeit und ja in den Sand runter.
00:11:42: Da ist der weich gefallener, ich hatte sich eigentlich nie jemand irgendwie Knochen gebrochen,
00:11:46: aber das war dann unsere Winterbeschäftigung von der Mauer, jeder einmal irgendwie.
00:11:50: Das tatsächlich nicht, ich bin von der Seebrücke gesprungen
00:11:53: und das war für mich schon Mutrobe genug, also das hat gereicht.
00:11:58: Also niemanden bitte anregen nachzumachen, das war, wenn ich da heutzutage mit meinen 50 Jahren da oben stehe,
00:12:04: denke ich, ey wie bescheid warst du damals?
00:12:06: Was war da in der Luft, dass wir so was Krankes gemacht haben?
00:12:10: Erinnere ich mich dran, war damals noch wilde Zeit, aber was ich total interessant bei dir auch fand
00:12:17: und wo ich finde, dass das als Sommelier viel zu wenig Beachtung findet,
00:12:23: du hast ja eine Ausbildung als Barkeeper auch gemacht.
00:12:26: Genau, ich habe ganz klassisch Hotelfachmann tatsächlich gelernt
00:12:31: und habe in den ersten Wochen meiner Ausbildung relativ schnell gemerkt,
00:12:35: dass alles, was dieses Vorwort Hotel hat, vielleicht außer Hoteldirektor irgendwann,
00:12:40: weil ich immer davon geträumt habe, mit einem sehr teuren Anzug über die Gänge zu gleiten,
00:12:45: das ganze Personal zu kennen und die Stammgäste begrüßen zu dürfen,
00:12:50: hat irgendwie alles andere mir ich überhaupt nicht erfüllt und mir keinen Spaß gemacht.
00:12:55: Alles was Zimmer verkaufen, Zimmer reinigen, Marketing und so weiter war, war nie mein Ding,
00:13:00: aber alles was mit Kulinarik und Gastronomie zu tun hat, war voll mein Ding
00:13:05: und da war dann trotzdem mit Anfang 20 der Frühstücksdienst mit den Zeiten einfach schon allein deshalb nicht so mein Ding,
00:13:14: aber abends, wenn man dann wach wurde, ab 9.30 Uhr in einer vollen Bar zu stehen,
00:13:19: das war schon zu Ausbildungszeiten irgendwie cool
00:13:22: und dann hat sich das irgendwie ergeben, dass wir bartechnisch personell knapp waren
00:13:27: und ich konnte schon in den Ausläufern meiner noch Ausbildung die Bar leitenderweise mit übernehmen
00:13:33: und habe dann einfach, als die Ausbildung fertig war, gesagt, dann machst du das jetzt professionell
00:13:38: und habe ein Barschein gemacht und dann im Zuge dessen da die Bar übernommen
00:13:43: und habe da das erste Mal lange vorm Wein gelernt, mich mit Getränken auseinanderzusetzen,
00:13:49: Sensorik zu schulen und zu sehen, dass Trinken und Alkohol nicht nur für Kopfschmerzen am nächsten Morgen gut ist.
00:13:56: Und was ist für dich so die große Herausforderung da wirklich die Klassiker zu leben?
00:14:00: Also man hätten die Killer Sunrise, was auch immer, Pinacolada und das in Perfektion auszuleben
00:14:07: oder da neue Kreation dem ganzen einen Stempel aufzudrücken.
00:14:11: Gibt es da eine Philosophie? Also was ist davon auch übriggeblieben in deiner jetzigen Tätigkeit?
00:14:15: Naja, das Witzige ist, dass damals auf Rügen war, wie gesagt, 2010/11 auf Rügen.
00:14:23: Sprechen wir nicht von der Bar-Szene oder Bar-Affinen-Konnessören wie heute in Berlin Mitte,
00:14:30: sondern wir sprechen von Menschen, die da Urlaub machen
00:14:33: und die man in den meisten Fällen mit einer großen Ananas-Dekoration eher überzeugen konnte
00:14:38: als mit einem perfekt gemixten, trockenen Drink.
00:14:42: Von daher habe ich relativ schnell dar gelernt, du musst gar nicht so viel machen,
00:14:47: du musst nur eine gute Geschichte erzählen und das reicht für die meisten schon.
00:14:50: Und das hat da funktioniert und ich habe damals viel kreativ gearbeitet, würde man wahrscheinlich euphemistisch sagen,
00:14:58: aber realistischerweise habe ich mich einfach ausprobiert, hatte da die Möglichkeiten,
00:15:02: hatte einen ganz guten Baukasten an Spirituosen, Säften, Sirupen, Likern und so weiter
00:15:07: und habe einfach probiert und das was die Leute mögen mochten war gut
00:15:10: und das was sie nicht mochten habe ich halt irgendwie nicht in Rechnung gestellt
00:15:14: und das war toll, das war gut, weil ich dort frei arbeiten konnte.
00:15:18: Heutzutage würde ich das wahrscheinlich, wenn es ein Mitarbeiter von mir wäre,
00:15:23: etwas anders betrachten von außen, für mich damals war es aber perfekt und geblieben.
00:15:29: Bis jetzt in meine Tätigkeit heute ist, dass ich das Handwerk mal gelernt habe,
00:15:33: dass ich gelernt habe wie ein Cocktail funktioniert
00:15:36: und dass ich und das überrascht meine lieben Kolleginnen und Kollegen immer wieder
00:15:41: an einem Samstagabend, wenn die letzten Gäste im Gehen befindlich sind,
00:15:45: einfach irgendwie noch mal einen Shaker von hinten holen
00:15:48: und aus dem Steg greifen Negroni machen kann
00:15:50: und da kriege ich doch manchmal verwunderte Blicke, woher kannst du so was
00:15:54: und es hat mir nie geschadet, aber in meiner jetzigen Tätigkeit
00:15:58: brauche ich es nicht, weil wir es bei uns im Restaurant nicht servieren,
00:16:01: weil wir einfach keinen Personal dafür haben
00:16:03: und wenn du Drinks anbietest, dann musst du halt auch Drinks anbieten,
00:16:07: die eine gleichbleibende Qualität haben
00:16:09: und wenn du dann sagst, na heute ist aber Stefan nicht da,
00:16:12: deswegen gibt es nur schlechte Negronis, das funktioniert auf unserem Niveau dann halt auch nicht.
00:16:16: Was macht einen guten Drink aus? Also was muss derjenige können, der eben da sein muss,
00:16:21: damit das klar die gleichbleibende Qualität, aber was macht ein Cocktail aus?
00:16:26: Wie setzt man den zusammen oder wie gestaltet man den?
00:16:30: Was ist dabei wichtig?
00:16:31: Mir ist extrem wichtig, dass es eine Balance hat.
00:16:34: Das gilt im Übrigen auch, wenn wir später Richtung eigentlichem Thema Wein kommen,
00:16:39: da ja genauso, aber ich will keinen Drink haben, der nur sauer ist
00:16:43: und auch wenn ich ein Sauer trinke, ich möchte nichts haben,
00:16:46: was nur Säure besteht oder ich möchte, dass eine Pinacolada nicht nur süß ist.
00:16:50: Die Balance ist wichtig und ich glaube, um diese Balance zu finden,
00:16:53: zu erkennen und beim Drink zu kreieren, brauchst du eine gewisse kulinarische,
00:16:58: sensorische Kompetenz und die muss man einfach schulen und lernen
00:17:02: und dann ist es perfekt und ein Negroni besteht in der Theorie aus drei sehr einfachen Zutaten,
00:17:07: aber wenn wir 100 Menschen einen Negroni selbst mit den drei exakt selben Zutaten machen lassen,
00:17:12: sind trotzdem wahrscheinlich nur fünf gut, weil einfach das Verhältnis dann im Zweifelsfall den Unterschied macht
00:17:19: und das macht, glaube ich, den guten bis sehr guten Barmann aus im Unterschied zu jemanden,
00:17:24: der einfach nur einen Rezeptbuch befolgt und sagt, aber hier steht doch 4Cl.
00:17:27: Auch wenn ich mit Rezeptarbeiter schmecke, sind diese Negroni unterschiedlich?
00:17:31: Ich würde behaupten, dass man diesen kleinen Touch merkt
00:17:37: und es gibt diese Kleinigkeit, wo du den Drink nachprobierst und den Löffel reinhältst
00:17:43: und merkst, so ein Müh mehr muss noch, weil er ist einfach noch nicht perfekt auf den Punkt
00:17:48: und diesen Punkt erreichst du nicht, wenn du einfach nur einen Buch befolgt.
00:17:53: Es gab in Berlin mal eine Bar, die mich sehr beeindruckt hat am Rosenthaler Platz,
00:18:00: die jeden Drink gemixt haben ohne Eis, alle Zutaten vermischt haben
00:18:06: und dann mit einem sehr, sehr kleinen Löffel der Barmann den Drink probiert hat, nachjustiert hat,
00:18:12: noch mal probiert hat und wenn er perfekt war, ihn dann geshaked und in den Glas gemacht hat.
00:18:18: Die hatten so 12, 13 Sinsinsplätze, nur aus dem Zweifelsfall eine Viertelstunde auf den Drink gewartet oder länger,
00:18:24: aber das, was die Jungs und Mädels da gemacht haben, war jeder Drink war die pure Perfektion.
00:18:30: Und das schmeckt man?
00:18:33: Das hat mich, so was beeindruckt mich, dieses fast schon pedantisch-perfektionistische und das ist cool.
00:18:43: Ich finde bei uns und wenn wir sagen, wir machen Drinks, dann muss das genau auf dem Niveau persieren,
00:18:49: weil alles andere, was wir bei uns im Restaurant machen, hat auch diesen Anspruch
00:18:53: und wenn du das dann bei einem Teil nachlässt, dann bist du dir selber einfach nicht mehr treu.
00:18:59: Das ist beim Wein genauso. Also, dass die Weine genauso selektiert werden von dir, von euch selektiert werden,
00:19:05: wie du die Drinks betrachtest, dass du sagst, ich habe nur und zu 100% absolute perfekte Weine auf der Karte
00:19:12: und jeder ist im absoluten Pick seiner Trinkphase und kann nicht mit bestem Gewissen servieren
00:19:20: oder ist es da, wer die Weinkarte mit 1200 Positionen so umfangreich ist, manchmal so,
00:19:25: dass man halt damit spielen muss, manche halt auch trotzdem ein bisschen liegen lassen muss und so weiter.
00:19:31: Das ist natürlich eine ausgesprochen gut gestellte, provokante Frage an der Stelle
00:19:36: und mir ist das Wort "perfekt Trinkreif" natürlich nicht entgangen.
00:19:41: Es ist glaube ich so, dass wenn wir beide uns zu zweit, die wir uns beide mit Wein beschäftigen,
00:19:47: schon unterhalten, welcher Wein ist wann perfekt Trinkreif,
00:19:50: werden wir uns nicht einig werden und wenn wir uns über den perfekten Wein unterhalten,
00:19:54: werden wir uns wahrscheinlich auch zumindest unterschiedlich Ansichten haben
00:19:58: und das bei 50 Gästen in fünf Servissen die Woche auf ein Monat aufs Jahr
00:20:03: ist natürlich eine große Anzahl und große Spielbreite.
00:20:06: Ich möchte schon von den Sachen, die ich habe überzeugt sein
00:20:11: und was ich tue ist jede Flasche, die ich serviere, insbesondere die Sachen,
00:20:15: die wir in der Begleitung oder offen Glasweise servieren, kosten und schauen,
00:20:20: ob der Wein so ist, wie ich ihn mir vorstelle
00:20:23: und ob Wein, den wir jetzt aufmachen aus einem 22er-Jahrgang,
00:20:28: der noch jung ist, der frisch ist, der vielleicht noch ein bisschen vibrierend ist,
00:20:32: ob der nun Trinkreif ist oder in acht Jahren besser wäre,
00:20:35: ist da in dem Fall ja nicht unbedingt die Fragestellung.
00:20:39: Aber ich möchte sicher gehen, dass die Flasche, die ich öffne per se in perfektem Zustand ist,
00:20:44: für das, was es ist und das tun wir tatsächlich bei jeder Flasche.
00:20:48: Und ich möchte, dass das, was ich serviere, mich überzeugt
00:20:52: und ich sage, das ist jetzt in der Sekunde perfekt genossen zu werden.
00:20:56: Auch wenn es Gäste gibt, die das dann anders sehen und sagen,
00:20:59: es ist zu jung, es ist zu reif, es ist zu warm, es ist zu kalt,
00:21:02: dann wird man sich irgendwie einig.
00:21:04: Aber ich muss davon überzeugt sein, wir müssen davon überzeugt sein,
00:21:07: sonst funktioniert es natürlich nicht.
00:21:09: Ich glaube, es kann man bei verschiedenen Gebieten, bei verschiedenen Rebsorten
00:21:11: auch ganz gut prognostizieren, also von diesen über 1.000 Positionen,
00:21:14: die ihr auf der Karte habt, gibt es wahrscheinlich gewisse klassische Sachen,
00:21:17: wo man sagen kann, okay, der ist jetzt fünf Jahre, zehn Jahre alt
00:21:20: und der hat genau dieses Trinkfenster.
00:21:23: Welche Rebsorten, welche Gebiete, welche Weine, welche Winzer überraschen dich immer wieder,
00:21:27: wo du sagst, ich habe eine Wundertüte und eigentlich weiß ich nicht, was ich aufmache?
00:21:31: Es ist ja so, dass auch da, um da nochmal ein Stück vorher einzugreifen,
00:21:38: der nicht jeder möchte, ja, wir können uns mit Sicherheit einig sein,
00:21:43: dass Mitte 90er Jahre Bordeaux von einem guten Haus jetzt ziemlich lecker schmecken wird.
00:21:48: Aber es gibt halt trotzdem auch viele Menschen, die wollen halt bewusst,
00:21:52: was sehr junges trinken oder sie möchten bewusst was sehr altes trinken
00:21:56: und dass auch da, glaube ich, der optimale Zeitpunkt sehr, sehr im Auge des Betrachters steht
00:22:01: und im Auge des Genießenden steht.
00:22:04: Mich persönlich überraschen tatsächlich häufig Sachen,
00:22:08: die, wir hatten mal eine Phase, da hatten wir 30 Jahre alten Weißen Bogunder,
00:22:14: der irgendwie eigentlich nur zu uns kam, damit die Palette voll ist
00:22:18: und die Idee war, wir schütten es einfach weg, weil der Wein ist tot
00:22:21: und es waren 60 Flaschen vermeintlich oxidierter Mörso
00:22:27: und wir haben gesagt, na gut, bevor wir jetzt 60 Flaschen Mörso,
00:22:30: wir einfach da haben, wegschütten, dann können wir wenigstens mal eine Spaßes halber probieren
00:22:35: und zur Not machen wir eine Soße draus
00:22:37: und von den 60 Flaschen waren 58 so geil, dass wir das Zeug einfach alles selber getrunken haben
00:22:42: und das kommt immer wieder vor und dann höre ich
00:22:46: und ich arbeite sehr, sehr gerne mit Reifenweinen
00:22:49: und ich höre jeden Abend von Gästen, die aussagen, was ein Weißer, der ist 8 Jahre alt,
00:22:53: der ist 10 Jahre alt, der ist 20 Jahre alt, das kann doch nicht mehr sein
00:22:57: und so was schmeckt noch
00:22:59: und ich finde gerade diese Idee,
00:23:03: das trockene Weißweine, die musst du jung trinken, die musst du frisch trinken
00:23:08: und vielleicht in unserer Bubble ist das nicht so, aber darüber hinaus halt schon
00:23:12: und dass man jetzt irgendwie gelernt hat, na ja, guten Riesling, großes Gewächs,
00:23:16: kann auch mit 5, 6 Jahren noch gut sein
00:23:18: und das verkauft sich von alleine auf der Karte
00:23:20: aber was ein Reifer Mörso, der mal 15, 20 Jahre alt ist,
00:23:26: das bestellen die Gäste schon deutlich zurückhaltender
00:23:29: als ein großes Gewächs aus dem Anfang der 10er Jahre.
00:23:32: Aber akzeptieren Sie es, wenn du es zum Beispiel glasweise ausschängst
00:23:35: und du damit begeisterst und versuchst das irgendwo zu vermitteln,
00:23:38: können Sie das dann greifen
00:23:40: oder sind die Aromen dann dermaßen artfremd geworden,
00:23:45: dass so dieses normale, ich finde halt ein Weißwein, der reif ist,
00:23:49: wirkt dann mehr wie ein Rotwein.
00:23:51: Das ist eine Geschmackstypizität von Aromen, Charakteristik,
00:23:54: von der gesamten Säurestruktur
00:23:57: und man muss die Gäste darauf immer ein bisschen einordenglasweise, geht das?
00:24:01: Bei uns ist es so, dass wir im Rahmen der Weinbegleitung
00:24:04: die Gäste halt bevor oder in der Sekunde, wo sie es bestellen,
00:24:07: darauf hinweisen, dass wir eine Begleitung servieren,
00:24:11: die aufs Essen eingeht und die von Gang zu Gang aufs Gericht eingeht
00:24:15: und dass wir uns eine gewisse Offenheit gegenüber Wein
00:24:18: und auch anderen Alkoholischen Getränken erbitten,
00:24:22: weil sonst weder der Gast noch derjenige, der es serviert,
00:24:26: Freude daran haben wird
00:24:28: und deswegen sind die Gäste entweder sehr, sehr offen
00:24:32: und freuen sich darüber, dass sie mal die Gelegenheit haben,
00:24:35: so was zu bekommen
00:24:37: und der andere Teil sind Menschen, die sehr, sehr unerfahren sind,
00:24:40: die die Weinkarte in die Hand bekommen, die vielen Seiten sehen
00:24:44: und sagen, oh Gott, ich weiß gar nicht, was ich machen soll,
00:24:46: da können sie einfach aussuchen
00:24:48: und dann geht es auf eine Weinbegleitung hinaus
00:24:50: und das sind häufig Menschen, die mit so was noch nie Kontakt hatten
00:24:53: und dann in so einer Euphorie des Moments
00:24:56: und in einer Begeisterungsfähigkeit sind,
00:25:00: dass wir sie an die Hand nehmen können
00:25:02: und sagen, guck mal, so was gibt es übrigens auch,
00:25:05: so was schmeckt so und so
00:25:07: und wir haben uns dabei das und das gedacht
00:25:09: und du die Menschen damit begeisterst,
00:25:11: weil sie einfach noch nie Kontakt damit hatten.
00:25:13: Und es gibt diesen kleinen oder manchmal auch größeren Schlag
00:25:18: von Menschen, die von sich glauben, denken, empfinden,
00:25:22: sie wären Weinkende
00:25:24: und sie möchten gerne bei uns trotzdem,
00:25:27: das heißt trotzdem, sie möchten die Begleitung trinken,
00:25:30: die aber nicht die Offenheit besitzen, das hinzunehmen,
00:25:33: was wir uns dabei gedacht haben,
00:25:35: weil sie eigentlich davon ausgehen,
00:25:37: die Weinbegleitung ist siebenmal ihr Lieblingswein,
00:25:40: nur mit einer lustigen Geschichte dazu erzählt.
00:25:42: Diese Menschen, da führt es häufig dazu,
00:25:45: dass man einfach nicht zusammenkommt
00:25:47: und jemand, der am liebsten Grauburgunner trocken
00:25:50: und einen kräftigen Syrat trinkt,
00:25:52: der wird bei uns in der Begleitung
00:25:54: nicht fünf trockene Grauburgunner
00:25:56: und zwei kräftige Syras serviert bekommen,
00:25:58: sondern halt im Zweifel siebenmal was anderes,
00:26:01: was ihm im Zweifel nicht entspricht oder gefällt.
00:26:03: Da haben wir schon das Problem
00:26:05: und da haben wir schon auch Berührungsängste
00:26:07: bis hin zu Kritik mit Weinen, die wir servieren,
00:26:11: weil der Gast einfach nicht versteht
00:26:13: oder nicht verstehen will oder nicht die Offenheit hat,
00:26:16: wo es irgendwie dann auch immer schade ist,
00:26:18: weil ich mir denke, du hast doch die Möglichkeit,
00:26:20: nach deinem Gusto zu wählen
00:26:22: und wir haben die Dinge, die du magst ja im Keller.
00:26:25: Und dann ist es uns beiden mehr geholfen,
00:26:28: aber von der Sache her,
00:26:30: grundsätzlich haben wir wenig Probleme.
00:26:34: Das ist interessant, weil ich glaube,
00:26:37: es ist letztlich nur ein Lernprozess.
00:26:39: Also, wie kann man das formulieren?
00:26:42: Den Glauben in die Vorauswahl
00:26:46: einer Geschmackssituation mussten oder sollten
00:26:51: oder konnten die Gäste ja bei Menü auch erst vor 20, 30 Jahren lernen,
00:26:55: als man noch eine Allerkartkarte nebenher hatte
00:26:58: und man sich das selber zusammenbasteln konnte.
00:27:00: Und ähnliche Situationen haben wir letztlich auch mit den Weinen Menüs,
00:27:03: dass der Gast auf der einen Seite
00:27:06: natürlich ein Mitsprache recht gerne haben will
00:27:09: und ganz viel Vertrauen braucht, um sich darauf einzulassen,
00:27:12: dass letztlich dann als Erfüllung dann zu nehmen
00:27:14: und auch als solches zu werden
00:27:16: und als vielleicht auch sogar Lerneffekt dabei zu werden.
00:27:18: Also, ich glaube, den Schritt müssen wir dann mehr
00:27:20: oder weniger mit den Gästen auch gehen.
00:27:22: Gibt es bei euch gar keine Variationsmöglichkeiten,
00:27:24: dass wenn ich sage, okay,
00:27:26: ich hätte aber gerne ein, zwei verschiedene Lugane eingebaut?
00:27:29: Is my way a highway bei euch?
00:27:32: Also, ehrlicherweise muss ich da relativ wenig sagen,
00:27:37: der Gast kommt
00:27:39: und der Gast möchte natürlich einen tollen Abend haben
00:27:41: und ich versuche schon, den Gast erstmal
00:27:43: von meiner Idee und meiner Konzeption zu überzeugen
00:27:47: und ich versuche dem Gast schon
00:27:49: erstmal zu vermitteln das
00:27:51: und vor allen Dingen, was wir uns dabei gedacht haben,
00:27:53: Dinge zu tun.
00:27:55: Ich habe aber trotzdem immer die Möglichkeit,
00:27:57: dem Gast das zu servieren,
00:27:59: was er gerne möchte,
00:28:01: einfach aufgrund dessen, dass ich so eine große Bandbreite
00:28:03: auch im Keller habe,
00:28:05: mit der ich spielen kann.
00:28:07: Aber was der Gast in der Situation ja möchte
00:28:10: und was mir dann auch teilweise schwerfällt,
00:28:12: ihm zu geben ist,
00:28:14: der Gast möchte gerne zu einem Gericht,
00:28:16: wo ich einen holzbetonten,
00:28:18: üppigen, exotischen, fetten,
00:28:21: sauvignon blanc serviere,
00:28:23: möchte der Gast von mir aber hören,
00:28:25: dass ein zarter Weißburg-Under aus dem 24. Jahrgang
00:28:28: mindestens genau so eine gute Idee ist
00:28:30: und dass ich ihn dazu beglückwünsche,
00:28:32: dass er meine Weinbegleitung abändert,
00:28:34: hinsichtlich dessen, dass er jetzt
00:28:36: einen Weißburg-Under hat und der eigentlich grandios
00:28:38: zum Gang passt.
00:28:40: Und da habe ich teilweise ehrlicherweise
00:28:42: ein kleines Ego-Problem,
00:28:44: dass ich zugeben muss.
00:28:46: Ich habe mir was dabei gedacht, es ist mein Job,
00:28:48: ich mache den ganzen Tag nichts anderes.
00:28:50: Warum? Ich würde doch auch nicht in deinen Job
00:28:52: kommen und in der Fahrradwerkstatt erklären,
00:28:54: dass die Klingel aber auf der anderen Seite
00:28:56: an Sattel montiert werden muss,
00:28:58: weil da ist sie viel praktischer.
00:29:00: Und das ist tatsächlich was, da bin ich,
00:29:02: da werde ich auch, ehrlich gesagt,
00:29:04: hinter den Kulissen schnell zickt.
00:29:06: Ich finde die aber gar nicht so verkehrt,
00:29:08: weil du dir im Prinzip Gedanken machst,
00:29:10: dass versuchst irgendwo zu kuratieren,
00:29:12: eine gewisse Dramaturgie auch mit einzubauen,
00:29:14: die ja dann letztlich zerstört wird.
00:29:16: Auch wenn man nur ein Wein letztlich dabei austauscht,
00:29:19: was hat bei dir Prämisse?
00:29:21: Es ist immer diese reine, intensive,
00:29:23: konzentrierte Kombination
00:29:25: von verschiedenen Aromen,
00:29:27: verschiedenen Geschmackskulturen,
00:29:29: verschiedenen Intensitäten,
00:29:31: die du versuchst, pro Gang mit einem Wein abzustimmen.
00:29:33: Oder ist es auch die Dramaturgie dabei,
00:29:36: dass du sagst, ich habe verschiedene
00:29:38: Länder, Jahrgänge,
00:29:40: Winzerstile und das versuchst,
00:29:42: damit zu erzählen?
00:29:44: Ehrlich gesagt beides.
00:29:46: Also wenn wir jetzt über die schiere Weinbegleitung,
00:29:49: sprich zu jedem Gang der Menüfolge
00:29:51: ein korrespondientes Glas sprechen,
00:29:53: dann ist mein erster Aspekt immer,
00:29:55: was passiert auf dem Teller,
00:29:57: was muss in meiner Interpretation
00:29:59: auf dem Glas passieren,
00:30:01: damit wir da eine coole Harmonie haben.
00:30:03: Wenn ich das dann aber für das gesamte Menü
00:30:05: runterschreibe und merke,
00:30:07: ok, ich habe jetzt fünfmal
00:30:09: Riesling aus Rheinhessen gemacht
00:30:11: und davon sind drei Rests süß,
00:30:13: dann werde ich das natürlich
00:30:15: abgewandeln und versuche schon,
00:30:17: den Gast an die Hand zu nehmen
00:30:19: und ihn auch auf eine Reise mitzunehmen
00:30:21: und das ist am Ende des Tages,
00:30:23: soll er ja auch was Neues kennenlernen.
00:30:25: Ich versuche immer,
00:30:27: ein, zwei Sachen mit dabei zu haben,
00:30:29: die Gäste bestenfalls noch nicht kennen,
00:30:31: die sie noch nicht gesehen haben,
00:30:33: vielleicht auch Weinstile zu servieren,
00:30:35: die für die nicht ultraerfahrenen Trinker
00:30:37: vielleicht auch ungewöhnlich sind.
00:30:39: Ich versuche auch immer,
00:30:41: ein, zwei Weine mit reinzunehmen,
00:30:43: die so ein bisschen charming sind,
00:30:45: dass der Gast auch das Gefühl hat,
00:30:47: ah, guck mal, jetzt ist mal wieder einer,
00:30:49: und ich versuche immer,
00:30:51: mindestens ein Highlight zu setzen,
00:30:53: wo man sagt, oh, davon mache ich ein Foto
00:30:55: und ich erinnere mich nächstes Jahr noch
00:30:57: im Restaurant Timraue damals,
00:30:59: weißt du, noch in der Begleitung,
00:31:01: da hatten wir ja das oder das.
00:31:03: Und dann gibt es noch die andere Variante,
00:31:05: wenn wir uns jetzt unterhalten,
00:31:07: ich möchte gern zwei Flaschen über mein Menü trinken,
00:31:09: dann ist es natürlich ein völlig anderer Ansatz
00:31:11: und dann bin ich ja,
00:31:13: dann können wir über alles sprechen,
00:31:15: was sozusagen persönliche Präferenz eingeht
00:31:17: und das Gast entspricht,
00:31:19: aber wenn es darum geht,
00:31:21: ich möchte deine Interpretation zum Menü haben,
00:31:23: dann ist meine Interpretation zum Menü
00:31:25: eben auch mein Ausdruck
00:31:27: von Stil
00:31:29: und Interessenlage
00:31:31: und so weiter und so fort
00:31:33: und wenn jemand zu uns ins Restaurant kommt,
00:31:35: sagt er ja auch nicht, ich hätte gern dreirig Gänge
00:31:37: von Timraue, aber die anderen beiden
00:31:39: würden wir gerne von McDonalds noch haben.
00:31:41: Und deswegen
00:31:43: denke ich mir dann, dann kann ich mir auch rausnehmen
00:31:45: und dann kann ich nur sagen,
00:31:47: wenn du das Essen so möchtest,
00:31:49: dann kriegst du die Interpretation meinerseits.
00:31:51: Wenn du jetzt die Gesamtheit des Abends nimmst,
00:31:53: wo kriegst du den Gast mehr
00:31:55: mit einer Weinbegleitung,
00:31:57: wo du alle 20 Minuten,
00:31:59: alle 30, 40 Minuten den Gast in der Ansprache hast,
00:32:01: ihn von dir von deinen Gedanken überzeugen kann
00:32:03: oder bei einer Flaschenauswahl,
00:32:05: wo du im Vorfeld
00:32:07: viel abfragen musst,
00:32:09: auch mit viel Wissen
00:32:11: oder mit viel Detailtreue
00:32:13: glänzen kannst darfst musst.
00:32:15: Wo kommt der Gast dir näher oder du ihm näher?
00:32:17: Das ist sehr unterschiedlich.
00:32:19: Wenn wir davon ausgehen, dass der Gast ein Gast ist,
00:32:21: der die Offenheit und das Interesse hat
00:32:23: sich für Wein
00:32:25: und die Idee zu öffnen,
00:32:27: dann in jedem Fall mit der Weinbegleitung.
00:32:29: Weil der war, so zu sagen,
00:32:31: bestenfalls in den letzten 6 Monaten
00:32:33: mehrfach so oder so ähnlich essen
00:32:35: und hat eine Weinbegleitung
00:32:37: in verschiedenen Restaurants genossen
00:32:39: und dann auch festgestellt, dass es unterschiedliche
00:32:41: Stile und Ansätze und Ideen gibt
00:32:43: und dann kann er
00:32:45: auch so ein bisschen verstehen,
00:32:47: was wir uns dabei gedacht haben
00:32:49: und ich denke, dass an vielerlei Hinsicht
00:32:51: man damit die Gerichte nochmal
00:32:53: bestenfalls ergänzt.
00:32:55: Aber dieses Gespräch
00:32:57: mit dem, also jeden Tag
00:32:59: allen Gästen ausschließlich
00:33:01: Weinbegleitung servieren,
00:33:03: wäre mir auch am Ende des Tages zu langweilig.
00:33:05: Ich liebe es auch mit Gästen
00:33:07: in dem Moment aus der Vielzahl
00:33:09: zu wählen, was in dem Moment
00:33:11: für den Abend, für den Menschen,
00:33:13: für die Situation das Perfekte ist
00:33:15: und das ist für teilweise
00:33:17: schon dazu, dass man die Gäste
00:33:19: nochmal ganz anders begeistern kann,
00:33:21: weil man halt doch nochmal freier
00:33:23: spielen kann und jemand, der sagt,
00:33:25: wir hatten gestern Abend das und das
00:33:27: und wir wollen so was ähnliches
00:33:29: und dann was zu holen, was der Mensch nicht kennt,
00:33:31: was so ähnlich ist
00:33:33: und trotzdem funktioniert und Spaß macht
00:33:35: und dann auch noch am Ende
00:33:37: zufrieden stellt. Das ist schon
00:33:39: eine Aufgabe, die sehr cool ist,
00:33:41: weil es viel mehr mit Menschen lesen
00:33:43: und verstehen zu tun hat, als
00:33:45: Tisch 4 eine Weinbegleitung
00:33:47: zu servieren, die am Ende des Tages
00:33:49: an Tisch 7 im Zweifelsfall genauso ist
00:33:51: und sich nur dadurch verändert, dass die
00:33:53: Interaktion mit den Menschen eine andere ist.
