Die interessantesten Weinkellner unserer Zeit
00:00:00: Herzlich Willkommen zu Sommi, die interessantesten Weinkähler unserer Zeit.
00:00:05: Ja, ich rede schön mit Händen und Füßen hier.
00:00:09: Unser heutiger Gast ist aus dem Jante in Hannover, Mona Schrada.
00:00:15: Also ich bin eine Person, die schon immer sehr willensstark ist und ich glaube auch schon immer sehr oft ihren eigenen Kopf hatte.
00:00:27: War das immer schon so im Hinterkopf? Ich muss und will viel arbeiten, viele Stunden machen,
00:00:33: weil nur so lerne ich natürlich auch über diesen Beruf, weil dieser Beruf lebt von Berufserfahrung, von nichts anderem.
00:00:40: Genauso wenn du Arzt werden willst oder Ärztin, du kannst ja nur lernen durch die Praxis, durch Menschen.
00:00:46: Wenn du viel auf dem Arbeitsplatz bist, dann passieren viele Dinge und diese Erfahrung bringt dich im Leben weiter.
00:00:54: Und so ist es in unserem Beruf auch, wenn du viel mit Gästen agierst, dann hast du einfach auch viele Situationen, die dich einfach weiterbringen.
00:01:02: Viele Weinfragen, die dich weiterbringen und so war es dann auch.
00:01:06: Ich glaube, das ist einfach der Charakter selber, der anders mit umgeht.
00:01:13: Weißt du was ich meine? Es gibt Angestellte, die sagen, das ist mir eigentlich egal, ich kriege monatlich mein Gehalt und lebe mein Leben.
00:01:19: Und es gibt Angestellte, die sagen, krass, ich fühle euch und es ist schon krass, wie ihr damit umgeht und trotzdem alles tut und so weiter.
00:01:26: Und ich glaube, es gibt auch genauso Arbeitgeber, die sagen, das ist mir eigentlich scheißegal, ich ziehe mein Ding durch und wenn das halt nicht funktioniert, dann schmeiße ich halt Mitarbeiter raus.
00:01:37: Da, glaube ich, kann man wirklich sagen, wir haben unser eigenes Ding gemacht.
00:01:41: Es hat nichts mit der oldschool klassischen französischen Service zu tun oder sonst was, sondern das ist das komplette Gegenteil und das ist das, was ich wollte, also wirklich dieser eigene Handschrift und ich glaube, das ist uns auch ganz gut gelungen.
00:01:59: Die Produkte steigen, unsere Warenkost, alles steigt an und wir wissen halt nicht wohin, wir können das nicht jedes Mal auf dem Menü preishauen.
00:02:10: Ja, also es war eine Situation, das war damals im AQUA, das war mitten im Service, es war Chateau Coins Louton, vom André Louton und den hat mir den Jürgen einfach so unter den Rüssel gehalten und er sagt hier, Riechen, was riechst du?
00:02:28: Also wir hatten keine Ahnung, ich glaube, wir hatten 40 Kuvert oder so, wir waren mitten im Stress, er sagt, Riechen, was riechst du?
00:02:35: Da war ich 19 und ich sag, krass, das ist, also wirklich, ich, er sagt immer der erste Gedanke, was du, sofort, was du riechst, ich sag, das ist hier Rittersport rum, kennst du diese Schokorie mit diesem Papageien drauf, diese Dinger, ja?
00:02:54: Er sagt, krass, ja, Mona, geil, geil, geil, und schreit mich an und das sind so Momente gewesen, ich meine, das Semillon, Sauvignon Bleu drin gewesen, ein weißer Bordeauxblendt, aber das war so mein erster Moment und das war so, und da habe ich gesagt, Mona ja, du bist auf einem richtigen Weg und das ist, mein Papa hat die Früh immer gerne gegessen und das war einfach so, keine Ahnung, es kam mir sofort in den Sinn und ich weiß nicht, dass ich glaube, diese Süßigkeit gibt es heute gar nicht mehr.