00:33:55: Aber der Gast, der mir ganz bewusst sagt,
00:33:57: ich mag das, ich möchte das
00:33:59: und von mir dann das
00:34:01: bekommt, das macht schon richtig viel Spaß.
00:34:03: Und was ich bei euch beeindruckend finde,
00:34:05: ist, dass ihr die Weinkarte anschaut,
00:34:07: dass ihr eine außergewöhnlich umfangreiche
00:34:09: Auswahl an halben Flaschen habt,
00:34:11: eine Situation, die eigentlich
00:34:13: das Ende der 90er ganz gravierend
00:34:15: gehabt hat, dann irgendwie 2.5 hab ich das
00:34:17: geführt oder 2.10 hörte die komplett
00:34:19: auf, weil halt sehr viel Glasweise
00:34:21: zugenommen hat und eure Karte war die
00:34:23: erste, wo ich das richtig ausfühlte.
00:34:25: Also, wo man selbst ein Lemoschi, glaube ich,
00:34:27: 2.18 in halben Flasche
00:34:29: findet und damit kann man ja auch
00:34:31: wunderbar spielen und das zusammenstellen.
00:34:33: Es ist cool, dass du
00:34:35: das so hervorhebst, weil
00:34:37: es tatsächlich was mit dem ich
00:34:39: nach Covid angefangen habe,
00:34:41: weil ich selber
00:34:43: habe häufig die Situation in Restaurants
00:34:45: erlebt, dass ich Gast bin, ich bestelle
00:34:47: mir aus der Weinkarte
00:34:49: eine Flasche, irgendwas
00:34:51: Weiß oder Champagner oder
00:34:53: auch Rot egal. Ich bestelle mir eine Flasche,
00:34:55: die mir Spaß macht,
00:34:57: bestenfalls was Exzellentes
00:34:59: und man ist dann nach einer Flasche noch nicht
00:35:01: ganz durch und denkt sich, na jetzt
00:35:03: noch ein Glas, aber dann
00:35:05: ist die Glasweise Auswahl halt häufig
00:35:07: so, dass sie dann
00:35:09: Schwierigkeiten hat an das Trinkniveau
00:35:11: der Flasche anzuknüpfen
00:35:13: und auch aus
00:35:15: nachvollziehbaren Gründen und dann
00:35:17: würde ich mir häufig wünschen oder habe ich
00:35:19: mir häufig gewünscht, dass man dann sagen kann,
00:35:21: na gut, wir haben jetzt was Exzellentes getrunken,
00:35:23: jetzt noch eine halbe Flasche von was anderem
00:35:25: Grandiosen, die schaffe ich noch,
00:35:27: die schaffen wir noch oder wir nehmen
00:35:29: 3 halbe Flaschen können 2 Charaktere
00:35:31: bestellen, die aber richtig gut sind
00:35:33: und die von der Qualität besser sind
00:35:35: als das, was die Kolleginnen und Kollegen
00:35:37: Glasweise anbieten können und wollen,
00:35:39: dann ist das, dann ist das
00:35:41: eine gute Lösung und wir haben unglaublichen
00:35:43: Erfolg damit. Die Leute
00:35:45: bestellen teilweise 2, 3, 4
00:35:47: halbe Flaschen anstelle 2 ganze Flaschen
00:35:49: zu stellen und freuen sich extrem,
00:35:51: dass sie eine breite
00:35:53: Auswahl genießen können
00:35:55: und ich gehe meinen ganzen
00:35:57: Händlern und Winzern schon immer
00:35:59: auf den Keks mit dem Wunsch, ich brauche
00:36:01: mehr halbe Flaschen, damit wir diese
00:36:03: Liste aufrechterhalten können und es gibt
00:36:05: halt viele Winzer und Anbaugebiete,
00:36:07: die immer weniger Halbflaschen
00:36:09: füllen, weil halt der Markt dafür nicht
00:36:11: mehr so da ist und
00:36:13: deswegen bin ich da stetig auf der Suche
00:36:15: danach, neue
00:36:17: neue Positionen zu finden, um die
00:36:19: Liste immer schön lang und groß zu halten.
00:36:21: Wie sieht es da mit dem Reifeverhalten aus,
00:36:23: weil das seinerzeit der große Kritikpunkt war,
00:36:25: das Weine in der halben Flasche
00:36:27: unrealistisch schneller
00:36:29: reifen, jetzt im Gegenzug
00:36:31: in Magnum, Double Magnum, Zähler reifen
00:36:33: sie natürlich extrem langsam,
00:36:35: aber im Halbflaschensegment hatte man
00:36:37: oftmals das Problem, dass man die Reife
00:36:39: kaum irgendwie prognostizieren
00:36:41: beziehungsweise einschätzen konnte,
00:36:43: hast du da Erfahrungen zu? Ja, das
00:36:45: ist ja genau auch ein Vorteil
00:36:47: dessen, dass die Sachen halt
00:36:49: dann schon früher, wie wir es eingangs
00:36:51: hatten, Trinkreifer sind und dass wenn
00:36:53: ich jetzt ein Mörsor
00:36:55: in der Halben aus 18
00:36:57: einschenke, dass der halt einfach
00:36:59: von seinem Zustand her
00:37:01: schon ein Stückchen weiter ist, als aus der 075
00:37:03: war und in Zeiten, wo es
00:37:05: immer schwieriger ist, Reife
00:37:07: Sachen zu bekommen oder zu kalkulieren
00:37:09: und wir einfach viel
00:37:11: auch sehr, sehr jung trinken, ist die Halbflasche
00:37:13: halt eine coole Gelegenheit,
00:37:15: da auch Sachen zu haben, die dann
00:37:17: halt ein bisschen schneller trinkreif sind
00:37:19: und insofern, ich würde das
00:37:21: für meine persönliche Situation und unsere
00:37:23: Gäste in keinem Fall negativ
00:37:25: sondern sehr, sehr positiv bewerten,
00:37:27: dass das so ist und gerade auch
00:37:29: etwas üppigere
00:37:31: Rotwein-Stilistiken
00:37:33: oder klassische Bordos oder so
00:37:35: die in den Halbflaschen
00:37:37: die machen halt jetzt schon viel, viel früher
00:37:39: Spaß als in den ganzen
00:37:41: oder sogar Doppelflaschen. Die Erfahrung
00:37:43: habe ich teilweise auch gemacht, man muss halt als
00:37:45: Sommi aufmerksam sein in der letztlichen
00:37:47: Karten- und Flaschenpflege, dass man Auge
00:37:49: hat und einfach das Bewusstsein darum lebt
00:37:51: und daher rausresortieren, dann auch gezielt
00:37:53: empfehlen kann. Bist du selber
00:37:55: ein Halbflaschen, ein Flaschen oder ein Weiminütrinker
00:37:57: wenn du irgendwo essen gehst?
00:37:59: Ehrlicherweise
00:38:01: bin ich Flaschentrinker
00:38:03: und
00:38:05: dann kommt häufig
00:38:07: der Punkt, dass die Halbflasche hinterher
00:38:09: zum drüberstreuen, dann meistens
00:38:11: noch hinterherkommt, wenn es was
00:38:13: gibt, was
00:38:15: entsprechend passt, funktioniert und mir Freude macht
00:38:17: einfach dem geschuldet, dass
00:38:19: ich relativ
00:38:21: selten Glasweise Sachen gibt,
00:38:23: die mich dann ansprechen
00:38:25: ehrlicherweise
00:38:27: und ich den Coravain, der
00:38:29: natürlich jetzt als Argument
00:38:31: zählen kann, also das System
00:38:33: mit einer Nadel den Korken
00:38:35: zu durchstechen, Gas
00:38:37: in die Flasche zu machen und den Wein rauszunehmen
00:38:39: und den Wein
00:38:41: bei geschlossener Flasche zu konservieren,
00:38:43: das ist eine Möglichkeit mit der viele
00:38:45: andere Restaurants, wir auch
00:38:47: aber wenig arbeiten, um
00:38:49: Sachen auszuschenken, wo man die Flasche
00:38:51: vielleicht nicht ganz ausschenken
00:38:53: möchte.
00:38:55: Da bin ich aber, ich mag dieses System nicht
00:38:57: weil ich finde, es sieht total unwürdig aus
00:38:59: wie das daraus tröpfelt
00:39:01: und ich mag das Gefühl den Korken
00:39:03: zu ziehen, eine Flasche aufzumachen
00:39:05: und einfach zu wissen, okay, wir trinken
00:39:07: jetzt eine Flasche Wein und nicht
00:39:09: wir tröpfeln uns jetzt 100 Milliliter
00:39:11: in ein Glas
00:39:13: und deswegen bin ich eher Flaschentrinker
00:39:15: und es gibt
00:39:17: ein paar Restaurants, wo ich
00:39:19: die Weinbegleitung gerne parallel trinke
00:39:21: weil ich das was die Kollegen machen
00:39:23: unglaublich spannend finde
00:39:25: und ich ist immer sehr inspirierend empfinde
00:39:27: aber von der Grundsache her
00:39:29: tatsächlich, wenn ich essen bin privat
00:39:31: dann einfach eine Flasche
00:39:33: und was trinken, was mir gut tut
00:39:35: und dazu was essen, was
00:39:37: die Menschen dann in den Restaurants servieren
00:39:39: und das ist mir eigentlich am allerliebsten
00:39:43: [Muskatelle]
00:39:45: [Muskatelle]
00:39:47: [Muskatelle]
00:39:49: [Muskatelle]
00:39:51: [Muskatelle]
00:39:53: [Muskatelle]
00:39:55: [Muskatelle]
00:39:57: Würdest du es mir glauben, wenn ich dir erzähle
00:39:59: dass eine der anspruchsvollsten
00:40:01: Rebsorten dieser Weinwelt
00:40:03: Muskatelle ist?
00:40:05: Ja, richtig gehört, Muskatelle
00:40:07: ein der ältesten bekannten
00:40:09: Rebsorten dieser Weinwelt
00:40:11: zu bis weit in die Antike reichen
00:40:13: die wahrscheinlich durch die Römer
00:40:15: aus Griechenland oder Kleinasien
00:40:17: nach Europa kam, die im Mittelalter
00:40:19: einer der populärsten Rebsorten war
00:40:21: und leider unter der Mischung
00:40:23: aus enormen Anspruch an den Winzer
00:40:25: und ihrer unglaublichen Attraktivität leidet
00:40:27: also Anspruch
00:40:29: die Rebe verlangt warme Lagen
00:40:31: ist anfällig für Krankheiten und bringt
00:40:33: erstaunlich geringe Erträger
00:40:35: und Anspruch auch an den Winzer
00:40:37: will der schaffen muss hinter diesem
00:40:39: attraktiven Fruchtkleid
00:40:41: dem Wein Substanz, Struktur und Tiefe
00:40:43: zu verleihen
00:40:45: letztlich ist ein absoluter Schatz
00:40:47: sowohl für Sommys als auch für Weinliebhaber
00:40:49: weil der Wein einfach alles hat was wir uns
00:40:51: im Augenblick heutzutage wünschen
00:40:53: Leichtigkeit, Attraktivität, Aromatik
00:40:55: und wenn der Winzer es vermag
00:40:57: Struktur, Tiefe und eine ganz eigene
00:40:59: Authentizität
00:41:01: er kann sogar ein Spiegel der Region sein
00:41:03: wenn der Winzer es kann
00:41:05: und einer der es kann
00:41:07: wahrscheinlich wie kaum ein anderer kann
00:41:09: ist das Weingut Groß
00:41:11: gegründet 1907
00:41:13: in Ratsch an der Weinstraße
00:41:15: ist das Weingut Groß ein Süd-Diamarker-Mythos
00:41:17: getragen von Perfektion
00:41:19: und zugleich und das finde ich ganz wichtig
00:41:21: Kontinuität
00:41:23: seit 2018 lenken die 6. Generation
00:41:25: Martina und Johannes Groß das Haus
00:41:27: während ihre Schwester und ihr Bruder
00:41:29: die Außenposten unter
00:41:31: Groß und Groß fliegen
00:41:33: das reicht aus um zu spüren
00:41:35: und der Betrieb schreibt keine Geschichte
00:41:37: er lebt sie
00:41:39: 50 Hektar umfasst das Weingut
00:41:41: und ein Großteil der Weinberge
00:41:43: sind über 50 Jahre alt
00:41:45: und wenn wir jetzt Muskateller nehmen
00:41:47: wir nehmen die Süd-Diamarker
00:41:49: und nehmen dort eine der außergewöhnlichsten Lagen
00:41:51: die Rietperz
00:41:53: also eine der klassischen Lagen des Hauses
00:41:55: jenen Weinbergen auf schiefer
00:41:57: Sand und Sandsteinboden
00:41:59: die zu den ersten Gehören
00:42:01: welche durch die STK-Klassifikation geprägt wurden
00:42:03: diese Lage
00:42:05: ist durchaus historisch bedeutsam
00:42:07: also auch in der Neuzeit wenn man so möchte
00:42:09: es war eine der ersten Lagen
00:42:11: die von der STK-Klassifizierung
00:42:13: also STK-steirische Terroaren, Klassikweingüter
00:42:15: anerkannt und geprägt wurde
00:42:17: und die Weine
00:42:19: aus dieser Riede, aus diesem besonderen Ort
00:42:21: sind definitiv nicht modisch
00:42:23: sondern implantieren in sich
00:42:25: das was wir mit einem außergewöhnlichem Wein in Verbindung bringen
00:42:27: ein Kraftvollen Charakter
00:42:29: eine Unüberhörbarkeit
00:42:31: und eine aromatische Klarheit
00:42:33: und so schaffen es Martina und Johannes
00:42:35: das Erbe des Pioniers, Aluys Groß
00:42:37: weiterzuentwickeln
00:42:39: mit Vorsicht und definitiv nicht mit Pathos
00:42:41: ein Wein mit Substanz
00:42:43: und das er das hat
00:42:45: dafür steht, dass ich
00:42:47: einen 2021er empfehle
00:42:49: ein 2021er
00:42:51: Muscatella aus dem Hause groß
00:42:53: also kein Jahrgangsaktuellen
00:42:55: kein frischen Fruchtigen
00:42:57: Ausladen überdimensionierten Muscatella
00:42:59: Nein!
00:43:01: Einer der das erste Fruchtgleit abstreifen durfte
00:43:03: und jetzt aus der Substanz
00:43:05: herausbrillieren darf
00:43:07: und ja, Muscatella kann reifen
00:43:09: Hast du schon mal eingegreift Muscatella getrunken?
00:43:11: Dann
00:43:13: wenn er seine Struktur präsentieren kann
00:43:15: dann wenn er zum perfekten Speisebegleiter wird
00:43:17: dann wenn er eben so viel mehr hat
00:43:19: als viele mit Muscatella assoziieren
00:43:21: und sie schaffen es
00:43:23: durch den Muscatella die Südsteiermark
00:43:25: sprechen zu lassen
00:43:27: dass aufgrund des Engagements
00:43:29: einiger Weingüter wie unter anderem groß
00:43:31: eine unfassbare Renaissance
00:43:33: in den letzten 15 Jahren erlebt hat
00:43:35: mit einem einzigartigen Klima
00:43:37: im Wechselspiel aus warmen Einflüssen
00:43:39: aus die Mittelmeer und Kühlströmungen aus den Alpen
00:43:41: extrem starken Tag Nachtschwenkung
00:43:43: und weinen
00:43:45: wenn es denn der Wintervermarkt
00:43:47: sowohl frischer als auch eine wahnsinnige Spannung
00:43:49: in sich tragen
00:43:51: 2500 Hektar und ich weiß
00:43:53: wenn viele Südsteiermark hören haben sie automatisch
00:43:55: Sauvignon blanc als Leitzorte im Sinn
00:43:57: aber vielleicht auch nur deshalb
00:43:59: weil sich einige nicht an den Muscatella ran trauen
00:44:01: diese spätreifende
00:44:03: überempfindliche Rebsorte
00:44:05: die interpretiert werden möchte
00:44:07: und inszenieren eine Interpretation dieser Rebsorte
00:44:09: die nicht süß, nicht flach
00:44:11: oder stereotyp ist
00:44:13: die spontan und doch geplant wirkt
00:44:15: Edelstahl 12 Volumenprozent
00:44:17: 6,6 Gramm Säure
00:44:19: 2,4 Gramm Restzucker
00:44:21: und eine Aromatik die sowohl
00:44:23: als auch den Entdecker befriedigt
00:44:25: Blütenarom ganz viel Kräuter
00:44:27: Perfekt als entweder Apparativ oder Speisebegleiter
00:44:29: am grauen purem Mineralität
00:44:31: eine seidige aber frische Textur
00:44:33: und lang
00:44:35: richtig lang
00:44:37: ein Wein der Forderung stellt ohne laut zu sein
00:44:39: ein stiller Dialog
00:44:41: kein Monolog
00:44:43: er sagt hier ist Österreich
00:44:45: hier ist die Südsteiermark
00:44:47: nicht inszeniert sondern echt
00:44:49: wer ihn einschenkt
00:44:51: er will keine Debatte starten
00:44:53: sondern einen Moment öffnen
00:44:55: mit Präzision nicht mit Eifer
00:44:57: und genau darin liegt seine Faszination
00:44:59: er ist ein Wein
00:45:01: der anwesend sein will
00:45:03: nicht aufdringlich
00:45:05: er flüstert statt zu schreien
00:45:07: und er bleibt in Erinnerung
00:45:09: und wenn man diesen Wein probiert
00:45:11: dann kann man einfach nur Dank sagen
00:45:13: dass man erleben darf
00:45:15: dass diese Nischenrebsorte, Muskateller
00:45:17: diese verkannte Rebsorte, Muskateller
00:45:19: wird
00:45:21: dieser Weines Benchmark
00:45:23: für die Rebsorte, für die Region
00:45:25: für Österreich
00:45:27: vielen Dank der Familie Groß
00:45:29: und natürlich dem deutschen Importeur
00:45:31: dem Handelshaus Schlumberger
00:45:33: welche Kollegen haben dich begeistert
00:45:43: inspiriert
00:45:45: beinrückt
00:45:47: wenn ich von Berlin spreche
00:45:49: dann in jedem Fall
00:45:51: ist die Weinbegleitung bei den Kollegen
00:45:53: im Nobleheart und Schmutzig
00:45:55: jedes mal so anders
00:45:57: so provokant und dadurch
00:45:59: für zumindest glaube ich
00:46:01: das so lesen zu können
00:46:03: als Kollege
00:46:05: ich liebe die Art und Weise wie provoziert wird
00:46:07: und das macht mir jedes mal Spaß
00:46:09: weil ich mir bei jedem Charakter der serviert wird denke
00:46:11: ich kann mir genau vorstellen
00:46:13: worüber sich Menschen hier jetzt
00:46:15: gerne beschweren würden
00:46:17: und ich fühle es so witzig
00:46:19: dass ihr mit genau diesen Dingen spielt
00:46:21: ich hatte mal eine Begleitung
00:46:23: da hatte ich im zweiten Gang
00:46:25: ich weiß ehrlich gesagt leider nicht mehr was es gab
00:46:27: aber ich hatte
00:46:29: einen irgendeinen sehr
00:46:31: Stalligen, üppigen Rotwein
00:46:33: direkt zum zweiten Gang
00:46:35: und dachte mir das ist witzig
00:46:37: die Verbindung war grandios
00:46:39: aber ich kann mir gut vorstellen
00:46:41: dass nicht jeder der hierher kommt
00:46:43: dass er seine Freude haben wird
00:46:45: und allein für diesen Gang
00:46:47: habe ich es schon geliebt
00:46:49: und es ist immer spannend
00:46:51: und es ist eine sehr andere
00:46:53: Wein-Stilistik die da serviert wird
00:46:55: das macht mir immer Spaß
00:46:57: da was kennenzulernen
00:46:59: und bei meinem lieben lieben Kollegen
00:47:01: Felix
00:47:03: im Toulouse Lotrec
00:47:05: der teilweise einen ähnlichen
00:47:07: aber sehr sehr intellektuellen Ansatz hat
00:47:09: Sachen zu wählen
00:47:11: die unfassbar gut sind
00:47:13: aber von denen man noch nie was gehört hat
00:47:15: und das ist ziemlich cool
00:47:17: und der hat am Ende immer noch was
00:47:19: Konservatives was mich persönlich glücklich macht
00:47:21: offen und das sind immer gute Abende
00:47:23: begeistert dich dann mehr der Wein
00:47:25: als solches oder die Kombinationen zu den Speisen
00:47:27: also wie sehr achtest du wenn du selber essen gehst
00:47:29: auf das Match
00:47:31: das kommt sehr drauf an
00:47:33: wenn ich natürlich in einem Restaurant sitze
00:47:35: und bewusst eine Weinbegleitung bestelle
00:47:37: dann ist es glaube ich auch so ein bisschen
00:47:39: in der Krankheit dass man dann schon sagt
00:47:41: naja gut dann schenk mal ein
00:47:43: dann wollen wir doch mal sehen
00:47:45: ob es wirklich so gut passt wie du denkst
00:47:47: wenn ich jetzt aber in irgendeinem Restaurant sitze
00:47:49: und ich bestelle mir was was mir selber gefällt
00:47:51: und mich glücklich macht
00:47:53: und das Essen ist dazu
00:47:55: dann bin ich da relativ entspannt
00:47:57: und dann habe ich da auch keine Probleme damit
00:47:59: sozusagen mich am Teller vorbei zu trinken
00:48:01: und wenn dann mal am Gaumen was besonders gut passt
00:48:03: dann freue ich mich da drüber
00:48:05: aber wenn es nicht so ist
00:48:07: dann wäre es kein Problem
00:48:09: sondern dann freue ich mich über was Gutes zu essen
00:48:11: und würde mir die Kompetenz zutrauen
00:48:13: mich da auch dran vorbei zu trinken
00:48:15: wenn das nicht funktioniert
00:48:17: also da bin ich tatsächlich
00:48:19: dann eher der Flaschentrinker
00:48:21: und genieße nebenbei
00:48:23: gab es für dich mal eine Weinspeisenkombination
00:48:25: die dich total geflasht hat
00:48:27: wo du heute noch gerne dran zurückdenkst
00:48:29: oder die für dich irgendwie
00:48:31: so ein absoluter
00:48:33: Referenzpunkt ist
00:48:35: grundsätzlich natürlich
00:48:37: ganz ganz viele in meinem Leben
00:48:39: ich kann mich an eine
00:48:41: lustige Situation erinnern
00:48:43: wo wir hier bei mir privat
00:48:45: in einer kleinen Freunderunde gekocht haben
00:48:47: und wo wir einen lustigen Abend hatten
00:48:49: und irgendwie drauf gekommen sind
00:48:51: wir kaufen immer Wein bei Auktionen
00:48:53: und wir kaufen immer hier und wir kaufen da
00:48:55: und wir sammeln irgendwie unsere Flaschen
00:48:57: aber lass uns doch mal die Flaschen aufmachen
00:48:59: und wir haben relativ viel zusammengetragen
00:49:01: und haben dann überlegt was wir dazu machen
00:49:03: ich bin 89 geboren
00:49:05: ich hatte aus dem Geburtstag eine Flasche Chateauicam
00:49:07: und hab irgendwie gesagt komm jetzt machen wir die mal in der Runde auf
00:49:09: und dazu hatten wir
00:49:11: diesen 3 Sterneklassiker
00:49:13: nachgebaut mit
00:49:15: Stopfleber, Räucher, Al
00:49:17: und das war
00:49:19: tatsächlich eine unfassbare Verbindung
00:49:21: in seinem eigenen Wohnzimmer zu sitzen
00:49:23: im T-Shirt und das Gefühl zu haben
00:49:25: man ist gerade underdressed
00:49:27: für den Moment
00:49:29: obwohl man gerade eben noch vor 3 Minuten
00:49:31: sozusagen mit Freunden selber in der Küche angerichtet hat
00:49:33: und den Wein selber aufgemacht hat
00:49:35: und irgendwie das Glas ist gut
00:49:37: aber es ist irgendwie
00:49:39: die ganze Situation ist eigentlich ein Abendessen
00:49:41: mit Freunden im eigenen Wohnzimmer
00:49:43: aber dieser Moment überhebt sich
00:49:45: gerade so über alles
00:49:47: weil er ist so magisch
00:49:49: weil die Verbindung ist so perfekt
00:49:51: und der ganze Moment ist so viel größer
00:49:53: als alles was drum rum passiert
00:49:55: und genau das war eigentlich so die Magie
00:49:57: und der Zauber an diesem Moment
00:49:59: das sind schon so Momente
00:50:01: da denke ich unfassbar gerne dran
00:50:03: und wenn ich den Wein jetzt servieren würde
00:50:05: oder im Menü ausschenken würde
00:50:07: dann wäre das immer gut
00:50:09: und der Wein ist immer gut
00:50:11: aber dieser eine Moment in dieser Runde
00:50:13: in der Sekunde
00:50:15: das war schon magisch
00:50:17: und daran erinnere ich mich unfassbar gerne zurück
00:50:19: weil es so unerwartet war
00:50:21: ein Address fällt mir auf
00:50:23: für dich ist angemessene Kleidung im Restaurant
00:50:25: unglaublich wichtig
00:50:27: meinst du jetzt den Gast
00:50:29: oder meinst du mich
00:50:31: oder uns als Mitarbeiter
00:50:33: grundsätzlich hätte ich gedacht
00:50:35: dass du das auch auf den Gast spiegelst
00:50:37: also dass du findest
00:50:39: dass man in einem Restaurant
00:50:41: sowohl angemessen gekleidet sein sollte
00:50:43: ich glaube beim Service Angestellten
00:50:45: sollte es zum Gesamtkonzept passen
00:50:47: und auch wenn man ein T-Shirt anhat
00:50:49: dann passt es natürlich in dieses Lokal
00:50:51: sollte darauf auch kuratiert werden
00:50:53: dass der Gast dieses Gesamtempfinden dabei hat
00:50:55: auch wenn es zu seinen Tag ist
00:50:57: T-Shirt ist dann solltest du da reinpassen
00:50:59: aber ich glaube du legst auch im Augenberg
00:51:01: letztlich auf das Erscheinungsbild
00:51:03: nicht nur immer dieses übliche Puffer
00:51:05: was teilweise überdimensioniert sein kann
00:51:07: was manchmal auch Störner für den Nebentisch sein kann
00:51:09: nicht nur
00:51:11: für den Partner am Tisch
00:51:13: oder für jemanden selber
00:51:15: aber eben auch auf die Kleidung
00:51:17: dass du ein Augenmerk darauf legst
00:51:19: und es vielleicht nicht
00:51:21: missbilligst
00:51:23: wenn du dich daran erfräust
00:51:25: wenn jemand sich eben auch mit seiner Kleidung
00:51:27: dem Restaurant entsprechend darstellt
00:51:29: beziehungsweise sich vielleicht auch so auf den Abend einstimmt
00:51:31: ja es ist natürlich ein sehr sehr
00:51:35: zweischneidiges Schwert
00:51:37: gerade in Berlin
00:51:39: feine Gradwanderung gerade in Berlin
00:51:41: und gerade in einem Restaurant wie bei uns
00:51:43: was doch auch stark frequentiert wird
00:51:45: von zum Beispiel auch jungen Kollegen
00:51:47: die die Ausbildung fertig gemacht haben
00:51:49: gerade Koch gelernt haben
00:51:51: die drei Teile kommen wollen
00:51:53: und das ist auch glaube ich nicht der Ansatz
00:51:55: ich hatte schon Restaurantbesuche
00:51:57: ich erinnere mich an einen legendären
00:51:59: wunderschönen Restaurantbesuch
00:52:01: den ich hatte in Rom im August
00:52:03: im Hochsommer
00:52:05: und dass die Ansage des Restaurants war
00:52:07: als Herr mit langen Hosen
00:52:09: und Schakett
00:52:11: was mich persönlich nicht betrifft
00:52:13: weil ich sowieso so in das Restaurant gegangen wäre
00:52:15: mit drei Sternen
00:52:17: aber ich mir vorstellen kann, dass es Touristen gibt
00:52:19: die tagsüber 40 Grad
00:52:21: dann am Abend sich in eine lange Hose
00:52:23: und ein Schakett zu quälen
00:52:25: und ich möchte dem Gast weiß Gott nicht vorschreiben
00:52:27: wie er zu uns zu kommen hat
00:52:29: solange das Gewissen geflogenheiten entspricht
00:52:31: ich mag einfach das Gefühl
00:52:33: selber für mich
00:52:35: aber auch das Gefühl am Gast zu sehen
00:52:37: dass ich das Gefühl habe
00:52:39: ihr habt euch gerade auf diesen Abend vorbereitet
00:52:41: und das ist für euch was, auf das ihr euch freut
00:52:43: und jemand der im Büro
00:52:45: sechs Tage die Woche im Anzug mit Krawatte rumläuft
00:52:47: der muss bei uns nicht mit Krawatte sitzen
00:52:49: sondern der soll sich gerade bei uns so wohl fühlen
00:52:51: und wenn man da
00:52:53: sich hinsetzt und sagt heute ist mir
00:52:55: wenn ich ein Abend mit meiner Frau privat erlebe
00:52:57: im T-Shirt lieber, dann ist das okay
00:52:59: aber ich mag dieses Gefühl dem Menschen anzusehen
00:53:01: wir haben uns gerade
00:53:03: im Hotel nochmal überlegt
00:53:05: wie wir jetzt da hinkommen
00:53:07: und wir freuen uns auf den Abend
00:53:09: und wir freuen uns auf die Situation
00:53:11: und wir haben uns darauf vorbereitet
00:53:13: und das beginnt halt auch manchmal mit so Äußerlichkeiten
00:53:15: wie mit welcher
00:53:17: Kleidung komme ich rein
00:53:19: und natürlich sollte
00:53:21: die Oberflächlichkeit an der Stelle
00:53:23: nicht überwiegen und keinen Ausschlag geben
00:53:25: aber sie ist Anzeichen dafür
00:53:27: häufig ob ich das Gefühl habe
00:53:29: der Gast hat weiß wo er hingeht
00:53:31: weiß worauf er sich gerade einlässt
00:53:33: weiß was uns erwartet und ich mag
00:53:35: einfach dass wir bereiten uns
00:53:37: auf die Gäste vor
00:53:39: und dann mag ich es auch wenn ich das Gefühl habe
00:53:41: der Gast bereitet sich auch auf uns vor
00:53:43: ich würde auch nicht zu Freunden
00:53:45: nach Hause zur Dinnerparty gehen
00:53:47: und sagen ich komme heute im Schlafanzug
00:53:49: sondern würde auch sagen aus Respekt vor euch
00:53:51: ich bereite mich vor
00:53:53: und ich würde vorher vielleicht nochmal
00:53:55: irgendwie ein Kamm in die Hand nehmen
00:53:57: und ich mag das bei uns im Restaurant auch
00:53:59: und ich schätze das wenn es nicht so ist
00:54:01: dann sind wir 2025 in Berlin
00:54:03: und da ist bekanntermaßen alles erlaubt
00:54:05: aber grundsätzlicherweise
00:54:07: finde ich es schön
00:54:09: weil ich finde es präsentiert
00:54:11: oder es bewegt
00:54:13: auch so eine gewisse Grundeinstellung
00:54:15: gegenüber dem Restaurantbesuch einfach
00:54:17: aber du sagst es
00:54:19: du sagst es so provokant
00:54:21: als wäre das bei dir als würdest du das anders sehen
00:54:23: überhaupt nicht, also ich bin da grundsätzlich bei dir
00:54:25: ich finde es auch immer bedauerlich
00:54:27: ich finde es nicht ärgerlich
00:54:29: weil da habe ich eine gewisse Grundtoleranz dabei
00:54:31: aber bedauerlich wenn jemand zum Beispiel in der Oper geht
00:54:33: und da
00:54:35: selbst in Jogginghosen habe ich das schon gesehen
00:54:37: fand das eigentlich immer so schade
00:54:39: und es hat für mich auch so mit Grundeinstimmung
00:54:41: mit Vorbereitung
00:54:43: den ganzen Tag auf den Opern
00:54:45: oder eben auch Restaurantbesuch freuen
00:54:47: sich dann anziehen
00:54:49: die Zeit davor ist ja auch unglaublich
00:54:51: wie die von mir uns auch schon Glas Wein trinken
00:54:53: und ich fand halt teilweise
00:54:55: also auch diese Norm und Form
00:54:57: damit auch einzuhalten
00:54:59: und das Ganze zu zelebrieren
00:55:01: man kommt auf eine ganz andere Ebene
00:55:03: andere Grundstimmung
00:55:05: fand es auch teilweise interessant
00:55:07: Ende der 90er Anfang 2000
00:55:09: habe ich es in Amerika noch erlebt
00:55:11: dass du einen Krawattenservice hattest
00:55:13: also dass wenn du keine Krawatte dabei hattest
00:55:15: wurdest du halt ein simple Reh gebeten
00:55:17: kommst dir aus einer großen Auswahl
00:55:19: Krawatten kannst du in die Krawatte aussuchen
00:55:21: um da in dieses Restaurant mit Krawatte zu gehen
00:55:23: ob das heute noch zeitgemäß ist
00:55:25: beziehungsweise würde es sich daran ja stören
00:55:27: dass die meisten keinen Hemd anhaben
00:55:29: und damit Krawatte wäre es natürlich so komisch
00:55:31: also ich versuch das andere zu tolerieren
00:55:33: oder toleriere natürlich auch das andere
00:55:35: aber finde es gut
00:55:37: dass diese
00:55:39: diese Norm, dieser Stil
00:55:41: diese Etikett
00:55:43: irgendwo gewahrt und beibehalten wird
00:55:45: weil es ist eine gewisse Art
00:55:47: Kleidungskultur ist auch eine gewisse Kultur
00:55:49: und das ist ganz schnell
00:55:51: sich mit etwas nicht zu beschäftigen
00:55:53: ist zur Seite zu tun
00:55:55: und es bezieht sich ja auf allem
00:55:57: dann auch im Restaurant
00:55:59: ich meine du kannst dein Wein auch mit Strohhalm aus der Flasche trinken
00:56:01: kannst du durchaus
00:56:03: aber du kannst ihn auch kultiviert genießen
00:56:05: und zelebrieren
00:56:07: ja ich finde an der Stelle
00:56:09: für den einen ist ein Anzug und Krawatte
00:56:11: halt sozusagen
00:56:13: drunter gehe ich nicht vor die Tür
00:56:15: und für den anderen ist es ein Kostüm
00:56:17: und ich glaube wenn wir in ein Restaurant gehen
00:56:19: wo wir uns entspannen wollen
00:56:21: und ich spreche jetzt nicht von
00:56:23: ich habe ein Geschäftstermin, sondern ich spreche von
00:56:25: ich gehe mit Freunden, Partner
00:56:27: oder irgendwie privat in ein Restaurant
00:56:29: dann möchte ich mich nicht kostümieren müssen
00:56:31: aber ich möchte trotzdem
00:56:33: meinem Gegenüber auch nicht das Gefühl geben
00:56:35: du eigentlich ist es mir auch egal was hier passiert
00:56:37: und das kommunizieren wir halt viel
00:56:39: über solche Dinge
00:56:41: und es gibt so viel Farben
00:56:43: und Formen und Ideen wie man das
00:56:45: kommunizieren kann und da ist natürlich
00:56:47: ein konservative Anzug
00:56:49: Krawatte, Abendkleid oder irgendwas
00:56:51: fällt bei uns in Berlin auch bei uns
00:56:53: im Restaurant immer
00:56:55: eher auf als oh wow
00:56:57: die sind aber overdressed heute Abend
00:56:59: also wenn ich Herren sehe, die mit
00:57:01: Frag und Fliege bei uns reinkommen
00:57:03: und Lack schon, dann ist der erste Moment
00:57:05: immer oh der spielt heute Abend
00:57:07: für seine Frau James Bond, aber dann siehst du den Leuten
00:57:09: dann denkst du dem zweiten Moment
00:57:11: das ist total geil, dass ihr euch die Mühe gemacht habt
00:57:13: und vielleicht ist das für euch heute
00:57:15: die Date Night und ihr wollt
00:57:17: bewusst overdressed sein
00:57:19: für einander und für den Moment und das ist total cool
00:57:21: und das mag ich total gerne
00:57:23: und dann gibt es diesen anderen Schlagmensch
00:57:25: die standesgemäß so essen gehen
00:57:27: die gerne auch klassische Michelin-Gäste sind
00:57:29: mit über 70 Jahren
00:57:31: die natürlich mit Anzug
00:57:33: und Krawatte in so ein Restaurant gehen als Herr
00:57:35: und die dann nach dem zweiten Gang
00:57:37: merken, eigentlich hier brauch ich das gar nicht
00:57:39: und wenn dann der magische Momentkopf
00:57:41: wo nachgang 2 der Krawattenknoten
00:57:43: gelöst wird und der erste Knopf geht
00:57:45: so ein bisschen verschmitzt auf
00:57:47: und nachgang 4 legt man sogar frecherweise
00:57:49: das Schaket ab, das sind eigentlich die
00:57:51: schönsten Momente wenn du den Leuten anmerkst
00:57:53: ihr fühlt euch hier gerade wohl
00:57:55: und ihr entspannt euch, also diese
00:57:57: diese Kleidung transportiert ja auch
00:57:59: wenn man dafür die feinen Antennen hat
00:58:01: und dafür ein Interesse hat ja auch noch
00:58:03: viel mehr als nur
00:58:05: die Etikette und sozusagen
00:58:07: das Bild auf dem Foto, sondern die Art und Weise
00:58:09: wie man damit umgeht
00:58:11: zeigt ja ganz viel noch mehr
00:58:13: und das macht eigentlich auch Spaß
00:58:15: das glaube ich und das ist natürlich auch ein Zeugnis dafür
00:58:17: dass die Gäste entspannen und sich dann so ein wenig heimisch
00:58:19: fühlen beziehungsweise sich dann angekommen
00:58:21: fühlen und dann nach und nach
00:58:23: ich finde es nicht so verkehrt
00:58:25: sich auch manchmal kostimieren zu müssen
00:58:27: wenn der entsprechende Rahmen ist
00:58:29: vorgibt, wenn ich zu einem Ball gehe
00:58:31: dann ziehe ich mir hier auch
00:58:33: eine Frage an oder ziehe mir
00:58:35: eine Fliege um und möchte das
00:58:37: Gesamterlebnis damit unterstützen
00:58:39: und leben und kommen da
00:58:41: selbst in der Krawatte bin ich teilweise
00:58:43: deplatziert, kommen da eben nicht mit
00:58:45: mit Jeans an
00:58:47: warum sollte man das im Restaurant
00:58:49: nicht machen
00:58:51: die Frage an der Stelle ist
00:58:53: ja
00:58:55: ich verstehe was du meinst
00:58:57: die Frage an der Stelle ist ja
00:58:59: sind wir als Sterne-Restaurant
00:59:01: im Jahr 2025
00:59:03: sind wir ein Restaurant
00:59:05: wo du hingehst um satt zu werden
00:59:07: mit ein bisschen ambitionierteren Preisen
00:59:09: und vielleicht ein 2-3
00:59:11: spannenden Geschmackskomposition
00:59:13: und oder sind wir
00:59:15: eine Location
00:59:17: für was außergewöhnliches
00:59:19: wo du gegebenenfalls
00:59:21: auch als Mensch der dahin gehst
00:59:23: bereit bist außergewöhnliche
00:59:25: bleiben wir mal beim Zitat
00:59:27: Kostüme zu tragen
00:59:29: oder machen wir uns damit
00:59:31: mehr als wir eigentlich sind
00:59:33: oder bauen damit sogar eine Hemmschwelle auf
00:59:35: weil ich möchte ja auch Menschen die
00:59:37: vielleicht noch nicht so ein Draht dazu haben
00:59:39: die Möglichkeit geben zu uns zu kommen
00:59:41: und wenn ich da übers Kostümieren
00:59:43: noch eine höhere Schwelle aufbaue
00:59:45: dass der Mensch der noch nie so essen war
00:59:47: sich im Vorfeld schon fragt
00:59:49: oh Gott, soll ich jetzt erst die äußere Gabel
00:59:51: nehmen oder die innere
00:59:53: und was ist es wenn das dann Dessert oder es sich erst Käse
00:59:55: und welchen Wein muss ich denn nehmen
00:59:57: und das ist mit so viel Unsicherheiten verbunden
00:59:59: und wenn du dann auch noch
01:00:01: eine Hemmschwelle über
01:00:03: einen Dresscode aufbaust und ich erlebe
01:00:05: bei uns im Restaurant wie oft wir E-Mails bekommen
01:00:07: mit wie unser Dresscode wäre
01:00:09: und man den Menschen dann sagt
01:00:11: dass sie im Prinzip so kommen können
01:00:13: wie sie sich für den Anlass angemessen wohlfühlen
01:00:15: dass man damit schon
01:00:17: eine erste Hemmschwelle abbaut
01:00:19: und das dann sozusagen, wenn wir so essen gehen
01:00:21: dann machen wir uns für die Situation schick
01:00:23: aber nicht weil wir eine Regel befolgen
01:00:25: sondern weil wir das selber so wollen
01:00:27: und ich glaube
01:00:29: dass wir eher daran arbeiten müssen
01:00:31: in unserer Branche
01:00:33: Hemmschwellen abzubauen
01:00:35: als präzentiösisch
01:00:37: Hemmschwellen aufzubauen
01:00:39: wie siehst du es bei deinem Weinservice
01:00:41: also bist du da genauso
01:00:43: Form bedacht
01:00:45: und versuchst in einem gewissen
01:00:47: Ablauf kultiviert zu präsentieren
01:00:49: oder bist du da auch
01:00:51: casual und
01:00:53: situationsorientiert
01:00:55: Ich glaube ich bin in vielen
01:00:59: Dingen sehr, sehr konservativ
01:01:01: und ich mag
01:01:03: die eher klassische Ansicht
01:01:05: ich mag die klassischen Appellationen
01:01:07: ich mag die klassische Kleidung
01:01:09: das macht mir persönlich alles Spaß
01:01:11: ich sehe aber
01:01:13: häufig gerade im Umgang
01:01:15: mit unerfahreneren Gästen
01:01:17: das mehr casual auf den Gas
01:01:19: zuzugehen, offener zu sein
01:01:21: lockerer zu sein
01:01:23: und den Wein einfach
01:01:25: aufzumachen und dabei zu reden
01:01:27: und nicht wegzugehen vom Tisch
01:01:29: nicht ein großes Geheimnis drum zu machen
01:01:31: für den Gast die Sache viel viel erlebbarer
01:01:33: und viel viel greifbarer macht
01:01:35: ich kann natürlich
01:01:37: wenn der Gast, wenn ich das Gefühl habe
01:01:39: das braucht, das kann ich den
01:01:41: konservativen klassischen Sommelier mimen
01:01:43: aber ich habe das Gefühl
01:01:45: in Berlin heutzutage
01:01:47: ist es von den
01:01:49: vielen Menschen
01:01:51: finden es viel cooler, offener
01:01:53: und netter wenn man ehrlich redet
01:01:55: und wenn man Menschen gerade unerfahren
01:01:57: und Menschen sagt, trink einfach den Riesling
01:01:59: und warum? Weil der einfach geil ist
01:02:01: der schmeckt einfach gut
01:02:03: der ist frisch, der ist geilsäure betont
01:02:05: der macht dir Spaß
01:02:07: und das heute an so einem Sommerabend
01:02:09: einfach genau das Richtige für dich ist
01:02:11: anstelle den Gästen irgendwas über
01:02:13: pH-Werte oder Restzuckerwerte zu erzählen
01:02:15: das überfordert den Menschen
01:02:17: da habe ich persönlich auch gar keine Lust
01:02:19: mich damit auseinanderzusetzen
01:02:21: und es baut nur noch mehr eine Hürde auf
01:02:23: anstelle einfach zu sagen, du wenn ich jetzt hier sitzen würde
01:02:25: ich würde genau den Wein auch trinken
01:02:27: und der macht einfach Spaß zu trinken
01:02:29: und ja, wie soll ich das Glas anfassen
01:02:31: nimmst einfach an Stil, schwenkst, trinkst
01:02:33: und hab Spaß und das funktioniert
01:02:35: und in den allermeisten Fällen viel viel viel besser
01:02:37: was dir ein Großteil deiner Karriere in dem Unternehmen tätig
01:02:39: oder bist ein Großteil
01:02:41: nicht wahr ist, soll keine Gündigung sein
01:02:43: bist ein Großteil deiner Karriere in diesem Unternehmen tätig
01:02:45: gibt es irgendwie mal ein Lokal wo du saß
01:02:47: es wird mich wahnsinnig reizen
01:02:49: also ist es so ein
01:02:51: Dreisterner in Paris, in Monaco wo du sagst
01:02:53: da würde ich gerne mal diese klassische Nummer schwingen
01:02:55: oder doch eher das wo du sagst
01:02:57: da komme ich in kurzen Hosen und Badeschlappen
01:02:59: also gibt es irgendein Lokal was dich
01:03:01: reizen würde für ein Tag mal tätig zu sein
01:03:05: ja, dann auf jeden Fall
01:03:07: dann auf jeden Fall so
01:03:09: so ein richtiger ultrakonservativer
01:03:11: Dreisterner
01:03:13: die Restaurants
01:03:15: wo man auf Instagram
01:03:17: dann so kurzes Snippet sieht
01:03:19: wo Menschen im Frag
01:03:21: mit Silbertablet
01:03:23: und das ist schon, das wäre schon was
01:03:25: das würde mich unglaublich reizen das mal zu sehen
01:03:27: und mal zu machen
01:03:29: so 1, 2, 3 Tage
01:03:31: in so einem
01:03:33: ultrakonservativen Dreisterner
01:03:35: wo du schon als Kellner in Affront
01:03:37: begehst wenn so ein Tropfen
01:03:39: aus der Wasserflasche auf die Tischdecke geht
01:03:41: das würde ich schon gerne mal sehen
01:03:43: einfach nur um dann glaube ich zurückzukommen
01:03:45: und zu sagen
01:03:47: wenn die eine Flasche
01:03:49: Mutant aufmachen ist der Wein
01:03:51: im Glas trotzdem derselbe Wein
01:03:53: wie wenn ich einen Mutant aufmache
01:03:55: und bei mir dürfen die Gäste dabei Lachen und Spaß haben
01:03:57: ich glaube es würde mich erden
01:03:59: dass ich merke das was ich wie wir das angehen
01:04:01: ist eine Art und Weise
01:04:03: eine Interpretation die für den Gast glaube ich
01:04:05: will kommen
01:04:07: also der Gast fühlt sich schneller und einfacher will kommen
01:04:09: und das ist total wichtig
01:04:11: trotzdem würde ich es unfassbar gerne mal sehen
01:04:13: und mal so eine Materialschlacht
01:04:15: an Porzellan und Glas
01:04:17: und den Käsewagen, den Teewagen
01:04:19: den Brotwagen, den sonst was Wagen
01:04:21: und 40 Praktikanten
01:04:23: die noch 3 Stunden lang
01:04:25: irgendwelche Sachen sauber machen
01:04:27: die du nur gebraucht hast um irgendwas zu präsentieren
01:04:29: und das würde ich schon gern mal sehen
01:04:31: so ein Laden wo selbst der Spülern frag an hat
01:04:33: also das stehe ich mir auch wahnsinnig
01:04:35: also reizt vor, interessant vor
01:04:37: und ich glaube schon dass der Mutant
01:04:39: den man dort aufmacht
01:04:41: dass der anders wahrgenommen wird, dass der anders schmeckt
01:04:43: also allein auch wegen der Grundhaltung
01:04:45: und der Grundeinstellung
01:04:47: die man in dem Augen blickt
01:04:49: dort in dem Restaurant aufgrund der vielleicht auch sterilen
01:04:51: oder stilistischen Situationen
01:04:53: dem Wein gegenüber hat
01:04:55: und sich anders darauf einlassen kann
01:04:57: ich glaube es ist nicht, dass der anders schmeckt
01:04:59: ich glaube für dich und mich
01:05:01: und für Menschen die
01:05:03: die einen gewissen Erfahrungswert haben
01:05:05: was
01:05:07: Gast sein in verschiedenen
01:05:09: an Stilen von Restaurants angeht
01:05:11: ja, aber in der Wahrnehmung
01:05:13: des einen Menschen der zum 10. Hochzeitstag
01:05:15: das erste mal in seinem Leben
01:05:17: in so ein Restaurant geht, denke ich nicht
01:05:19: weil der das Weinglas
01:05:21: anheben alleine
01:05:23: mit so viel Angst verbunden ist
01:05:25: darf ich jetzt mit meiner Frau wie zu Hause
01:05:27: am Tisch das Glas anstoßen
01:05:29: darf ich ihr quer über meinen
01:05:31: 7 Meter Durchmesser großen runden Tisch
01:05:33: mit bodentiefen Tischdecken
01:05:35: den Küsschen zuhauchen oder ist das schon unangemessen
01:05:37: darf ich wenn sie mir
01:05:39: einen Spaß macht, darüber lachen
01:05:41: oder nicht und bei uns sitzt du einfach
01:05:43: an einem Tisch
01:05:45: du trinkst ein Wein, auf den hast du vielleicht lange gespart
01:05:47: auf den hast du dich gefreut
01:05:49: und auf deine Hochzeit nicht mehr getrunken
01:05:51: du kriegst den ehrlich serviert
01:05:53: und du kannst dich auf den Wein, auf den Moment
01:05:55: und auf deine Begleitung einlassen
01:05:57: und du hast nicht das Gefühl du musst
01:05:59: noch so viel deiner Aufmerksamkeit
01:06:01: und deiner Konzentration abgeben
01:06:03: an die Räumlichkeiten
01:06:05: und das Etablissement
01:06:07: ich erleb das
01:06:09: häufig wenn ich essen gehe
01:06:11: meine Frau hat nichts mit Gastronomie zu tun
01:06:13: hat einen völlig anderen
01:06:15: Beruf, es interessiert sich
01:06:17: für das Thema auch nur so weit wie ich sie mitnehme
01:06:19: und wäre glaube ich
01:06:21: wenn sie mich nicht geheiratet hätte
01:06:23: nie in ihrem Leben in ein Sternerestaurant gegangen
01:06:25: oder hätte einen Wein für mehr als 12 Euro getrunken
01:06:27: und wenn wir zusammen
01:06:29: gerade unsere ersten Besuche
01:06:31: in Restaurants mit 2-3 Sternen
01:06:33: waren immer so, dass ich
01:06:35: ganz viel geguckt habe, neugierig war
01:06:37: Erfahrung, sammeln, mitnehmen wollte
01:06:39: und lernen wollte
01:06:41: und sie ganz ganz stark gehemmt war von
01:06:43: oh Gott mach ich das so richtig
01:06:45: sag mir mal wie das ist
01:06:47: begleite mich mal Richtung Klo
01:06:49: weil ich weiß gar nicht wo ich hin muss
01:06:51: und das ganz ganz viel mit Sorge
01:06:53: zu tun hatte
01:06:55: und ich weiß wie ich mich im Restaurant bewege
01:06:57: weil ich es tagtäglich tue
01:06:59: und ich weiß grundsätzlich was ich anziehe
01:07:01: oder wie ich ein Wein bestelle
01:07:03: weil ich es tagtäglich tue
01:07:05: ein Mensch der das aber nicht tut
01:07:07: und wie gesagt das sehe ich an ihr immer wieder
01:07:09: der hat schon Schwierigkeiten
01:07:11: in den ersten Besuchen klar zu formulieren
01:07:13: was ich damit Kohlensäure oder Ohne möchte
01:07:15: und hat immer Angst was falsch zu machen
01:07:17: und diese Hürde die muss man den Gänsten
01:07:19: nehmen und dann kann man so viel
01:07:21: mehr Freude entfalten
01:07:23: und dann schmeckt auch der Mutant
01:07:25: um zum Ausgangsbild zurückzukommen
01:07:27: bei mir besser als in Paris
01:07:29: man kann doch eigentlich in einem Restaurant
01:07:31: wenn du die normalen Norm einhältst
01:07:33: nichts falsch machen oder
01:07:35: man kann irgendwas falsch machen
01:07:37: also mir fällt nichts ein was man in einem Sternenrestaurant
01:07:39: wenn ich zu euch kommen würde
01:07:41: und ich falsch mache würde sagst
01:07:43: das war jetzt ja total durch
01:07:45: richtig, offiziell auf dem Papier
01:07:47: ist das wenn wir uns sozusagen
01:07:49: an gesellschaftliche Regeln und Norm halten
01:07:51: korrekt
01:07:53: es ist aber und das kann ich
01:07:55: von hinter den Kulissen sagen
01:07:57: relativ
01:07:59: einfach
01:08:01: ein Fan
01:08:03: oder die das Personal
01:08:05: zu deinen Fans zu machen
01:08:07: es ist aber auch relativ einfach
01:08:09: dass sie dich auf jeden Fall
01:08:11: für den Rest des Restaurants Besuchs hassen werden
01:08:13: und da spreche ich nicht
01:08:15: und das möchte ich ganz exklusiv auskoppeln
01:08:17: von reinkommen und direkt
01:08:19: 200 Euro Trinkgeld geben und sagen
01:08:21: guck mal, dass wir einen geilen Abend haben
01:08:23: überhaupt nicht, ich würde es komplett vom Geld loslösen
01:08:25: aber die Art und Weise
01:08:27: wie du schon beim Betreten des Restaurants
01:08:29: vielleicht schon mit der E-Mail
01:08:31: mit der du eine Anfrage stellst
01:08:33: das Restaurant kontaktierst
01:08:35: die Mitarbeiter kontaktierst
01:08:37: direkt voll
01:08:39: mit dem umgehst für das die Mitarbeiter
01:08:41: in der Küche seit 10 Uhr morgens
01:08:43: arbeiten und sich Mühe dabei geben
01:08:45: wie man die Zusammenstellung
01:08:47: der Gerichte der Menüfolge angeht
01:08:49: wie man die
01:08:51: angebotenen Weine, Gläser, Tische
01:08:53: Tischdecken, Tischdekorationen
01:08:55: und so weiter
01:08:57: darauf eingeht wie man Interesse zeigt
01:08:59: oder eben nicht
01:09:01: da kann man schon zwischenmenschlich
01:09:03: eine ganze Menge falsch machen
01:09:05: dann kriegst du dasselbe Essen
01:09:07: und trotzdem spuckt dir keiner in die Suppe
01:09:09: zumindest bei uns nicht, weiß nicht wie es woanders ist
01:09:11: aber es ist trotzdem so
01:09:13: dass es schon am Ende des Abends
01:09:15: Gäste gibt wo ich sage
01:09:17: Ey mit denen hat es richtig Bock gemacht
01:09:19: und das andere Gäste gibt wo ich mir denke
01:09:21: ja hoffentlich kommen die jetzt erst mal so schnell
01:09:23: nicht wieder und ich glaube das ist auch normal
01:09:25: Ich meine aber wenn man die Grundnormen einhält
01:09:27: also wenn ich mich menschlich jemandem gegenüber
01:09:29: vernünftig mach man ja also
01:09:31: glaube ich ja zumindest sollte man es überall machen
01:09:33: mit einer Verkäuferin oder einem Busfahrer
01:09:35: wo man einsteigt, dass man zumindest einen guten Tag sagt
01:09:37: und auf Wiedersehen
01:09:39: und Anstandsformen fliegt
01:09:41: aber wenn ich das alles einhalte
01:09:43: um auch diese Grundangst so ein bisschen zu nehmen
01:09:45: dann bist du schon ganz ganz weit
01:09:47: auf der Seite von wir mögen dich
01:09:49: weil das ist halt leider
01:09:51: es ist leider einfach nicht immer so
01:09:53: und ich meine es gibt
01:09:55: wenn ich an den Tisch gehe
01:09:57: oder auch egal wer an den Tisch geht
01:09:59: und wir präsentieren ein Gericht
01:10:01: oder selbst nur es kommt
01:10:03: die Azubine und bringt dir Besteck
01:10:05: für den nächsten Gang
01:10:07: dann ist es ein Unterschied
01:10:09: ob du dem Menschen dabei in die Augen guckst
01:10:11: ich bedankst und sagst oh ich freue mich auf den nächsten Gang
01:10:13: oder ob du nebenbei an deinem Handy bist
01:10:15: und bei Instagram grad durch deine Videos swipes
01:10:17: und deine Partnerin neben dran sitzt
01:10:19: an ihrem eigenen Handy
01:10:21: und die ganze Ausstrahlung zeigt
01:10:23: mir ist völlig egal was jetzt gleich von Gang kommt
01:10:25: mir ist völlig egal was jetzt gleich
01:10:27: was hier der Mitarbeiter am Tisch tut
01:10:29: denn all diese Dinge
01:10:31: und ich denke mir
01:10:33: du kommst doch hierher weil du uns erleben möchtest
01:10:35: weil du unser Essen erleben möchtest
01:10:37: weil du dich da drauf freust
01:10:39: und schon allein diese Kleinigkeit ist so was
01:10:41: wo ich mir denke dann brauch ich mir doch jetzt keine Mühe geben
01:10:43: dann ist doch egal
01:10:45: wie wir jetzt unser Gericht anrichten
01:10:47: weil du guckst es dir sowieso nicht richtig an
01:10:49: weil du hast ja die eine Hand am Handy
01:10:51: und mit der anderen Hand löffelst da halt irgendwas
01:10:53: was grade kommt
01:10:55: beim Weinservice selber was würdest du total gerne machen
01:10:57: also beim händischen bei gar nicht so dieses
01:10:59: kommunikative
01:11:01: sondern wie soll denn Wein
01:11:03: absolut perfekt gehändelt werden
01:11:05: was würdest du gerne machen und was machst du davon
01:11:07: was ist dir wichtig
01:11:09: mir ist sowohl als Gast als auch aus Someli
01:11:11: extrem wichtig die Frage
01:11:13: nach dem Probierschluck
01:11:15: wie der Wein temperiert werden darf
01:11:17: das ist was was wir
01:11:19: all unseren Mitarbeitern
01:11:21: oder ich all unseren Mitarbeitern
01:11:23: die Weinservice machen einträchter
01:11:25: Weine serviert
01:11:27: eine Flasche serviert
01:11:29: fragt bitte die Leute wie sie das trinken möchten
01:11:31: und fragt bitte die Menschen ob sie den Weiswein pauschal
01:11:33: immer ins Eis gestellt haben möchten
01:11:35: oder ob sie ihn vielleicht lieber nur Kühlschrank
01:11:37: halt trinken möchten oder womöglich
01:11:39: sogar ganz verwegende ihn ein bisschen wärmer bevorzugen
01:11:41: fragt die Gäste
01:11:43: ob sie mit den Gläsern einverstanden sind
01:11:45: fragt die Gäste
01:11:47: wie sie den Wein im Verlauf
01:11:49: des Abends zelebriert haben möchten
01:11:51: und das finde ich wichtig
01:11:53: im Bezug auf Flaschenweinservice
01:11:55: ich finde es
01:11:57: hat sich sehr gut etabliert
01:11:59: aber vielleicht ist das auch wieder Berlin
01:12:01: und die Offenheit aber
01:12:03: wenn ein Zweiertisch von einem
01:12:05: ganz offensichtlich
01:12:07: einem Pärchen
01:12:09: oder wie auch immer
01:12:11: gemeinsam sich für ein Wein entscheidet
01:12:13: lasst doch beide Menschen den Wein probieren
01:12:15: warum soll denn jetzt einer von beiden
01:12:17: klassischerweise immer der Herr den Wein probieren
01:12:19: vielleicht hat er gar keine Ahnung und trinkt nur Bier
01:12:21: oder in den meisten Fällen
01:12:23: wenn ich zwei probier schlucke einschenke
01:12:25: merke ich, dass sich die zweite Person
01:12:27: dann konservativerweise
01:12:29: leider immer die Frau extrem darüber freut
01:12:31: dass sie sozusagen Anteil haben darf
01:12:33: und wenn das dann kommentiert wird
01:12:35: sage ich immer naja aber ihr trinkt ja die Flasche
01:12:37: auch zusammen und was bringt es denn wenn er die Flasche jetzt mag
01:12:39: und dir schmeckt sie gar nicht
01:12:41: und das sind so Dinge die ich finde
01:12:43: die einen aufmerksamen
01:12:45: Wein-Service am Tisch ganz ganz wichtig machen
01:12:47: und die einen aufmerksamen Wein-Service am Tisch
01:12:49: auch irgendwie dann menschlich
01:12:51: und sympathisch machen
01:12:53: was das Rest angeht
01:12:55: ist mir einfach wichtig dass ich das Gefühl hab
01:12:57: der Mensch der den Wein präsentiert
01:12:59: hat grundsätzlich irgendwie eine Ahnung davon
01:13:01: und findest du vom Händling selber
01:13:03: dass irgendwas unter dem Tisch gefallen ist
01:13:05: was du vermisst und was du
01:13:07: im klassischen ganz gerne sehen würdest
01:13:09: eigentlich nicht
01:13:11: weil das was da in dem Fall
01:13:13: ja irgendwie das Wichtige ist
01:13:15: ist dass der
01:13:17: Genuss des Gastes von der Flasche
01:13:19: die er bestellt hat
01:13:21: zu 100 Prozent
01:13:23: funktioniert und das funktioniert
01:13:25: das dafür brauche ich kein
01:13:27: kein Theaterstück das finde ich
01:13:29: beim Wein-Service also sowas wie
01:13:31: du spielst jetzt wahrscheinlich auf so ein
01:13:33: Karafieren über einer Kerze an
01:13:35: oder auf den Korken
01:13:37: zweimal mit einer Papierserviette abwischen
01:13:39: oder den Korken
01:13:41: zu präsentieren oder so
01:13:43: das tue ich nicht
01:13:45: finde ich auch als Gast irgendwie
01:13:47: nicht notwendig
01:13:49: ich finde aber die Art und Weise wie der
01:13:51: Wein dann präsentiert wird
01:13:53: also wie er dann sehr weird wird im Verlauf
01:13:55: die ist mir viel wichtiger weil den viel größeren
01:13:57: auch einen Fluss auf mein Genuss empfinden hat
01:13:59: wie sieht's da mit der Kommunikation aus
01:14:01: also wir haben eine Flasche Wein
01:14:03: suchst du die Kommunikation
01:14:05: im Nachgang auch noch zu dem Gast
01:14:07: dass du
01:14:09: versuchst wie er sich entwickelt hat
01:14:11: noch Informationen dann dazu zu dem Wein
01:14:13: mit auf dem Weg gibst
01:14:15: Alternativempfehlung
01:14:17: für spätere Leben mit
01:14:19: vermittelt oder
01:14:21: sobald die Flasche verkauf geöffnet
01:14:23: eingeschenkt ist und alle glücklich sind
01:14:25: dann nur noch diese reine
01:14:27: Einschenk-Situation
01:14:29: das ist grundsätzlich sehr unterschiedlich
01:14:31: das kommt immer so ein bisschen drauf an
01:14:33: wie ich das Gefühl hatte
01:14:35: beim Beratungs-Entscheidungs-Vorgang
01:14:37: eingebunden worden zu sein
01:14:39: und
01:14:41: dass wenn ich da eingebunden war
01:14:43: oder der Gast womöglich sagt
01:14:45: naja so, wir trinken gern das und das
01:14:47: mach uns mal was ähnliches auf
01:14:49: was wir nicht kennen bis Summe X
01:14:51: und ich mach was auf und Schenks ein
01:14:53: dann gehe ich schon im Verlauf des Abends
01:14:55: immer wieder darauf ein und frag und wie entwickelt er sich
01:14:57: wie kommen sie damit klar
01:14:59: wie hat ihnen die Verbindung gerade jetzt mit dem letzten Gang gefallen
01:15:01: da könnte ich mir vorstellen das war besonders gut
01:15:03: dann schon
01:15:05: wenn ich aber an den Tisch komme und ein Gast sagt