00:03:24: Na, die gab es, glaube ich, damals schon gar nicht mehr, aber es ist einfach so, und das macht so Bock, weißt du, wenn du einfach mit deiner Sensorik so spielen kannst und so arbeiten kannst und ja, und das war einfach so, und den Wein, der hat mich lange bei meiner Seite, jetzt kriege ich ihn grad nicht mehr, aber ja, das sind so Momente, ja?
00:03:46: Und es gibt teilweise Weine, die habe ich vor, keine Ahnung, zehn Jahre oder so probiert und die sind immer noch bei mir so krass abgespeichert, die könnte ich immer noch irgendwie beschreiben.
00:03:57: Und das ist schon sehr geil, ja. Da, glaube ich, kann man wirklich sagen, wir haben unser eigenes Ding gemacht.
00:04:04: Also es hat nichts mit der oldschool klassischen französischen Service zu tun oder sonst was, sondern das ist das komplette Gegenteil.
00:04:14: Und ja, das ist das, was ich wollte, also wirklich dieser eigene Handschrift und ich glaube, das ist es uns auch ganz gut gelungen.
00:04:22: Ich bin der Typ, der probiert und auf einmal bericht es in mir aus und fang an darüber zu philosophieren.
00:04:33: Manchmal ist es schon sehr, ja, also ich spreche vielen Bildern. Man kann es vergleichen, Mathe ist für mich immer so ein Thema, ich verstehe es halt nicht, wenn es kompliziert wird.
00:04:46: Für mich ist es immer einfach, wenn man den Bildern spricht. Und ich glaube, dass für viele Menschen da draußen Wein das gleiche Thema, also so ähnlich ist.
00:04:55: Also für viele ist Wein sehr kompliziert, weil es auch sehr kompliziert gehalten wird.
00:05:00: dann wird auf einmal mit Fachbegriffen um sich geschmissen. Also, wenn dann Sommi am Tisch anfängt,
00:05:04: mit Fachbegriffen zu sprechen, mit einem ganz normalen Gast, der eigentlich nur ein Glas Wein
00:05:09: trinken möchte oder vielleicht es auch verstehen möchte, aber halt diesen Fachjargon nicht
00:05:14: versteht, was ja selbstverständlich ist, woher denn auch, ist es natürlich einfacher für ihn,
00:05:19: wenn er einfach in Bilder angesprochen wird und vielleicht auch schöner und romantischer,
00:05:23: wenn er ihn auf eine Reise mitnimmt. Und das ist, glaube ich, das, was ich tue, automatisch,
00:05:28: weil ich es eigentlich ganz cool finde und das in meinem Hirn schon automatisch mache, ohne darüber
00:05:35: nachzudenken, wenn ich in der Weinbegleitung dann darüber anfange zu faseln. Ja, dann
00:05:42: sitzen manchmal die Gäste da und sagen, oh Gott, waren sie schon mal da? Ich sage, da jetzt
00:05:46: aus demweise nicht. Das fühlt sich gerade so an, als ob sie sind auf einer Reise mitgenommen. Also,
00:05:50: das ist, ja, das ist, ich weiß nicht, ich kann es mal nicht erklären, aber mir passiert das
00:05:56: irgendwie so, dass ich da einfach so mal abdrüfte in so eine andere Welt und das ist eigentlich
00:06:01: ganz cool. Die Gäste kam rein nach und wie geht es ihnen? Eine ehrliche Frage und du antwortest
00:06:08: da mal ehrlich und sagst, uns geht es nicht gut. Ach, ja, naja, das wird auch schon wieder. Was steckt
00:06:18: eigentlich für ein Winzer dahinter und was fühlt ihr für ein Leben und es ist dann auch schon so
00:06:22: ein bisschen Storgen, muss man dann auch schon mal, ja. Hier ist mal dramatisch ausgesprochen,
00:06:27: ja, aber das ist einfach, das ist ein großes Problem und da rede ich nicht nur von uns,
00:06:32: da rede ich, glaube ich, von vielen Kollegen, die, glaube ich, genauso denken. Meine Eltern haben