01:15:07: ich hätte gern den Wein aus dem Jahrgang so und so
01:15:09: wenn ich das Gefühl hab der weiß genau was er tut
01:15:11: und was er will
01:15:13: dann halte ich mich da mit Belehrungen auch zurück
01:15:15: oder mit Gesprächen
01:15:17: außer ich hab das Gefühl der Gast möchte
01:15:19: gerne darüber reden
01:15:21: und dann kommt man manchmal in ganz tolle Gespräche
01:15:23: und dann kommt man manchmal zu
01:15:25: ganz faszinierenden Menschen die dann irgendwie erzählen
01:15:27: dass sie diesen Wein seit
01:15:29: 30 Jahren sammeln und genau den Jahrgang
01:15:31: irgendwie noch nicht getrunken haben oder so
01:15:33: das ist teilweise cool
01:15:35: aber da gibt es keine pauschale Antwort
01:15:37: das entscheide ich immer von
01:15:39: von Tisch zu Tisch von Gast zu Gast
01:15:41: aber wir haben mit 50 Gästen
01:15:43: und dann halt irgendwie 20
01:15:45: plus minus Tischen
01:15:47: gibt es ja auch relativ wenig Möglichkeit
01:15:49: dem einen Tisch der jetzt ganz gut bestellt hat
01:15:51: zu entfliehen weil das Restaurant
01:15:53: relativ klein ist das heißt ich laufe dem Gast
01:15:55: ja sozusagen jede Minute
01:15:57: immer wieder am Tisch vorbei
01:15:59: das heißt wenn es Interesse geben würde
01:16:01: miteinander zu kommunizieren
01:16:03: dann besteht jederzeit die Möglichkeit
01:16:05: dass ich jederzeit ansprechbar bin
01:16:07: und ich nicht in einem riesigen Tagungssaal
01:16:09: dann am anderen Ende des Saals
01:16:11: bin und nie wieder in die Nähe des Tisches komme
01:16:13: also von daher das wenn gewünscht
01:16:15: geht das immer gerne
01:16:17: wenn nicht gewünscht dann nicht
01:16:19: aber es gibt häufig gestern sagen
01:16:21: wir sind zufrieden mit unserer Flasche
01:16:23: und dann eine Stunde später
01:16:25: kommen die Kollegen zu mir und sagen
01:16:27: du Raphael Tisch 7 die würden dich gerne nochmal sprechen
01:16:29: die fanden die erste Flasche toll
01:16:31: sie wollen mit dir über die zweite reden
01:16:33: wie die Reise weitergehen darf ist immer cool
01:16:35: Du hast gerade so mit X erwähnt
01:16:37: gibt es für dich Grenzen
01:16:39: wo du sagst für meine Restaurantkarte
01:16:41: sollte in Wein
01:16:43: diese Mindestqualität haben
01:16:45: und ich würde nicht unter dem Preis
01:16:47: einkaufen
01:16:49: aus verschiedenen Gründen zum einen in die Richtung
01:16:51: aber eben noch nach oben
01:16:53: wenn ich es finde interessant
01:16:55: also zum einen find ich es großartiges eurer Karte online ist
01:16:57: und finde es aber auf eurer Karte
01:16:59: auch total spannend
01:17:01: dass es sehr preisbewusste Weine
01:17:03: auf der einen Seite gibt
01:17:05: aber eben auch preisbewusste auf der anderen Seite
01:17:07: also dass ihr jegliche Richtung spielt
01:17:09: und es gibt großartige Weine
01:17:11: keine Ahnung aus einem Älterst
01:17:13: die du super
01:17:15: super
01:17:17: wie sagt man das, hilf mir bitte
01:17:19: wenn ich jetzt sage fair kalkuliert
01:17:21: klingt es immer so deplatziert
01:17:23: jemand gegenüber und wem gegenüber ist es fair
01:17:25: wenn der Wein günstig oder nicht günstig ist
01:17:27: wenn ich sage günstig kalkuliert
01:17:29: stimmt es auch nicht
01:17:31: sondern irgendwie angemessen
01:17:33: wo ich sage für ein Kleintaler gibt es was zu trinken
01:17:35: klingt das billig
01:17:37: wenn ich sage ich weiß nicht wie ich das wertschätzend
01:17:39: erwähnen kann
01:17:41: dass ich mich gefreut habe
01:17:43: dass es großartige Weine zum Beispiel
01:17:45: es war mein erster Blick aus dem Älters
01:17:47: finde
01:17:49: wo ich finde dass man großartigen Wein
01:17:51: für ein Kleintaler bekommt
01:17:53: witzig dass du das fragst
01:17:55: und in deiner Ausgangsfrage grade eben gesagt hast
01:17:57: gibt es
01:17:59: wenn wir darüber sprechen
01:18:01: Weine die Summe X
01:18:03: und Qualität nicht unterstreiten dürfen
01:18:05: und du
01:18:07: Preis und Qualität auf eine Stufe gestellt hast
01:18:09: und sozusagen als
01:18:11: gleichwertig verwendet hast
01:18:13: und da muss ich natürlich vehement einschreiten
01:18:15: und muss sagen es gibt viele Weine die wir kaufen
01:18:17: für
01:18:19: kleines Geld, faires Geld
01:18:21: ich finde übrigens fair kalkuliert
01:18:23: es ist für alle Seiten ein guter Ausdruck
01:18:25: wir wissen alle
01:18:27: dass das was wir als Gastronom machen
01:18:29: dass wir das nicht
01:18:31: ausschließlich als Hobby machen
01:18:33: sondern dass wir alle
01:18:35: auch wirtschaftliche Unternehmen sind
01:18:37: und Geld verdienen wollen und müssen
01:18:39: und das ist dem Gast natürlich auch klar
01:18:41: trotzdem gibt es eine Art und Weise wie man
01:18:43: finde ich seine Sachen kalkuliert
01:18:45: und ich finde da
01:18:47: muss es einen Mittelweg geben
01:18:49: zwischen natürlich will ich Geld verdienen
01:18:51: aber natürlich will ich auch dass der Gast
01:18:53: sagt naja gut eine Flasche können wir
01:18:55: aber wenn die leer ist bleiben wir bei Leitungswasser
01:18:57: weil eine zweite können wir uns nicht leisten
01:18:59: das ist kacke
01:19:01: insofern versuche ich natürlich Sachen anzubieten
01:19:03: die so kalkuliert sind
01:19:05: dass auch der Gast daran Freude hat
01:19:07: und der Gast sich animiert fühlt
01:19:09: eine zweite Flasche zu bestellen
01:19:11: oder wenn gerade wenn wir vom unteren
01:19:13: Preissegment sprechen
01:19:15: also meine günstigste Halbflasche kostet 24 Euro
01:19:17: und ich finde das einfach wichtig
01:19:19: dass jemand der noch nie so essen war
01:19:21: und überhaupt
01:19:23: vielleicht nicht so viel Geld für Wein
01:19:25: normalerweise ausgeben kann oder will
01:19:27: bei uns das Gefühl hat ich kann trotzdem
01:19:29: eine Flasche Wein bestellen
01:19:31: die geschlossen an den Tisch kommt
01:19:33: vom sommelier präsentiert und geöffnet wird
01:19:35: ich habe einen vollwertigen Wein Service
01:19:37: mit meiner ganz eigenen Flasche
01:19:39: und das kostet mich nicht
01:19:41: erwartungsgemäß 400 Euro
01:19:43: sondern für 20 Euro kriege ich den ganzen
01:19:45: Tanz und Service
01:19:47: wenn ich das möchte an mein Tisch
01:19:49: eine Flasche für 24 Euro auf der Karte
01:19:51: wie krass ist das denn
01:19:53: aber eine halbe, 0,37
01:19:55: man hat andere Erwartungen
01:19:57: man hat letztlich, also es ist da
01:19:59: wow, cool
01:20:01: genau und ich möchte auch das nicht
01:20:03: wenn der sommelier mit Krawatta an den Tisch kommt
01:20:05: dann wird es automatisch vierstellig
01:20:07: das ist leider
01:20:09: leider selten der Fall
01:20:11: und das muss auch nicht so sein
01:20:13: ich finde
01:20:15: meine Empfehlung ist den richtigen Wein
01:20:17: um Menschen in der Situation zu finden
01:20:19: und der ist nicht bei allen immer
01:20:21: mit einem vierstelligen Preisschild ausgezeichnet
01:20:23: und deswegen
01:20:25: und die Weinkarte besteht ja auch nicht nur
01:20:27: aus Sachen die ich persönlich privat gerne trinke
01:20:29: oder die der Chef oder die Chefin gerne mögen
01:20:31: weil sonst würden wir sehr viel weniger Wein
01:20:33: verkaufen
01:20:35: sondern die Weinkarte soll ja ein Überblick
01:20:37: über die Regionen und Stile sein
01:20:39: die ich für relevant
01:20:41: bei uns im Restaurant empfinde
01:20:43: und da ist es auch nur richtig
01:20:45: verschiedene Preisstufen anzubieten
01:20:47: und wenn ich ein Weingut habe
01:20:49: wo ich finde
01:20:51: die großen Gewächse sind grandios
01:20:53: gibt es für mich keinen Grund zu sagen
01:20:55: ich nehme nicht den Gutsrißling
01:20:57: auch auf die Karte
01:20:59: dann kann doch der Gast
01:21:01: der das Weingut kennenlernen möchte
01:21:03: und vielleicht nicht bereit ist
01:21:05: dreistellig für einen Riesling auszugeben
01:21:07: auch für 50 Euro oder so ein Ortswein trinken
01:21:09: und hat trotzdem
01:21:11: ein super Wein von einem Winzer
01:21:13: oder ein Weingut
01:21:15: was ich mag von der Stilistik
01:21:17: die ich fürs Restaurant als passend empfinde
01:21:19: und er hat trotzdem einen guten Wein im Glas
01:21:21: und nicht nur zu sagen
01:21:23: wir sind ein Sternerestaurant
01:21:25: bei uns geht es nur mit großes Gewächs aufwärts los
01:21:27: und jede Flasche muss so und so
01:21:29: mehr XY kosten
01:21:31: nach oben hin gibt es natürlich
01:21:33: wie in vielen
01:21:35: Bereichen des Lebens kein Limit
01:21:37: aber das sind dann eher
01:21:39: repräsentative Sachen
01:21:41: die ausgesprochen selten bestellt werden
01:21:43: und die dann auch von Menschen bestellt werden
01:21:45: für die der Impact
01:21:47: dieser einen Flasche auf die Monatsabrechnung
01:21:49: deutlich weniger geringer ist
01:21:51: als der der für 24 Euro
01:21:53: eine kleine Flasche bestellt
01:21:55: ist das für dich dann jedes Mal ein Fest
01:21:57: wenn eine Flasche im 5-stelligen Bereich bestellt wird
01:21:59: macht das was mit dir oder
01:22:01: ist es einfach was hättet eines Berufes
01:22:03: und du nimmst es dann schon mit
01:22:05: also 5-stellige Flaschen um ganz ehrlich zu sein
01:22:07: das ist, weiß ich nicht wann das letzte mal passiert
01:22:09: das ist tatsächlich was besonderes
01:22:11: aber 4-stellige Flaschen
01:22:13: schon und da ist es
01:22:15: sehr sehr unterschiedlich
01:22:17: weil es gibt einmal den Menschen der bestellt die 4-stellige Flasche
01:22:19: weil er
01:22:21: exakt diesen Wein jetzt trinken möchte
01:22:23: und sagt komm heute ist der Tag der Tage
01:22:25: und ich setz mich damit auseinander
01:22:27: und ich möchte genau diesen
01:22:29: einen Tropfen jetzt genießen
01:22:31: das sind Menschen die sozusagen
01:22:33: von ihrer Herangehensweise an das Getränk
01:22:35: Wein mir ähnlich sind
01:22:37: deswegen viel Freude machen
01:22:39: es gibt aber auch die Leute die die Weinkarte aufmachen
01:22:41: nicht richtig gucken und sagen
01:22:43: oh hier gibt es einen Mouton
01:22:45: ich nehme den Mouton was kostet Mouton
01:22:47: 1500 okay ich nehme Mouton
01:22:49: und den ist es völlig egal
01:22:51: die setzen sich nicht mit dem Wein auseinander
01:22:53: die trinken 3/4 der Flasche
01:22:55: und gehen dann wieder und es ist einfach so
01:22:57: eine weitere von denen
01:22:59: und dann denke ich mir in den Momenten immer
01:23:01: das ist so unfassbar schade
01:23:03: dass die Flasche jetzt offen und verkauft ist
01:23:05: für 5000 verkauft
01:23:07: weil dem Menschen wäre es auch egal gewesen
01:23:09: und dann hätte wenigstens noch so einen Aufschlag genommen
01:23:11: der dann weil es so schade ist
01:23:13: dass diese eine Flasche die es jetzt nicht mehr gibt
01:23:15: weg ist. Kann man Wein idealisieren
01:23:17: also insofern beim probieren
01:23:19: oder optimieren
01:23:21: also sind da bestimmte Gegebenheiten
01:23:23: ganz ganz wichtig
01:23:25: vorhin hatten wir das Parfait schon mal angesprochen
01:23:27: aber allgemein es ist Lichter wichtig
01:23:29: ist die Raumfarbetemperatur
01:23:31: und grundsätzlich ist die
01:23:33: in einem Restaurant ja schon ganz ganz gut
01:23:35: wenn man genießen möchte
01:23:37: sich auf die Sache einlassen möchte
01:23:39: als wenn man zu Hause beim Kochen nebenher trinkt
01:23:41: also Punkt 1
01:23:43: es gibt nichts schöneres als am freien Tag
01:23:45: zu Hause zu kochen und nebenbei schon mal
01:23:47: ein Glas guten Wein zu trinken
01:23:49: das würde ich als absolutes
01:23:51: pro Argument für
01:23:53: Weingenuss sehen
01:23:55: aber ich glaube um deine Eingangsfrage
01:23:57: einzugehen jeder der schon mal
01:23:59: irgendwie mit einem Blick aufs Meer
01:24:01: einen mäßigen bis
01:24:03: mittelprächtigen Rosewein
01:24:05: getrunken hat
01:24:07: aus mäßigen bis schlechten Weinglesern
01:24:09: aber dabei ein Sonnenuntergang sieht
01:24:11: und sieht wie die Abendsonne
01:24:13: im Rosewein glitzert und sich denkt
01:24:15: das ist wirklich gerade der beste Wein
01:24:17: des Lebens und sich dann
01:24:19: im angetrunkenen Zustand
01:24:21: davon 12 Flaschen nach Hause bestellt
01:24:23: und an einem grauen Novembertag glaubt
01:24:25: bei einem Teller schlecht gekochter Nudeln
01:24:27: dieses Sehnsuchtsgefühl wieder
01:24:29: hervorzuholen und dann merkt der Rose
01:24:31: ist saumies ich glaube jeder
01:24:33: der wird betonen oder wird bestätigen
01:24:35: dass damit auch viel die Situation
01:24:37: natürlich den Wein macht
01:24:39: und die Situation davor
01:24:41: sind auch glaube ich
01:24:43: Menschen die sich damit professioneller auseinandersetzen
01:24:45: wie wir nicht gefeit und mir geht das teilweise auch so
01:24:47: dass ich im Urlaub Sachen trinke
01:24:49: und dann nach Deutschland mir bestelle
01:24:51: und denke das wird der neue Superstar
01:24:53: in der Weinbegleitung und ich probiere den
01:24:55: aus einem guten Glas
01:24:57: mit neutralem Licht
01:24:59: und sozusagen im neutralen Gaumen merke
01:25:01: was hast denn dir da im Urlaub
01:25:03: was hat dich da geritten das so gut zu finden
01:25:05: aber das ist ja irgendwie auch schön
01:25:07: dass es die Weine so kaschiert
01:25:09: oder dass es die Weine dann auch so zauberhaft
01:25:11: macht in den einzelnen Situationen
01:25:13: aber um einfach sozusagen
01:25:15: zu verkosten ob ein Wein in Frage kommt
01:25:17: wie die Qualität ist oder irgendwas
01:25:19: setze ich mich
01:25:21: ehrlich gesagt einfach bei mir ins Restaurant
01:25:23: an einem Tisch mit einer weißen Decke
01:25:25: und probiere den Wein aus 4-5 verschiedenen
01:25:27: Gläsern und
01:25:29: schau was der Wein tut
01:25:31: und meistens dann lasse ich die Flasche
01:25:33: nur mit dem Korken drin über Nacht stehen
01:25:35: und probiere es am nächsten Tag nochmal nach
01:25:37: und die guten Weine
01:25:39: die relevanten Weine werden am Tag später
01:25:41: bestenfalls besser
01:25:43: oder anders geworden sein und dann
01:25:45: dann habe ich da eine Entscheidung
01:25:47: wie wichtig ist das Glas für dich dabei
01:25:49: extrem wichtig
01:25:51: extrem wichtig
01:25:53: ich bin glaube ich absoluter
01:25:55: Glasfetischist
01:25:57: und liebe es
01:25:59: für jede einzelne
01:26:01: Occasion, für jeden Wein
01:26:03: für jeden Stil
01:26:05: ein eigenes ein anderes Glas zu haben
01:26:07: und wir haben bei uns
01:26:09: wenn ich
01:26:11: Weine für die Begleitung gefunden habe
01:26:13: die in Frage kommt probieren wir die Weine
01:26:15: aus verschiedenen Gläsern um zu entscheiden
01:26:17: der Wein ist es schon mal aber
01:26:19: welches Glas präsentiert diese
01:26:21: oder jene
01:26:23: Facette des Weins am besten
01:26:25: um diesen oder jenen
01:26:27: Aspekt des Gangs am besten zu begleiten
01:26:29: und es gibt
01:26:31: es ist schon so, dass ich in Restaurants
01:26:33: mit guten Weinkarten gucke ob es vernünftige Gläser gibt
01:26:35: sonst im Zweifelsfall davon
01:26:37: Abstand nehme, bestimmte Weine zu bestellen
01:26:39: wenn ich mir denke ich kriege nicht das Glas
01:26:41: aus dem ich das gerne trinken würde da
01:26:43: muss ich gestehen wenn ich leider
01:26:45: sehr sehr snobby was das Thema angeht
01:26:47: wir haben seit vielen vielen Jahren
01:26:49: im Restaurant
01:26:51: Ich mag
01:26:53: natürlich ist Haptik ganz wichtig
01:26:55: ich mag das nicht wenn sich so ein Glas
01:26:57: anfühlt als hätte so wie so ein Ikea
01:26:59: Glas mit so einem dicken Stil
01:27:01: aber ich finde auch dass der
01:27:03: Kälch funktionieren muss und es gibt
01:27:05: einfach so ich finde es gibt super
01:27:07: Allround Gläser die funktionieren die auch
01:27:09: für Gastronomien dies jetzt nicht wie wir
01:27:11: sich ermöglichen können
01:27:13: sich verschiedene Glasstile zu haben
01:27:15: aber ich glaube
01:27:17: dass da auch gerade einfachere Gastronomien
01:27:19: dass da zu wenig
01:27:21: Wert drauf gelegt wird zu wenig geschult wird
01:27:23: und dass man da das Weinglas
01:27:25: einfach achja scheiße wir brauchen
01:27:27: Besteck und Teller und was brauchen wir noch
01:27:29: achja wir müssen ja auch noch Weingläser kaufen
01:27:31: da bringst du dann aus der Metro nochmal
01:27:33: 60 Weingläser mit und dann gibt es halt 30
01:27:35: Weiß und 30 Rotweingläser
01:27:37: und man hat aber einen guten Weinhändler
01:27:39: der einem vielleicht coole Sachen verkauft hat
01:27:41: aber auf das Thema Weinglas achtet
01:27:43: dann im Zweifelsfall keine und das ist teilweise
01:27:45: nicht wir sind da in der glücklichen
01:27:47: Situation dass wir seit vielen vielen
01:27:49: Jahren Partner mit Schott und Zwiesel sind
01:27:51: Bist du der Brand Jünger also gibt es
01:27:53: gewisse privat nein beruflich ja
01:27:55: wir sind Partner von Schott und
01:27:57: Zwiesel und wir hatten letztes Jahr
01:27:59: mit einem Chef eine eigene
01:28:01: Glas Serie gemacht
01:28:03: wo wir Stile definiert haben
01:28:05: die sozusagen
01:28:07: im normalen Portfolio nicht so richtig
01:28:09: vorhanden waren und Stile die uns irgendwie
01:28:11: fehlen und das natürlich cool wenn du
01:28:13: da jemand hast wo du so freispielen
01:28:15: kannst aber privat
01:28:17: benutze ich verschiedenste Gläser die mir
01:28:19: Spaß machen und da bin ich
01:28:21: da bin ich entspannt dass es mir eigentlich
01:28:23: auch wurscht Hauptsache es erfüllt
01:28:25: gewisse Basisanforderungen
01:28:27: an Weingenos
01:28:29: da bestimmte Marken
01:28:31: oder hast du da möglichst viele verschiedene
01:28:33: zuhause und
01:28:35: genießt es immer wieder ein anderes Glas zu nehmen
01:28:37: ich habe da verhältnismäßig viele
01:28:39: zuhause und ich versuche immer wieder
01:28:41: gerne neue probieren immer wieder gerne
01:28:43: neue aus und ich bin da
01:28:45: bin da relativ offen und ich würde auch
01:28:47: vielen Gläsern vor
01:28:49: oder Nachteile zuschreiben
01:28:51: und
01:28:53: jetzt nicht sagen bei einem das ist
01:28:55: das Glas was für alle perfekt ist
01:28:57: versuchst du mit dem Glas den Weinen
01:28:59: eine möglichst
01:29:01: von dir gern gesehene
01:29:03: Situation zu
01:29:05: drängend zwängen ihn zu formen
01:29:07: oder versuchst du ihn frei zu spielen
01:29:11: kommt drauf an
01:29:13: wenn es um den
01:29:15: Bereich Wein Begleitung geht
01:29:17: dann versuche ich mit dem Glas den Wein
01:29:19: die Facette zu entlocken die ich
01:29:21: für den Gang gerade brauche
01:29:23: um den einzelnen Charakter so optimal
01:29:25: wie möglich dann auch auf den Gang eingehen
01:29:27: zu lassen und wenn ich irgendwas habe
01:29:29: mit einer sehr
01:29:31: intensiven Säure
01:29:33: und der Gang würde aber den Wein
01:29:35: mark die Exotik den Körper den Schmelz
01:29:37: des Weins aber die Säure ist ein bisschen zu krass
01:29:39: würde ich versuchen mit dem Glas die Säure
01:29:41: so ein bisschen raus zu
01:29:43: dämpfen und würden Glas wählen
01:29:45: was so ein bisschen mehr die Cremigkeit des Weins
01:29:47: bevor hervorhebt
01:29:49: und damit
01:29:51: dann praktisch besser auf den Gang eingeht
01:29:53: möchte ich aber einfach nur
01:29:55: also es gibt häufig die Situation
01:29:57: dass wir Weine haben die in der Begleitung
01:29:59: in einem Glas sind wenn der Gast das aber
01:30:01: als Flasche über den Arm trinkt
01:30:03: würde ich ein anderes Glas wählen
01:30:05: ist hier so eine gewisse Art formen
01:30:07: das möchte ich dir nicht in den Mund legen
01:30:09: sondern möchte ich selber formulieren
01:30:11: so eine Art von Deformation für den Wein
01:30:13: dass man ihn
01:30:15: versucht dann ja irgendwo
01:30:17: in der bestimmten Art
01:30:19: zu zeigen ist das nur
01:30:21: das Glas was du dafür nutzt
01:30:23: oder sind es auch andere Sachen wie
01:30:25: Oxidation Situation Temperaturen etc
01:30:27: also dass du ein Weißwein bei
01:30:31: 19 Grad servierst
01:30:33: übertrieben formuliert um
01:30:35: auf jeden Fall
01:30:37: das ist tatsächlich was mit dem ich
01:30:39: gerade in der Begleitung sehr viel arbeite
01:30:41: dass ich Weißweine
01:30:43: bewusst wärmer serviere
01:30:45: das ist zum Beispiel auch einer der
01:30:47: Punkte der
01:30:49: unerfahreneren Weintrinkern
01:30:51: oder
01:30:53: sehr klar definierten
01:30:55: immer so Weintrinkern mit klar definierten
01:30:57: Präferenzen sehr schwer fällt
01:30:59: Weine zu trinken
01:31:01: die tendenziell
01:31:03: die Weißweine und in der Wahrnehmung
01:31:05: des Gastes für kalt zu trinkende
01:31:07: Weißweine sind
01:31:09: die wärmer zu servieren
01:31:11: also ich temperiere die häufig bei mir
01:31:13: im Rotweinschambräer so auf 16 Grad
01:31:15: weil ich einfach finde
01:31:17: wenn der Wein zu kalt ist
01:31:19: und du hast ein warmes Gericht dazu
01:31:21: dass das Mundgefühl häufig sehr unharmonisch ist
01:31:23: und wenn wir Gerichte servieren
01:31:25: mit warmen Börblons zum Beispiel
01:31:27: und dazu ein weinservierenden Weißwein
01:31:29: der vom Eis kommt
01:31:31: und fast das Gefühl hat
01:31:33: die cremige fettige Börblon
01:31:35: gerinnt fast bei dem kalten Wein
01:31:37: und da ist der Wein
01:31:39: je wärmer er wird
01:31:41: desto näher ist er von der Temperatur
01:31:43: und dann auch Textur am Gericht
01:31:45: und desto harmonischer
01:31:47: und runter wird am Ende des Tages auch das Mundgefühl
01:31:49: und das macht
01:31:51: das ist das was mir dann auch am meisten Spaß macht
01:31:53: das erfordert aber teilweise
01:31:55: eine gewisse Moderation am Gast
01:31:57: aber der offene und interessierte Gast
01:31:59: der hat da richtig Freude dran
01:32:01: der eher
01:32:03: konservativere Gast hat da teilweise
01:32:05: seine Schwierigkeiten mit
01:32:07: die Welt verändert sich
01:32:25: um mit ihr die Rituale des Genießens
01:32:29: ja früher war der Wein
01:32:31: beinahe unangefochten an der Spitze jeder Tafel
01:32:33: bei nicht wenigen aus verschiedenen Gründen
01:32:35: wächst heute die Sehnsucht nach Alternativen
01:32:37: die nicht weniger Anspruch, Tiefe
01:32:39: und einfach Geschmacksfreude besitzen
01:32:41: und es hat sich einiges getan
01:32:43: alkoholfrei bedeutet längst nicht mehr
01:32:45: Verzicht
01:32:47: sondern die Möglichkeit Momente zu teilen
01:32:49: ohne Grenzen zu setzen
01:32:51: ja und in diesen neuen eigentlich Kapitel der Trinkkultur
01:32:53: tritt Alpel
01:32:55: und dort explizit der Golden Times auf dem Plan
01:32:57: er ist kein Ersatz, er ist kein Emitag
01:32:59: er ist eine eigene Stimme geboren
01:33:01: aus den Höhen Südtirols
01:33:03: und das besondere dabei
01:33:05: finde ich, dass dieses Getränk
01:33:07: sich nicht aufdrängt
01:33:09: es begleitet
01:33:11: es tritt nicht in Konkurrenz mit dem Wein
01:33:13: es versucht keine Alternative zu sein
01:33:15: sondern es ist eine ganz neue Spur
01:33:17: eine neue Geschmacksdefinition
01:33:19: wer Alpel Golden Times im Glas schenkt
01:33:21: schenkt keinen Ersatz
01:33:23: sondern eine andere Form
01:33:25: von Gegenwart ein
01:33:27: und genau darin liegt sein Wert
01:33:29: es ist ein Getränk, das unsere Zeit versteht
01:33:31: die in vielen Bereichen des alkoholfreien
01:33:33: doch so fragier ist, so suchend
01:33:35: und doch so voller Möglichkeiten
01:33:37: ok, was ist Alpel
01:33:39: ich denke man muss die Dolomiten gesehen haben
01:33:41: um Alpel zu verstehen
01:33:43: die Apfelgärten Südtirols
01:33:45: sind nicht bloß Obstbau
01:33:47: sie sind ein kulturelles Fundament
01:33:49: Generationen von Bauernfamilien
01:33:51: haben diese Terrassen geformt, gepflegt
01:33:53: und die Zukunft getragen
01:33:55: heute sind es über 6000 Obstbauernfamilien
01:33:57: aus Südtirol und im Trentino
01:33:59: die gemeinsam Alpetragen
01:34:01: und diesem Projekt eine Kraftverlein
01:34:03: die weit über eine Marke hinausgeht
01:34:05: aus dieser kollektiven Arbeit
01:34:07: heraus entstand
01:34:09: VOG Products
01:34:11: eine Kooperative, die die Frucht
01:34:13: der Region bündelt, veredelt
01:34:15: und im Produkten von der internationalen
01:34:17: Rang verwandelt
01:34:19: find your Golden Times laut das Motto
01:34:21: klingt wie ein Marketing Ansatz
01:34:23: aber ist eine
01:34:25: eigentlich Darstellung, die die Frucht
01:34:27: selbst zur Hauptdarstellerin macht
01:34:29: also Golden Times ist nicht aus einem
01:34:31: Trend geboren, sondern aus der Überzeugung
01:34:33: dass auch alcoholfreier Genuss
01:34:35: eine Würde haben muss
01:34:37: in der Gastronomie, wo jedes Detail zielt
01:34:39: wäre ein halber Schritt nichts wert
01:34:41: und so wird der Apfel zur Essenz
01:34:43: fermentiert, klar präzise
01:34:45: mit einer Perlage
01:34:47: die er an Bergluft erinnert als an Limonade
01:34:49: also
01:34:51: Golden Times Alkoholfrei
01:34:53: ist offiziell ein alkoholfreies
01:34:55: schäumendes Getränk auf Apfelbasis
01:34:57: mit 0,0 Volumenprozent
01:34:59: und damit unterscheidet er sich
01:35:01: fundamental von den endalkolysierten
01:35:03: Weinen, er ist kein Versuch etwas
01:35:05: wegzunehmen, sondern der Entschluss
01:35:07: etwas Neues entstehen zu lassen
01:35:09: die Basis, Hanferlisen, Äpfel aus
01:35:11: Südtiro und dem Trentino, gesammelt
01:35:13: von eben diesen über 6000 Familien
01:35:15: die ihre Ernte
01:35:17: in diese kollektive Vision
01:35:19: einbringen. Das Verfahren
01:35:21: einfach und radikal zugleich
01:35:23: der Saft wird fermentiert
01:35:25: um Aromen und Struktur zu gewinnen
01:35:27: jedoch ohne Alkoholbildung
01:35:29: anschließend wird Kohlensäure zugesetzt
01:35:31: um eine feine kontrollierte Perlage
01:35:33: zu erzeugen. Wichtig
01:35:35: ist der Unterschied zu den
01:35:37: alkoholhaltigen Varianten. Ja, da gibt es
01:35:39: auch welche, ich würde auch gleich noch eins ansprechen
01:35:41: aber ich möchte dich nicht verzetteln. Also
01:35:43: während diese Alkoholhaltigen
01:35:45: nach der Schamadmethode mit Doppeldagehrung
01:35:47: auskommen, ganz ohne Zucker
01:35:49: oder CO2-Zusatz
01:35:51: enthält die alkoholfreie
01:35:53: Version ihre Perlage durch
01:35:55: präzise Zugabe von Kohlensäure
01:35:57: aber in beiden Fällen bleibt
01:35:59: die Philosophie dieselbe. Natürlich
01:36:01: Reinheit, Transparenz
01:36:03: Es werden keine
01:36:05: und das finde ich ganz wichtig, keine
01:36:07: weiteren Zucker hinzugefügt
01:36:09: eine Seltenheit in diesem Segment
01:36:11: das oft mit süße Arbeit
01:36:13: um fehlende Struktur zu verdecken
01:36:15: und das Ergebnis ist analytisch klar
01:36:17: 0,0 Vol.
01:36:19: Kein Zucker-Zusatz
01:36:21: kein Blatt von Aromen
01:36:23: und das schmeckt man, man kann ihn servieren
01:36:25: und probieren, verkosten
01:36:27: und genießen wie ein Wein
01:36:29: er verändert seine Struktur
01:36:31: seine Substanz mit verschiedenen Gläsern
01:36:33: mit verschiedenen Temperaturen und ja, er definiert sich
01:36:35: über die Feindüftigkeit der Äpfel
01:36:37: über die zarten Floralen
01:36:39: Anklänge
01:36:41: So wie in der Nase, wirkt auch am Gaumen
01:36:43: ganz klar, ganz präzise, ganz präsent
01:36:45: auf keinen Fall aggressiv
01:36:47: und die Musage, unglaublich fein
01:36:49: streichelt sie den Gaumen
01:36:51: und trägt die Frucht in die Länge funktional
01:36:53: geht später auch, das finde ich so wichtig, als Bindeglied hin zu den Speisen.
01:36:57: Ein Getränk, das wunderbar leicht ist, ohne banal zu wirken. Es ist frisch ohne flach zu sein.
01:37:02: Und ich bin sicher, es wird sich begeistern. Aber ich habe es vorhin kurz angesprochen.
01:37:07: Nebenher bemerkt kein Alpel, nicht nur alkoholfrei, nicht minder zeitgeistig sind sie mit ihren
01:37:13: Zeitern, der nicht ohne, aber mit einer bekömmlich geringen Menge von 8 Volumen prozent Alkohol wahnsinnig
01:37:19: bekömmlich ist. Im Sinn habe ich hier den San Cedro See von Alpel. Sie ist einfach als die
01:37:24: sommerliche Schwester des Golden Time. Ein Getränk, das aus den selben Höhenlaken stammt,
01:37:29: aber eine andere Farbe und eine komplett andere Stimmung in sich trägt. Wohltuend. Erfrischend,
01:37:34: lebendig, zart. Man hat das Gefühl, als würde man die Abendämmerung ins Glas saubern. Probier's
01:37:40: und ich bin sicher, du wirst begeistert sein. Apfel auf diese Weise so klar definiert, so
01:37:45: appetitlich zu genießen. Ein Riesen Dankeschön für dieses tolle Geschmacks, für dieses tolle
01:37:50: Getränk-Erlebnis, VRG-Products bzw. dem Hause Alpel und natürlich dem deutschen Importeur, dem
01:37:56: Hanelshaus Schlumberger. Hättest du den Wein dann, wenn du ihn temperiert servieren würdest, parallel
01:38:12: nochmal bei der zu erwartenden Wunschtemperatur des Gastes da, dass du den dann, wenn er sagt, der
01:38:19: ist mir viel zu warm, ich will ihn so nicht trinken, eine Diskussion aufkommt, vielleicht eine
01:38:23: Disharmonie. Du sagst, okay, ich kann aber bei fünf Grad bringen und wir gucken beide, was
01:38:27: ihnen lieber ist. Oder ist das dann zu viel auffahnden eigentlich, völlig unrealistisch?
01:38:32: Nee, theoretisch ist sowas möglich. Es gibt auch die Situation, dass wir uns zum Endeffekt auch,
01:38:41: dass wir beide Seiten befriedigen, dass wir sagen, okay, unsere Interpretation ist die und die,
01:38:46: aber wir haben jetzt verstanden Sie bevorzugens Erkhalt, dann werde ich alle weiteren Weine,
01:38:52: die wir Ihnen servieren in einer kleinen Karaffe, schon mal ins Eis vorbereiten. Der Hinweis meiner
01:38:57: seits sei gegeben, dass es in unserer Interpretation nicht die optimale Verbindung, aber wenn Sie das
01:39:02: so bevorzugen und Ihnen das dann am Ende mehr Freude macht, dann ist es halt so. Also das ist
01:39:07: schon möglich, das machen wir auch, aber es ist natürlich immer schöner, wenn ich das Gefühl
01:39:13: habe, dass es irgendwie einen Sinn ergibt und das ist ja so, dass in den meisten Fällen der Gast dann
01:39:18: auch sagt, also ich muss Ihnen wirklich nochmal sagen, die Weinbegleitung in Gang 2, der Weißwein,
01:39:23: der ein bisschen wärmer war, also war jetzt nicht mein Fall, würde ich zu Hause nicht so trinken,
01:39:28: aber in der Verbindung war es wirklich perfekt. Und wenn das kommt und wir uns dann einigen können,
01:39:32: sagen, ich würde den gleichen gern zum Abschluss das Abends nochmal ein Glas von trinken, aber
01:39:35: können Sie es mir ins Eis stellen, dann ist es dann würde ich jederzeit sagen, ja natürlich und
01:39:39: wenn ich die Flasche daheim als Flasche trinke, würde ich sie auch nicht warm trinken, aber
01:39:43: für den Gang ist es einfach unserer Ansicht nach erfordert und das funktioniert meistens sehr,
01:39:48: sehr gut. Also man kommt da dann schon ins Gespräch und da kann man dann hier und da auch Gäste
01:39:53: nochmal davon überzeugen, dass man sich wirklich was dabei gedacht hat und wenn man nur die Geschichte
01:39:58: erzählt, man hätte sich was dabei gedacht und es aromatisch nicht funktioniert, es ist natürlich
01:40:02: Quatsch, aber wenn es wirklich so ist, dass man sich was dabei gedacht hat und der Gast das
01:40:07: sensorisch verstehen kann, dann ist es am Ende des Tages auch relativ einfach, die Menschen abzuholen
01:40:12: und dann ist es nur eine Sache von verstehe ich, aber gefällt mir nicht und dann ist es auch okay.
01:40:17: Gibt es für dich aber Grenzen, die du nicht machen würdest? Also wenn da ein Gastwunsch existent ist
01:40:22: und du sagst, geht für mich ethisch überhaupt nicht, mache ich nicht, macht der Komi oder macht
01:40:26: er Führung oder irgendwie oder bei uns im Restaurant nicht oder also hast du da Befindlichkeiten oder
01:40:32: nimmst du dich da so weit zurück, dass du sagst du, ich biete was an, du bezahlst und gut ist.
01:40:39: Ich habe da Befindlichkeiten, ich habe da eine sehr deutliche Meinung und ich habe da eine sehr klare
01:40:47: Interessenlage, aber am Ende des Tages kommen wir auch da wieder leider darauf zurück, wir sind
01:40:52: wirtschaftliche Unternehmen und was bringt es mir denn, den Gast jetzt zu belehren? Der kommt
01:40:57: auch nicht um zu mir in die Schule zu gehen und wenn der Meinung ist, er trinkt seinen Morasche
01:41:01: für tausende Euro jeden Abend auf Eiswürfeln und mit dem Spritz als Zitrone, dann kann ich mich
01:41:07: auf den Kopf stellen und kann sagen, ja, er kann sagen, das halte ich für schwachsinn, dann werde ich
01:41:12: die Flasche halt nicht verkaufen und dann ist es am Ende des Tages auch so, wie ich die Flasche
01:41:15: jetzt verkaufe oder nicht und es gibt Flaschen, wo also wenn ich nur zwei Flaschen von dem Betreffenden
01:41:22: Wein im Haus habe und der Gast hat die erste auf Eis mit Zitrone getrunken und bestellt eine zweite
01:41:27: Flasche, dann würde ich mir erlauben dem Gast zu sagen, dass der Wein leider ausgetrunken ist,
01:41:31: aber wenn der Gast irgendeinen in Anführungszeichen Wein, Standard Wein, den ich viel da habe,
01:41:37: halt nun mal auf Eis trinkt oder ein Rotwein mit Cola mischen will, dann muss das halt tun,
01:41:41: dann kann ich dazu eine Meinung haben, aber am Ende des Tages ist mein Beruf halt in erster Linie
01:41:46: ein Kellnerberuf und der Wunsch des Gastes sei zu erfüllen und beim Essen sind wir da ein bisschen
01:41:53: vehementer, weil da die Gerichte klar definierte Aromenbilder sind und da sind wir schon so,
01:41:59: dass wir die Gerichte exakt so servieren, wie sie erdacht sind und dass wir nicht noch ein
01:42:04: bisschen Senfappar servieren oder dass wir sagen, wir nehmen den Gang aber mit der Soße das nicht,
01:42:09: aber beim Wein die Grundsatzdiskussion aufzumachen, ob nun Alter Bordeaux mit Cola eine gute
01:42:16: oder schlechte Idee ist, das ist ziemlich mühsig und dann ist es halt so. Ich finde die Formulieren
01:42:21: bei euch auf der Karte auch sehr, sehr interessant, dass ihr nicht auf alle allergischen oder
01:42:27: Befindlichkeiten Rücksicht nehmen könnt und es finde ich also sehr vernunftsgeprägt. Was ich
01:42:34: auch sehr, sehr interessant finde, ist, dass ihr 24 Uhr zumacht, also dass es nicht dieses Open End
01:42:39: ist, wie ich es aus meinen frühen Sternezeiten kennen, sondern dass ihr da eine gewisse Konsequenz
01:42:45: habt. Lebt ihr das auch konsequent, also 24 wird es nicht ausgemacht und die Leute können ins Berg
01:42:50: eingehen oder wie macht ihr das? Ja, also vielleicht ein ganz kurzer Satz zu dem Allergienthema. Das
01:43:00: Allergient, wir sind was grundsätzlich, wir haben drei verschiedene Menüs, eins davon ist 100% vegan,
01:43:05: das heißt, wir können auf fast alles eingehen, es gibt aber einfach gewisse Dinge, wenn mir jemand
01:43:09: sagt, er kann keine Karotten in irgendeiner Form nicht mal verkocht genießen, dann kann ich ihm
01:43:14: halt nichts machen, weil Karotten in jeder Grundsauce irgendwo drin sind und natürlich ist der beim
01:43:20: Italiener gegenüber auch eine Pasta und da sind genauso Karotten drin, aber wir haben halt die
01:43:26: Überzeugung, dass wenn wir das so machen, dann kommunizieren wir das zu 100%, aber auf die
01:43:32: allermeisten Allergien versuchen wir natürlich einzugehen und das ist ein Thema, was uns sehr,
01:43:37: sehr häufig im Alltag beschäftigt und was auch eher zunimmt, aber nur der Vollständigkeit halber.
01:43:43: Also grundsätzlich versuchen wir auf fast alles einzugehen, es gibt wirklich so drei, vier
01:43:46: Schlagworte, da ist es einfach nicht möglich, aber grundsätzlich sind wir da. Gut, dass du es
01:43:52: erklärst, weil ich es anders wahrgenommen hätte und das aber auch durchaus respektabel finde und
01:43:56: eben einfach, wenn man eine klare Aussage tätigt, dann finde ich es gut, dass man die tätigt,
01:44:01: weil der andere gegenüber dann damit arbeiten kann und gegebenenfalls anfragen kann, aber es
01:44:07: ist ein Statement, also es ist besser als so wischi-waschi und wir versuchen und dann ist es doch
01:44:11: nix. Letztlich versucht ihr etwas darzustellen, müsst ihr eben auch für diese Qualität dann
01:44:15: irgendwo gerade stehen und wenn das in dem Rahmen nicht möglich ist, ist es halt nicht möglich.
01:44:18: Da hast du recht, aber das sind also die Liste von Dingen, wo es wirklich ein absolutes No-Go ist,
01:44:23: die ist wirklich mini, mini, kurz, also da die aller, aller meisten Dinge können wir ganz
01:44:27: entspannt abfedern und gehen da auch super gerne drauf ein, es sind wirklich nur eine Handvoll
01:44:32: Sachen, wo es einfach nicht geht oder keinen sinn ergebtenen Gast drei Stunden mit an Tisch
01:44:38: zu setzen, dafür, dass er ein, das sehr essen kann, weil alle anderen Gerichte irgendwie,
01:44:42: weiß ich nicht, Zwiebeln enthalten oder irgendwas, das ist halt einfach so. Jetzt habe ich leider
01:44:47: deine zweiten Halbsatzfrage vergessen, was du noch gesagt hast. 24 Uhr bergkain schnell schaffen,
01:44:52: also Ladenschluss, Ladenschlusszeiten, die halt früher sehr coolant behandelt wurden und jetzt...
01:44:58: Der Vorteil ist, wir sind in, also auf dem Papier Berlin-Kreuzberg, aber relativ nah an
01:45:04: Berlin-Mitte und wir sind in Berlin und wir sind ein Restaurant und wir sind kein Hotel
01:45:08: und wir haben keine angeschlossene Bar. Das heißt, wenn du bei uns ein Apparativ hattest,
01:45:13: ein Menü hattest, Wein oder auch alkoholfrei hattest und dein Kaffee getrunken hast,
01:45:19: dann ist bei uns auch das, was wir anbieten, irgendwo erschöpft. Das heißt, jeder der dann
01:45:26: noch Lust hat, was zu tun ist in einer der faszinierenden Städte des Planeten und kann
01:45:33: was erleben und jeder, der müde ist und ins Hotel will, kann ins Hotel und jeder,
01:45:38: der noch ein Cocktail möchte, kriegt von uns je nachdem, wen man fragt, sehr unterschiedliche
01:45:44: Empfehlungen für einen Absackerplatz und wir können all das bieten und wir bestellen gerne
01:45:49: ein Taxi, aber wir sind nicht der Laden, wo man bis vier Uhr morgens mit Espresso
01:45:53: Martinis Party macht, weil wir weder Espresso Martinis noch Party im Gastraum machen. Das heißt,
01:45:58: das ist wie den Punkt, dass ich als Restaurantleiter Menschen um 0 Uhr oder 0 Uhr 30 bitten muss
01:46:06: zu gehen. Das kommt irgendwie alle drei Monate mal vor, weil in den meisten Fällen ist es so,
01:46:11: dass der Gast um elf sagt, wir würden jetzt die Pralinen, Kaffee und Schnaps nehmen und dann die
01:46:16: Rechnung und ein zügiges Taxi, weil wir haben noch einen Platz in der Bar oder wir wollen noch
01:46:20: feiern gehen oder wir müssen uns noch im Hotel umziehen, weil wir gehen dann dahin weiter oder
01:46:24: unser Flug geht morgen um sieben und wir müssen eh ins Hotel. Also von daher ist das bei uns
01:46:29: tatsächlich überhaupt kein großes Thema. Sollen wir mal ein Schlöckchen trinken nebenbei?
01:46:34: Du ist ja nicht mehr. Mehr als aufzugt. Aufzulockern, genau. Und das müssen aufzulockern. Sollen wir mal
01:46:41: mit was sprudeln am Anfang? Das ist eine so tolle Idee. Magst du sprudeln, bist du ein Sprudel? Also,
01:46:45: es gibt ja kaum einen Zominier, der eigentlich doch ein, zwei kenne ich, aber sonst im Groß- und
01:46:49: Ganzen sind ja eigentlich alles Sprudelvernaten. Ich weiß nicht, woran das liegt, ob es die
01:46:54: Komplexität ist, ob es die Freakigkeit dabei ist, aber viele lieben Sprudel. Also wie ist es bei dir?
01:47:04: Magst du sprudeln? Da muss ich leider jetzt sagen, ich liebe das, was es tut in der Funktion am Gast,
01:47:15: aber persönlich privat trinke ich, wenn dann nur den Sprudel, wo mich der Weiner hinter interessiert,
01:47:21: aber so zum Absacken hinten raus, noch eine Flasche, Sekt oder Champagner oder irgendwas,
01:47:27: das ist überhaupt nicht mein Ding. Wenn ich zu Hause bin und was zu feiern habe oder an
01:47:31: meinem Geburtstag, mache ich mir aber tatsächlich eher ein Stillwein auf, der mich begeistert,
01:47:36: als mehr was mit Kohlensohre zu servieren. Ich habe schon grandiose große Schaumeweine getrunken und
01:47:43: dann ist es meistens so, dass mich der Wein hinter den Kohlener der Kohlensohre mehr begeistert,
01:47:48: als die Kohlensohre selber und dass ich eher dann durch viel schwenken die Kohlensohre wegnecke,
01:47:53: um an den Wein ranzukommen oder dass ich sehr reife Schaumeweine mag, die einfach weniger
01:47:58: Bubbles haben. Also dieses klassische Bubbly-Fan, das da passt, ich wirklich nicht rein. Findest du
01:48:05: aber, dass Schaumeweine etwas anderes mit Menschen machen als Stillweine? Also dass die Stimmung
01:48:09: eine andere ist, dass die Gemütsveränderung durchaus unterschiedlich ist, als wenn man
01:48:15: Weinentriege, eigentlich sagt man ja, Alkohol ist immer das selbe, es ist Alkohol und es macht
01:48:20: was halt mit den Menschen, aber ich habe das Gefühl, dass ein Schaumewein Menschen auf
01:48:25: eine andere Art verändern als Stillweine. 100 Prozent, aber ich würde auch sagen,
01:48:31: dass Bier einen anders betrunken macht als das Gin Tonics tun und dass Sake einen total
01:48:37: lustigen Rausch hat und dass schwere Rotweine anders wirken als frische Kabinetts. Also warum
01:48:44: auch immer das so ist und dass es irgendwie chemisch ja trotzdem wahrscheinlich das Gleiche
01:48:47: ist, aber es hat eine andere Wirkung. Also auf mich und auch auf die Art und Weise,
01:48:52: wie ich Menschen erlebe. Und was macht Schaumewein mit dir? Macht es auch gigerich und lustig oder
01:48:57: ist das, ist es da anders? Ja, grundsätzlich schon, aber ich trinke tatsächlich sehr selten so viel
01:49:04: Schaumewein, dass ich da hinkomme, sondern ich winkt dann meistens nach einem Glas ab oder ich
01:49:10: trinke wirklich reife, intellektuelle Sachen, mit denen ich mich sehr lange auseinandersetze. Also
01:49:17: dass ich jetzt einfach mal zwei Fläschchen Rosé trinke, einfach nur weil ich Lust habe auf
01:49:22: eiskalte Bubbles. Das passiert bei mir eigentlich nie. Okay, wann trinkst du Wein generell? Also
01:49:28: beim Kochen haben wir jetzt schon mal Häkchen dran, das hattest du positiv attestiert, dann feiern. Beim
01:49:34: Kochen liebe ich, dann gerne sowieso, jetzt wir sind im August, der Urlaub steht an natürlich im
01:49:42: Urlaub sozusagen rund um die Uhr, aber in der normalen standardisierten Arbeitswoche eigentlich
01:49:51: am allerliebsten Sonntag, Montag an den Freienabenden einfach zu Hause und dann wirklich einfach was,
01:49:58: was, was mir gefällt, was mir Freude macht, was mich runterbringt und was mich entspannt und da
01:50:03: trinke ich auch in einem sehr kleinen, abgesteckten Rahmen von Dingen, die mir Freude machen. Da
01:50:12: trinke ich ehrlicherweise selten Sachen, die irgendwie, die neu, die hip, die innen sind. Die
01:50:17: trinke ich dann, wenn ich selber essen bin oder die trinke ich dann, wenn ich irgendwo bei Verkostungen
01:50:21: bin. Aber dass ich mir jetzt an dem Montagabend am freien Tag mal einen georgischen, am vornen
01:50:27: Wein aufmache, weil ich muss es mal probieren, das passiert nicht, sondern da trinke ich dann
01:50:31: wirklich was, wovon ich weiß, dass es mir gefällt. Und es ist dann aber auch kein Gutswein und kein
01:50:36: Literwein, sondern es ist dann schon was Besonderes oder kannst du auch daran Freude haben? Ehrlicherweise,
01:50:41: nee, ehrlicherweise, es ist dann trinke ich dann schon gerne, exzellent. Was ja auch Sinn macht,
01:50:46: weil es ja dann doch der Moment ist, wo man sich da reinarbeiten möchte und die Zeit,
01:50:51: die man dafür nicht opfert, aber die man sich selber schenkt und warum sollte es dann eben auch
01:50:55: nichts, nichts geschenkt und das ist dann immer bogut, bogut, bodo oder was sind deine Vorlieben?
01:51:00: Ist es auch loha, ist es auch Italien, ist es auch neue Welt? Also es ist weiß tatsächlich,
01:51:06: ehrlicherweise, Großteil, größtenteilig begund oder begunder Stil von woanders, wenn ich mal
01:51:15: einen verrückten Tag hab. Ansonsten habe ich momentan gerade einen großen, großen Freude an
01:51:22: diesen ganzen vulkanischen Sachen. Sizilien, also Sachen vom Etna oder von den Kanaren oder von
01:51:29: den Azoren oder so, das macht mir viel Spaß gerade zu trinken, das trinke ich auch privat gerne.
01:51:34: Und rot, super, super gerne, pirmont, nebioli, bodo, dann reif, das ist aber auch was, was man
01:51:46: jetzt nicht mit jedem trinken kann, weil es kommt dann schon auch so ein bisschen darauf an, wie die
01:51:51: Gesellschaft ist und ein weißer Bogunder, der mir Freude macht, schmeckt meistens auch
01:51:56: unerfahreneren Trinkern ganz gut, aber einen alter Bordeaux, der dann schon so ein bisschen spezieller
01:52:04: wird in seiner Aromausprägung, das ist jetzt nichts, was man jetzt unerfahrenen Trinkern
01:52:09: unbedingt immer zumuten kann und will. Und da ich, ich trinke gerne mit Freunden, Familie,
01:52:15: Wein, aber dann bringe ich die Sachen mit und dann versuche ich schon, dass irgendwie dann alle
01:52:22: auch Freude daran haben, auch wenn jetzt nicht jeder einschätzen kann und meistens auch nicht soll,
01:52:26: was es tatsächlich ist. Wann findest du, wird die Prägung eines Geschmacks, den ja meistens jemand
01:52:34: so als Grundgeschmack, glaub ich zumindest, innehat, wann wird das gesetzt, wird das durch
01:52:41: Vorbilder irgendwann mal gesetzt, wird das in der, ich sag mal, frühkindlichen Prägung, also wenn man
01:52:47: mit Wein anfängt irgendwo gesetzt, also sprich, was das Umfeld dort trinkt und konsumiert, solange es
01:52:54: etwas Begeisterungswürdiges ist, oder herarbeitet man sich das selber? Ich glaube von allem ein
01:53:01: bisschen, also was ich bei mir beobachtet habe und jetzt bei jungen Kolleginnen und Kollegen immer
01:53:08: wieder sehe, ist, dass man kommt häufig von, also auf Wein häufig irgendwie von Süße und dann geht
01:53:16: die Süße irgendwann zurück und es kommt Extrakt und irgendwann kommt man dann dahin, dass man auch
01:53:21: trocken lecker findet, so was zumindest bei mir und so ist es häufig auch, dass wenn ich Menschen
01:53:27: versuche für Wein zu begeistern, dass wir dann mit so was Kabinettikem oder so anfangen, was irgendwie
01:53:33: so eine, im positivsten Sinne des Wortes Trinkigkeit von der Sprite hat und dann gehen, nehmen wir
01:53:40: irgendwann die Süße ein bisschen raus und arbeiten dafür mit was, was viel Holzdruck und viel
01:53:44: Extrakt hat und was nach viel riecht und schmeckt und dann irgendwann kann man auch die zarteren,
01:53:50: feineren, trockneren Sachen verstehen und kommt dahin. Aber grundsätzlich merke ich auch bei mir,
01:53:56: meine Begrundliebe ist auch durch meinen ehemaligen Restaurant leider mir sozusagen in die kulinarische
01:54:05: Wiege gelegt und ich habe sie bis heute und ich merke, dass bei meinen jungen Kolleginnen und
01:54:12: Kollegen, wenn die essen gehen, dann schicken die mir Weinkarten und sagen, Raffael geht,
01:54:15: sagen wir mal was aus dem Burgund, wir mögen ja Burgund und egal wie da die Trinkerfahrung
01:54:21: oder irgendwas ist, aber die haben von mir mal gelernt, wenn du einen guten Wein trinken willst,
01:54:25: dann musst du halt Burgund trinken und deswegen ist das irgendwie, das ist einerseits irgendwie
01:54:30: schön und andererseits denke ich mir, ihr hättet mit einem mit einem gut gemachten Ortswein,
01:54:36: Rieslingen von einem vernünftigen Produzenten, der die Hälfte kostet, vielleicht am Ende des
01:54:40: Tages sogar mehr Trinkfreude, aber ich kann mich an meine eigene Zeit erinnern, es verbindet einen
01:54:47: mit viel Stolz in einem Restaurant zu sitzen und irgendein Burgunder zu bestellen und zu wissen,
01:54:52: man hat gerade was sozusagen Gutes gemacht. Wann fing das bei dir an? Also wann hast du
01:54:56: bewusst Wein getrunken? Gab es da so ein Schlüsselerlebnis, wo du, wo sich das Tor für dich
01:55:01: geöffnet hat oder wie ging das bei dir los? Na ich komme aus einem sehr weinaffinen Haushalt,
01:55:06: also seitdem ich, seitdem es mich gibt und ich denken kann, haben meine Eltern immer Wein getrunken,
01:55:11: aber auf keinste Art und Weise analytisch, so wie wir das jetzt angehen, sondern einfach nur
01:55:18: genussvoll gerne Wein getrunken, aber eine sehr gleiche Stilistik und auch immer eher um einfach
01:55:27: lecker ein, zwei Fläschchen Wein zu trinken, weil man halt gerne Wein als sozusagen sein
01:55:32: go-to Getränk definiert hatte und dann bin ich in die Ausbildung und da habe ich so ein bisschen,
01:55:39: aber da auf im Kurhaus war jetzt, wir hatten zwar Wein, wir hatten auch eine Weinkarte,
01:55:45: aber das war jetzt nicht unser Hauptaugenmerk, ehrlicherweise und ich habe dann erst in Berlin,
01:55:50: als ich dachte, du warst Barchef auf Rügen und du hast irgendwie den Azubi Cup der von
01:55:57: Mecklenburg-Vorpommern gewonnen und sonst war es und du bist jetzt hier jemand und dann habe
01:56:04: ich gedacht, jetzt kommst du nach Berlin und jetzt räumst du die Hauptstadt auf und die
01:56:07: haben alle nur auf dich gewartet, sehr schnell gemerkt, dass alles, was ich vermeintlich konnte
01:56:11: und wusste, gar nichts war und habe dann ziemlich von Null angefangen und habe dann erst in Berlin
01:56:18: angefangen, Wein trinken und verstehen zu lernen und habe mich dann ganz einfach und Schnöde
01:56:23: reingetrunken und bin sozusagen seit 15 Jahren dabei. Was war deine erste Liebe, also deine erste
01:56:30: Weinliebe, was hat dich als erstes begeistert, kannst du das noch irgendwie einordnen beziffern?
01:56:36: Ganz genau, in Berlin-Kreuzberg im asiatischen Restaurant teilweise Sonntag und Montag an zwei
01:56:47: aufeinander folgenden Abend einen zilligen Riesling-Kabinett zu scharfen asiatischem Essen.
01:56:54: Mir gell damals noch für um die 50 Euro auf der Karte, zwei Flaschen auch mal drei, weil es wenig
01:57:00: Alkohol hatte, eiskalt und am nächsten Tag wieder hin, Schweinebauch und Huhn mit scharfer Soße
01:57:07: und direkt wieder zilligen Kabinett und das habe ich relativ viel und lang gemacht und da habe
01:57:12: ich gemerkt, okay cool, das macht Spaß Wein zu bestellen, das macht Spaß Wein zu trinken und
01:57:17: das ist das, was ich meine, es kam über die Süße und dann habe ich sukzessive gemerkt, okay, es
01:57:24: gibt auch noch andere Dinge. Aber auch über das Gefühl, über das Lebensgefühl, was man dabei
01:57:28: hat, also ich finde es so interessant, dass du eben genau das geziert hast, es macht Spaß nicht
01:57:33: nur Wein zu trinken, das kann man über viele verschiedene Ebenen definieren, aber es macht
01:57:37: auch Spaß Wein zu bestellen und es macht auch Spaß, keine Ahnung, Wein eingeschenkt zu bekommen,
01:57:41: mit Freunden Wein zu genießen und dieses Element Wein einfach zu feiern und leben zu lassen und
01:57:48: sich selber dadurch zu feiern und leben zu lassen. Auf jeden Fall, es ist am Ende des Tages immer,
01:57:54: immer auch ein Lebensgefühl, was vermittelt wird und es ist ein sehr situatives Gefühl und es ist
01:58:00: nicht einfach nur ein Getränk, was bestenfalls, also bestenfalls ist nicht einfach nur ein Getränk,
01:58:05: was betrunken macht, sondern es ist häufig tatsächlich so, dass ich fast schon enttäuscht
01:58:10: bin, wenn man eine Flasche getrunken hat und sich denkt, ich würde jetzt gerne noch vier Flaschen
01:58:15: trinken, aber es geht einfach nicht, weil das Zeug halt leider Gottes auch Alkohol hat. Also
01:58:20: bei mir ist es häufig so, dass es mich eigentlich ärgert oder ich es fast schade finde, dass die
01:58:26: Sachen Alkohol haben, weil es eigentlich cool wäre, wenn du, wenn du an einem Abend zwölf Flaschen Wein
01:58:32: bestellen und trinken könntest. Und es scheitert dann am Ende daran, dass man dann unfassbar
01:58:36: betrunken aus irgendwelchen Lokalitäten poltern und das will man jetzt auch nicht ständig.
01:58:41: Das stimmt in der Tat. Aber jetzt schauen wir jetzt, ich wusste es ehrlich gesagt nicht, dass du
01:58:45: eine, ich will nicht sagen Aversion, aber keine Vorliebe für Schaumwein pflegst. Deswegen hätte ich
01:58:49: gedacht, dass wir einen Schaumwein trinken und dann vielleicht einen, der nicht so diese übliche
01:58:53: Champagnerrichtung schlägt, obwohl er es in gewisser Weise natürlich auch tut. Aber wurde ich
01:58:59: eines besseren Belehrte? Ich hoffe, du hast trotzdem irgendwie so ein bisschen Spaß daran,
01:59:02: weil ich finde, dass Francia Corta ist komplett unterbelichtet. Warum auch immer? Also es werden
01:59:09: mehr Kawa serviert als Francia Corta. Warum auch immer? Und teilweise gibt es eben so viele
01:59:13: Parallelen hin zur Champagne, aufgrund der Rebsortencharakteristik. Wir haben hier 86%
01:59:18: Schaden, die 30% Pinot Noir, ein bisschen Pinot Blanc. Es ist eine Kombination aus 60
01:59:24: verschiedenen Parzellen. Also diese gesamte Champagnergedanke ist dort implantiert,
01:59:28: witzigerweise wurde für dieses Projekt Rechercheavor von Dom Prenion engagiert oder ehemals Dom
01:59:34: Prenion engagiert, der das Ganze begleitet und dem ganzen neuen Zeitgeist aufdrückt. Und man versucht
01:59:39: mit diesem Schaumwein eben auch diesen Zeitgeist zu leben, dass man weniger Hefe-Standzeit hat,
01:59:46: dass man ganz ganz früh liest, dass man versucht diese Lebendigkeit, die Frische zu transportieren,
01:59:51: aber natürlich die Qualität trotzdem im Auge behält, also sprich 30 Jahre alte Rebanlage hat.