00:06:39: gesagt, Mona, immer, immer gucken, immer, immer was machen, immer, du musst immer mitmachen und
00:06:45: immer gucken, was du mitnehmen kannst. Aber wir kalkulieren anders und dementsprechend müssen
00:06:51: wir uns auch anders rechtfertigen für das, was wir tun. Ich wollte das auch, ich wollte immer
00:06:55: bis zum Schluss bleiben und saßen wir nachts um drei dann zusammen und dann durfte ich zum Abschluss
00:07:00: einen Schluck Sautern probieren als Dankeschön. Und das war natürlich, ja, und das war natürlich
00:07:09: für mich, ich habe diesen Wein probiert und dachte, Wahnsinn und das macht man aus Trauben. Also ich
00:07:16: habe, man hat mit 13 natürlich ein ganz anderes Verständnis. Also dann war ich so wirklich so
00:07:20: berührt, weil ich dachte, das ist, glaube ich, die einzigte Frucht, sage ich jetzt mal in Anführung
00:07:25: Strichen, die so wandelbar ist auf Erden und die so vielfältig ist und das hat mich wirklich
00:07:33: fasziniert und das ist auch das einzige Thema, was in der Theorie bei mir auch funktioniert, was
00:07:39: hängen bleibt. Und dann habe ich mich rein gehangen und habe das Thema Wein für mich entdeckt und
00:07:44: das ist für mich die Passion meines Lebens geworden. Und ja, da bin ich jetzt heute. Du hast
00:07:52: hochwertige Gläser, du hast dann dementsprechend nochmal eine hochwertige Karaffe, du hast
00:07:58: hochwertige Eiskühler, du hast Eis, wo der Wein drin gekühlt wird und so weiter und so fort. Also
00:08:03: es ist, ja, das sind alles so Sachen, die halt da auch nicht mit einberechnet werden. Das ist
00:08:09: alles selbstverständlich, dass du aus einem 65 Euro Glas trinkst, was dann eventuell auch nochmal am
00:08:16: Ende des Abends mitgenommen wird, weil es so wunderschön ist. Also natürlich jedes Zeug,
00:08:21: was ich hier habe, was ich auschenke, habe ich schon mal probiert und das wird abgespeichert. Und
00:08:25: da ist ja auch immer das Faszinierende und das Coole dabei, dass teilweise da ja auch so richtige
00:08:32: Erinnerungen hoch herbeigerufen werden. Also du probierst was und denkst, ach krass, das habe
00:08:39: ich, das kenne ich und dieser Geschmack oder das erinnert mich an manchmal auch vielleicht eine
00:08:44: Person oder an ein Geruch oder eine Situation oder na, also es gibt ja manche Weine, die können ja
00:08:51: richtig was Emotionales in die herbeirufen und das ist schon echt crazy. Und das komplette Gespräch
00:08:58: findet ihr ab morgen bei Sommelier, die interessantesten Weinkeller unserer Zeit auf dieser
00:09:03: Plattform oder überall, wo es Podcast gibt. Das wollen, es will keiner hören. Es will,
00:09:08: also es wird gefragt, aber die ehrliche Antwort will keiner hören. Diese Folge Sommelier,
00:09:14: die interessantesten Weinkeller unserer Zeit, wird Unterstützung begleitet von den Weingütern
00:09:19: Kühngio aus Rheinhessen, Montredon aus der Côte d'Iron, dem Weingut Alles verloren aus Wortland und
00:09:27: unserem Partner, der Schlumbergergruppe. Vielen lieben Dank dafür. Schwierig, die ganze
00:09:35: wirtschaftliche Situation, die Verantwortung, die wir natürlich unseren Mitarbeitern wir gegenüber
00:09:42: haben, jeder Selbständiger in Deutschland. Es ist, es ist hart. Also man kämpft wirklich,
00:09:53: muss man so sagen, um es überleben. Also wir sind, ja wir sind am Limit.