01:59:54: Und somit finde ich Schaumwein eigensymbolisiert. Kann ich kann ich alles verstehen, ich glaube,
02:00:00: dass Franca Cortas Hauptproblem ist, Prosecco. Und das natürlich der Trinker immer bei Italien,
02:00:12: Schaumwein denkt Arn Prosecco und der ist für die einen Menschen sehr positiv konnotiert und
02:00:16: für die anderen Menschen extrem negativ konnotiert und dass man da nicht so richtig offen ist,
02:00:21: was neu ist zu probieren. Wir erleben jetzt die letzten Jahre, dass der deutsche Sekt immer mehr
02:00:28: ein positives Image kriegt und ich denke, dass dann auch so Sachen wie Franca Cortas sukzessive
02:00:34: mehr Aufmerksamkeit bekommen werden. Das hat natürlich auch was mit der Preisgestaltung in
02:00:37: der Champagne zu tun und auch damit, dass man so ein bisschen auch natürlich immer guckt,
02:00:43: dass man den Alternativen zu den großen bekannten Klassikern findet und da wird Franca Cortas
02:00:49: seinen Platz haben und finden. Aber nichtsdestotrotz ist es schon so, zumindest bei uns, dass der
02:00:56: Gast in der allerersten Linie mal nach Champagner fragt und dass der Gast, der glaubt oder dass
02:01:04: die Menschen am allerliebsten Champagner trinken wollen und man dann für ein deutschen Sekt muss
02:01:09: man schon eine Empfehlung aussprechen oder dass der Gast halt den deutschen Sekt nur deshalb
02:01:14: bestellt, weil er vermeintlich das günstige Produkt ist und trotzdem Bubbles und die Wirkung hat.
02:01:18: Aber den Franca Cortas als vergleichbare Größe, wie jetzt auch gerade probiert, einzupreisen in
02:01:28: den Gedanken, es ist so ähnlich wie Champagner und es steht dem in nichts nach. Es ist halt nur
02:01:32: eine andere Idee. Das dauert, glaube ich. Könntest du dem ein eigenes Geschmacksbild abgewinnen,
02:01:39: dass du sagst, aufgrund dessen könnte ich Italien einordnen oder aufgrund dessen wäre es eben
02:01:45: für mich, von mir aus auch blind probiert, kein Champagner. Also hast du irgendwelche Elemente
02:01:50: in diesem Schaumwein, wo du sagst, das ist explizit und das ist so anders oder kann man das so
02:01:57: gar nicht einordnen, wenn man selber gar nicht die Geschmackserfahrung vielleicht bei Franca Corta hat?
02:02:01: Also ich finde jetzt in diesem speziellen Fall und in diesem Grundprodukt besonders bemerkenswert,
02:02:09: dass es, es hat eine frische, es hat eine Trinkigkeit, aber es hat eine verhältnismäßig
02:02:14: zurückhaltende Säurestruktur, die dort häufig doch die Champagner noch deutlich präsenter haben.
02:02:20: Und ich empfinde es dadurch als fast, ich glaube es hat fünf Gramm Dosage, fast als ein Hauch süß,
02:02:27: aber das ist mein fast knobtes, wenn überhaupt, dann nur Brotnatur getränke. Das ist das einzige,
02:02:37: was ich finde, was mir sozusagen auffällt und rausfällt aus dem, aus dem restlichen Bild.
02:02:45: Ansonsten finde ich es ehrlich gesagt richtig gut. Ich finde es hat eine tolle Nase, es hat
02:02:50: eine tolle Wirtsigkeit, es hat eine supergute Frische und eine sehr, sehr angenehme Perlage. Also es
02:02:55: ist nicht so, dass man sagen würde, es steht demnach und es kann kein Champagner sein, weil.
02:02:59: Ist sowas für dich eher ein Speisebegleiter eher was zum Singulären trinken? Weil ich finde
02:03:06: es interessant, dass Champagner, bleiben wir bei dem Beispiel, ein toller Rounder ist, teilweise
02:03:12: ähnliche Potenzen hat, wie ein restsüßer Kabinett manche Sachen bezwingen kann, begleiten kann
02:03:19: und da malen kann, was bei euch wahrscheinlich mit eurer sehr ausdruckstarken Küche natürlich
02:03:24: auch mal ein riesen Thema ist und da ist Champagner manchmal eine Allzweckwaffe. Glaubst du so einer
02:03:30: kann das auch? Ja, also die Kompetenzen, die ein Champagner hat, hat er ja nicht quasi seiner
02:03:42: Appellation, sondern die hat er ja einfach aufgrund dessen, dass er die frischer, dass er die
02:03:47: Perlage hat, dass er aber trotzdem tiefgründig ist, dass er Öppigkeit hat, dass er trotzdem irgendwie
02:03:53: Präzision hat, dass er eine Hefigkeit haben kann, dass er eine Salzigkeit transportieren kann und das
02:03:59: kann ja ein Franschakord da auch, das kann der Champagner nicht nur deshalb, weil der Champagner
02:04:04: auf dem Etikett steht, also die Frage ist ja eher, die wir uns stellen sollten, kann hochwertiger,
02:04:09: wichtig hochwertiger Schaumwein, Speisebegleiter sein und dann ja, auf jeden Fall kann er das,
02:04:14: kann sowas auch ein guter Apparativ sein, ja natürlich und ich gehe davon aus, dass das,
02:04:22: was wir jetzt gerade trinken, wahrscheinlich tendenziell eher als Apparativo verwendet wird
02:04:27: und das gilt aber ja für die, für Champagner auch, also ich arbeite immer mal gerne mit Champagner
02:04:35: auch in der Begleitung, Glasweise, aber es ist halt dann teilweise vom Handling her immer ein
02:04:44: bisschen schwierig, genug Menge zu kriegen, die Sachen so zu konservieren, dass sie am nächsten
02:04:49: Tag noch funktionieren, die Kohlensäure darf nicht im Vordergrund stehen muss, trotzdem sich
02:04:54: irgendwie harmonisch einbinden und das ist teilweise alles vom Handling her schwieriger,
02:04:59: deswegen weicht man dann häufig auf ab Champagner nur zum Start aus, was aber glaube ich eigentlich
02:05:06: schade ums Produkt ist, weil es hätte mehr Möglichkeiten. Wenn man da noch gar nicht in
02:05:10: dieser Situation ist, noch gar nicht mit der Aufmerksamkeit dabei, um das in der Gänze
02:05:13: wahrzunehmen und auch zu deklinieren zu können und es manchmal dort auch gar nicht die Aufmerksamkeit
02:05:20: vom Seiten des Service bekommt. Was für ein Glas hast du jetzt für den Bella Vista genommen?
02:05:25: Ich habe jetzt tatsächlich, weil ich das als Verkostungsglas sehr mag, von der Josefin Hütte
02:05:34: das Bordeauxglas genommen und dem kann er entsprechen oder hat das schwer zu atmen?
02:05:41: Nein, finde ich supergute. Nee, gar nicht. Er hat bei weitem genug Struktur, Textur und Körper, um
02:05:51: das Glas auszufüllen und ich würde sowieso grundsätzlich generell und immer von der
02:05:57: Champagnerflöte Abstand nehmen und versuche das auch bei uns den Gästen immer wieder anzuraten,
02:06:02: merke aber, dass da nicht jeder das so sieht und also unsere offenen Schaumweine servieren
02:06:10: wir aus definierten Gläsern. Aber wenn Gäste bei uns flaschenweise Schaumweine bestellen,
02:06:16: dann fragen wir sie, ob sie die Weine gerne aus dem Weinglas servieren haben möchten oder ob sie
02:06:22: lieber ein klassischer, eine Champagnerflöte bevorzugen und da ist der Schnitt so, ich würde
02:06:27: sagen, 3 zu 5 von Menschen, die sagen, was auch immer sie empfehlen oder die sehr klar und deutlich
02:06:34: wissen, sie möchten ein Weinglas dafür haben und das teilweise auch sehr genau definieren können.
02:06:38: Gerade im Segment von sehr weinigen, rareren Champagnanen ist das häufig der Fall, aber
02:06:46: der klassische Ruiner Blonde Blonde zum Apparitivtrinker, der guckt ein häufig sehr verwundert an,
02:06:52: welche Sinnhaftigkeit denn in größerer Kälche haben soll und das doch ein Champagner am besten
02:06:57: aus einem Champagnerglas und das man auch und das ist auch ein legitimes Argument, einfach für
02:07:02: die Optik und für den Moment zum Feiern, zum Anstoßen gerne eine Champagnerflöte hätte.
02:07:07: Spielst du da auch mit der Temperatur oder ist das dann no go? Also sollte Champagner oder eben
02:07:12: Schaumwein oder eben Francia Corta, sollte der immer kühl sein oder ist es hier mal interessant und
02:07:18: witzig da auf die 16 Grad zu gehen? Ich habe es tatsächlich schon gemacht, aber das ist mit
02:07:24: Sicherheit nur für Menschen, die wirklich sehr offen sind und sehr intellektuell herangehensweise
02:07:31: anders Thema haben, die Weine. Also ich habe, wir sind Brandinvestor von der Maison Krog, das heißt,
02:07:39: ich habe einen sehr engen Draht zu Champagner Krog und ich habe das Glück, dass es glaube ich
02:07:44: wenig Menschen gibt, die schon so viel von Krog probieren konnten in diesem Land wie ich und
02:07:49: da funktioniert es tatsächlich so, dass wenn die Flaschen teilweise ein, zwei Wochen offen waren
02:07:56: und nur mit dem Korken verschlossen sind, keine Kohlensäure mehr haben und sie dann Rotwein
02:08:02: temperiert aus dem großen Glas zu trinken und man wirklich nur noch den Wein dahinter trinkt,
02:08:07: das macht mir unfassbar viel Spaß, aber das ist jetzt nichts, was ich im Restaurantalltag
02:08:12: Menschen so anbieten würde, sondern das ist wirklich was Freakiges, was ich mit einer
02:08:17: Hand voll Freunden und Kollegen mache, die ähnlich analytische herangehensweise an das
02:08:23: Thema haben, sensorisch wie ich, aber das ist jetzt nichts, was im Alltag harmoniert. Wir haben
02:08:28: es so zweimal im Jahr, dass Gäste uns bitten, Champagner zu karafieren und das sind dann
02:08:32: meistens schon Ultrafreaks. Es ist dann aber, dass die Gäste dich bitten, nicht, dass du es empfiehlst,
02:08:36: weil du es selber so empfindest? Na es ist so, dass ich das bei manchen Sachen empfinde, aber das
02:08:42: schon die Empfehlung, Weiswein zu karafieren, häufig bei vielen Gästen auf Verwunderung
02:08:47: stößt und wenn man das beim Champagner noch machen würde, das noch mehr dazu führt und ich
02:08:51: möchte, wenn ich so eine Empfehlung ausspreche, versuche ich auch nicht fast knobbt und intellektuell
02:08:57: zu sein und dem Gast das Gefühl zu geben, jetzt hast du hier was bestellten, hast keine Ahnung
02:09:01: davon, sondern wenn, dann mache ich das wirklich nur im Sinne von, die Erfahrung hat gezeigt,
02:09:06: der Wein profitiert extrem davon und das versteht der Gast beim Rotwein ja, beim Weiswein
02:09:11: mit ein bisschen Erklärung meistens falls. Beim Champagner ist es schon sehr, sehr, sehr nischig
02:09:17: und deswegen kommt es dann vom Gast aus und man kommt dann in herrliche nördige Gespräche. Wenn du
02:09:24: diese Situation hast, dass du den Schaumwein zwei Wochen offen stehen lässt, den bei Rotweintemperatur
02:09:28: im großen Glas servierst, bist du dann ein Suchender, versuchst du etwas in dem Wein zu finden oder
02:09:33: lehnst du dich zurück und lässt erzählen? Auf eine Art beides, aber von der Sache her bin ich
02:09:41: glaube ich eher auf der Suche danach zu verstehen, was der Wein mir zeigen kann, was er vorher,
02:09:49: ob seiner frische Perlage und so weiter noch versteckt hat und ich komme dann immer tiefer
02:09:56: rein und verstehe die Weine immer besser. Gibt es für dich noch ein Wein, wo die Worte fehlen?
02:10:00: Nee, es ist nicht der einzelne Wein, es sind manchmal die Situationen, es ist selten so,
02:10:06: dass ich sage, da weiß ich nichts zu sagen, sondern es ist eher so, dass die Situation der
02:10:12: Moment, man ist manchmal extrem positiv überrascht und manchmal auch extrem enttäuscht und dass
02:10:18: die Worte fehlen, das kann auch manchmal andersrum sein, dass man was trinkt mit großer Emotion
02:10:25: und sich wochenmonatelang darauf freut, heute mache ich es auf, heute mache ich es auf,
02:10:29: heute ist der Tag und man temperiert es, man hat dazu eingekauft, man will kochen,
02:10:34: man will das Gerät den Wein mit dem oder dem Gericht haben oder man will dort und
02:10:38: dort essen gehen und hat die Flasche vorbestellt und alles läuft perfekt und dann machst du es
02:10:43: auf und es ist die letzte Flasche, sie korkt, sie ist oxidiert und ich habe mal an einem sehr
02:10:48: denkwürdigen Weihnachten in einer noch ziemlich kleinen Wohnung als noch ziemlich kleiner,
02:10:52: ich glaube damals Demichev eine Flasche Cronkrü aus dem Burgund, was ich bei einer Auktion
02:10:57: gekauft hatte, unter Tränen in den Ausguss gelehrt, weil die Flasche komplett oxidiert war,
02:11:01: an Heiligabend und das ist ein Erlebnis, das werde ich nicht vergessen und das schwebt mir
02:11:09: bis heute nach und sowas macht einen dann schon manchmal ein bisschen sprachlos und dann wird
02:11:14: man halt doch immer wieder drauf, man besinnt sich darauf, es ist nicht kalkulierbar, es ist
02:11:19: einfach nicht wie ein auf eine CD gebranntes Musikstück, was immer gleich klingt, wenn du es in
02:11:24: den CD-Player legst, sondern es ist ein organisches Produkt, was sich verändert und mit dem man
02:11:30: ganz viel richtig aber auch ganz viel falsch machen kann und das war ein sehr sehr trauriger
02:11:35: Heiliger Abend an dem in der Sekunde. Interessanterweise habe ich diese Frage rein positiv belegt, aber du
02:11:41: kannst so perfekt verargumentieren, dass man es ihm doch anderweitig betrachten kann, das klingt
02:11:46: jetzt so und da möchte ich dir das nicht in den Mund legen, sondern einfach nur erfahren, du bist
02:11:50: Korktrinker oder ist Schrauber für dich auch okay? Ach, das ist mir wurscht. Okay. Es ist
02:11:58: natürlich, ich meine, wenn man an den Tisch geht und der Gast bestellt eine für sein persönliches
02:12:03: Empfinden hochpreisige Flasche, Wein ist es natürlich irgendwie romantischer und das sind
02:12:08: wir ja alle irgendwo Weinromantiker, wenn dann die Flasche entkorkt wird und der Korken kommt schön
02:12:13: raus, hat vielleicht so ein bisschen schon Wein aufgenommen, so eine leichte Reife am Korken,
02:12:17: oder man hat so einen schönen Schaumwein, Pilzkorken, so wie der, den ich jetzt hier vor mir hab,
02:12:23: das ist alles, das sieht alles hübsch aus und ist alles nett, aber am Ende des Tages, wenn es
02:12:28: ein Schrauber hat und der Wein funktioniert, dann ist mir das auch wurscht, also ich werde nicht
02:12:31: ein Wein nicht kaufen, nur weil er ein Schrauber hat oder umgekehrt. Gibt es für dich persönliche
02:12:35: Betrachtung beim Reifeverhalten, dass ein Schrauber dann doch anders reift oder sich anders
02:12:40: entwickelt? Ja. Und das ist vorteilig nachhaltig. Ich verstehe schon die Argumentation pro Schrauber
02:12:45: und ich argumentiere die Argumentation pro Kork und wenn es Weine gibt, gerade Weine, die eher im
02:12:50: Endverbraucher oder eher in einem zügig zu trinkenden Segment sind, wo Menschen zu ihrem Lieblingswinster
02:12:58: fahren und den Gutswein Weißburg unter kaufen und es gibt jetzt halt grad 24, die holen da von 36
02:13:03: Flaschen und legen die sich hin und trinken die immer, dann wollen die halt nicht, dass der in einem
02:13:07: halben Jahr anders schmeckt, weil der im Korken gereift ist, sondern die wollen halt, dass der
02:13:11: Schrauber die Stilistik bewahrt und wenn sie dann in einem halben Jahr später wieder hinfahren,
02:13:16: gibt es halt 25 und der hat auch ein Schrauber und der schmeckt genauso und der einfach nur
02:13:21: Weintrinkende möchte ja sich jetzt auch nicht mit Jahrgangsunterschieden im Zweifelsfall auseinandersetzen
02:13:26: und ich möchte halt mein Wein von meinem Winzer und der schmeckt dann immer gleich und das ist
02:13:30: gut und dann ist es auch nachvollziehbar und der Kork erfordert natürlich auch ein gewisses
02:13:35: Handling, was Lagerung, was Öffnen angeht und so weiter und so fort und da, das muss man halt
02:13:42: bedenken, der ist natürlich auch immer einen gewisses Risiko, aber es gibt schon so Sachen,
02:13:48: wo ich mich wundere, ich warte mal aus Australien und so ein High End Ultra Shiraz für paar hundert
02:13:56: Dollar und da steht auf der Flasche und die Flasche hat ein Schrauber und da steht auf der
02:14:01: Flasche drauf, man möge doch den Wein, bevor man ihn aufmacht, die Flasche richtig kräftig
02:14:05: schütteln, damit der Wein Luft bekommt und dann den Schrauber aufmachen und das mag alles
02:14:09: irgendwie, das mag alles irgendwie Sinn ergeben, sensorisch und der Wein war auch echt gut,
02:14:14: aber es nimmt dem Ganzen eine gewisse Romantik, das muss man ganz einfach so sagen, das ist schon so.
02:14:18: Gibt es für dich irgendwas anderes, was du ähnlich intensiv feiercelebrierst, genießt,
02:14:23: wie eben Wein, ihr sagt ja auch Getränkebegleitung, du hast vorhin erwähnt, Wein und Getränke,
02:14:29: also lebst du irgendwas außer vielleicht Sage, also es ist ja bei euch auch ein riesen Thema,
02:14:34: sonst noch irgendwas, was genauso viel Präsenz in deinem Wein leben bekommt? Du nimmst mir jetzt
02:14:39: natürlich, du nimmst mir jetzt natürlich das Wort, also Sake ist in jedem Fall, ne, Sake auf jeden Fall,
02:14:45: Sake ist, Sake ist halt, wenn man sozusagen den, den Schrank nach Narnia aufmacht, dann gibt es
02:14:53: sozusagen nehmendran noch einen zweiten Schrank und das ist Sake und das ist, das ist unfassbar
02:14:59: faszinierend, ich war jetzt Anfang des Jahres, hatte ich das Glück, das erste Mal nach Japan fahren zu
02:15:04: können und dort das vor Ort erleben zu können auf einer kleinen Sake Tour und das war, das war
02:15:11: beeindruckend und das hat mich noch viel mehr mit diesem Getränk irgendwie verbunden. Das macht
02:15:17: unglaublich viel Spaß, aber ich muss dir ehrlich sagen, einfach privat ein gutes Fasbier zu trinken
02:15:24: und nicht drüber nachzudenken, ist schon auch unglaublich herrlich. Machst du dir privaten Sake auf?
02:15:29: Ja. Ja, oh wow, ne ganze Fasche, selber, allein trinken. Ja, auf jeden Fall, da ist es natürlich
02:15:37: dann die richtige Begleitung zu finden, die da auch Freude dran hat, ist in unseren Breiten
02:15:43: schwieriger als bei Wein, aber ich finde oder hab die Erfahrung gemacht, dass Sake sich deutlich
02:15:49: besser offen hält oder mir fehlt einfach die sensorische Erfahrung das einzuschätzen, aber
02:15:54: ich habe das Gefühl, denn Sake kann ich auch sozusagen Sonntag aufmachen, Montag weiter trinken
02:15:59: und das Wochenende drauf trinke ich den Rest und der verzeiht mir das. Das würde jetzt bei einem
02:16:03: entsprechenden Wein nicht unbedingt funktionieren, aber ja, ich trinke das sehr gerne. Es gibt auch
02:16:09: durchaus zwei, drei Restaurants in der Stadt, in denen ich sehr, sehr gerne Sake trinke, weil die
02:16:13: spannende Sake-Auswahl haben und ich arbeite in meinen Begleitungen eigentlich immer mit mindestens
02:16:19: einem Sake in der Begleitung, weil ich finde, dass das einfach heutzutage zur Welt der Getränke
02:16:24: dazugehört und deswegen haben wir auch, weil wir da immer wieder auch Gäste hatten, die das nicht
02:16:28: so sehen, ganz bewusst unsere Weinbegleitung in Getränkebegleitung umgetauft und gesagt, es ist
02:16:34: eine Begleitung verschiedener alkoholischer Getränke, wir schenken momentan auch ein Bier in der
02:16:38: Begleitung aus und gehen da einfach den Weg, dass wir die verschiedensten alkoholischen Getränke
02:16:45: damit mit unserem Essen kombinieren und mir und vielen anderen macht das Spaß und vielen,
02:16:52: die meisten Gäste sind da total offen dafür.
02:17:12: Lieblingsweißwein von Sommys. Also ich denke, 80 % geben dem Riesling natürlich Bugund an.
02:17:18: Interessante ist, wenn man von Bugund redet, meinten die meisten automatisch Haronee,
02:17:23: was total erquatsche ist. Es gibt eine zweite, weiße, große Rebsorte im Bugund, die viele gar
02:17:29: nicht auf dem Schirm haben, die aber zeitgemäße gar nicht sein könnte. Aligothé. Ja, dieses Urgestein
02:17:34: des Bugunds Aligothé ist mittlerweile so unfassbar präsent geworden, weil sie Winzer geschafft
02:17:40: haben, den zu interpretieren. Ja, Urgestein. Stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert ist
02:17:45: wahrscheinlich eine Kreuzung aus G.S. Blanc-Pinonor und ja, stand immer im Schatten des großen
02:17:51: Chardonnets, weil sie immer nur auf den Rand lagen, dort wo Chardonnets Reifte gepflanzt wurde und
02:17:56: eigentlich nur einmal einen wirklich großen Auftritt hatte, nämlich dann, wenn er während
02:18:02: offizieller Empfänge mit cremende Kassis, ich will nicht sagen verfeinert, dann eigentlich verpanscht,
02:18:06: die Leute damals sagten trinkbar gemacht wurde, bekannt als Kier und benannt nach der Person,
02:18:12: die dieses Getränk eigentlich salon oder hochfähig gemacht hat. Felice Kier. Bürgermeister von
02:18:18: Dijon, von 1945 bis 1968 servierte nicht selten dieses für viele symbol-bugundischer Lebensart
02:18:26: bei offiziellen Empfängen und nein, es war nicht seine Erfindung, er hat es im Prinzip nur populär
02:18:30: gemacht und aber auch ein wenig dafür gesorgt, dass diese Rebsorte Aligothé nicht ernst genommen
02:18:34: wurde, was schade ist. Diese frühreifende, sehr anspruchsvolle Rebsorte und das ist ihr Vorteil,
02:18:41: behält die Frische, die Säurestruktur, auch in warmen Jahren und ergibt Crystaline klare
02:18:47: Terrorweine. Ich glaube, eben bei der Aussage warme Jahre hat es kurz Klick gemacht oder Klimawandel. Man
02:18:55: kann sagen Aligothé ist der Gewinner des Klimawandels und seit einigen Jahrzehnten verstehen
02:19:00: Winzer diese Rebsorte, wissen sie zu interpretieren und erzeugen teilweise Weine mit Präzision und
02:19:06: Spannung, genau dann, wenn der Schaden hier einfach zu breit, zu fett, zu opulent wird. Und sinnbildlich
02:19:12: dafür sind Winzer wie die Maison-Joseph-Drois. Ein Weingut, das genau so sinnbildlich für es
02:19:18: begunsteht, wie die Enggassen, die Pflastersteine im Bohnen. Es begann im Jahr 1880. Ein junger
02:19:25: Mann kaum älter als 22 Jahren wagte sein Bohn ein Weinhaus zu eröffnen. Sein Name, Joseph. Kein
02:19:33: vermögenem Rücken. Nur eine Idee, ein Wille, ein klares Gefühl für Eleganz und Präzision. Das war
02:19:40: der Anfang. Diese Urzähne, auch wenn ich jetzt gerade ein bisschen traumatisch darstelle, hat
02:19:44: nichts Lautes und doch war es der Beginn einer Bewegung, die begund neu ordnete. Unter anderem
02:19:50: dann als Maurice Droor, 1921, im Klo de Mouch-Reben kaufte. Eine damals noch überhaupt nicht gefeierte
02:19:57: Parzelle. Und Maurice sah was Andere nicht sahen. Er machte daraus ein Filet-Stück, ein Weinberg,
02:20:02: der heute synonym für das Haus geworden ist. Dann kam Robert Droor, Mitte des 20. Jahrhunderten
02:20:09: führte die Maison in eine komplett neue Dimension. Er vergrößerte den Besitz, brachte die besten
02:20:14: Lagen vom Bohn bis Chapli ins Haus. Chapli war damals komplett am Boden zerstört, von Reblouse von Kriegen.
02:20:21: Robert sah die Zukunft dort, dort wo andere Resignationen sahen. Ja, Droor war immer einen Schritt
02:20:28: voraus und die Liste der Innovation ist unzählig. Unter anderem war Robert einer der Ersten, der
02:20:33: eine Frau an die Spitze der Kellerarbeit stellte. Laurent Chouba, ab 1976, Inologin des Hauses,
02:20:41: wie fast drei Jahrzehnte prägend, Mitte der 70er Jahre, eine Frau als Inologin. Verrückt. Das war
02:20:47: ein stiller, aber mächtiger Bruch mit Konvention. Es gibt Geschichten, die man nicht besser erfinden
02:20:53: könnte. Und dann die vierte Generation. Heute stehen Philippe Vérunique, Laurent und Frédéric
02:20:57: Laurent an der Spitze. Jeder mit einem klaren Aufgaben fällt Philippe in den Weinbergen,
02:21:01: der Hüter des Bodens, Vérunique die Inologin, geprägt von ihrer Ausbildung Dijon und natürlich
02:21:07: Arbeitserfahrungen in Oregon die Hüterin des Deals. Laurent, der Brückenbauern Übersee und
02:21:13: Frédéric, der Strategie. Präsident des Hauses lenkt die Geschicke im Bohm. Gemeinsam bilden sie
02:21:19: ein Gefläch, das sich absolut perfekt ergänzt. Kein Einzelner überragt den anderen. Es ist ein
02:21:24: Familienchor, in dem jede Stimme gewicht hat. Und unfassbar viel Substanz. Es gibt Worte, die
02:21:31: hohe Klingen, wenn sie bloß als Schlagwort gebraucht werden. Bei Droin ist es anders. Dreifahrer respekt
02:21:38: nennen sie es. Respekt vor dem Terroir, vor den Reben und vor dem Wein. In der 1980er war es Philippe
02:21:46: Droin, der die entscheidende Wende vollzog. Chemie raus, Natur rein. Biodynamie lange bevor es Mode
02:21:52: wurde. Keine halben Wege. Pferdeflug, Kompost, Begrünung, Präparate. Nicht als Dogma, sondern als
02:21:59: Konsequenz. Heute stehen auf vielen Parzellen 12.500 Stöcke pro Hektar. Dicht. Fast wie
02:22:07: im Burgund des 19. Jahrhunderts. Das hier "Eleganz" nicht Kraft, nicht Holz, nicht Lärm. Eleganz.
02:22:14: Es klingt wie ein einfaches Wort und doch ist das Schwierigste aller Tugenden im Wein. Naja und
02:22:19: fragt die Zombies, warum Burgund ihr Lieblingsweines. Darum. Eleganz. Und dieses spiegelt sich im
02:22:25: 2022er Alligothee. Die Trauben stammen aus verschiedenen Teilen im Burgund. Otkotebun,
02:22:31: Otkotni, Kutschallonee. Lagen die oft höher gelegen sind. Kühler mit Böden aus Kalk und Leben. Wer hier
02:22:38: fühlt sich der Alligothee wohl? Kein komplizierter Kellerprozess. Es geht um Präzision. Weniger
02:22:44: Intervention, mehr Vertrauen in die Rebe. Und das spiegelt der Wein. Ein Erlebnis und vielleicht
02:22:49: sogar eine neue Definition des Burgunds. Vielen lieben Dank der Maison-Joseph Droin. Und im
02:22:54: deutschen Putte dem Handelshaus Schlumberger. Den sage trinkst du zu Hause europäisch oder
02:23:09: japanisch? Also in welcher Servierform genießt du ihn? Wenn europäisch bedeutet in einem Weinglas dann
02:23:17: europäisch, obwohl ich in Japan kennengelernt habe, das aus den kleinen Schalen zu trinken,
02:23:23: deutlich mehr sensorisch hergibt, als man im ersten Moment denken möchte,
02:23:29: wenn man von schicken Gläsern kommt. Aber ich trinke ihn zu Hause aus dem Weinglas und
02:23:33: ich trinke ihn auch temperiert wie Wein. Und ich trinke ihn auch zum Essen wie Wein. Das waren
02:23:39: die beiden Elemente. Also hauptsächlich Temperatur und Serviergefäß in welcher Form man das
02:23:44: entsprechen. Was gibst du für eine Sage aus, weil ich glaube da herrschen oftmals eben auch die
02:23:50: Vorstellungsgrenzen bzw. ist das so die natürliche Hürde auch eine Offenbarung für Sage zu haben,
02:23:55: wer viele dazu günstig dran gehen. Kann das so sein? Und was ist für dich so eine normale und
02:24:00: geführte Grenze, wo du sagst, da ist es vernünftig, auch für mich vernünftig. Natürlich gibt es auch
02:24:04: Grenzen nach oben und unten. Ja leider ist es halt so, dass wenn man in, also zumindest hier in
02:24:10: Berlin gibt es sehr sehr viele asiatische Supermärkte und wenn man da halt unten ins Regal
02:24:15: greift und einen Sage rausnimmt, dann kommt der A nicht aus Japan und B ist der sensorisch nicht
02:24:21: so, dass es eine Werbung für das Getränk Sage ist. Da muss man leider ein bisschen mehr Geld
02:24:26: ausgeben und wenn ich Sage trinke, dann trinke ich japanischen Premium Sage und bis auf tatsächlich
02:24:32: eine Ausnahme. Und dann muss man da leider schon für die 07er Flasche schon irgendwie 40, 50 Euro
02:24:41: rechnen. Ich sehe aber an mir selber, dass ich bereit bin, mehr Geld pro Flasche für einen
02:24:47: exzellenten Wein auszugeben und dass bei Sage bei mir schneller eine Grenze erreicht ist, wo ich
02:24:53: sage, okay, ab hier ist es mir fürs Preis-Genuss-Verhältnis zu teuer. Das liegt aber glaube ich an meiner
02:25:00: noch nicht so großen Trinkerfahrung für Sage. Ich habe schon Sachen getrunken, die deutlich
02:25:04: teurer waren, die unfassbar grandios waren, aber ich glaube für im Restaurant oder auch für Privat,
02:25:10: die jetzt zu kaufen, das würde ich eher nicht tun. Ich habe zwei, drei Charaktere im Restaurant,
02:25:15: die relativ teuer sind. Wenn wir die ab und zu verkaufen, die zu probieren, ist immer toll. Aber
02:25:20: das tue ich dann eher nicht. Da bin ich beim Wein deutlich mehr bereit, für eine Flasche zu
02:25:25: investieren, wenn ich für einen eigenen Genuss. Kann man das für den Ungegütten vielleicht so
02:25:31: runterbrechen, dass es beim Sage ähnlich wie beim Vodka ist, dass es nicht um die Frage der
02:25:37: Geschmacksintensität und der Fülle der Aromen, sondern um die Reinheit geht und um so reiner es
02:25:42: schmeckt, um so klarer, um so kristalliner, um so geschmackswertiger ist es oder ist die Ansicht
02:25:48: falsch? Ich glaube, das ist eine sehr konservative Ansicht. Also ich habe in Japan gelernt, dass
02:25:55: sozusagen in der japanischen Sicht die Perfektion des Sake, die Aromeneutralität ist und die Klarheit,
02:26:01: so wie du das gerade formuliert hast. Ich habe aber auch bei vielen Brauereien in Japan gelernt,
02:26:07: die genau nach was anderem suchen und die versuchen, aromatisch anspruchsvolle Sachen zu
02:26:13: machen, üppige Sachen zu machen, die mit Kohlensohre arbeiten. Das ist übrigens was, was bei uns
02:26:17: fantastisch funktioniert. Sparkling-Sake, also flaschenvergorene Sake mit Kohlensohre. Das ist
02:26:23: ein extrem erfolgreiches Produkt bei uns auf der Karte. Oder Sake mit Restzucker oder Sake mit
02:26:32: Holzausbau oder so. Und dass da auch man versucht, den Sake mehr und mehr auch zu spielen, was sozusagen
02:26:38: aus Reis noch machbar ist und eben wegzugehen von diesem sehr konservativen, möglichst puristischen
02:26:46: Bild. Wenn ich jetzt inspirierter von bin, wo kaufe ich am besten Sake? Also gibt es für dich einen Laden,
02:26:51: wo du sagst, das kann ich empfehlen, sollte man allgemeinen Laden gehen, sollte man sich online
02:26:55: bestellen, wenn dann in Deutschland oder soll man direkten Kontakten nach Japan suchen oder was
02:27:01: ist dein Empfehlung? Jetzt erstmals in Kontakt mit Sake irgendwie zu erfahren bzw. auszuleben.
02:27:08: Ich arbeite tatsächlich mit unserem Sakehändler schon seit Tag 1 sehr erfolgreich zusammen. Das
02:27:16: ist Ueno Gourmet, mit dem ich auch Anfang des Jahres in Japan war. Er ist Deutscher und sie ist
02:27:25: Japanerin. Das heißt, sie hat den absoluten Einblick schon immer und sie ist mit Sicherheit die beste
02:27:31: deutschsprachige, hat die beste Sensorik, was Sake in Deutschland angeht, deutschsprachig. Und die
02:27:39: haben auch einen ganz, ganz tollen Online-Shop, Japan-Gourmet.com, wo man auch so Sake-Einsteiger,
02:27:45: Tasting-Packages kaufen kann, wo man teilweise auch so 300 Milliliter Flaschen, einfach zwei,
02:27:51: drei Charaktere mal probieren kann, auch Sachen, die nicht unfassbar teuer sind. Die haben
02:27:55: ausschließlich Produkte, die sie direkt aus Japan importieren von kleinen Produzenten und mit denen
02:28:02: sie seit vielen, vielen Jahren arbeiten. Und da kriegt man online auch einen tollen Überblick,
02:28:07: man kriegt erklärt was es, man kriegt so ein bisschen so eine Guide Line an die Hand, was
02:28:12: ist eigentlich Sake, wie wird es gemacht und so weiter. Und da kann man super gut einkaufen. Und
02:28:17: da hat man eine unfassbar tolle Auswahl in allen Preiskategorien. Also da kaufe ich total gerne
02:28:23: und in einem Restaurant, ich bin in Berlin ganz gerne in einem Sushi-Laden im Prenzlauer Berg und
02:28:31: die importieren so eine handvolle Sake selber. Die haben auch nicht so richtig eine Karte,
02:28:34: da muss man sich das zeigen lassen. Und da kann man immer ganz spannende Sachen entdecken,
02:28:39: teilweise ohne westliche Schrift drauf. Und man muss dann einfach sich darauf verlassen,
02:28:43: dass es taugt. Und da hatte ich schon zwei, drei richtig geile Sake-Erlebnisse von einfach
02:28:48: total unbekannten Sachen. Das ist auch ziemlich cool. Das ist das Restaurant Sazaya im Prenzlauer Berg.
02:28:53: Sazaya im Prenzlauer Berg. Genauso ein Sushi, relativ klassisches konservatives Sushi-Restaurant
02:29:00: im Prenzlauer Berg. Ziemlich cool. Richtig gut. Hast du sonst irgendwie mal ein Weinladen gehabt,
02:29:04: den du absolut begeisternd fand? Also sei es Weinbar oder Weinladen, wo du sagst,
02:29:09: hier wird meine Weinsele gespiegelt? Unterschiedlich. Aber mein absoluter Lieblings-Weinladen ist,
02:29:19: ich habe bei meiner Familie ein kleines Ferienhaus in einem Stückchen südlich von Rom in einem
02:29:26: kleinen Ort am Meer. Und ein Ort weiter gibt es einen kleinen Weinladen, der ist, also wenn man
02:29:33: vom Strand Strammschrittes läuft, ist man in, ich schätze, 60 Sekunden mit den Knien im Wasser.
02:29:39: Man sitzt in einer kleinen Seitenstraße direkt vom Platz weg, wo die ganzen Bars sind,
02:29:46: mitten in einer Einkaufsstraße, schreckend über ein Fischladen. Und in diesem Weinladen gibt es
02:29:51: fast alles, was ich liebe. Eine kleine Auswahl, so ein bisschen Antipasti dazu. Und man bestellt
02:29:59: sich, eine Handvoll Antipasti setzt sich in der Abendsonne draußen auf die belebte Straße, hat
02:30:04: noch Sand an den Füßen und der Wein, den man sich aus dem Regal genommen hat, wird runtergekühlt
02:30:08: und einem aus, wie ich betonen möchte, für Süditalien sehr guten Gläsern serviert. Und man
02:30:16: zahlt dann den Ladenpreis plus, ich glaube, ein Fünfer-Aufschlag oder ein Zehneraufschlag. Und
02:30:20: wenn man und da zu sitzen und da Wein zu trinken, ist mit Sicherheit für mich einer der schönsten
02:30:28: Momente im Jahr und einer der schönsten Orte. Und da gibt es all die Dinge, die in Deutschland
02:30:34: schwer zu kriegen sind, stehen dort im Regal und man kann sie einfach trinken und dazu ein paar
02:30:39: Oliven und ein bisschen schinken. Das ist für mich einer meiner absoluten Sehnsuchtsorte. Wo kann
02:30:45: ich buchen? Also das klingt so perfekt. Ist es die Umgebung? Ist es die Auswahl? Oder ist es der Mensch?
02:30:53: Oder ist es ein Somersorium von allem, wo du sagst, aufgrund dessen ist es dieser Ort?
02:30:58: Na es ist natürlich. Ich meine, wenn ich dort bin, bin ich sozusagen nicht nur räumlich,
02:31:05: sondern auch geistig, relativ weit weg von der Arbeit im Urlaub. Es ist die Mischung aus,
02:31:12: die Kinder können schinken essen, haben eine gute Zeit und die Auswahl dessen, was sie an
02:31:19: Weinem laden haben, ist grandios. Es ist die Mischung aus süditalienischem Lebensgefühl von man
02:31:26: sitzt zum Apparativo draußen und man kann das aber nicht nur mit einem lokalen Weißwein, der
02:31:32: so eine so eine halbbräunliche Farbe hat und aus der Karaffe kommt, sondern paaren mit exzellenten
02:31:40: Wein aus den spannendsten Regionen Europas und das ganze zusammengenommen, gepaart mit einem
02:31:46: sehr, sehr attraktiven Preisgefüge macht es traumhaft. Was ist Wein für dich, wenn du es in
02:31:52: einen Wort pressen müsstest? Emotion. Stark. Noch ein Leben ohne Wein, wer das für dich denkbar,
02:32:01: wer das für dich erfüllend? Könntest du dir irgendetwas anderes beruflich vorstellen als
02:32:05: Somie? Heißt, ich mache was anderes, weil ich kann nie wieder Wein trinken oder kann ich auch
02:32:11: einen anderen Beruf machen und trotzdem Wein trinken. Vielleicht separiert in zwei Teile,
02:32:16: wer für dich ein genussvolles Leben ohne Wein denkbar? Ja, grundsätzlich schon. Also, ich
02:32:24: möchte das natürlich nicht, aber die Welt bietet ja sozusagen Genuss, wenn ich, wenn ich
02:32:30: weiterhin, wenn ich weiterhin gut essen kann, dann würde ich mich damit irgendwie, also wenn
02:32:38: jetzt morgen die Diagnose kommt, Raphael, du darfst den Rest deines Lebens kein Alkohol mehr trinken,
02:32:42: weil dann, du kannst aber den Rest deines Lebens weiterhin schinken und Käse essen, dann würde
02:32:47: ich sagen, okay, I'll take it. Wenn die Aussage, wenn die Aussage ist, Raphael, du kannst nie
02:32:52: wieder genießen und du musst nur noch Graubrot mit schlechter Butter essen, das wäre auf jeden
02:32:56: Fall deutlich schwieriger zu verarbeiten, weil ich einfach unabhängig vom Wein, ich liebe und
02:33:05: lebe für Genuss und wenn ich, wenn ich mit Kollegen beim Personalessen sitze, dann können wir 35
02:33:12: Minuten lang darüber diskutieren, bis streiten, wo in Berlin ist das beste Eis oder die beste
02:33:17: Pizza gibt und da geht es nicht um Weinkarten oder darum, welches Prümerkrieg aus Mörso uns das
02:33:22: liebste ist, sondern da geht es schlicht und ergreifend darum, wer macht den besten Teig und
02:33:27: wo sind die Produkte auf der Pizza besser und es gibt wenig, wenig Dinge, die ich einfach nur
02:33:32: esse ohne zu oder trinke, ohne mir zu überlegen, ist das jetzt gut und wenn ich eine Apfelschorle
02:33:37: trinke, dann möchte ich, dass sie excellent ist und dann möchte ich, dass ich sie genießen kann
02:33:42: und einfach nur irgendeine Apfelschorle trinken, macht mir keinen Spaß. Insofern, ohne Genuss auf
02:33:49: gar keinen Fall, ohne Wein, hart aber möglich. Aber ist die Situation, wie du sie gerade skizziert
02:33:55: hast, nicht großartig und außergewöhnlich, sprich, dass man beim Personalessen, also auf
02:33:58: Arbeit ist, da wo andere über, was auch immer reden und ihr redet trotzdem über Genuss,
02:34:04: geht danach in den Abendservice und redet weiter über Genuss. Also es ist ja eigentlich pure
02:34:09: Leidenschaft, das ist ja komplette Lebenserfüllung, dass du genau das in deinem privaten auch
02:34:13: lebst, ohne Verkopf nördig zu sein, sondern einfach welches Spaß macht, so wie es zumindest
02:34:17: rausklingt. Ich glaube wirklich, dass wir da im Restaurant es geschafft haben, Menschen zu
02:34:24: vereinen, die mit uns, bei uns arbeiten, weil sie genau das tun und lieben und die, wenn
02:34:32: sie beim Personalessen sitzen und man über Themen redet, natürlich geht es auch mal
02:34:38: um Fußball und natürlich geht es auch mal irgendwie darum, wie jetzt Celebrity X und
02:34:43: Celebrity Y was tun, aber die Hauptzeit reden wir über Essen, über Trinken, über Restaurants,
02:34:50: über Bars und das sind einfach von uns allen, das eint uns alle und das ist alles ein Interesse
02:34:54: und ich glaube, bei uns zu arbeiten und kein Interesse für Genuss zu haben, welcher Art
02:35:01: auch immer, ist sehr, sehr schwierig und ich finde, ich habe vor längerem angefangen
02:35:07: in Bewerbungsgesprächen, egal für welche Position, potenzielle Mitarbeiter zu fragen,
02:35:13: ob sie sie nach, es ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß Leute abzufragen, du bewirbst
02:35:19: dich bei uns als Azubi, was weißt du denn schon über Champagner, das ist vollkommen
02:35:23: Aquatsch und das ist auch glaube ich nicht mehr zeitgemäß, aber ich frag sie einfach
02:35:26: nur, was ist dein Lieblingsessen und dein Lieblingsrest oder dein Lieblingsrestaurant
02:35:30: und ich war noch nie Sterne essen und dann ist meine Antwort immer, darum geht es doch
02:35:34: nicht, wo hast du am besten gegessen und wenn jemand sagt, der Döner bei mir unten im
02:35:39: U-Bahnhof ist der beste und ich frage, warum und der Mensch mir sagen kann, weil ich finde,
02:35:43: die Chili-Sauce ist so gut wie keine andere in der Stadt, dann habe ich das Gefühl, der
02:35:48: Mensch hat sich zumindest schon mal damit auseinander gesetzt, was Essen ist und jemand,
02:35:53: der dann sagt, habe ich nicht, weiß ich nicht, kann ich nicht, ich gehe halt zu Lidl und
02:35:56: holen mir ein Toastbrot, dann ist das irgendwie eine Ansicht, mit der ich sehr schwer umgehen
02:36:01: kann, weil den Menschen werde ich für das, was wir tun, nämlich den absoluten Genuss
02:36:06: in aller Hinsicht nicht begeistern können und das ist was, was mir wichtig ist und das
02:36:11: liebe ich an den Menschen, mit denen ich arbeiten darf.
02:36:14: Eindruckn und Gänsehaut, also da sehr, sehr, sehr interessanter herangehensweise und eigentlich
02:36:19: so war und so tief sind ich dabei.
02:36:21: Was wärst du aus der Formel, also wenn du heute umschulen dürftest, wenn ich mich umschulen
02:36:27: durfte?
02:36:28: Wenn ich heute umschulen dürfte, dann wird's wahrscheinlich zeitlich eng, aber mein Plan
02:36:33: damals so bis fünf Minuten vor dem Abi war eigentlich Medizin zu studieren, aber das
02:36:39: ist nichts geworden, also ich komme aus einer Medizinerfamilie und da war irgendwie so
02:36:42: der Gedanke, na klar wirst du irgendwann Arzt und läufst mit einem weißen Kittel über
02:36:47: die Gänge und wirst von allen respektiert, aber das ist nicht geworden und im Nachhinein
02:36:51: bin ich glaube ich in meinem Freundeskreis einer der wenigen Menschen, die einen Job
02:36:55: machen, den sie nicht nur machen, um ihren Urlaub zu finanzieren, sondern den ich auch
02:37:00: wirklich gerne und mit Passion mache und insofern bin ich ganz froh, dass es am Ende des Tages
02:37:04: vielleicht dann doch nicht so geworden ist, sondern ich jetzt das mache, was irgendwie
02:37:08: ursprünglich mal sozusagen ein Hobby war.
02:37:11: Und welche Wein wirst du, wenn du Wein wirst?
02:37:13: Das sieht mich wirklich, weil du so viele Facetten, aber trotzdem sehr straight bist
02:37:20: und da wirst du total witzig sind.
02:37:24: Ich wäre, vielleicht können wir es zusammenbauen, aber ich wäre auf jeden Fall, ich möchte
02:37:31: schon gerne gemocht werden, ich bin auch harmoniebedürftig, also ich wäre nichts.
02:37:36: Ich bin auf jeden Fall kein Savagnar aus dem Jura, weil das ist zu provokant, ich wäre
02:37:41: auf jeden Fall was, was eher schmeichelhaft ist, ich wäre auf jeden Fall was, was eher
02:37:47: generös ist von einer Grundidee, glaube ich, und ich wäre trotzdem was, was irgendwie,
02:37:55: was komplex und ambitioniert ist, das heißt, auch wenn das vielleicht jetzt zu naheliegend
02:38:00: ist, aber ich wäre ein Prömerkrieg aus dem Begrund.
02:38:02: Ich hätte eher die richtige Bordeaux gesteckt und dann aber so mid-age, also gar nicht so
02:38:06: so reif und stinkig, sondern mit Anspruch, mit Charakter, mit Autorität, mit einer sehr,
02:38:12: sehr guten Struktur dabei, mit Ausdruck, mit Nachhaltigkeit, mit einer gewissen konservativen
02:38:19: Art, aber trotzdem eben auch einer gewissen Freigeistigkeit von dem her liegen mir wahrscheinlich
02:38:25: auch wohl total auseinander, liegen gar nicht so auseinander.
02:38:28: Na, wahrscheinlich, wahrscheinlich ist das so.
02:38:32: Zum Schluss ein Riesling, ja gerne, ich habe jetzt gerade noch mal den Franschakorter
02:38:40: nachgeschenkt, den würde ich noch mal nachprobieren, aber ansonsten, ansonsten gerne.
02:38:46: Passt Riesling auf Sake, oder was kann man auf Sake trinken?
02:38:48: Oder schauen wir ihn doch, also ich finde, das ist für mich so ein Todmachgetränk, weil
02:38:56: es frisst andere Getränke und man hat immer so die Vorstellung, man hat wie so eine
02:39:03: weiße Ebene danach, weil es diese Kleid im Geschmacksbild hat, aber alles andere wirkt
02:39:07: für mich nach Sake, probiert zu bunt, zu schillern, zu laut, zu expressiv, zu provokant,
02:39:14: zu mundbeeinflussend, oder da fehlt mir jetzt das Wort, aber einfach zu viel.
02:39:19: Und Riesling finde ich kann das, ein Riesling hat die Möglichkeit mit Frische, mit Lebendigkeit,
02:39:25: mit Struktur und mit dieser fast erhabenen Feinsinnigkeit auf den Sake zu folgen und
02:39:35: den auch so ein bisschen weiterzuentwickeln, wenn es denn nicht so dieser...
02:39:38: Bist du Riesling-Jünger?
02:39:39: Du klingst so.
02:39:40: Gar nicht.
02:39:41: Also wenn ich es wirklich runterbrechen würde müsste, was ich wirklich total gerne mag,
02:39:46: bin ich bei dir im Bugunderteam, da Riesen-Fan sowohl weiß als auch rot, aber sonst bin ich
02:39:51: total offen und egal ob Loa, Bordeaux, Italien, Spanien, Deutschland, Riesling großartig,
02:39:57: aber ich bin überhaupt nicht vernördet in irgendeine Richtung, weil ich vielen Dingen
02:40:01: sehr viel Offenheit entgegenbringe, auch vielen Preisebenen sehr viel Offenheit entgegenbringe.
02:40:07: Ja, verstehe ich.
02:40:08: Und ich versuche mich immer ganz, ganz weit rauszunehmen und jedem getränkt jedem Wein
02:40:14: eine ganz nüchterne Betrachtung zu schenken und habe ganz, ganz selten in der Tat für
02:40:19: mich selber auch die Möglichkeiten, meine Vorlieben, meine persönlichen Befindlichkeiten
02:40:24: auszuleben, weil ich viel zu oft im Betrachten bin.
02:40:27: Und dann, wenn du anfängst ein persönliches zu leben, schuldige vielleicht so als Nachsatz,
02:40:32: persönliches zu leben, dann fängst du an zu werten und das möchte ich eigentlich immer
02:40:35: ganz, ganz oft, oft außen vorlassen.
02:40:37: Hm, verstehe ich.
02:40:39: Ich habe ja immer bei mir sozusagen so diesen, diesen Zwiespalt zwischen einerseits will
02:40:45: ich ja Weine jetzt beruflich einkaufen und verkaufen, die Menschen glücklich machen,
02:40:52: mit denen ich Geld verdienen kann, die irgendwie, die, die harmonieren, die zum Essen passen
02:40:56: und überhaupt, aber andererseits möchte ich natürlich auch Weine auf einer Weinkarte
02:40:59: kuratieren, haben, die auch irgendwo für mich stehen und die auch mir Spaß machen.
02:41:05: Und da ist es schon so, dass das ganze Feld deutscher Riesling, gerade im trockenen Bereich,
02:41:13: ich weiß, dass es super wichtig, das zu haben, ich verkaufe das auch sehr gut, das macht
02:41:18: mir auch viel Spaß, das zu verkaufen, aber dass ich in einem Restaurant auf einer guten
02:41:23: Weinkarte in deutschen Riesling bestelle, passiert zweimal im Jahr, weil ich ehrlicherweise,
02:41:32: wenn ich Wein trinke, mich immer und das war ja vorhin auch mit diesem, mit der Aussage
02:41:38: der Emotionen und allem, was ich so von Wein erzählt habe, Wein hat für mich immer was
02:41:42: mit Fernweh zu tun und in einem Novembertag hier in Berlin zu sitzen und ein Glas Wein
02:41:49: zu trinken und ich denke mich dann weg nach Andi Mosel ist irgendwie für mich im Kopf
02:41:56: und das ist nur in meinem Kopf, hat eine andere Emotion als sich wegzudenken nach Sizilien,
02:42:02: wo es immer noch schön ist, wo es irgendwie im Kopf ist da 365 Tage Sommer und Strand
02:42:08: und das natürlich auch nicht so und Anna Loa scheint auch nicht häufiger die Sonne als
02:42:12: irgendwie als einer Pfalz, aber trotzdem für mich emotional denke ich mir irgendwie möchte
02:42:17: ich jetzt was trinken von einem Winzer, der nicht meine Muttersprache spricht, weil ich
02:42:21: möchte irgendwie weg, im Glas weg und das ist auch wenn ich zwei Tage Urlaub habe, dann
02:42:27: muss ich irgendwo hin, wo der Supermarkt anders aussieht als bei mir zu Hause und eine andere
02:42:31: Sprache gesprochen wird als meine Nachbarn hier und ich muss immer weg, weg, weg und
02:42:36: das muss ich auch nicht versuche, auch beim Wein trinken immer dem zu inflihen und deswegen
02:42:41: mag ich Etiketten, wo nicht deutsche Wörter draufstehen und deswegen bestelle ich relativ
02:42:45: selten für mich selber deutsche Weine und deswegen verkaufe ich sie aber trotzdem sehr
02:42:50: gerne, weil natürlich viele Menschen das genau andersrum sehen und das ist ja auch ganz
02:42:55: toll und deswegen ist es immer ein sehr zweischneidiges Schwert.
02:42:57: Wenn ich Wein emotional trinke, ist das für mich eine gerade aus der Situation entstehende
02:43:03: Emotion und ich muss mein Gefühl dann komplett mit dem Wein spiegeln, weiß ich ob man das
02:43:09: nachvollziehen kann, also dass ich dann halt, ich fühle jetzt hier keine Ahnung, kräftig
02:43:12: mineralisch frisch und genau dieser Wein muss da rauf kommen und dann komme ich auch
02:43:17: von Wein zu Wein, also dann kenne ich auch, dann komme ich dann wie so ein warte Sinneswort
02:43:21: ist, ich finde es auch doof, dass Wein Alkohol hat, das kann ich von vorne unterstreichen,
02:43:25: aber in wie so einen Rausch, wo ich sagen möchte, ich möchte mich geschmacklich immer weiter
02:43:28: treiben und dann ist mir egal was da draufsteht, sondern ich möchte dann so meine Geschmack
02:43:32: ... mein Geschmacks-Fanatismus kann man eigentlich schon sagen, immer weiterspielen, weiter treiben
02:43:38: und daher dann eben auch die Situation, wenn ich sage, danach käme für mich Riesling,
02:43:44: rein vom Gefühl her, von der Wahrnehmung, wo ich sage, ich mache nochmal ein neues
02:43:47: Tor auf, ich bin nochmal in der neuen Welt und ich kann mich da ...
02:43:49: Das kann ich insofern verstehen, als dass du ja beim Sake häufig zumindest relativ
02:43:54: zurückhaltende Säurestruktur hast und dass du beim Riesling dann, glaube ich, nachdem
02:43:57: du das Gefühl hast, du hast mit viel Textur und Umami den Mund so ausgekleidet, dass
02:44:02: du dann was brauchst, was mit einer knackigen Säure, mit viel grünem Apfel, zumindest so
02:44:07: wie jetzt in dem Fall vor uns, einmal so da drüber geht und dagegen geht und so ein
02:44:12: bisschen wie den Mund einmal ausspült, das kann ich durchaus verstehen.
02:44:16: Da ist aber dann ein Hinweis für dich, dann solltest du mal das Thema Sparkling-Sake
02:44:23: dir anschauen.
02:44:24: Ich weiß nicht, ob du die Gelegenheit Sparkling-Sake zeringst.
02:44:29: Das ist für mich diese Lösung auch dahingehend alle Kritiker irgendwie zu besemptigen, sich
02:44:37: daran stören, dass Sake halt keine Säure hat, wenn man damit natürlich eine zusätzliche
02:44:42: Ebene eingebaut hat und das ganze Facettenreicher gestalten kann und somit eben auch diese Welt
02:44:49: für manche eröffnen kann, die vorher immer ein bisschen kritisch waren.
02:44:53: Und es ist eine Geschmacksvierfalt, die großartig ist.
02:45:01: Ich habe immer das Gefühl, wenn ich die probiere, ich kann sie nicht greifen, das sind Weine
02:45:05: für mich, die wie so Nebel sind, also ich habe beim Nebel, du fühlst dir die Feuchtigkeiten,
02:45:11: so fühle ich dort auch die Kohlensäure mehr als Sparkling, ich fühle was, aber ich kann
02:45:16: das mit diesem Aroma nicht in Worte kleiden, ich kann das nicht beschreiben, wie beim
02:45:20: Nebel auch, da kannst du ja nicht beschreiben, ich sehe irgendwie die Farbe oder das und
02:45:24: so und so fühle ich mich bei Sparkling Sake.
02:45:26: Deswegen verwirrt es mich und fasziniert mich trotzdem, aber ist toll.
02:45:31: Ich habe bei Sparkling Sake tatsächlich das Gefühl, dass das der Sake-Charakter ist,
02:45:38: mit dem ich Sake-unerfahrene Gäste am ehesten abholen kann, also wir haben ja eine recht
02:45:43: präsente Sake-Auswahl auch auf der Weinkarte und da ist es schon so, dass es dann immer
02:45:48: mal Gäste gibt, die gegen Ende des Abends dann sagen, wir würden zum Abschluss noch
02:45:51: ein Sake trinken, was können wir denn da empfehlen oder was können wir denn da machen und da
02:45:58: ist es dann schon so, dass der Sparkling Sake für unerfahrene Gäste am ehesten ankommt
02:46:04: und es am ehesten mit so Begrifflichkeiten wie Lecker beschrieben wird als eher intellektuelle
02:46:10: trockene Sachen, mit denen sich dann doch unerfahrene Gäste eher schwerer tun, ehrlicherweise.
02:46:14: Das tut mir jetzt gerade richtig gut, dass du mir den zusprichst, also daher vielen Dank
02:46:18: dafür, mit den Ausführungen, jetzt fühle ich mich wohl, also auf zum Riesling.
02:46:23: Sehr gut, ja perfekt, aber es ist insofern ganz witzig, dass wir jetzt sozusagen einen
02:46:29: Schaumwein und einen deutschen Riesling von der Mosel trinken, weil das genau die beiden
02:46:34: Sachen sind, die ich, wenn du mir zehn geschickt hättest und gesagt hättest, welche zwei willst
02:46:38: probieren, die beiden wären es auf jeden Fall nicht gewesen, insofern ist es ganz cool,
02:46:43: dass ich die Chance habe und ich verspreche die hiermit hoch und heilig, ich werde sie
02:46:47: heute Abend beide die Reste trinken und mich damit auseinandersetzen und an dich denken.
02:46:52: Sehr, sehr gerne, toll, ich finde die auch großartig, ich finde, Grünhaus ist für mich
02:46:57: so ein tolles Weingut, weil sie so wunderbar fundiert und traditionell sind und ich finde
02:47:02: es eigentlich super schade, dass man eben Mosel, dass man so die Mosel eigentlich fast nur
02:47:08: noch komplett sieht und die Ruhr da fast außen vorlässt bzw. die Saar teilweise außen vorlässt
02:47:15: und das gar nicht separiert, obwohl die Klimasituation teilweise so unterschiedlich sind.
02:47:19: Das stimmt, obwohl die Saar mit zwei, drei sehr prominenten Vertretern ja immer wieder
02:47:30: für sich schreit und dann auch immer wieder in die Welt hinaus schreit, wir sind übrigens
02:47:33: nicht die Mosel und wenn man an so Beispiele wie Egon Müller oder van Volksem oder so
02:47:41: denkt oder auch von Othegrafen, die so laut und präsent sind und immer wieder schreien,
02:47:46: wir sind Saar Riesling, wir sind Saar Riesling, wir sind nicht Mosel, das tun sie und du hast
02:47:53: schon recht, das passiert an der Ruhr weniger, das Gefühl habe ich tatsächlich auch ja.
02:47:58: Obwohl es ja großartige Weingüter gibt, wie eben Maxmann Grünhaus, wusstest du, dass
02:48:02: die gleiche Klimasituation wie in Dänemark ist, wenn du die Feuchtigkeit nimmst, wenn
02:48:06: du die Durchschnittstemperatur nimmst, wenn du teilweise die Frosttage nimmst und das
02:48:11: erklärt für mich auch so den Stil, warum dieser Stil so wunderbar anders, eben sowohl
02:48:14: tun, anders ist als an der Mosel, warum die Weine präziser klarer, der Riesling kann
02:48:22: hier für mich in seiner eigentlich fast altertümlichen Art und Form und Weise prälieren und Grünhaus
02:48:28: ist da ja so eines, nicht zuletzt mit dem Etikett, eines der Häuser, die es schaffen, das eben
02:48:33: auch darzustellen und diese Tradition irgendwo zu leben und Wein nehmen, einem friegigen
02:48:37: Schregen und so weiter ist für mich immer ganz viel Tradition.
02:48:40: Auf jeden Fall, es ist auf jeden Fall so ein Etikett, was wenn man sowas unseren Gästen
02:48:47: aus Übersee zeigt, das finden die immer richtig cool, da haben die richtig das Gefühl, jetzt
02:48:51: sind sie mitten in Deutschland angekommen und jetzt gibt es wirklich mal die ernsthaften
02:48:55: deutschen Sachen, das finden die immer richtig gut.
02:48:58: Wobei da witzig ist, dass sich mit nach wie vor, wir haben 2025, Riesling ist immer noch
02:49:05: am Gast, am unerfahrenen Gast muss man sagen, ein sehr zweischneidiges Schwert, es ist
02:49:10: immer noch so, dass international gerade US-amerikanische Gäste, wenn du den Riesling anbietest, ist immer
02:49:16: noch abgewunken wird mit "Nein, nein, Riesling mögen wir nicht, Riesling ist uns zu süß"
02:49:20: und man dann mit so was wie dem, was wir jetzt gerade probieren, mit dieser Frische, man die
02:49:24: Leute natürlich extrem überzeugen kann und sie das richtig cool finden und die haben
02:49:28: halt irgendwo in USA mal gelernt, wir mögen "Chablis" und "Sancère", weil das ist trocken
02:49:32: und weiß und wir hassen Riesling, weil der ist süß und man kann da häufig die Leute,
02:49:37: das kostet 2-3 Sätze, aber wenn man bereit ist und die Zeit hat, dann ist das total cool,
02:49:42: die Leute genau von sowas zu überzeugen und wenn man den gleichen eher unerfahrenen Gast
02:49:47: auf deutscher Seite hat und dem den Riesling empfiehlt, ist das Argument gegen Riesling
02:49:51: immer "Nein, wir mögen kein Riesling, weil der hat viel zu viel Säure, wir mögen ja
02:49:54: keine Säure" und es ist so witzig, wie unterschiedlich die Wahrnehmung auf sozusagen den beiden Seiten
02:49:59: des Atlantik ist und wie wir das kommunizieren und kommunizieren müssen, das macht tatsächlich
02:50:07: Spaß und man kann dann mit einem gut gemachten Riesling am Ende irgendwie dann doch alle
02:50:11: immer an einen Tisch setzen und uns einigen, ja das ist dann doch schon was, was wir irgendwie
02:50:14: alle mögen.
02:50:15: Habt ihr mehr ausländische oder außerstädtische Gäste oder seid ihr im Berliner Restaurant?
02:50:23: Weil ihr habt ja den Forder, ich weiß gar nicht ob das ein Forder, ein Nachteil ist, dass
02:50:27: das Restaurant selber so einen prominenten Namen trägt, natürlich wird es wahrscheinlich
02:50:31: auf der einen Seite fürs Marketing gar nicht schlecht sein, auf der anderen Seite wird ihr
02:50:34: wahrscheinlich mit so unfassbar viele Vorurteilen jeden Tag konfrontiert, dass es wahrscheinlich
02:50:40: manchmal auch keinen Spaß macht, aber so vom Gästeklientel ist das habt ihr?
02:50:46: Einerseits haben wir natürlich die Vorteile, andererseits haben wir natürlich, meine Tim
02:50:51: Rauer hat die wahrscheinlich was Essen, Trinken, Kochen und so weiter angeht, wahrscheinlich
02:50:57: die größte Fanbase im deutschsprachigen Raum, ich weiß nicht ob irgendjemanden gibt, der
02:51:02: so präsent ist in den Medien was Essen und Trinken angeht wie der Chef, d.h. da gibt's
02:51:10: einfach Steuern auch nicht, ja gut, stimmt, aber der hat kein Stern, d.h. die Leute werden
02:51:15: da nicht in ein Restaurant mit einem Stern gelockt, aber d.h. wir haben viele Menschen
02:51:20: die Fans von der Fernsee oder Medienpersönlichkeit Tim Raul sind, aber noch nie so essen waren
02:51:28: und dann zu uns kommen und die ganz, ganz vielen nicht kennen und da sind wir dann wieder
02:51:32: ganz beim Angang unseres Gesprächs, dass man den Menschen auch abholen und viel erklären
02:51:37: muss und auch viel im Kopf bestehende Hürden einreißen muss und die Leute ein bisschen
02:51:43: an die Hand nehmen muss, das ist natürlich unser großes Plus, aber wir sind grundsätzlich
02:51:48: ein international sehr etabliertes Restaurant, d.h. wir haben schon auch sehr viele internationale
02:51:52: Gäste und das macht schon Spaß, Leute zu bedienen, die irgendwie aus Brasilien hergeflogen
02:51:58: sind, drei Tage Berlin und dann zwei Tage Paris und dann vier Tage Madrid und dann irgendwie
02:52:03: noch, weiß ich nicht, so eine Europa-Rundtour machen und da gehört Restaurant Tim Raul in
02:52:07: Berlin dazu, das ist schon cool mit solchen Gästen dann auch Umgang zu haben.
02:52:12: Sind die Art anders als die Ur-Berliner?
02:52:14: Also der kultivierte Ur-Berliner, der ich glaube Oste oder West, also der auch im Anzug
02:52:21: zu euch kommt, sondern der, der eine gewisse Weißigkeit, eine gewisse Erfahrung hat und
02:52:24: so weiter, da meine ich nicht den, der an der Currywurst Buse steht und sich davon Grund
02:52:30: ernährt, merkt man eine andere Herangehensweise oder merkt ihr das im Umgang mit den Gästen
02:52:39: im Restaurant?
02:52:40: Ja schon, ich meine der Gast der Berliner ist der und so Essen geht, der wird es schon
02:52:46: seit über einem Jahrzehnt machen und der wird schon bei uns gewesen sein und der hat
02:52:50: eine sehr klare Erwartungshaltung und der Gast, der aus Brasilien hergeflogen kommt,
02:52:55: hat auch eine große Erwartungshaltung, aber am Ende des Tages war der irgendwie gestern
02:53:00: in Paris und hatte drei Sterne, ist morgen in München und hat drei Sterne und ist über
02:53:06: morgen in Nizza und hat drei Sterne und die, die, das ist schon bei dem Berliner Gast egal
02:53:14: wie weit der gereist ist, egal wie erfahren der ist, egal wie wohlhabend der ist und so
02:53:19: weiter und so fort, der hat schon die Erwartungshaltung, da vor 15 Jahren war ich schon bei euch, da
02:53:24: war das richtig geil gewesen und jetzt muss das wieder richtig gut werden und das ist
02:53:28: schon, das ist schon was, das darf man, das muss man auch ehrlich so sagen und da ist
02:53:33: schon, die Erwartungshaltung ist dann noch größer und vor allen Dingen auch noch ehrlicher
02:53:38: und direkter und das Feedback ist noch deutlicher in die eine oder in die andere Richtung, habe
02:53:44: ich das Gefühl.
02:53:45: Seid ihr im Berliner Restaurant oder seid ihr im Weltrestaurant?
02:53:48: Ihr seid ja jetzt auf der, auf der, auf der Liste von, von den besten, 50 besten Restaurants
02:53:55: und damit habt ihr natürlich auch eine gewisse Vergleichbarkeit, aber würd ich jetzt in 30
02:53:59: von denen essen gehen, könnte man bei euch das Berliner, das deutsche Restaurant herausschmecken?
02:54:04: Tatsächlich haben wir vor, ich glaube drei Jahren unsere Menüstruktur umgestellt, also
02:54:11: leider sind wir nicht mehr unter den 50 besten, wir sind jetzt unter den Platz 58, aber immer
02:54:17: noch relativ weit oben zum Glück und sehr stolz darauf, aber wir haben vor drei Jahren ein
02:54:22: bisschen umgestellt und haben unser, wir waren ja früher ein asiatisches Restaurant in
02:54:27: Berlin und wir haben umgestellt, wir haben jetzt ein rein Berliner Menü, wo wir also
02:54:31: Berliner Aromen präsentieren und dazu uns auch entschieden, eine rein deutsche Weinbegleitung
02:54:36: zu machen, also in dem Fall bewusst auch nur eine Weinbegleitung und die und damit wollen
02:54:43: wir eben genau das, dass die Menschen, die von außerhalb kommen, dass wir ihnen so diesen
02:54:48: Taste of Berlin mal einmal nahe bringen können und ihnen präsentieren können, wofür eigentlich
02:54:52: unsere Hauptstadt so steht und da arbeiten, es gibt ein Hühnerfrikassee, es gibt Sauerkraut,
02:54:59: es gibt eine Hachse, es gibt ganz viele Sachen, die irgendwie so, es gibt ein Bienenstich im Dessert,
02:55:07: es sind einfach Berliner Aromen, wir haben unseren Königsberger Klops und das ist natürlich
02:55:11: für Menschen, die von außerhalb kommen, sehr ungewohnt und die kennen die Aromenbilder nicht
02:55:16: und es ist cool eine Geschichte dazu zu erzählen, der Berliner Gast kennt das aber alles und der
02:55:20: guckt mich halt an und sagt, jetzt soll ich hier 300 Euro für ein Menü bezahlen und ich kriege
02:55:24: Frickassee und ein Klops, da kann ich bei Oma für Oma haben und da ist natürlich, da muss man
02:55:29: anders argumentieren und das sind Gespräche, die wir relativ oft führen, insofern ist der Berliner
02:55:36: Gast glaube ich noch schwerer zu begeistern. Was war es für dich bei der World Best Summary
02:55:40: Selection dabei zu sein, was ja in Deutschland finde ich kaum präsent ist leider und diese
02:55:47: internationale Präsenz des Sommys einfach noch mal ganz anders darstellt, wie kamst du da hin,
02:55:53: wie wurde studiert, wie, was muss man dafür machen, für den etwas unerfahrenen?
02:56:00: Es ist im Endeffekt ein Gremium aus Sommeliers weltweit, wir treffen uns einmal im Jahr für eine
02:56:08: große Probe und sozusagen das Ziel dieser Probe ist, dass wir Weine verkosten, aber entgegen allen
02:56:16: anderen Proben eben nicht blind, sondern extrem transparent, ich sehe die Flasche, ich sehe
02:56:20: das Design, ich habe eine Präsentation, in der mir der Winzer sagt, was habe ich mir bei dem Wein
02:56:26: gedacht, ich sehe Fotos, ich sehe Videos, ich sehe alles erklärt, das heißt ich weiß, bevor ich den
02:56:30: Wein probiere, alles über diesen Wein und entscheide dann, schreibe dann meinen Text zu dem Wein und
02:56:36: entscheide dann final über einen Button, soll der Wein auf die Liste ja oder nein und das macht
02:56:42: man, machen wir über einen ganzen Tag mit ganz unterschiedlichen Wein aus unterschiedlichen
02:56:46: Appellationen, Trauben und so weiter, eigentlich weltweit und das machten wir alle, wir sind ein
02:56:51: Gremium von ungefähr 50 Sommeliers und am Ende entsteht eine Liste von Wein, wo der Großteil
02:56:58: gesagt hat, ja, Empfehlung nach oben und ein Teil von Wein, wo wir gesagt haben, kommt nicht auf die
02:57:03: Liste und dann wird eine Liste released, auf die kann jeder zugreifen und kann sagen, was empfehlen,
02:57:11: denn die vermeintlich besten Sommeliers der Welt auf dieser Liste für Weine und kann die kaufen
02:57:16: oder kann die für mein Restaurant nehmen oder irgendwas und das ist der Gedanke und die Grundidee
02:57:22: waren, Experten Gremium zusammenzustellen von Leuten, die halt wirklich viel Wein probieren und
02:57:26: nicht zu sagen, das sind jetzt nur Berliner oder das sind jetzt nur Deutsche oder das sind nur
02:57:30: Europäer, sonst zu sagen, wir wollen die Leute aus der ganzen Welt und da ist halt die 50 Bestliste
02:57:36: ein gutes Gremium, um Sommeliers zu rekrutieren und im Zuge dessen bin ich seit jetzt im dritten
02:57:41: Jahr Teil dieser Tastinggruppe und es ist mittlerweile wie ein Klassentreffen einmal im Jahr
02:57:47: und es ist unfassbar cool mitzukriegen, dass die Kollegen in Tokio dieselben Schwierigkeiten mit
02:57:53: Händlern haben, wie ich in Berlin oder dass die Kollegen in Buenos Aires irgendwie genauso die
02:58:00: gleichen Diskussion mit Gästen haben zum Thema XY und am Ende sitzen wir alle zusammen, trinken
02:58:06: Wein und reden über Essen und trinken und darüber, wie es auf der Welt gerade aussieht und es ist
02:58:11: ein unfassbar tolles Gremium und eine unfassbar geile visionäre Idee gewesen, Sommeliers zusammen
02:58:19: zu führen und da irgendwie was entstehen zu lassen und ja, es ist eine große Ehre, Teil dessen zu sein
02:58:25: und immer immer alles genauso wie das, was du machst, ein Schritt dahin zu zeigen, dass auch der
02:58:31: Sommelier irgendwie was auszusagen hat und dass wir irgendwie auch einen Forum brauchen, um das,
02:58:36: was wir tun, irgendwie in die Welt rauszuschreien. Und das Ganze wurde initiiert von William Reid,
02:58:41: der auch diese Top 50 Bestliste ins Leben gerufen hat? Exakt, genau, es ist ein britisches Verlagshaus
02:58:47: und die machen das und die die lancieren diese Liste und du kannst dich als Winzer Betrieb kann
02:58:54: du eine Flasche einsenden, das kostet natürlich eine gewisse Vieh, die Flasche dahin zu schicken und
02:59:00: dann füllst du deine Tabelle aus mit allen Details, die da irgendwie wichtig sind über dein Wein und
02:59:04: kannst da Fotos, Videos und so weiter hochladen, dann probiert diese Gruppe den Wein und wenn der
02:59:10: und dann entscheiden wir ja oder nein und dann kommt der Wein am Ende auf die Liste ja oder nein
02:59:15: und dann können eben praktisch User diese Liste, ich glaube im Abo oder irgendwie wie genau das
02:59:21: funktioniert, auf jeden Fall kann man die auf diese Liste zugreifen und kann dann sehen, was die
02:59:26: Empfehlungen des Jahres 24 jetzt ergeben haben oder ja so ist die Idee. Schön, spannende Sache,
02:59:34: spannende Sache und lohnt sich einfach irgendwie transportiert und publiziert zu werden, weil es
02:59:38: da ja dann es zum ein die Idee ist, die Möglichkeit eben auch die Zombies zu präsentieren, dann eben
02:59:44: auch besondere Weinen in irgendeiner Form zu präsentieren. Gab es für dich da Umstellung,
02:59:49: dieser Umstellung von der asiatischen hin zur Berliner Küche, so als Kern oder als Oberthema,
02:59:54: Umwandlung in der Weinphilosophie, weil so rieslingt wie jetzt dieser, den wir im Glas haben,
03:00:01: würde ja glaube ich sowohl zum einen als auch zum anderen passen, oder? Ja, auf jeden Fall,
03:00:06: aber im Zuge dessen, dass wir entschieden haben wir wollen mehr auch unsere Berliner Identität
03:00:11: rausholen und ich auch mich selber so ein bisschen unter Druck gesetzt habe mit der Großspurigen
03:00:15: Aussage, ich mache eine rein deutsche Begleitung dazu, habe ich mich auch aus den vorhin genannten
03:00:20: Gründen so ein bisschen aus meiner Komfortzone rausgebewegt und gesagt, okay ich werde mich
03:00:25: jetzt mehr auch mit deutschen Produzenten, deutschen Produkten und so weiter auseinandersetzen,
03:00:30: die jetzt sozusagen von meiner Grundemotion nicht mein erstes Go-to wären und habe seitdem auch die
03:00:37: deutschen Teil der Weinkarte stärker ausgebaut und mehr auch spannende und super tolle deutsche
03:00:44: Winzer Persönlichkeiten kennenlernen dürfen, deren Weine ich jetzt serviere und das ist cool und
03:00:51: ich habe einfach jetzt auch mehr da wieder so in Deutschland Bezug und auch beim Bereich Spirituosen
03:00:57: und so weiter und sofort auch immer mehr geguckt, dass wir mehr Deutsch haben, dass wir halt nicht
03:01:01: ein Obstbrand aus dem Elsass ausschenken, sondern dass wir halt sagen wir sind Berliner, dann können
03:01:06: wir doch auch Produkte von regional machen, dann können wir doch auch ein Saft aus Brandenburg
03:01:10: servieren und dass wir immer mehr auch darauf gehen, dass wir halt uns auch da besinnen auf das,
03:01:15: was eigentlich bei uns und um uns herum passiert. Nicht für alles und nicht für immer, aber sozusagen
03:01:21: dass wir da mehr und mehr auch mal gucken, was bei uns so geht und das ist schon eine Umstellung für
03:01:27: mich gewesen, weil mein Blick eben wie gesagt eigentlich immer der ist, erstmal sozusagen
03:01:32: Deutschland verlassen und dann anfangen zu gucken, was es so gibt. Wenn ich dir jetzt in dem Fall
03:01:36: mitgebracht hätte, wir hätten uns getroffen Raphael und du würdest gesetzt dem Fall, was höchst
03:01:41: unwahrscheinlich ist, das Haus nicht kennen. Wie würdest du dich so ein Wein nähern? Also wie
03:01:44: betrachtest du Wein? Ist die Farbe für dich wichtig, ist die Kette für dich wichtig, ist die grüne
03:01:48: Flasche für dich wichtig, ist es wichtig, ob es ein Schrauber ist? Ne, das hat man schon geklärt,
03:01:51: Schrauber oder Korken. Gehst du zuerst rein von der Aromatik oder über die Gustatorik an den
03:01:59: Wein ran, versuchst du die erste Wahrnehmung irgendwie zu charakterisieren oder zählt für dich
03:02:05: der Aftertaste, die Entwicklung des Weines, der Nachgeschmack. Was ist für dich Wein, wo es
03:02:13: Wein für dich wichtig, wie schmeckst du Wein? Also das Etikett ist für mich und da muss man
03:02:20: einfach jetzt auch mal ganz ehrlich sein und da können wir Sommeliers im Halle sagen, wir sind
03:02:24: Profis und wir trinken aus schwarzen Gläsern und am besten alles blind und so, das ist doch Quatsch.
03:02:28: Am Ende des Tages serviere ich auch lieber ein Wein mit einem schönen Etikett am Gast als
03:02:32: ein Wein oder Etikett billig aussieht oder sich bei jedem Mal in Kühler legen, von der Flasche löst
03:02:39: oder irgendwas und wenn ich in einem Weinladen stehe und ich gucke irgendwas an, was ich nicht
03:02:43: kenne, greife ich auch eher zur Flasche, die ein schönes Etikett halten in meiner Wahrnehmung als
03:02:47: zur Flasche, wo das Etikett hässlich ist, da würde ich einfach an der Stelle auch gerne mal ehrlich
03:02:52: sein, aber unabhängig davon, wenn ich den Wein jetzt, ich bin sehr, ich brieche sehr gerne und
03:02:59: bin, das ist tatsächlich immer so die erste und wenn das nicht gut riecht oder störend riecht,
03:03:04: dann habe ich eigentlich schon gar keine Lust weiter zu machen oder es zumindest spannend riecht
03:03:07: und dann ist es so, dass für mich das Verkosten ist das eine, ich bin immer relativ schnell in
03:03:14: einem ersten Urteil den Wein einmal zu riechen, im Mund zu nehmen, zu probieren, auszuspucken und
03:03:19: dann kann ich die relativ schnell sagen, okay, finde ich gut oder tut bei mir gar nichts, aber es
03:03:25: ist schon so, dass ich dann wie vorhin schon gesagt, dann noch einen Tag später den Rest der Flasche
03:03:31: nochmal probiere und schon versuche, dem ganz eine zweite Chance zu geben und ich finde, dass der
03:03:35: Wein, der Wein muss das überleben können, also je nach Stil, aber in den meisten Fällen am nächsten
03:03:42: Tag nochmal zu performen und sich ein bisschen gewandelt zu haben und da, wenn der Wein das
03:03:49: nicht kann oder er sich nicht zum Guten hin entwickelt, dann finde ich das Teil meistens
03:03:53: falsch schwierig, aber ansonsten bin ich da immer eher sehr schnell in der ersten Tendenz und dann
03:04:00: in der zweiten Tendenz bestätigt sich das hoffentlich oder halt auch nicht. Bei dem jetzt siehst du
03:04:05: die Rebshorte, siehst du den Winzenau, siehst du das Gebiet, wenn du rein riechst? Auf jeden Fall
03:04:11: den Schiefer, das war sozusagen die erste, diese, diese, diese, diese Stinkigkeit, das war das erste,
03:04:19: was mir, was mir aufgefallen ist, aber sobald man es dann trinkt, der grüne Apfel, die frische, die,
03:04:24: die, die Präzision und auch die Salzigkeit, dann ist es schon auch viel Traube, dann ist es schon
03:04:30: auch viel Terroir und dann finde ich es auch ehrlich gesagt richtig gut. Ist für dich eher ein Solis und Speisebegleiter?
03:04:35: Ich glaube, das höchste Kompliment, was ich aussprechen könnte für egal, welchen Wein wäre,
03:04:42: es ist ein geiler Speisebegleiter, den ich sogar alleine trinken würde und das ist auf jeden Fall
03:04:51: ein Speisebegleiter, würde mir aber auch als Flasche Spaß machen. Aber es ist auf jeden Fall was,
03:04:56: was mit Essen super gut funktioniert, weil man, wenn man da mit was arbeitet, was vielleicht Säure hat,
03:05:01: wenn man damit was arbeitet, was Salz hat, dann, dann und damit so ein bisschen noch die, die Exotik,
03:05:06: die der Wein hat, rauskitzelt, dann kann das schon richtig geil funktionieren und dann, dann ist das
03:05:10: super gut, weil dann kriegt es Textur, dann kriegt es Schmelz, dann kriegt es Creme und dann, dann ist
03:05:15: es auch wirklich, wirklich gut und ich habe ihn vor Beginn unsere Aufnahme aus dem Kühlschrank
03:05:20: genommen und den meisten Menschen wäre jetzt zu warm, aber ich finde ihn jetzt so beigeschätzt mal so
03:05:25: 16, 17 Grad, ehrlich gesagt, gerade richtig gut. Ich finde, dass eigentlich schön, dass er jetzt
03:05:31: es schon brillieren kann, aber ich glaube, die eigentliche Kompetenz, die eigentliche Stärke des
03:05:36: Weines kommt wahrscheinlich erst in 10, 15 Jahren zum Tragen. Also, dass er da die, die Aromen tiefer
03:05:42: eigentlich erst raus spielen kann. Ja, ja. Das ist ja oft so, aber dann ist halt immer die Frage,
03:05:48: leider Gottes macht es halt auch jetzt schon Spaß zu trinken. Wenn ich privat, wenn ich privat Wein
03:05:53: kaufe, dann bin ich ehrlich gesagt dazu übergegangen, immer mindestens zwei Flaschen zu kaufen, dann
03:05:59: kann ich nämlich eine aus Neugier, ich schon jetzt trinken und bei der anderen weiß ich dann ungefähr,
03:06:03: wie lange ich noch warten kann, darf oder muss bis der, bis ich die zweite Flasche trinke, weil
03:06:09: schon zu oft erlebt, man kauft eine Flasche, macht sie dann doch auf und denkt sich, wow, richtig
03:06:14: geil, aber der wäre in 10 Jahren noch besser gewesen und dann ärgert man sich, wenn man es nicht mehr
03:06:19: kaufen kann, deswegen immer, immer lieber, immer lieber eine zweite. Dokumentierst du oder kannst
03:06:24: du das alles memorieren? Also, hast du dein Büchlein, dein schwarzes Büchlein, wo du es reinschreibst,
03:06:28: hast du dann eine Online-Lösung oder bleibt das ohnehin gerade nicht bei einer Probe, wo du ohnehin
03:06:33: tausend Weine probierst, sondern zu Hause, wenn du eine Flasche trinkst, kannst du dich an den Wein
03:06:37: noch drei, vier, fünf Jahre zurückerinnern? Bei einer Probe schreibe ich mit, beziehungsweise mache
03:06:45: mir ganz schneude Fotos mit dem Handy und arbeite danach, aber bei Sachen, die ich privat getrunken
03:06:52: habe, die Sachen, die mich begeistern, merke ich mir, da kann ich dir auch genau den, was ich dazu
03:06:58: gegessen habe, in welcher Situation, welchen Jahrgang und welche Lage und welchen irgendwas,
03:07:02: das weiß ich ganz genau, das vergesse ich auch nicht, warum auch immer mein Hirn das tut und die
03:07:08: Sachen, die ich vergesse, die waren es einfach nicht wert, sie zu erinnern, ehrlich gesagt. Und
03:07:12: das ist, das funktioniert für mich fantastisch. Also, es ist selten so, dass ich auf dem Handy
03:07:16: Fotos finde von vor neun Jahren und mir denke, oh, stimmt, da waren wir da essen, ah, da hatten wir
03:07:20: ja den, der war richtig gut, das passiert nicht. Und dann, ich weiß noch, wir waren da und haben
03:07:24: den und den Wein getrunken, aber ich weiß nicht mehr, was ich dazu gegessen habe, ich gucke
03:07:27: mein Handy und es geht mir leider eins zu eins genauso. Also wirklich, ja, genau. Ich habe
03:07:32: mir an die Weine erinnern, egal wo wir waren, aber manchmal verschwimmt es mit dem Essen,
03:07:36: manchmal auch die Gespräche, hoffentlich selten die Begleitung, aber die Weine, die sind immer
03:07:42: präsent und auch in der, in der Entwicklung, also über den Abend, darüber hinaus, das finde ich,
03:07:47: finde ich spannend, also das macht Spaß. Ja, beim ganz genauso. Hast du noch Ziel oder Wünsche,
03:07:54: irgendwas, was du dir persönlich vorgenommen hast, was du erreichen möchtest, was du machen
03:07:59: möchtest, konkrete Vorhaben oder alles im Lot? Grundsätzlich alles im Lot, aber irgendwann muss
03:08:08: man sich ja trotzdem die Frage stellen, will man sozusagen mit Anfang 60 noch am Tisch stehen
03:08:14: und Wein empfehlen oder was ist sozusagen der nächste Schritt und ich glaube, das Perspektivisch,
03:08:19: das was ich kann und was ich mir über die letzten Jahre angetrunken, an sozusagen gekellnet und in
03:08:27: Gesprächen mit Gästen mir angebahnt habe, da irgendwann in eine Funktion zu gehen, wo man
03:08:33: vielleicht jüngere Kollegen mehr und mehr Schultbetriebe diese Kompetenz vermittelt,
03:08:40: dass sowas vielleicht perspektivisch was für mich wäre. Ich glaube, ich bin nicht der Typ,
03:08:44: der für eine dauerhafte Selbstständigkeit gemacht ist, stand heute zumindest würde ich das nicht
03:08:49: behaupten, aber dann eher zu sagen, man unterstützt Leute, die eine Selbstständigkeit haben und denen
03:08:57: vielleicht gewisse Dinge fehlen oder einen Blick auf was fehlt und dafür habe ich einfach den Job
03:09:01: so viele Jahre schon gemacht, dass ich, wenn ich ein Backoffice irgendwo sehe, kann ich dir genau
03:09:07: sagen, wo, wenn ihr im Stress seid, wo es gleich was runterfällt und die Kompetenz irgendwann weiter
03:09:15: zu geben und da Leuten zu helfen und zu schulen. Ich glaube, das wäre was, was mir extrem viel
03:09:20: Spaß machen könnte, weil man dann den Bezug zur Praxis nicht verliert, aber trotzdem irgendwann
03:09:25: nicht mehr jeden Abend im Abendservice steht. Man hat irgendwie das Gefühl in jedem Wortschreck
03:09:36: der Charakter. In jedem Wort steckt Rückgrat, in jedem Satz steckt eine Meinung. Das hat richtig
03:09:42: Spaß gemacht. Danke Raphael. Danke, dass du unser Gast warst. Danke, dass du es begleitet hast. Danke,
03:09:47: ja auch für diese manchmal polarisierenden Aussagen, die aber ganz viel Sinn machen. Also gerade diese
03:09:53: Gedanken mit der Weinbegleitung. Ja, warum soll man sie hin und her basteln? Warum soll man sie nicht
03:09:58: einfach so nehmen und vielleicht sogar gezwungen immer so doof, aber genötigt sein, neue Weine
03:10:02: zu probieren von seinem eigenen Geschmacksmuster, vielleicht einfach so wie die Abstand zu nehmen.
03:10:06: Interessant. Und wie gesagt, ich finde es gut, wenn man eine Meinung hat, um diese eben nach
03:10:10: außen zu trinken. Und das kannst du, das machst du. Ein toller Gast. Hat Spaß gemacht. Vielen Dank
03:10:15: dafür. Ja, und abschließend vielleicht noch ganz kurz erneut die kleine Erwähnung zu unserem
03:10:20: neuen Podcast-Format, "Sommelier und Tour". Wir beginnen mit der Schlumberger Säckellerei. Haben
03:10:26: die großartige Orogedie, also die Kellermeisterin von Schlumberger bei uns zu Gast. Man erfährt
03:10:31: neben dieser wahnsinnig charmanten Art, die sie hat ganz, ganz viel über Säckellerei und wie ein
03:10:36: Kellermeister Säckellerei sieht. Ich habe viel gelernt und ich habe ganz viele Gedankenansätze mit
03:10:41: auf den Weg bekommen. Es hat Spaß gemacht. Also ab Dienstag, den 2. September, jeden Dienstag. In der
03:10:49: ersten Woche gibt es das "Feet Red", also die Kurzvorstellung, wenn man so möchte. Und in der
03:10:53: zweiten Woche gibt es das im Prinzip Showcase, also die längere Variante. So haben wir pro Monat
03:10:59: 2 Weingüter, die wir präsentieren können. Und ich hoffe, dass ihr richtig Spaß damit hat. Und
03:11:04: natürlich hoffe ich nicht minder, dass du nicht abwandert, also dass du auch hier bleibst, hier
03:11:07: bei dem Podcast. "Sommelier, die interessantesten Weinkänder unserer Zeit", dem wir dank der
03:11:11: Schlumbergergruppe mit den Handelshäusern Konzio Vini, Schlumberger, Segnitz und der Privatkontenportal
03:11:16: Bremer Weinkollek auch nächste Woche weiterführen können. Und da haben wir einen Gast aus Hamburg,
03:11:21: aus dem Hegel in Hamburg. Hoch sympathisch, das verspreche ich dir. Es ist der großartige Leonard
03:11:26: Dink. Mein Name ist Jörn Dreißigerke, von Dreißigerke aus Rhein-Hessen, genau gesagt aus
03:11:45: Bechtheim. Raphael kenne ich schon unheimlich lang, damals noch als Kommi "Sommelier ohne André
03:11:50: Massion", gar im Restaurant Tüm Rauhe, die Position hat er ja dann übernommen. Und ich
03:11:54: finde ganz, ganz großartig ausgebaut. Raphael hat einen ganz eigenen Stil, hat eine geniale
03:12:00: Karte, setzt sehr viel auf einen eigenständigen Stil, sehr viel auf Zeit und Reife. Was uns
03:12:07: eben ja sehr verbindet, Raphael war bei uns in seiner Zeit Praktikant beziehungsweise,
03:12:13: hat seinen "Sommelier-Praktikum" bei uns gemacht, hat, glaube ich, auch einen sehr
03:12:17: engen Bezug zu uns und zum Weingut, hat gesehen, wie wir arbeiten, hat mitgearbeitet. Wir gehen
03:12:22: dadurch sehr, sehr gut und schätzen ihn sehr oder ich vor allem auch, einfach weil er ein
03:12:26: großartiger Mensch ist, ein guter Typ ist und eben jemand, mit dem man sehr, sehr viel
03:12:32: philosophieren kann, der immer wieder für eine Überraschung gut ist. Wenn ich bei Raphael
03:12:36: im Restaurant bin, nehme ich immer die Weinbekleidung, weil ich weiß, ich kriege was, was außergewöhnlich
03:12:41: ist, was ich noch nicht probiert habe oder eben einen Jahrgang, den ich schon lange nicht
03:12:45: probiert habe, einfach weil er da sehr fokussiert ist. Er macht für mich einen ganz, ganz tollen
03:12:52: Job als "Sommelier" und hat halt eben vor allem ganz, ganz wichtig, seine eigene Handschrift,
03:12:57: viel Passion, viel Leidenschaft und genau das macht ihn aus.
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